Das Recht der Wahl

Floyd Mayweather jr. peilt gegen Andre Berto seinen 49. Sieg an
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Berto? Eine Farce!

"Es ist eine Farce", brachte es Pacquiao-Promoter Bob Arum gegenüberThe Telegraph auf den Punkt: "Mayweather hätte gegen Khan antreten sollen. Es wäre ein interessanter Kampf geworden." Eine Tatsache, die wohl auch die Fans so sehen. Im vergangenen Jahr siegte der Brite bei einer Abstimmung auf Mayweathers Webseite, als dieser seine Anhänger hinsichtlich seines Gegners konsultierte.

Statt jedoch gegen Khan in den Ring zu steigen, wählte Mayweather den unterlegenen Marcos Maidana und gewährte dem Argentinier sogar das Glück eines Rückkampfes. Die Entscheidung für Berto war also das dritte Mal, das Mayweather Khan aus dem Weg ging. Ein Vorwurf, den er sich gefallen lassen muss, wäre der 28-Jährige aktuell die wohl größte Herausforderung und somit die einzige Option für ein vermeintliches Karriereende.

Die Geschwindigkeit der Hände des Briten, dem als Entschädigung ein Duell mit Pacquiao winken könnte, gepaart mit dessen Größe und Athletik sowie dem Altersunterschied von zehn Jahren hätte in der Tat für erhebliche Probleme sorgen können. Berto, mit dem er sich Coach Virgil Hunter teilt, wünscht Khan als fairer Sportsmann dennoch nur das Beste: "Ich weiß, dass er hart arbeitet und Floyd alles abverlangen wird."

Schocker des Jahrhunderts

Ob sich die harte Arbeit am Ende auszahlt, ist fraglich. Aber immerhin präsentierte sich der Herausforderer zuletzt in bestechender Verfassung. "Ich bringe die nötige Kombination aus Geschwindigkeit und Kraft mit und glaube, dass ich deutlich athletischer bin, als die letzten Gegner Mayweathers", sagte Berto beim öffentlichen Training: "Da wo meine Familie herkommt, ist es zudem deutlich schlimmer als alles, was im Ring jemals passieren kann."

Berto, dessen Eltern und Verwandte aus Haiti kommen, spielt damit zum einen auf die Lebensumstände an, zum anderen auch auf ein spezielles Erlebnis im Jahr 2010. Vor fünf Jahren verloren bei einem schweren Erdbeben auf dem Inselstaat über 250.000 Menschen ihr Leben. Der 31-Jährige hatte selbst den Verlust von Freunden und Familienmitgliedern zu beklagen. Er pausierte seine Karriere, gründete die Berto Dynasty Foundation und reiste nach Haiti, um den Menschen vor Ort zu helfen.

Nicht zuletzt aufgrund seiner Vergangenheit ist der Herausforderer ein Linksausleger mit unbändigem Willen, dessen einzige Hoffnung in der Power seiner Rechten liegt. Während die Linke zwar als Jab oder Haken durchaus Schaden anrichten kann, war es vor allem seine Schlaghand, die dafür sorgte, dass 23 seiner 30 Siege vorzeitig zustande kamen.

"Ich komme, um Floyd in den Arsch zu treten", kündigte Berto an. War die Bezeichnung als "Kampf des Jahrhunderts" letztlich übertrieben, wäre das Prädikat "Schocker des Jahrhunderts" im Falle eines Sieges des 100-1-Außenseiters, selbst James "Buster" Douglas wurden gegen Mike Tyson größere Chancen eingeräumt, komplett gerechtfertigt.

Der Geist ist willig...

Die Richtung in der Nacht auf Sonntag scheint klar: Berto muss marschieren - und wird es auch. Ob mit zwei geschwollenen Augen gegen Robert Guerrero oder einer gerissenen Sehne in der rechten Schulter gegen Jesus Soto Karass, der US-Amerikaner kämpfte bis zum Letzten. Dennoch verlor er. Gegen Floyds extreme Ausdauer wird es interessant zu sehen sein, wie lange er das Tempo halten kann.

Besonders da es nicht zu seinen Stärken zählt, einem Gegner den Weg abzuschneiden und ihn zu stellen. Gegen Mayweather dürften deshalb viele Hände des Herausforderers, die ordentlich Kraft kosten, im Nichts landen. Auch der Altersvorteil von sieben Jahren ist bedeutungslos. Die Reaktionen und die unglaubliche Bewegung des Oberkörpers und der Beine werden Berto vor schier unlösbare Probleme stellen, von Mayweathers Ring-IQ und seiner Erfahrung ganz zu schweigen.

Ich mache die Welt, wie sie mir gefällt

All diese Punkte unterstreichen, warum die Wahl des Titelverteidigers für Kopfschütteln sorgt. Die Sichtweise ist jedoch eindimensional. Mayweather hat so ziemlich jeden Pay-per-View angeführt, auf seinem Sturm an die Spitze der Pound-for-Pound-Rangliste mehrere zukünftige Hall of Famer aus dem Weg geräumt und sich damit ein besonderes Privileg hart erarbeitet.

Er ist in der Position, sich seinen Gegner anhand nur eines einzigen Kriteriums auszusuchen: Weil er es so möchte. Dass das Interesse eher mittelmäßig ist und im MGM Grand sogar noch mehrere tausend Karten für erschwingliche Preise zu haben sind, dürfte Mayweather dabei wenig stören. Sein Vermächtnis ist bereits vor dem Kampf gegen Berto in Stein gemeißelt, eine Niederlage könnte jenes zwar in seinen Grundfesten erschüttern, es allerdings dennoch nicht einstürzen lassen.

Läuft alles wie geplant, steht am Sonntag der 49. Sieg in seiner Vita - und damit ein weiterer Meilenstein. Dass es das allerdings wirklich war, darf getrost bezweifelt werden. Vor dem Hintergrund seines enormen Egos und dem Titel "The Best Ever", den er sich selbst stets vollmundig verleiht, wird sich der Pound-for-Pound-König einen alleinigen Rekord nicht nehmen lassen. Die Tatsache, dass eine runde 50 deutlich besser aussieht als eine 49, versteht sich dabei von selbst.

Ein Umstand, der die Wahl Bertos zusätzlich in ein anderes Licht rückt. Mayweather braucht die große Bühne, wie die Luft zum Atmen und wird auch einem weiteren großen Zahltag, der sich aus dem Wettstreit zwischen Showtime und HBO ergeben wird, nicht abgeneigt sein. Ob dann auch endlich die Stunde Khans geschlagen hat oder Mayweather neben seinem Mythos auch noch den Running Gag aus der Chance des Briten festigt, ist jedoch offen.

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