Obradovic? "Hatte Riesenrespekt"

Von Max Marbeiter
Alex King (l.) spielt seit 2013 im Trikot von Alba Berlin
© getty
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SPOX: Wie wichtig ist eine gute Beziehung zum Coach?

King: Extrem wichtig. Eine gute Kommunikation zwischen Spieler und Trainer ist essentiell. Als Spieler brauchst du einfach Feedback, musst wissen, was du richtig und was du falsch machst. Wo du dich verbessern kannst. Da hilft es, wenn der Coach auf dich zukommt und klare Anweisungen gibt.

SPOX: Das Coaching scheint Sie zu faszinieren. Kürzlich erwarben Sie die B-Lizenz. Wie kam es dazu?

King: Da ich sehr gerne mit Kindern arbeite, dachte ich, dass es interessant wäre, mal die Perspektive eines Trainers kennenzulernen. Es hat mich interessiert. Im Sommer hatte ich genug Zeit, habe dann beim DBB angefragt und am Ende den Schein gemacht. Auch Dirk Bauermann gab eine Vorlesung.

SPOX: Hat das Ganze Ihre Perspektive als aktiver Spieler verändert? Sehen Sie das Spiel nun anders?

King: Auf jeden Fall! Ich sehe das Spiel jetzt völlig anders. In jungen Jahren träumt man auf der Bank manchmal noch ein wenig vor sich hin, je älter du wirst, desto anders liest du das Spiel. Solange du jung bist, versuchst du dafür von älteren zu lernen. Mir persönlich haben Pascal Roller und Yassin Idbihi zum Beispiel extrem geholfen.

SPOX: Inwiefern?

King: Die beiden meinten, ich solle den Gegenspieler von der Bank aus immer beobachten und mir ansehen, was ihn ausmacht, wie er spielt. So fokussierst du dich viel mehr auf das Spiel und bist am Ende wesentlich mehr bereit, wenn du dann in die Partie kommst.

SPOX: Mit 30 zählen Sie mittlerweile zu den Erfahrenen - und machten mit dem Wechsel nach Berlin gewissermaßen dennoch einen Schritt in Richtung Ihrer Anfänge. Immerhin gilt Albas Coach Sasa Obradovic ebenfalls als harter Hund. Doch es scheint perfekt zu funktionieren. Was macht ihn denn aus?

King: Was ich an ihm ungemein schätze: Er ist immer hart, geht aber auch immer auf uns ein. Im Training oder Spiel ist er nie locker. Kommt es doch mal vor, ist es ein komischer Tag. Wenn du zu Sasa gehst, weißt du, was dich erwartet. Er geht jeden gleich an - aber eben nicht, um uns eins auszuwischen, er möchte uns alle besser machen. Klar hörst du das als Spieler mitunter nicht allzu gerne, am Ende denkt er aber an die Zukunft. Er möchte das Potential seiner Spieler einfach bestmöglich ausschöpfen und das Maximum aus ihnen herausholen.

SPOX: Hatten Sie nach den Erfahrungen mit Didin dennoch einen gewissen Respekt vor Obradovic?

King: Ich hatte sogar einen Riesenrespekt und dachte schon, dass es ähnlich werden könnte wie bei Murat Didin. Am Ende kann man es aber nicht vergleichen. Sasa möchte aus seinen Spielern wirklich etwas rausholen und dich nicht erniedrigen. Er behandelt jeden gleich und macht keine Unterschiede.

SPOX: Während der Spiele macht es meistens den Anschein, als würde sich Obradovic am liebsten mit jedem anlegen. Auf der Pressekonferenz im Anschluss ist er dann aber schon wieder völlig ruhig. Ist er im Umgang mit dem Team genauso?

King: Ja, wenn er nach dem Spiel im VIP-Bereich auf dich zukommt, dir die Hand gibt, auf die Schulter klopft, denke ich mir manchmal: "Wer ist das denn? Ist das Sasas Zwillingsbruder?" Sobald das nächste Training ansteht, heißt es dann wieder: gehorchen! (lacht)

SPOX: Das alles scheint bei Ihnen bestens zu funktionieren. Alba war einen Großteil der BBL-Saison ungeschlagen - und das trotz der Aufgaben in der Euroleague. Woher kommt die Entschlossenheit?

King: Der Heimvorteil ist für uns in diesem Jahr einfach ungemein wichtig. In der BBL gibt es so viele heimstarke Teams und vergangene Saison haben wir im Finale am eigenen Leib erfahren, was der Heimvorteil ausmacht. Mental ist es viel schwieriger, wenn man ein Spiel gewonnen hat und im entscheidenden Spiel dennoch wieder auswärts ran muss.

SPOX: Und wie gelingt der Spagat zwischen Euroleague und BBL?

King: Wenn der Coach beispielsweise das Gefühl hat, dass am Wochenende ein wichtiges Spiel in der BBL ansteht, konzentrieren wir uns bereits unter Woche mehr auf das Spiel in der Liga als auf die Euroleague gegen Barcelona oder Real. Auf die bereiten wir uns dann tatsächlich nur einen Tag vor. Hin und wieder sind die Systeme in BBL und Euroleague auch so ähnlich, dass man sich auf die gleichen Plays vorbereiten kann.

SPOX: Kommen wir am Ende noch auf die Nationalmannschaft zu sprechen: Für die Heim-EM im Sommer hoffen viele auf Dirk Nowitzki und Dennis Schröder. Aber wird der deutsche Basketball am Ende vielleicht ein wenig zu sehr auf die beiden reduziert?

King: Natürlich liegt der Hauptfokus auf den NBA-Spielern. Das haben sie sich auch verdient. Aber auch die deutschen Spieler in Europa haben unglaubliche Fortschritte gemacht. Maik Zirbes spielt beispielsweise in Serbien, einem Land, in dem beim Basketball unglaublich viele Emotionen dabei sind. Das wird ihn weiterbringen und am Ende auch den deutschen Basketball. Maxi Kleber hat in der ACB (erste Liga in Spanien, Anm. d. Red.) eine tragende Rolle. Auch die BBL wird immer stärker, die deutschen Spieler bekommen immer mehr Minuten. Dazu unsere Auftritte in der Euroleague. Das hilft der Nationalmannschaft extrem weiter, da ein ungemein intensiver Wettbewerb entsteht. Natürlich steht aber niemand mit Dirk auf einer Stufe.

SPOX: Ist Deutschland sogar auf einem guten Weg, ein wenig die komplette Abhängigkeit von seinen NBA-Spielern zu verlieren?

King: Das kann ich mir gut vorstellen. Mit Chris Fleming haben wir nun zudem einen Trainer, der sowohl in den USA als auch in Europa sehr viele Spieler kennt. Er kann die Spieler sehr gut lesen und weiß ganz genau, wen er auswählen muss, um den Mannschaften in unserer Gruppe bestmöglich zu begegnen. Er wird niemanden nehmen, der zwar starke Stats auflegt, aber kein Teamspieler ist. Das Gesamtkonstrukt muss passen. Wir brauchen Spieler, die gut verteidigen können, da in unserer Gruppe unglaublich viele gute Offense-Spieler dabei sind.

SPOX: Hatten Sie denn bereits Kontakt mit Fleming?

King: Ja, wir haben in Berlin bereits gesprochen. Noch mache ich mir zwar keine Gedanken um den Sommer und konzentriere mich auf Alba, aber natürlich ist es für mich immer die größte Ehre, wenn ich für die Nationalmannschaft spielen darf.

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