Wird die Darts-WM komplett verrückt? Das große Power Ranking zum Start mit Elmar Paulke

Gerwyn Price, Peter Wright und Michael van Gerwen gehen auch für Elmar Paulke als Topfavoriten in die WM.
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4. Michael Smith (PDC Order of Merit: 4)

Wann gewinnt der Bully Boy endlich sein erstes Major? Gewinnt er überhaupt jemals ein Major? Es ist und bleibt eine der großen unbeantworteten Fragen im Dartssport. 2020 lässt sich aus Smith-Sicht so zusammenfassen: World-Match-Play-Halbfinale gegen Anderson verloren (16:18), danach lief kaum was zusammen, ehe sich Smith mit zwei Siegen innerhalb von zwei Tagen bei der Winter Series zurückmeldete und damit eine seit 2018 anhaltende Titel-Durststrecke beendete.

Der Grand Slam hätte danach eigentlich Smiths Turnier sein können, aber daraus wurde nichts. Smith verlor ein enges Viertelfinale gegen de Sousa (14:16) und musste wieder einmal dabei zuschauen, wie ein anderer am Ende den Pokal hochhalten durfte, der doch ihm hätte gehören sollen.

Michael Smith
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Michael Smith

Bei der WM könnte der 2020 stark aufspielende Devon Petersen in Runde drei zum Stolperstein werden. Bei diesem Duell würden die beiden Männer mit der besten 180er-Quote pro Leg im Jahr 2020 aufeinandertreffen. Ansonsten sieht Smiths Viertel aber mehr als machbar aus (Anderson, Suljovic, Cross, Durrant, Lewis), sodass ein Halbfinale gegen MvG oder van den Bergh absolut realistisch ist.

Aber darum geht es nicht. Smith ist gut in Form, er wird seine unfassbare Scoring-Power ausspielen, aber trifft er im entscheidenden Moment die Doppel? Selbst den größten Bully-Boy-Fans dürfte da das letzte Vertrauen fehlen, aber hat er selbst überhaupt das Vertrauen?

Elmar Paulke: "Ich habe den Eindruck, dass der Bully Boy sich bald ein großes Ding holen wird. Er ist ja nicht weit weg und er ist einfach viel zu talentiert, als dass er kein Major gewinnt. Auf der anderen Seite sollte er auch nicht mehr allzu lange mit dem ersehnten Titel warten, es gibt sicher diesen Punkt, an dem es irgendwann vorbei ist. Aber das sehe ich im Moment nicht. Er hat seine Doppelquote verbessert, die lag zuletzt oft bei 40, 45 Prozent. So gut wie der Bully Boy scort, kann er dann eigentlich gar nicht verlieren."

3. Michael van Gerwen (PDC Order of Merit: 1)

Der Titel bei den Players Championship Finals wäre in den vergangenen Jahren nur einer von so vielen für van Gerwen gewesen. Aber diesmal war alles anders. Dieser Titel war für van Gerwen ohne Zweifel einer der wichtigsten seiner Karriere.

Er musste direkt vor der WM unbedingt zeigen, dass er wieder (fast) der Alte ist. Er konnte es nicht länger hinnehmen, dass ein Peter Wright nur von Gerwyn Price als größtem Konkurrenten für die WM sprach. Was ein Affront!

Die Top 3 mit van Gerwen, Wright und Price stehen klar über dem Rest, auch bei den Jahresaverages stehen sie an der Spitze. Wright (99.12) vor van Gerwen (99.05) und Price (98.14). Wer hier nun im Ranking auf der Eins, Zwei oder Drei steht, ist also extrem knapp.

Aber auch wenn MvG eine Duftmarke gesetzt hat, ist die Situation nicht mehr so wie in den Jahren zuvor. Er hat den Nimbus des Dominators und fast Unbesiegbaren eindeutig verloren. Alleine die drei Niederlagen in Serie gegen Simon Whitlock mit zig vergebenen Matchdarts - das passiert einem MvG nicht!

Die Angst vor van Gerwen ist weg. Deshalb muss er sich hier mit Rang drei begnügen. Er würde kochen, wenn er davon hören würde ...

Elmar Paulke: "Es kann absolut sein, dass ihn der Sieg bei den Players Championship Finals richtig pushen wird für die WM. Dennoch ist die Situation eine andere geworden. Es ist brutal, wie schnell so ein Nimbus weg ist, nachdem es so lange gebraucht hat, um ihn aufzubauen. Alle lauern und sehen ihre Chance gegen van Gerwen. Es war ein extrem hartes Jahr für ihn. Jedes Mal, als ich gedacht habe, jetzt ist er wieder da, ist er doch wieder eingebrochen. Das war spannend zu beobachten. Aber mir gefällt es sehr, wie van Gerwen gekämpft hat. Er hätte auch sagen können: Ich habe sechs Jahre lang allen den Hintern versohlt, jetzt ist es eben mal anders. Aber so hat er nie gedacht. Er war immer bereit zu kämpfen. Und er ist viel demütiger in seinen Matches, als es der Bully Boy ist. Bei ihm habe ich oft das Gefühl, dass ihm die Demut fehlt, weil er immer einen 110er Average erwartet. So läuft es aber nicht im Darts. Bei van Gerwen ist das anders. Er hat die Demut, um auch damit umzugehen, dass es nicht so gut läuft. Die WM wird vor allem deshalb wichtig, weil er auf keinen Fall die Position als Nummer eins verlieren will. Dieser Druck lastet auf ihm. Für andere wäre das nicht so wichtig, aber für van Gerwen bedeutet es extrem viel, der Beste zu sein im Ranking. Das braucht er auch für sein Spiel. Wäre das plötzlich nicht mehr so, würde das sehr an seinem Selbstverständnis nagen."

2. Peter Wright (PDC Order of Merit: 2)

Für Snakebite ist das Ziel klar: WM-Titel verteidigen, van Gerwen vom Thron stoßen und die neue Nummer eins der Welt werden. Dafür muss er "einfach nur" weiterkommen im Turnier als MvG, dann hätten wir zum ersten Mal seit 2014 eine neue Nummer eins. Er könnte es packen. Wright hat ein starkes Jahr 2020 hinter sich, in dem er neben zahlreichen Pro-Tour-Erfolgen zum ersten Mal die European Championship gewann.

Das Vorrunden-Aus beim Grand Slam kam zwar genauso überraschend wie die sehr klare Halbfinalpleite bei den Players Championship Finals gegen Mervyn King, aber insgesamt stimmt die Form, daran gibt es keinen Zweifel. Egal, wie oft er seine Darts wechselt.

Wright muss von Beginn an voll da sein. Clemens in Runde drei und der Sieger aus Ratajski/Whitlock im Achtelfinale sind schwierige Hürden, aber alles andere als Minimum das Halbfinale wäre für Wright eine herbe Enttäuschung.

Elmar Paulke: "Peter wirkte zuletzt auf mich ein bisschen nickelig. Die Sticheleien in Richtung van Gerwen, das etwas fehlende Feuer, die fehlenden Gags, er hat Turniere ausgelassen, was er sonst nie gemacht hat - irgendwie wirkte das etwas abgequält. Nicht gravierend, aber so ganz war es nicht der Snakebite, den wir kennen. Es muss auch gar nicht negativ sein, es hat mir nur etwas gefehlt. Sportlich finde ich, dass er in diesem Jahr sehr oft in engen Momenten herausragend gespielt hat. Das war für mich auffällig. Es ist keine Frage, dass er mit MvG und Price zu den Big Three zählt vor der WM."

Gerwyn Price trifft heute auf Jamie Lewis.
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Gerwyn Price trifft heute auf Jamie Lewis.

1. Gerwyn Price (PDC Order of Merit: 3)

Ja, Price hat bei den Players Championship Finals das Halbfinale gegen van Gerwen verloren (8:11) und beim Grand Slam war sogar schon im Achtelfinale Schluss - aber wer das Jahr 2020 in seiner Gesamtheit betrachtet, der muss den Iceman auf Position eins setzen. Das hat sich der Waliser schlicht und ergreifend verdient.

Price gewann in diesem Jahr neben vielen Pro-Tour-Events den World Grand Prix und die World Series Finals, dazu führte er als klarer Leader Wales gemeinsam mit Jonny Clayton zum Triumph beim World Cup. Der 35-Jährige hat nichts mehr mit dem Spieler zu tun, der dreimal bei der WM in der ersten Runde ausschied.

Price hat 2020 seine beeindruckende Entwicklung fortgesetzt und war über weite Strecken der beste Spieler der Welt. Er hat die innere Überzeugung, dass er die WM eines Tages gewinnen wird. Sehr gut möglich, dass es dieses Mal schon so weit ist. Im Halbfinale könnte es zur Revanche gegen Wright kommen, gegen den er bei der letzten WM in der gleichen Runde den Kürzeren zog.

Elmar Paulke: "Wenn ich die letzten Monate Revue passieren lasse, muss Price für mich an die Eins. Da war er einfach der Beste. Ich würde die Niederlage gegen van Gerwen bei den Players Championship Finals nicht zu hoch hängen. Dieses Turnier war für MvG viel wichtiger als für Price. Price hat in diesem Jahr so oft gezeigt, wie gut er ist. Mein Gefühl war, dass ihm in dem Turnier der letzte Biss und die letzte Emotionalität gefehlt hat, er hatte mentale Schwankungen drin, er wollte glaube ich einfach nach Hause. Bei der WM werden wir den Price sehen, den wir fast das ganze Jahr gesehen haben. Und er will auch die Eins der Welt werden, da hat er richtig Bock drauf."