Nahezu jeder Sportler verfügt, unabhängig davon, welcher Sportart er nachgeht, über einen Spitznamen. Einige sind weit verbreitet, andere nur im kleinen Kreis bekannt. Alle haben sie jedoch eines gemeinsam: Sie stehen nur äußerst selten in einer so engen Verbindung zwischen ihrem Träger und dessen Leben, wie es bei Floyd Mayweather Jr. der Fall ist. Der 38-Jährige pflegt einen Lebensstil, der die Grenzen der Vorstellungskraft zu sprengen droht.
"Wenn die Leute sehen, was ich heute besitze, dann haben sie meist keine Ahnung, woher ich eigentlich komme", verweist Mayweather im Interview mit Showtime auf seine weit weniger illustre Vergangenheit: "Ich hatte nichts als ich aufwuchs." Seine Mutter und Tante waren drogenabhängig, sein Vater, der unter anderem eine mehrjährige Haftstrafe verbüßte, hatte ein nahezu magisches Talent, Ärger anzuziehen.
Für den Jungen aus Grand Rapids im Bundestaat Michigan gehörten gebrauchte Heroinnadeln im Vorgarten zur Tagesordnung. Seine Kindheit verbrachte er überwiegend bei seiner Großmutter. Luxus war ein Fremdwort. "Wir haben zu siebt in einem Schlafzimmer gelebt. Heute ist mein Klo größer als das Schlafzimmer, in dem ich früher so viele Nächte verbracht habe. Es gab Zeiten, in denen wir nicht mal Strom hatten", fährt er fort.
An ein Leben, wie er es heute pflegt, habe er deshalb nie zu denken gewagt. "Meine Großmutter hat getan was sie konnte", so Mayweather: "Mein Leben war trotzdem ein ständiges Auf und Ab." Es habe nur eine Konstante gegeben: das Boxen. Eine Gabe, die ihm praktisch in die Wiege gelegt wurde und die für eine Karriere sorgen sollte, die selbst die Kreativität von so manchen Hollywood-Autor überschreiten würde.
Von acht Rollen auf viele Räder
Heute, knapp ein Vierteljahrhundert später, ist alles anders. Während Mayweather in seiner Jugend das Rollschuhlaufen liebte, fallen die Hobbies aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen inzwischen deutlich kostspieliger aus. Vor allem der Hang zu schnellen und luxuriösen Fortbewegungsmitteln jeglicher Art entwickelte sich über die Jahre zum Markenzeichen des besten Boxers der Gegenwart.
Seine Sammlung umfasst unter anderem die Marken Ferrari, Porsche, Lamborghini, Bentley oder Rolls-Royce. Selbst Dopplungen sind möglich. Beim Kauf eines Bugatti Veyron, dessen Preis sich auf rund 1,5 Millionen Euro beläuft, fiel ihm etwa auf, dass die weiße Lackierung zwar schön, die dunkle jedoch nicht minder anziehend war. Da er sich nicht entscheiden konnte - oder es schlichtweg nicht wollte, standen kurze Zeit später beide Versionen auf seinem Anwesen. Selbstverständlich fand er für die 1,9 Millionen Euro teure S-Variante ebenfalls noch Platz.
Auf seinem Twitter-Account postet Mayweather regelmäßig Schnappschüsse aus seiner Garage. Nur ein paar Einträge neben den Bugattis findet sich ein Foto zusammen mit seinem Sohn Koraun, einem von vier Kindern, die er mit zwei Frauen hat. Beide sitzen auf einem Golfcart, das Koraun zu seinem 15. Geburtstag geschenkt bekam. Was verhältnismäßig harmlos klingt, veranlasst auf den zweiten Blick zum tiefen Luftholen. Bei dem Cart handelt es sich tatsächlich um einen Bentley - und zwar in Gold.
Auch die neueste Ergänzung des surreal wirkenden Fuhrparks kann sich sehen lassen. Erst vor wenigen Wochen gönnte sich der 38-Jährige einen Bus der Marke Mercedes-Benz. Da beheizbare Massage-Sitze, eine Champagner-Bar und Schusssicherheit allerdings ihren Preis haben, wechselten knapp 275.000 Euro den Besitzer. Damit den Autos selbst nichts passiert, beschäftigt er neben diversen Bodyguards einen speziellen Begleiter, der nur für das Ein- beziehungsweise Ausparken seiner Fahrzeuge zuständig ist. Sein Name: "Bruce the Driver".
Grenzen, welche Grenzen?
Restriktionen sind übrigens ein Fremdwort. Wie etwa Autohändler Obi Obeke unlängst verriet. So sei es keinesfalls ungewöhnlich, dass der Boxer ihn mitten in der Nacht kontaktieren würde. Erst vor kurzem habe Mayweather um zwei Uhr ein Fahrzeug bei ihm erstanden.
Der Haken: Es sollte spätestens zwölf Stunden später da sein. "Ich habe mich unter die Dusche gestellt", erinnert sich Obeke: "Dann bin ich ins Büro gefahren und habe ein paar Sachen erledigt. Danach ging es zum Flieger. Innerhalb von 11 Stunden war das Auto da."
Da Mayweather als Mann von Welt zuweilen etwas weitere Strecken zu bewältigen hat, musste zum gewaltigen Fuhrpark eine alternative Lösung her. Darüber hinaus ist ein eigenes Flugzeug ebenso für das Image immer eine lohnende Investition. Bei dem rund 30 Meter langen Privat-Jet des US-Amerikaners handelt es sich um einen G5, der für 15 Leute Platz bietet und in der besonderen Ausfertigung rund 32 Millionen Euro kostet - persönliche Masseurin und Barbier inklusive.
Der Geruch des Geldes
Es könnte sich beim G5 um eine der wenigen Anschaffungen gehandelt haben, die nicht in bar beglichen wurden. Aufgrund "einer persönliche Abneigung gegen Plastikgeld", wie Mayweather sein Verhältnis zu Kreditkarten jeglicher Art selbst zu beschreiben pflegt, trägt er immer eine Tasche mit mindestens 100.000 US-Dollar, umgerechnet also 91.000 Euro, an Bargeld mit sich herum. Nichts gehe schließlich über das "Gefühl und den Geruch von guten alten Dollar-Noten", so der Weltmeister. Vor einer Einkaufstour könne sich der Betrag jedoch vervielfachen.
Auch ermöglichen die vielen grünen Scheine eine weitere ganz besondere Freizeitbeschäftigung - zumindest als kleine Ablenkung für zwischendurch. Zusammen mit zwei jungen Damen postete Mayweather bei Twitter ein Bild, darunter stellte er die aktuelle Beschäftigung des Trios vor: "Lasst uns ein Spiel spielen und sehen, wer 100.000 Dollar am schnellsten zählen kann. Denn das ist es, was wir machen, wenn uns langweilig wird."
Schweift der Blick etwas über das Foto, so lässt sich im Hintergrund ein großes, schwarzes Etui erkennen. Es handelt sich um eines von vielen, in denen Mayweather unter anderem einen Teil seiner Uhrensammlung aufbewahrt. Der Linksausleger, der Unterwäsche und Schuhe nur ein einziges Mal trägt, liebt es sich mit Schmuck und Uhren aller Art einzudecken.
"Selbst Summen von eins bis zwei Millionen Dollar pro Stück waren keine Seltenheit", erinnert sich Tasha Robinson-White, die zwölf Jahre lang als Assistentin in seinem innersten Kreis arbeitete. Da verwundert es wenig, dass besagtes Uhren-Etui am Rand einen Wert von etwas mehr als 5,2 Millionen Dollar hat.
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