Hinter uns liegt ein erlebnisreiches Box-Jahr: Arthur Abraham verließ gleich zweimal als Verlierer den Ring, Manny Pacquiao vermöbelte Antonio Margarito und junge deutsche Boxer wie Alexander Frenkel strebten Richtung Weltspitze. Doch: 2011 wird es noch spannender!
2011 wird ein Box-Fest: Es gibt zahlreiche spannende Paarungen wie das US-amerikanische Duell zwischen WBC-Weltmeister Devon Alexander und WBO-Weltmeister Timothy Bradley im Weltergewicht (29. Januar) oder aber der Supermittelgewichts-Fight zwischen IBF-Weltmeister Lucian Bute und der Nummer 2 der WBC-Weltrangliste, Brian Magee (19. März).
Sebastian Zbik wird endlich die Chance haben, gegen Sergio Martinez um die WBC-Weltmeisterschaft im Mittelgewicht zu boxen und zwischen dem mexikanischen Weltergewichts-Talent Saul Alvarez und WBA-Weltmeister Vyacheslav Senchenko bahnen sich zumindest Verhandlungen an.
Nächstes Jahr wird dem Box-Fan also einiges geboten, doch: Welche Paarungen sind die echten Kracher? Welche Fights sollte man sich schon jetzt im Kalender rot anstreichen? SPOX stellt die fünf vielversprechendsten Kämpfe vor:
Platz 5: Manny Pacquiao (PHI - 52-3-2) - Shane Mosley (USA - 46-6-1)
Termin: 7. Mai 2011
Ort: Las Vegas
Gewichtsklasse: Weltergewicht
Titel: WBO
Manny Pacquiao ist im gewichtsklassenunabhängigen Pound-for-Pound-Ranking die unangefochtene Nummer eins. Zu recht: In acht (!) Gewichtsklassen holte der Pacman WM-Titel, derzeit deklassiert er seine Gegner im Weltergewicht. Zuletzt traf es Antonio Margarito, der satte 474 Treffer einstecken musste und sich anschließend im Krankenhaus wiederfand.
Getty"So schlimm hat Manny noch nie jemanden zugerichtet", sagte Pacman-Coach Freddie Roach nach dem Kampf.Dennoch landet der nächste Fight von Pacquiao in der SPOX-Vorschau nur auf Rang fünf, denn leider, leider, leider heißt sein Gegner nicht Floyd Mayweather Jr. Er scheint derzeit der einzige zu sein, der den Siegeszug des Pacman stoppen könnte, doch momentan beschäftigen ihn ganz andere Probleme: Mayweather wurde wegen eines tätlichen Angriffs eingebuchtet und wieder gegen Kaution freigelassen.
"Mayweather stand ganz oben auf unserer Liste. Er hätte uns nur signalisieren müssen, dass er vorbehaltlich seines schwebenden Strafverfahrens zur Verfügung steht. Wir hätten gewartet, haben aber nichts von ihm gehört", gab Promoter Bob Arum bekannt.
Deshalb geht es nun also gegen Shane Mosley. Der Amerikaner, der vor wenigen Jahren zu den besten Boxern der Welt zählte, gewann nur zwei seiner letzten fünf Kämpfe, verlor unter anderem gegen Miguel Angel Cotto und eben jenen Mayweather - und ist mittlerweile 39 Jahre alt.
Auch Sugar besiegte Margarito, hat seinen Zenit aber längst überschritten. Blieb er bis zu seinem 38. Profi-Kampf unbesiegt, so häufen sich in den letzten Jahren die Niederlagen.
"Ich weiß, dass alle denken, ich sei ein alter Mann und Pacquiao werde mich schlagen. Aber ich bin noch immer stark und schnell. Sie dachten schon einmal, ich wäre am Ende, doch dann habe ich Margarito ausgeknockt. Also sollen sie denken, was sie wollen. Ich weiß, was ich kann", verkündete Mosley selbstbewusst.
Arum hingegen macht nicht den Fehler, Sugar zu unterschätzen: "Mosley ist sehr gefährlich, ein erfahrener und raffinierter Kämpfer. Das wird ein sehr, sehr interessanter Fight werden."
Hier geht es zur Vorschau auf den Kampf Witali Klitschko gegen Odlanier Solis.
Platz 4: Witali Klitschko (UKR - 41-2-0) - Odlanier Solis (CUB - 17-0-0)
Termin: Frühjahr 2011
Ort: noch unbekannt
Gewichtsklasse: Schwergewicht
Titel: WBC
Endlich ist es so weit: Odlanier Solis darf Witali Klitschko herausfordern. Unermüdlich hat sich der Kubaner in den letzten Jahren die Ranglisten nach oben geboxt und mit dem Sieg über Ray Austin endlich die Berechtigung für einen WM-Fight erkämpft.
"Witali ist der Nächste auf meinem Zettel. Er läuft seit geraumer Zeit vor mir weg. Witali hätte in den letzten anderthalb Jahren jederzeit gegen mich boxen können. Stattdessen hat er sich irgendwelche Flachpfeifen ausgesucht, die er dann verhauen hat."
GettyIn der Tat: Vor allem der Fight gegen den völlig überforderten Shannon Briggs, der nur mit Müh' und Not mit Klitschko über alle zwölf Runden ging, trug zu dem Spott bei, den die Klitschkos seit einiger Zeit einstecken müssen. Zu schlecht seien ihre Gegner, zu langweilig die Fights, musste sich das Brüderpaar anhören.Steigt mit Solis nun endlich ein unangenehmer Boxer in den Ring? Fakt ist: Der Kubaner hat eine äußerst erfolgreiche Amateurkarriere hingelegt, gewann 227 seiner 241 Kämpfe, blieb bei Weltmeisterschaften und Olympischen Spielen ungeschlagen. Als Amateur besiegte er unter anderem Sultan Ibragimow, David Haye und Alexander Alexejew.
2007 wechselte Solis ins Profigeschäft und gewann seine ersten beiden Kämpfe durch K.o. in der ersten Runde. Bis zu sechsmal pro Jahr steigt der 30-Jährige in den Ring - und ist noch immer ungeschlagen.
Schon im Mai verkündete La Sombra: "Ich verspreche dir, Witali, danach kannst du dich endlich voll und ganz auf die Politik konzentrieren. Ich nehme dir deinen Gürtel ab und schicke dich in den Ruhestand."
Die Antwort von Klitschko ließ nicht lange auf sich warten: "Ich kann sagen, dass Solis ein ernstzunehmender Herausforderer ist, schließlich war er Olympiasieger und dreimaliger Amateur-Weltmeister. In diesem Kampf werde ich aber beweisen, dass Amateur- und Profiboxen zwei unterschiedliche Sportarten sind."
Für die Fans ist diese Paarung ein erster Silberstreif am Horizont, waren doch die wenigsten über die einseitigen Fights in den vergangenen Monaten erfreut.
Bis zum 7. Januar haben beide Boxställe (Klitschko Management Group und Arena) die Möglichkeit, die Rahmenbedingungen für den Kampf selbst auszuhandeln. Wird keine Einigung erzielt, wird der Kampf versteigert und muss innerhalb von 90 Tagen stattfinden.
Hier geht es zur Vorschau auf den Kampf Arthur Abraham gegen Andre Ward.
Platz 3: Arthur Abraham (GER - 31-2-0) - Andre Ward (USA - 23-0-0)
Termin: Mai 2011
Ort: noch unbekannt
Gewichtsklasse: Supermittelgewicht
Titel: WBA
Für Arthur Abraham geht es bei diesem Kampf im Rahmen des Super-Six-Turniers um alles: Um die nicht kleinen Geldsummen und die Chance auf das Finale. Vor allem aber steht seine Karriere und sein Ruf als Boxer auf dem Spiel. Doch sein Gegner ist der stärkste Boxer des Turniers: Andre Ward, der "Sohn Gottes", wie er sich selbst nennt.
GettyVor einigen Monaten war er trotz seines Olympiasieges in Athen und seiner makellosen Bilanz im Profigeschäft nur Insidern bekannt.Mittlerweile ist Ward auch hierzulande ein Begriff. Der Grund dafür ist seine technische Brillianz, mit der er Mikkel Kessler, Allan Green und Sakio Bika nach Belieben dominierte.
Allerdings werden ihm schlechte Nehmerqualitäten nachgesagt - ein Lichtblick für Abraham, der im vergangenen Jahr noch auf dem Weg zu Deutschlands nächstem Box-Star war, sich mittlerweile aber nach zwei Niederlagen in Folge im freien Fall befindet.
Vor allem seine indiskutable Performance gegen Carl Froch kostete ihn eine Menge Sympathiepunkte. Auch bei seinem Coach Ulli Wegner, der in den Ringpausen vergeblich bemühte, King Arthur bei seiner Ehre zu packen und eine Wende einzuleiten.
Alle Infos und Nachberichte zum Super-Six-Turnier.
"Jetzt hast du nur noch eine Chance: den K.o.! Du hast sonst keine Chance mehr, jetzt geht es wirklich um alles. Sei jetzt ein Mann. Froch lacht sich halbtot über dich", brüllte er seinem völlig lethargischen Schützling entgegen. Doch nichts half.
Und nun wartet ausgerechnet Ward, der mittlerweile als der klare Favorit auf den Sieg im Super-Six-Turnier gilt.
Ein Sieg gegen Ward würde Abraham mit einem Schlag rehabilitieren und die Schmach seiner zwei Niederlagen ausmerzen, doch nicht viele Fans und Experten trauen ihm das noch zu.
Einzige Chance für den King bleibt wohl ein K.o.-Sieg. Nur mit seiner Schlaghärte kann er Ward gefährlich werden, denn taktisch und technisch dürfte der Amerikaner haushoch überlegen sein.
Hier geht es zur Vorschau auf den Kampf Bernard Hopkins gegen Jean Pascal Teil II.
Platz 2: Bernard Hopkins (USA - 51-5-2) - Jean Pascal (CAN - 26-1-1)
Termin: noch unbekannt
Ort: noch unbekannt
Gewichtsklasse: Halbschwergewicht
Titel: WBC, IBO
Was war das für ein Fight zwischen dem Box-Oldie Bernard Hopkins und dem WBC-Weltmeister Jean Pascal Mitte Dezember im Halbschwergewicht: Obwohl dem Kanadier zwei Niederschläge gelangen, war er nicht der bestimmende Mann im Ring.
GettyHopkins hingegen, von vielen im Vorfeld als Box-Dinosaurier verspottet, verkaufte sich gut und hätte aufgrund der hohen Aktivität auch eine Entscheidung zu seinen Gunsten verdient gehabt.Doch am Ende war der Weltmeister-Bonus das entscheidende Zünglein an der Waage: Ein Kampfrichter votete für Hopkins, die anderen beiden für ein Unentschieden.
"Ich habe ein Statement gesetzt. Ich habe Pascal geschlagen. Wenn ich gewonnen hätte, hätte sich keiner darüber beschwert, dass Pascal dem Titel beraubt worden wäre. Man muss seinen Arsch abarbeiten, um nach zwei Niederschlägen zurückzukommen, gegen einen Kanadier in Kanada zu boxen und immerhin ein Unentschieden zu erreichen", ließ Hopkins anschließend verlauten.
"Pascal wusste, dass er um sein Leben und seinen Gürtel rennen muss und dass ich hinter ihm her bin. Er ist ein junger Kerl, der vor einem alten Opa wegläuft. Ich kann diese Jungs immer noch schlagen."
Pascal konterte prompt: "Ich bin bereit, noch einmal gegen Hopkins zu boxen, um zu beweisen, dass ich der Beste bin. Hör' auf, wie ein Baby zu heulen, Bernard: Du bist 45 Jahre alt."
Also: Ein Rematch muss her. Allerdings pocht auch Chad Dawson, der einzige Bezwinger von Tomasz Adamek, auf eine erneute Chance gegen Pascal. Er verlor im August gegen den Kanadier.
Pascal aber stellt klar: "Natürlich kämpfe ich lieber noch einmal gegen Bernard, denn der Kampf war wesentlich enger als gegen Chad."
Hier geht es zur Vorschau auf den Kampf Wladimir Klitschko gegen David Haye.
Platz 1: Wladimir Klitschko (UKR - 55-3-0) - David Haye (GBR - 25-1-0)
Termin: noch unbekannt
Ort: noch unbekannt
Gewichtsklasse: Schwergewicht
Titel: WBA, IBF, WBO
Was war das für ein Vertragswirrwarr und Verhandlungs-Kuddelmuddel zwischen den Klitschkos und Haye: Fans und Experten gleichermaßen waren schon fast geneigt, den Kampf der Kämpfe ad acta zu legen, da gab es plötzlich wieder Grund zur Hoffnung.
Getty"Wir versprechen, dass es 2011 zum Kampf gegen Haye kommt. Wir wollen diesen Kampf um jeden Preis", versprachen die Klitschkos kurz vor Weihnachten in der "Bild".Und sie setzten noch eins obendrauf: "Er darf sich aussuchen, gegen wen von uns er in den Ring steigen will, um seinen WM-Titel zu verlieren."
Die Frage lautet also nicht mehr, ob der Schwergewichts-Kampf zustande kommt, sondern gegen wen der Klitschkos. Vermutlich wird es auf Wladimir statt Witali hinauslaufen. Zum einen ist der jüngere der Klitschko-Brüder der talentiertere von beiden, zum anderen hat Witali mit dem Fight gegen Odlanier Solis bereits einen schweren Kampf vor sich.
Aber: Siegt Haye gegen Wladimir, wird Witali sicherlich Rache nehmen wollen und ebenfalls gegen den Briten in den Ring steigen. Witali Klitschko jedenfalls hat nach der Aktion vor zwei Jahren, als Haye in Zeitungen mit dem abgetrennten Kopf von Wladimir posierte, mit dem Briten noch eine Rechnung offen.
"Diesen Haye werde ich noch bestrafen, vorher höre ich nicht auf zu boxen. Als Boxer ist Haye ein Niemand. Ihm muss endlich das Maul gestopft werden", verkündete Klitschko damals.
Wird Zeit, dass der Fight endlich Realität wird. Und am Interesse der Fans wird es keinesfalls mangeln: Schon der Fight Klitschko gegen Briggs hatte über vier Millionen TV-Zuschauer.
Provokateur Haye wird in Verbindung mit Publikumsmagnet Klitschko für deutlich mehr Fans vor dem Fernsehgerät sorgen und ein Vereinigungskampf des WBA-Gürtels (Haye) mit dem Titel der IBF, WBO (beide Wladimir Klitschko) oder der WBC (Witali Klitschko) würde ordentlich Kohle in die Kassen der Profis spülen.