Arreola: "European heavyweights: S*** my D***!"

Von Norbert Pangerl
Musste gegen Witali Klitschko (r.) einstecken, spuckt jetzt aber wieder große Töne: Chris Arreola (l.)
© Getty

Ex-Klitschko-Gegner Chris Arreola sagt, was er von seinen europäischen Konkurrenten hält. Trainer-Legende Emanuel Steward fand das Marketing im Vorfeld des Pacquiao-Mosley-Showdowns in Las Vegas einfach unglaublich und in Dänemark stellt Evander Holyfield die Weichen für seine Zukunft. Außerdem: Promoter Ahmet Öner verlängert die Liste mit seinen Feinden.

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"Schwabbel" Arreola disst europäische Kollegen

Zu Wort gemeldet hat sich vergangene Woche auch wieder einmal die derzeitige Nummer 3 der US-amerikanischen Schwergewichtsszene, Chris Arreola. Der für seine markigen Sprüche bekannte Fighter äußerte sich in einem Interview in gewohnter Manier über seine europäischen Kollegen. "European heavyweights can s*** my d***!" tönte es aus dem Mund des Kaliforniers. Erstaunlich dabei: Seine beiden Niederlagen steckte Arreola mit Tomasz Adamek und Witali Klitschko ausgerechnet gegen zwei Europäer ein. Gegen den älteren der Klitschkos stieg Arreola mit ordentlich Hüftgold in den Ring und nuckelte seinerseits gefühlte 354mal an der Führhand des Ukrainers.

Der notorisch übergewichtige Arreola scheint nun aber die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. Für seinen Kampf am kommenden Samstag in Carson gegen Nagy Aguilera will Arreola abgespeckt haben und so fit wie noch nie in den Ring steigen. "Ich sehe jetzt, was jeder sieht", sagte er bezogen auf sein Übergewicht in den vergangenen Kämpfen. Mal sehen ob er es wirklich ernst damit meint. Auch beim Nigerianer Samuel Peter hatte man ja kurzzeitig die Hoffnung, dass er die Kurve gekriegt haben könnte - und wurde bitter enttäuscht.

Schafft es Arreola, so kann man davon ausgehen, dass der sympathische 30-Jährige sicherlich noch mal einen Shot auf einen der WM-Titel erhalten wird. Zu gönnen wäre es ihm. Seine Sprüche sind zwar manchmal an der Grenze des Erlaubten, trotzdem gilt: Arreola ist eine coole Sau.

Klitschko-Coach beeindruckt von Marketing-Maschinerie

Hall-of-fame-Trainer Emanuel Steward zeigte sich beeindruckt von der Marketing-Maschinerie im Rahmen des Pacquiao-Fights. "Es war um Längen besser als der Kampf", sagte der Coach von Wladimir Klitschko dem "On the Ropes Boxing Radio".

Auch zu Shane Mosley hatte der 66-Jährige eine Meinung. "Ich denke, er sollte aufhören. Shane war ein großer Krieger und er hat uns jede Menge aufregender Kämpfe beschert, aber nun ist seine Zeit vorbei." Wer kann da widersprechen...

Feudel im Handgepäck

Den Zuschauern einen aufregenden Kampf bescheren wollen Wladimir Klitschko und David Haye. Der Steward-Schützling und der englische Köpfer werden sich am 2. Juli in der Hamburger Imtech-Arena gegenüberstehen. Am Montag dieser Woche trafen sich die beiden schon mal vorab zur Pressekonferenz in der Elb-Metropole.

Wie erwartet lieferten sich beide Boxer eine Fortsetzung ihrer verbalen Scharmützel. Dabei machte Haye gegenüber dem etwas biederen Klitschko die bessere Figur. "Ich hau dir die Rübe runter, dein Kopf wird durch den Ring rollen", kündigte Haye nochmals an. Bereits vor zwei Jahren hatte er sich mit Wladimirs abgetrennten Kopf auf T-Shirts präsentiert.

Von der "Bild" gefragt, ob er wirklich so brutal sei, antwortete Haye: "Noch viel brutaler. Kommt alle und schaut euch das hier an. Ich freue mich schon auf die Klitschko-Party hinterher. Ich bring einen Feudel mit, um die vielen Tränen aufzuwischen."

Dreams are my Reality

Tränen gab es in Dänemark keine, dennoch war am Wochenende das ein oder andere Box-Auge auf Deutschlands nördlichen Nachbarn gerichtet. Zwei Altmeister standen sich im Koncerthuset zu Kopenhagen gegenüber. Die gute Nachricht zuerst: Keiner der beiden hat ernsthafte Schäden davongetragen. Sowohl der 48-jährige Evander Holyfield als auch "Youngster" Brian Nielsen konnten den Ring ohne fremde Hilfe wieder verlassen.

Die schlechte Nachricht: Nielsen forderte gleich danach eine Revanche. Gut nur, dass dies für The Real Deal nicht in Frage kommt. Der sieht sich im zarten Alter von fast 49 zu höherem berufen. "Ich bin gesund, ich will Weltmeister werden", sagte Holyfield im Interview mit der "MOPO". Boxen sei für ihn keine Frage des Alters, sondern "eine des Charakters."

Und so träumt die lebende Legende weiter von einem Duell mit den Klitschkos oder David Haye. So wie es aussieht jedoch vergeblich.

Den vielen Stimmen, die ob der Fortsetzung seiner Box-Karriere von der Selbstdemontage einer Ikone sprechen, erteilt Holy eine klare Ansage: "Andere sollen sich da nicht einmischen. Ich verstehe meinen Job. Wann Schluss ist, entscheide ich."

Und so boxt er weiter und weiter und weiter...

Öners next Top-Enemy

Als wäre die Liste seiner Feinde nicht schon lange genug, legt sich der Chef des Arena-Boxstalls diesmal mit Mittelgewichts-Weltmeister Felix Sturm an. Vor dem Landgericht Köln reichte Ahmet Öner vergangene Woche Klage gegen die Sturm-Boxpromotion GmbH ein. Angeblich geht es dabei um nicht gezahlte Beraterhonorare. Öner fordert einen fünfstelligen Betrag für seine Tätigkeiten im Rahmen von Sturms letzten Kämpfen.

"Ich habe ihm die Kämpfe gegen Giovanni Lorenzo 2010 oder Ronald Hearns im Februar diesen Jahres vermittelt", sagte Öner der "Bild". Diese Gegnerwahl allein würde eigentlich schon Sturms Weigerung rechtfertigen, den 39-jährigen Deutsch-Türken auszuzahlen. Darüber hinaus sieht sich Sturm auch sonst im Recht. Bereits vor einem Jahr hatte er folgende, wohl zugegebenermaßen etwas blauäugige Aussage zu Protokoll gegeben: "Ahmet Öner unterstützt mich kostenlos in einigen Dingen." Sturm scheint dies tatsächlich auch geglaubt zu haben. In Zukunft gilt: Augen auf bei der Wahl der Geschäftspartner.

Gamboa langt hin - leider nicht im Ring

Vermutlich abgefärbt hat der schlechte Einfluss von Öner auf sein bekanntestes und bestes Pferd im Stall. Der Ex-Olympiasieger im Fliegengewicht und aktueller Federgewichtsweltmeister der WBA, Yuriorkis Gamboa, wurde letzten Donnerstag in seinem Haus in Miami verhaftet. Gerüchten zufolge soll der 29-jährige Kubaner seine Frau und seinen Sohn gewaltsam daran gehindert haben, das gemeinsame Haus zu verlassen.

Frau Gamboa verdächtigte den Zyklon aus Guantanamo, eine Affäre mit einer Anderen zu haben. Als sie nach einem Streit das Haus verlassen wollte, habe Gamboa sie am Genick gepackt. Der Rest ist bekannt. Die Polizei rückte an, machte aus dem Zyklon vorübergehend ein laues Lüftchen.

Ein irischer Kubaner gewinnt "After Eight"

Der in Irland lebende Kubaner Mike Perez gewann am Samstagabend die erste internationale Auflage des in Großbritannien sehr beliebten Prizefighter-Turniers. Im Schwergewicht standen sich erstmals acht Boxer aus acht verschiedenen Nationen gegenüber. An nur einem Abend treten die Boxer dabei in einer KO-Phase in maximal drei Runden a drei Minuten gegeneinander an. Der Sieger kommt eine Runde weiter und trifft auf den Sieger eines anderen Duells.

Ursprünglich mit durchaus prominenten Namen wie Ex-Cruisergewichts-Weltmeister Juan Carlos Gomez oder dem US-Amerikaner Kevin Johnson besetzt, wurde aus dem Event durch deren kurzfristige Absagen schließlich doch nur ein Battle zweit- und drittklassiger Fighter. Mit einer Ausnahme: Mike Perez. Als dieser noch Ismaikel Perez Perez hieß, wurde der heute 25-Jährige im Jahr 2004 Weltmeister der Junioren im Halb-Schwergewicht.

Als bester Boxer unter den Teilnehmern gewann er folgerichtig auch das Turnier und sicherte sich den Siegerscheck in Höhe von rund 36.500 Euro. Bemerkenswert dabei: Im Finale knockte der nur 1,83m große Schwergewichtler nach lediglich 42 Sekunden den 2,03m-Riesen und Ex-Basketballer Tye Fields aus. Auf Perez wartet nun wohl der nächste Step Up seiner Karriere. Kann er seine Größennachteile kompensieren und setzt man ihm langsam bessere Gegner vor, könnte er schon bald in den Top-Ten der großen Verbände auftauchen.

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