Der legendäre Madison Square Garden kochte, als Katie Taylor auf die Ringseile sprang und ihre Freude herausschrie. Die notdürftig geflickte Platzwunde über dem rechten Auge der irischen Box-Queen zeugte von spektakulären zehn Runden, an deren Ende Taylor unumstrittene Weltmeisterin blieb, aber alle anderen Boxerinnen auf der Welt auch gewonnen hatten.
"Schaut, was wir gerade getan haben!", frohlockte eine ausgelaugte Taylor (35) Minuten nach ihrem denkbar knappen Punktsieg gegen Amanda Serrano aus Puerto Rico, durch den sie ihre Leichtgewichts-Titel nach Version der Verbände WBA, WBC, IBF und WBO behält: "Wir haben den Madison Square Garden ausverkauft. Der größte Kampf in der Geschichte des Frauenboxens."
Auch Deutschlands einstige Vorzeigeboxerin Regina Halmich unterstrich als Expertin am DAZN-Mikrophon die Bedeutung des Augenblicks: "Es war die erhoffte Werbung für das Frauenboxen und hat alle Erwartungen übertroffen", sagte die 45-Jährige. Und sie hatte nicht Unrecht. Im ersten Hauptkampf zweier Frauen in der 140-jährigen Geschichte des "Garden" in New York lieferten die beiden Fighterinnen vor 19.187 Zuschauern eine Show vom Allerfeinsten.
Taylor, die trotz ihrer Titel von einigen vor dem Kampf als Underdog gesehen worden war, musste schlimme Schlaghagel überstehen. In der fünften Runde hatte die zwei Jahre jüngere Serrano, gelegentlich auch im Käfig aktiv, Taylor mit zahlreichen Wirkungstreffern an den Rand einer K.o.-Niederlage gebracht. Blut strömte unkontrolliert aus Taylors Nase und dem Cut über dem Auge, aber sie biss sich durch und übernahm in den letzten Runden wieder die Kontrolle.
Nach dem Erfolg der Erstauflage, so ist das nunmal im Boxen, könnte ein zweiter Teil bald folgen. "Lass es uns noch einmal machen, Amanda", sagte Taylor bei ihrem Siegesinterview. Serrano, die schon WM-Titel in sieben (!) verschiedenen Gewichtsklassen gehalten hatte und deren bis dato einzige Niederlage aus dem Jahr 2012 rührte, war sofort dabei: "Wann immer sie will."