Jenseits aller Grenzen

Jan Höfling
15. September 201516:29
Floyd Mayweather Jr. macht seinem Spitznamen alle EhreInstagram/Mayweather
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Der Spitzname "Money" ist bei Floyd Mayweather Jr. weit mehr als eine einfache Ergänzung. Er steht vielmehr sinnbildlich für die Lebenseinstellung des besten Pound-for-Pound-Boxer der Welt. Das lang ersehnte Duell mit Manny Pacquiao (Sonntag ab 3 Uhr im LIVE-TICKER) liefert dabei erneut Wasser auf die Mühlen eines Daseins, welches seinesgleichen sucht. Ein Blick auf ein Leben aus Extravaganz und Kontrolle.

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Nahezu jeder Sportler verfügt, unabhängig davon, welcher Sportart er nachgeht, über einen Spitznamen. Einige sind weit verbreitet, andere nur im kleinen Kreis bekannt. Alle haben sie jedoch eines gemeinsam: Sie stehen nur äußerst selten in einer so engen Verbindung zwischen ihrem Träger und dessen Leben, wie es bei Floyd Mayweather Jr. der Fall ist. Der 38-Jährige pflegt einen Lebensstil, der die Grenzen der Vorstellungskraft zu sprengen droht.

"Wenn die Leute sehen, was ich heute besitze, dann haben sie meist keine Ahnung, woher ich eigentlich komme", verweist Mayweather im Interview mit Showtime auf seine weit weniger illustre Vergangenheit: "Ich hatte nichts als ich aufwuchs." Seine Mutter und Tante waren drogenabhängig, sein Vater, der unter anderem eine mehrjährige Haftstrafe verbüßte, hatte ein nahezu magisches Talent, Ärger anzuziehen.

Für den Jungen aus Grand Rapids im Bundestaat Michigan gehörten gebrauchte Heroinnadeln im Vorgarten zur Tagesordnung. Seine Kindheit verbrachte er überwiegend bei seiner Großmutter. Luxus war ein Fremdwort. "Wir haben zu siebt in einem Schlafzimmer gelebt. Heute ist mein Klo größer als das Schlafzimmer, in dem ich früher so viele Nächte verbracht habe. Es gab Zeiten, in denen wir nicht mal Strom hatten", fährt er fort.

An ein Leben, wie er es heute pflegt, habe er deshalb nie zu denken gewagt. "Meine Großmutter hat getan was sie konnte", so Mayweather: "Mein Leben war trotzdem ein ständiges Auf und Ab." Es habe nur eine Konstante gegeben: das Boxen. Eine Gabe, die ihm praktisch in die Wiege gelegt wurde und die für eine Karriere sorgen sollte, die selbst die Kreativität von so manchen Hollywood-Autor überschreiten würde.

Von acht Rollen auf viele Räder

Heute, knapp ein Vierteljahrhundert später, ist alles anders. Während Mayweather in seiner Jugend das Rollschuhlaufen liebte, fallen die Hobbies aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen inzwischen deutlich kostspieliger aus. Vor allem der Hang zu schnellen und luxuriösen Fortbewegungsmitteln jeglicher Art entwickelte sich über die Jahre zum Markenzeichen des besten Boxers der Gegenwart.

Seine Sammlung umfasst unter anderem die Marken Ferrari, Porsche, Lamborghini, Bentley oder Rolls-Royce. Selbst Dopplungen sind möglich. Beim Kauf eines Bugatti Veyron, dessen Preis sich auf rund 1,5 Millionen Euro beläuft, fiel ihm etwa auf, dass die weiße Lackierung zwar schön, die dunkle jedoch nicht minder anziehend war. Da er sich nicht entscheiden konnte - oder es schlichtweg nicht wollte, standen kurze Zeit später beide Versionen auf seinem Anwesen. Selbstverständlich fand er für die 1,9 Millionen Euro teure S-Variante ebenfalls noch Platz.

Auf seinem Twitter-Account postet Mayweather regelmäßig Schnappschüsse aus seiner Garage. Nur ein paar Einträge neben den Bugattis findet sich ein Foto zusammen mit seinem Sohn Koraun, einem von vier Kindern, die er mit zwei Frauen hat. Beide sitzen auf einem Golfcart, das Koraun zu seinem 15. Geburtstag geschenkt bekam. Was verhältnismäßig harmlos klingt, veranlasst auf den zweiten Blick zum tiefen Luftholen. Bei dem Cart handelt es sich tatsächlich um einen Bentley - und zwar in Gold.

Auch die neueste Ergänzung des surreal wirkenden Fuhrparks kann sich sehen lassen. Erst vor wenigen Wochen gönnte sich der 38-Jährige einen Bus der Marke Mercedes-Benz. Da beheizbare Massage-Sitze, eine Champagner-Bar und Schusssicherheit allerdings ihren Preis haben, wechselten knapp 275.000 Euro den Besitzer. Damit den Autos selbst nichts passiert, beschäftigt er neben diversen Bodyguards einen speziellen Begleiter, der nur für das Ein- beziehungsweise Ausparken seiner Fahrzeuge zuständig ist. Sein Name: "Bruce the Driver".

Grenzen, welche Grenzen?

Restriktionen sind übrigens ein Fremdwort. Wie etwa Autohändler Obi Obeke unlängst verriet. So sei es keinesfalls ungewöhnlich, dass der Boxer ihn mitten in der Nacht kontaktieren würde. Erst vor kurzem habe Mayweather um zwei Uhr ein Fahrzeug bei ihm erstanden.

Der Haken: Es sollte spätestens zwölf Stunden später da sein. "Ich habe mich unter die Dusche gestellt", erinnert sich Obeke: "Dann bin ich ins Büro gefahren und habe ein paar Sachen erledigt. Danach ging es zum Flieger. Innerhalb von 11 Stunden war das Auto da."

Da Mayweather als Mann von Welt zuweilen etwas weitere Strecken zu bewältigen hat, musste zum gewaltigen Fuhrpark eine alternative Lösung her. Darüber hinaus ist ein eigenes Flugzeug ebenso für das Image immer eine lohnende Investition. Bei dem rund 30 Meter langen Privat-Jet des US-Amerikaners handelt es sich um einen G5, der für 15 Leute Platz bietet und in der besonderen Ausfertigung rund 32 Millionen Euro kostet - persönliche Masseurin und Barbier inklusive.

Der Geruch des Geldes

Es könnte sich beim G5 um eine der wenigen Anschaffungen gehandelt haben, die nicht in bar beglichen wurden. Aufgrund "einer persönliche Abneigung gegen Plastikgeld", wie Mayweather sein Verhältnis zu Kreditkarten jeglicher Art selbst zu beschreiben pflegt, trägt er immer eine Tasche mit mindestens 100.000 US-Dollar, umgerechnet also 91.000 Euro, an Bargeld mit sich herum. Nichts gehe schließlich über das "Gefühl und den Geruch von guten alten Dollar-Noten", so der Weltmeister. Vor einer Einkaufstour könne sich der Betrag jedoch vervielfachen.

Auch ermöglichen die vielen grünen Scheine eine weitere ganz besondere Freizeitbeschäftigung - zumindest als kleine Ablenkung für zwischendurch. Zusammen mit zwei jungen Damen postete Mayweather bei Twitter ein Bild, darunter stellte er die aktuelle Beschäftigung des Trios vor: "Lasst uns ein Spiel spielen und sehen, wer 100.000 Dollar am schnellsten zählen kann. Denn das ist es, was wir machen, wenn uns langweilig wird."

Schweift der Blick etwas über das Foto, so lässt sich im Hintergrund ein großes, schwarzes Etui erkennen. Es handelt sich um eines von vielen, in denen Mayweather unter anderem einen Teil seiner Uhrensammlung aufbewahrt. Der Linksausleger, der Unterwäsche und Schuhe nur ein einziges Mal trägt, liebt es sich mit Schmuck und Uhren aller Art einzudecken.

"Selbst Summen von eins bis zwei Millionen Dollar pro Stück waren keine Seltenheit", erinnert sich Tasha Robinson-White, die zwölf Jahre lang als Assistentin in seinem innersten Kreis arbeitete. Da verwundert es wenig, dass besagtes Uhren-Etui am Rand einen Wert von etwas mehr als 5,2 Millionen Dollar hat.

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Es kann nur eine geben

Da sämtliche Chronographen wöchentlich überprüft werden, dürften sie ihm stets bei einem weiteren Hobby zuverlässig dienen: Schließlich wollen etwaige Wetten rechtzeitig platziert sein. Und damit sich die ganze Sache auch lohnt, dürfen die Summen gerne etwas höher ausfallen, als es beim durchschnittlichen Spieler der Fall ist. Im Oktober des vergangenen Jahres wettete Mayweather beispielsweise 660.000 Euro auf die Indianapolis Colts. Der Gewinn betrug knapp 1,3 Millionen Euro. Andere Einsätze sollen zudem deutlich höher gewesen sein.

Ob die 1,3 Millionen in einem Strip-Club in Miami, in dem er Bargeld in Form von mehr als einhunderttausend US-Dollar regnen ließ, zum Einsatz kam, ist nicht überliefert. Allerdings habe es Scheine geregnet, "als sei es Konfetti", erinnert sich Robinson-White. Ihr ehemaliger Arbeitgeber habe es stets geliebt seine finanzielle Potenz in Szene zu setzen, so die 42-Jährige weiter.

Als regelmäßiger Gast in jenen Etablissements quälte Mayweather jedoch eine entscheidende Frage. Um herauszufinden, wer die beste Stripperin der Vereinigten Staaten sei, wurden die talentiertesten und besten Stripperinnen des ganzen Kontinents quer durch das Land geflogen, ehe es in einem extra gekauften Club zum entscheidenden Dance-Off um eine Siegprämie von 91.000 Euro kam.

Gewonnen hat keine der jungen Damen, da Mayweather kurzerhand entschied, dass sich alle als Gewinner fühlen sollten und deshalb einfach jedem die ausgeschriebene Siegessumme aushändigte, bevor es zur standesgemäßen After-Show-Party in seine Villa, die bei neun Bädern und sieben Schlafzimmern etwas mehr als 2500 Quadratmeter umfasst und täglich komplett geputzt wird, ging. Alles in allem handele sich um eine normale Form der Unterhaltung für sogenannte "Mayweather Weekends", bestätigt Robinson-White.

Selbstverständnis als Grundlage

Das Handeln Mayweathers resultiert in all seiner Verrücktheit und Grenzenlosigkeit aus einem Selbstverständnis heraus, das auf seinen Leistungen basiert. "Es gibt viele, die ganz gut sind - ich bin groß", sagte Mayweather vor kurzem gegenüber ESPN und fügte an: "Niemand kann mir das Gehirn so waschen, dass ich glaube, Muhammad Ali und Sugar Ray Robinson waren besser als ich."

Ein Statement passend zum Kampf gegen Manny Pacquiao, der als Kampf des Jahrhunderts gilt. Der Multimillionär versteht es sich zu vermarkten. Er mag zwar exzentrisch und verschwenderisch sein, im Gegenzug ist er aber auch ein exzellenter Geschäftsmann, der das Business wie kaum ein anderer zu seinen Gunsten nutzt. Und dessen Finanzkraft deshalb immer weiter zunimmt.

Spricht man Mayweather auf seine Vorbilder an, so fallen keine Sportlernamen. Stattdessen nennt er Bill Gates, Steven Wynn, Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban oder Warren Buffet als Inspirationsquellen.

Bösewicht und Banker

Ähnlich wie bei seinen Vorbildern spielt Kontrolle eine große Rolle. "Ich sage, wo es lang geht", so der 38-Jährige: "Ich weiß, dass mein Weg nicht immer der richtige ist, allerdings mag ich es, wenn alles so läuft, wie ich es will." Meinungen werden zur Nebensache: "Mich interessiert nicht, was andere Leute über mich denken, was sie über mich sagen. Ich lebe für mich und nicht für andere." Ein Held will er nicht sein, die Rolle als Bösewicht akzeptiert er nur zu gerne - zumindest solange am Ende der Zahltag stimmt.

Denn egal, ob die Fans sich seine Pay-per-View-Kämpfe kaufen, um zu sehen, wie er verliert oder um seine Siege mitzuerleben, letztlich zahlen alle, um ihn zu sehen. "Er nimmt gerne die Rolle als Bösewicht an. Denn am Ende ist er auch der Banker", unterstreicht Leonard Ellerbe, der Präsident von Mayweather Promotions gegenüber Showtime. Polarisierung als Geschäftsmodell: Ein Konzept, das Mayweather nach all den Jahren perfektioniert hat.

Eine neue Dimension

Und welches er immer wieder auf die Spitze treibt. Eine extra engagierte Köchin bekommt 920 Euro pro Mahlzeit. "Ich bin immer für ihn da. 24 Stunden, sieben Tage die Woche. Wenn er mich um 3.00 Uhr braucht, mache ich ein Frühstück", bestätigte die Dame gegenüber TMZ. Die Vorbereitung auf Pacquiao scheint zumindest in diesem Bereich also bestens zu laufen. SPOX

Um den größten Kampf seiner Karriere auch im Ring entsprechend bestreiten zu können, ließ er sich ferner seinen bereits äußerst exklusiven Mundschutz weiter aufwerten. Das gute Stück hat deshalb nun einen Wert von rund 23.000 Euro. Der Grund ist simpel: Der 38-Jährige ließ sich 100-Dollar-Scheine und Diamantenstaub in den Mundschutz einarbeiten.

Peanuts für den nach eigener Definition größter Boxer aller Zeiten, schließlich bringt ihm das Duell gegen Pacquiao mindestens 141 Millionen Euro ein. Eine astronomische Summe, für die Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko nach aktuellem Stand mehr als zehn Kämpfe absolvieren müsste.

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