DAZN-Kommentator Elmar Paulke und SPOX-Chefreporter Florian Regelmann machen den Favoritencheck und stellen ein Power Ranking auf.
Die Deutschen: Gabriel Clemens, Max Hopp und Nico Kurz
Gabriel Clemens (PDC Order of Merit: 31)
Ging im vergangenen Jahr noch Max Hopp als bestklassierter Deutscher (24) in die WM, hat sich das Blatt nun gedreht. Während Hopp aus den Top 32 gefallen ist, geht der German Giant zum ersten Mal als gesetzter Spieler und klar bester Deutscher ins größte Darts-Turnier der Welt.
Und auch wenn die letzten Turniere vor der WM für Clemens eher unglücklich liefen (vor allem das Vorrunden-Aus beim Grand Slam of Darts war bitter), scheint es nur eine Frage der Zeit, bis er sich in der Rangliste noch weiter nach vorne schiebt und auch bei großen Turnieren weit kommt. Selbst die Top 16 sind angesichts des Potenzials von Gaga längst keine Utopie mehr.
Gabriel Clemens exklusiv: "Wenn ich gut spiele, kann ich fast jeden ärgern"
Ob er allerdings bei dieser WM schon für einen großen Knall sorgen kann? Die Auslosung hat es nicht unbedingt gut mit ihm gemeint. Ein deutsches Zweitrundenduell mit dem gefährlichen Nico Kurz wäre so unangenehm, dass sich Clemens wohl im Geheimen lieber Andy Hamilton als Gegner wünschen würde.
Übersteht er seine erste WM-Hürde, würde danach ziemlich sicher der amtierende Weltmeister Peter Wright warten. Es ist nicht wahrscheinlich, aber es wäre auch keine übermäßige Sensation, sollte Clemens Wright in einem großen Match aus der WM schmeißen und als erster Deutscher überhaupt ein WM-Achtelfinale erreichen. Gaga hat das im Kreuz.
Elmar Paulke: "Bei Gaga läuft alles in die richtige Richtung. Er ist vom Typ einfach niemand, der nach oben durchknallt, das geht alles Schritt für Schritt. Vielleicht dauert es auch noch ein Weilchen bis ganz nach oben, aber die Entwicklung passt. Er ist auf der Bühne ein anderer Gaga geworden, er pusht sich jetzt selbst richtig. Daran hat er intensiv gearbeitet, das ist nicht von alleine entstanden. Die zweite Runde gegen Nico könnte für ihn ein bisschen doof sein. Da hat er Druck, da ist er der klare Favorit, aber er weiß, wie gut Nico spielen kann."
Max Hopp (PDC Order of Merit: 39)
Wohin geht die Reise des Max Hopp? Die Situation um den immer noch erst 24-Jährigen ist aktuell ganz schwer zu greifen. Hopp hat ein sehr schwieriges Jahr 2020 hinter sich, in dem er aus den Top 32 gepurzelt ist. Auch weil er seine starken Ergebnisse aus dem Jahr 2018 aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Turnierkalender gar nicht in dem Maße verteidigen konnte.
Aber auch unabhängig davon ist die Lage schwer einzuschätzen. Bis auf einzelne gute Matches war von Hopp 2020 nicht viel zu sehen, er wird ohne jeden Zweifel nicht gerade mit dem größten Selbstbewusstsein in den All Pally marschieren.
Immerhin: Die Auslosung hat ihm mit dem australischen Nobody Gordon Mathers einen Auftakt beschert, den er meistern sollte. Danach wäre Mervyn King (PDC: 19) der echte Prüfstein.
King hat zwar mit dem überraschenden Einzug ins Finale der Players Championship Finals aufhorchen lassen, aber Angst muss Hopp vor ihm dennoch nicht haben - zumal er King schon bei der WM 2015 schlagen konnte. An einem guten Tag ist die Runde der letzten 32 für den Maximiser drin, mehr aber wohl kaum (sein Gegner dann könnte nämlich Jose de Sousa heißen).
Elmar Paulke: "Max weiß aktuell glaube ich selbst nicht genau, wo er steht. Positiv ist, dass er bei der WM wieder dabei ist und dass er sich ja auch für die European Championship qualifizieren konnte, auch wenn da nicht wirklich was für ihn ging. Es ist alles sehr durchwachsen. Ich habe das Gefühl, dass Max am Scheideweg steht. Ich bin gespannt, in welche Richtung es für ihn läuft. Gerade für ihn selbst wäre es wichtig, wenn er bei der WM ein positives Signal senden könnte. Die erste Runde sowieso, aber auch Mervyn King ist absolut machbar. King war zwar jetzt gut, aber er ist niemand, der einen Lauf schiebt, dafür ist er auch zu alt. Aber klar, er kann auch gegen King rausgehen."
Nico Kurz (PDC Order of Merit: 129)
Wer erinnert sich nicht an das Wahnsinnsdebüt des Nico Kurz im Ally Pally inklusive Fast-Neun-Darter gegen James Wilson?! Im vergangenen Jahr nahm Kurz danach Joe Cullen aus dem Turnier, wenn er dieses Mal wieder einen Gesetzten rauswerfen will, würde es Gabriel Clemens treffen (müssen) ...
Mit welcher Form der 23-Jährige zur WM kommt, weiß niemand so genau. Seit seinem Sieg bei der Super League Darts im Juni, mit dem er sich das WM-Ticket sicherte, war von Kurz nichts mehr zu sehen. Aber tendenziell kann man schon davon ausgehen, dass so ein lässiger Zockertyp wie Kurz wieder eine gute Leistung abliefern und mindestens mal Andy Hamilton schlagen wird.
Interessant: Kurz plant, nach der WM an allen vier Tagen bei der Qualifying School anzutreten und sich so die Tourkarte zu holen.
Elmar Paulke: "Nico hat natürlich wenig Matchpraxis, gerade im Vergleich zu jemandem wie Gaga. Das wird ein Faktor sein. Trotzdem glaube ich, dass er Andy Hamilton knacken wird. Hamilton ist zwar erfahren, aber weit weg von seiner besten Zeit. Er ist sehr langsam, damit muss Nico umgehen, dann wird er ihn auch schlagen. Und dann haben wir zumindest unser deutsches Duell und damit sicher einen in der dritten Runde."
Der Österreicher: Mensur Suljovic (PDC Order of Merit: 20)
Suljovic ist vor der WM ein einziges Fragezeichen. Seit dem World Cup of Darts war der Österreicher nicht mehr zu sehen. Die Winter Series und die Quali für den Grand Slam ließ er aus persönlichen Gründen aus, bei den Players Championship Finals sagte er kurzfristig wegen eines Trauerfalls ab.
In der Weltrangliste ist er nicht nur aus den Top 10 gefallen, inzwischen hält er sich gerade noch so in den Top 20. Positiv: Beim World Cup sah Suljovic eigentlich ganz gut aus, insofern besteht Hoffnung, dass er in einer anständigen Form zur WM kommt.
Sollte er die sehr machbare erste Aufgabe (Kuivenhoven oder Edgar) lösen, könnte in der dritten Runde ein Duell mit Gary Anderson warten. Für die dritte Runde an sich ein absolutes Hammer-Matchup, 2020 aber aktuell nur noch ein Duell der kompletten Fragezeichen.
Elmar Paulke: "Mensur kann ich aktuell gar nicht einschätzen. Die WM wird ein wichtiges Turnier für ihn, er muss echt aufpassen, dass er nicht nach hinten durchgereicht wird. Und er hat noch diesen Schock in den Knochen durch die Niederlage gegen Fallon Sherrock im letzten Jahr, daran hatte er echt zu knabbern."