Die New Orleans Pelicans, damals noch als Hornets unterwegs, sicherten sich im Dezember 2011 seine Dienste. Die Chance als dritter mexikanischer Spieler überhaupt in der besten Liga der Welt aufzulaufen, ließ ihn dabei über so manch negativen Aspekt hinwegsehen.
"Ich sehe meine Familie relativ selten, was sehr schwer für mich ist", so Ayon. Er hatte erst kurz zuvor seine Frau geheiratet, die mit dem gemeinsamen einjährigen Sohn zunächst in Mexiko blieb. Auch Sprachprobleme erschwerten ihm den Start. Doch letztlich überwog die Leidenschaft: "Ich freue mich, Basketball zu spielen, egal an welchem Ort auf der Welt", stellte er klar.
Die Liebe zu seinem Sport sollte jedoch auf eine harte Probe gestellt werden. Denn trotz einer guten Rookie-Saison, in der bei limitierter Einsatzzeit neben seiner Athletik vor allem die solide Defensivarbeit und das gute Auge für den Mitspieler auffielen, stand Ayon in folgenden Jahren für vier unterschiedliche Klubs auf dem Parkett.
Neben New Orleans finden sich auch die Milwaukee Bucks, Orlando Magic und Atlanta Hawks in seiner Historie wieder, er diente dabei als Trademasse oder lediglich als Mittel, finanziellen Spielraum zu schaffen. Auch seine Einsatzzeiten waren bei allen Teams nicht im gewünschten Bereich.
Eine fatale Konstante
Vom Dasein als Ergänzungsspieler ließ er sich trotzdem kaum aus der Ruhe bringen. "Das Gute ist, dass ich jeden Tag zum Training kann", so Ayon. Er schob jedoch nach: "Ich verbessere mein Spiel an jedem Tag, allerdings bin ich hier um zu spielen, nicht um auf der Bank zu sitzen." Sein Körper ließ ihn allerdings regelmäßig im Stich.
Die letzte Saison in Atlanta steht dabei sinnbildlich für eine Odyssee der Frustration. Zwar verpasste Ayon große Teile der Saisonvorbereitung, jedoch kämpfte er sich zurück. Nach einem Double-Double gegen die Toronto Raptors, als ihm in 30 Minuten 18 Punkte und 10 Rebounds gelangen, schien er endgültig angekommen zu sein im System von Coach Mike Budenholzer.
Er hatte seine Rolle gefunden und gab dem Team die so wichtige Präsenz unter den Brettern. Umso bitterer war der erneute Dämpfer: Eine Schulterverletzung zog nicht nur eine Operation nach sich, sondern war gleichbedeutend mit dem Saisonaus. In der Folge wurde auch sein im Sommer 2014 auslaufender Vertrag nicht verlängert.
Vertrauter Neuanfang
Aufgrund der Rückschläge war die überzeugende Weltmeisterschaft umso wichtiger, seine Auftritte weckten gleich bei mehreren Teams Interesse. So auch bei den Verantwortlichen von Real Madrid, die bereits seit längerem ein Auge auf den Mexikaner geworfen hatten. Im Werben um Ayon griff der Hauptstadtklub deshalb tief in die Tasche und nahm den Mexikaner für zwei Jahre unter Vertrag.
Unter anderem gelang es Madrid so sogar, die San Antonio Spurs auszustechen. Während der NBA-Champion wohl nur mit einem wenig lukrativen Deal sowie begrenzter Spielzeit aufwarten konnte, erfährt der 29-Jährige bei Real eine größere Wertschätzung. Die Madrilenen versprechen sich einiges von der Verpflichtung: Unter der Leitung von Coach Pablo Laso soll Ayon zu einer festen Größe werden und neben dem spanischen Meistertitel auch den Euroleague-Titel in die Hauptstadt bringen.
Einfach fiel Ayon die Entscheidung dennoch nicht, denn eigentlich wäre der Umworbene laut eigener Aussage lieber in der NBA geblieben. Das Angebot war jedoch letztlich einfach "zu gut, um es abzulehnen" - und vielleicht gehören auch die Hindernisse, die den mexikanischen Titan in die Knie zwangen, durch den lockereren Terminkalender der Vergangenheit an.
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Gustavo Ayon im Steckbrief