Die deutschen Teilnehmer
Wenn man es positiv sieht, kann man sagen: Jyhan Artut, Deutschlands Nummer eins, bekommt die größte Bühne, die es bei der WM gibt. Das Problem an der Sache ist nur, dass diese Bühne eben mit Phil Taylor verknüpft ist, seinem Gegner in Runde eins. Dementsprechend dürfte das Abenteuer Ally Pally für Artut - sollte kein Weltwunder geschehen - schnell wieder zu Ende sein.
Auch Max Hopp trifft zum Auftakt auf keinen Unbekannten. Mervyn King wartet am Oche. Oder besser gesagt: King und seine unspektakulären Spielweise. Gegen die Nummer elf der Welt geht der Maximiser als klarer Außenseiter in die Partie, aber vielleicht geht ja was! Geld sollte man darauf aber nicht unbedingt wetten.
Und dann wäre da noch Sascha Stein, der dritte Deutsche im Bunde. Auf ihn wartet aber erst mal die Vorrunde gegen Kim Vijanen, im Falle eines Weiterkommens würde er sich mit Stuart Kellet duellieren. Die Nummer 33 der Welt ist freilich nicht unschlagbar, wird aber beim ersten großen Auftritt des Hessen trotzdem eine Nummer zu groß sein. Tendenz: Das Überstehen der Vorrunde ist schon unwahrscheinlich, das Einziehen in die zweite Hauptrunde nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Auslosung: Die besten Partien der ersten Runde
8. Raymond van Barneveld
Simon Whitlock und Peter Wright sucht man im SPOX-Favoritencheck vergeblich. Erstens aus Platzgründen, vor allem aber auch aus dem simplen Grund, dass weder der Wizard noch Snakebite in diesem Jahr ein wichtiges Turnier gewinnen konnten.
Im Gegensatz zu den Aussortierten kann Raymond van Barneveld genau das vorweisen, mit dem Erfolg bei der Premier League. Und natürlich ein nicht zu vernachlässigender Faktor: Barney bleibt nun mal Barney. An guten Tagen kann der Niederländer jeden Kontrahenten an die Wand spielen.
Doch so wirklich vor Selbstvertrauen strotzt der Ex-Champion nicht: "Ich denke, dass ich immer noch Weltmeister werden kann, sonst würde ich aufhören. Aber ich kann auch in der ersten Runde ausscheiden." Genau diese Konstanz fehlt ihm nicht erst in diesem Jahr und könnte bei möglichen Gegnern in den ersten drei Runden namens Jamie Caven und Adrian Lewis zum Problem werden. Zur Not gibt's aber ja noch die Barney Army.
7. Stephen Bunting
Die Nummer 28 der Welt hat wohl kaum jemand auf dem Zettel, aber in diesem Fall trügt die Weltrangliste. Stephen Bunting wechselte zu Beginn des Jahres als BDO-Weltmeister mit besten Empfehlungen zum größten Verband der Welt.
Da Bunting erst seit einem Jahr für die PDC aktiv ist, hatte er nur die Hälfte der Zeit, um in der Order of Merit aufzusteigen. Seine Platzierung kann man also getrost in der Pfeife rauchen. Spielt er ein ähnliches Jahr 2015, können wir ihn herzlich in den Top Ten willkommen heißen - den Anfang kann er bei seiner ersten PDC-WM-Teilnahme machen.
Bereits in der zweiten Runde droht Bunting mit Wade der erste große Brocken des Turniers, aber das ist kein Grund zur Sorge, denn "The Bullet" kann große Namen. Er besiegte eben genau diesen Wade vor rund einem Monat beim Grand Slam of Darts, in dessen Verlauf auch Anderson von Bunting seine Grenzen aufgezeigt bekam.
6. Dave Chisnall
Die gute Nachricht für alle Chizzy-Fans: Schlechter als letztes Jahr geht's nicht. Bei der WM 2014 erwischte Chisnall gleich zum Auftakt einen rabenschwarzen Tag und scheiterte in Runde eins an John Henderson.
Die zweite gute Nachricht: Obwohl Chisnall dieses Jahr kein wichtiges Turnier für sich entscheiden konnte, befindet sich der Engländer in ansehnlicher Verfassung und musste sich beim Grand Slam of Darts erst im Finale gegen Taylor geschlagen geben.
"Chizzy hätte den Grand Slam gewinnen können, aber er muss viel mehr an sich selbst glauben", ist der britische Journalist Stuart Pyke von den schlummernden Qualitäten der Nummer acht der Welt überzeugt. Bei der Jagd nach der Darts-Krone hat Chisnall trotz des medialen Zuspruchs aber höchstens Außenseiterchancen.
5. Adrian Lewis
Vor Adrian Lewis liegt ein ganz kniffliges Jahr. Der 29-Jährige steht derzeit zwar noch auf Platz drei der Order of Merit, doch das hat er seinem überragenden Jahr 2013 zu verdanken. In der abgelaufenen Saison hingegen konnte The Jackpot seine Erfolge nicht wiederholen, 2015 droht Lewis der freie Fall - quasi das Pendant zu Bunting.
Um keine Punkte einzubüßen, müsste Taylors einstiger Schützling bei der anstehenden WM bis ins Viertelfinale marschieren. Schwer vorstellbar angesichts des Seuchenjahres 2014, in dem er regelmäßig Backsteine gegen das Brett hämmerte.
Was macht also Mut? Keith Deller gab bekannt, dass er Lewis zum zweiten Mal managt. Die erste Zusammenarbeit trug äußerst reife Früchte, wie er bescheiden erklärt: "Als ich ihn das letzte Mal gemanagt habe, wurde er in drei Jahren zwei Mal Weltmeister."
Neuer Manager - neues Glück: Prompt erreichte Lewis Ende November das Finale der Players Championship Finals. Mal sehen, wohin die Kooperation diesmal führt.