Blitzschlag im Vogelnest?

Christina Schwanitz (l.) und David Storl (2.v.r.) gehören zu den deutschen Goldhoffnungen
© getty

Bei der Leichtathletik-WM in Peking (Samstag ab 1.35 Uhr im LIVETICKER) liefert sich die versammelte Weltelite einen erbitterten Kampf um Edelmetall. Während Usain Bolt seinem Spitznamen alle Ehren machen will und Ashton Eaton oder Renaud Lavillenie Weltrekorde anpeilen, begeben sich auch David Storl und Co. auf die Medaillenhatz.

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Internationale Topstars

Usain Bolt und Justin Gatlin (100 m): Das am heißesten erwartete Duell steht bei den Sprintern an. Noch vor wenigen Wochen befand sich "Lightning" Bolt in seiner größten Krise. Keine Form, schwache Zeiten und Partyeskapaden bestimmten das Bild. Angst musste vor dem Jamaikaner anscheinend niemand mehr haben. Doch wie aus dem Nichts platzte beim Weltrekordhalter der Knoten. Beim Diamond-League-Meeting in London stand gleich doppelt die Zeit von 9,87 Sekunden auf der Anzeigetafel.

Die Reaktion des 28-Jährigen fiel im Anschluss gewohnt aus: "Ich bin niemals die Nummer zwei gewesen. Ich bin immer die Nummer eins", so Bolt, der dennoch nur die sechstschnellste Zeit des Jahres lief. Die unangefochtene Krone in Sachen Weltjahresbestleistung geht an seinen Konkurrenten Gatlin. Der US-Amerikaner ist nicht nur seit 2013 ungeschlagen, er lieferte in Doha mit 9,74 Sekunden auch ein klares Statement in Richtung des Titelverteidigers ab.

"Und ich werde noch besser", tönte der inzwischen 33-Jährige, der lange Dopingsperren hinter sich hat und 2015 insgesamt vier Mal unter 9,8 Sekunden ins Ziel kam. Findet der Mythos Bolts in Peking sein Ende? Auch Asafa Powell (JAM/9,81 Sekunden), Tyson Gay (USA/9,87) und der erst 20-jährige Trayvon Bromell (USA/9,84) könnten je nach Rennverlauf im Kampf um den WM-Titel mitreden.

Ashton Eaton (Zehnkampf): Der US-Amerikaner gilt als einer der größten, wenn nicht gar der größte Mehrkämpfer aller Zeiten. Der Olympiasieger ist mit 9039 Punkten der aktuelle Weltrekordhalter und nach der tschechischen Legende Roman Sebrle (9026 Punkte) erst der zweite Athlet, der die 9000er-Marke überhaupt durchbrechen konnte. Die Zielsetzung Eatons fällt deshalb standesgemäß aus.

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Der 27-Jährige befindet sich in der Hauptstadt der Volksrepublik laut eigener Aussage nicht nur auf einer "Gold-Mission", sondern will vor allem "seinen eigenen Weltrekord angreifen". Gefährlich werden kann Eaton dabei eigentlich nur Landsmann Trey Hardee, der mit 8725 Punkten die beste Saisonleistung innehat. Neben Hardee will auch Damian Warner beim Thema Medaille mitreden. Der 25-jährige Kanadier eroberte in Moskau Bronze und verbuchte in diesem Jahr 8469 Punkte.

Renaud Lavillenie (Stabhochsprung): Der Franzose ist in bestechender Form und bereit die Schmach der WM 2013, als er überraschend von Raphael Holzdeppe geschlagen wurde, vergessen zu machen. "Der Titel ist das größte Ziel für mich", unterstrich Lavillenie, dem nur noch WM-Gold in seiner Sammlung fehlt. Nach einem holprigen Start in die Saison folgte eine Siegesserie, die im Diamond-League-Meeting in London gipfelte, bei dem "Air France" inklusive der 6,03 Meter alle Höhen im ersten Versuch überquerte und erst bei 6,10 Metern an sein Limit an diesem Tag kam.

Alles andere als Gold kommt für das französische Sprungwunder deshalb nicht in Frage. Ein Selbstläufer wird dies dennoch nicht. In diesem Jahr übersprangen bereits mehrere Athleten die 5,90 Meter. Darunter unter anderem Shawnacy Barber, der mit 5,93 Metern einen kanadischen Rekord aufstellte, Thiago Braz Da Silva (BRA/5,92 Meter) und Holzdeppe (5,94). "Die WM wird eine spannende Angelegenheit", prophezeit Bundestrainer Jörn Elberding nicht ohne Grund.

Mohamed Farah (5000 und 10.000 Meter): Der britische Langstreckenläufer steht derzeit mehr in der Öffentlichkeit, als ihm lieb sein dürfte. Um sportliche Schlagzeilen handelt es sich allerdings selten, stattdessen stehen immer wieder neue Dopingvorwürfe im Raum. Um die Anschuldigungen zu entkräften, legte der 32-Jährige inzwischen sogar seine Blutwerte offen. Der britische Verband entlastete ihn ebenfalls. Die mentale Belastung ist dennoch immens.

Auf der Strecke ist der aktuelle Olympiasieger über die 5000 und 10.000 Meter dennoch das unangefochtene Aushängeschild und somit der klare Favorit. "Ich glaube an mich und bin von einem Sieg überzeugt", sagte der Brite zuletzt. Allen voran die Kenianer um Geoffrey Kamworor wollen dem Favoriten jedoch richtig einheizen. Der 22-Jährige legte im 1700 Meter hoch gelegenen Nairobi 27:11 Minuten über 10.000 Meter hin. Ins Tiefland übertragen entspräche dies einer Zeit von 26:35 Minuten. Eine klare Ansage, denn so schnell wäre seit zehn Jahren kein Athlet mehr gewesen.

Sandra Perkovic (Diskuswurf): Nach der WM-Absage von Kugelstoßerin Valerie Adams sind alle Augen bei den Wurfdisziplinen der Frauen auf Perkovic gerichtet. Die Kroatin ist die amtierende Olympiasiegerin und Weltmeisterin. Seit 2010 gewann sie alle großen Titelkämpfe - mit Ausnahme des Jahres 2011, als sie wegen einer sechsmonatigen Dopingsperre bei der WM in Daegu zum Zuschauen verurteilt war.

Auch dieses Jahr hat die 25-Jährige bereits die magische 70-Meter-Marke um acht Zentimeter überboten. Ist der WM-Titel also bereits vergeben? Mitnichten. Denia Caballero hat ihre Konkurrenz in Bilbao mit überragenden 70,65 Metern geschockt. Kann die Kubanerin diese Leistung auch in Peking bestätigen, droht ein spannender Kampf um Gold. Bronze-Favoritin ist Caballeros Landsfrau Yaime Perez, die jedoch im Rennen um Platz eins keine Rolle spielt.

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