"M.Schumacher" steht auf dem Chassis des schwarz-grauen Formel-Autos, daneben eine kleine Deutschlandflagge. Im Cockpit leuchtet ein neongelber Helm, das Visier ist geöffnet, daraus schauen zwei große blaue Augen aus einem schmalen Jungengesicht.
Mick Schumacher wird den Helm an diesem Tag nicht abnehmen, obwohl alle Kameras auf ihn gerichtet sind. Er will sich auf das konzentrieren, was sein berühmter Vater Michael beherrschte wie kaum ein anderer vor oder nach ihm: Formel-Autos so schnell wie möglich um eine Rennstrecke zu jagen.
Ein eiskalter Wind bläst an diesem Mittwoch im April durch das Motodrom in Oschersleben, hier fuhr Michael Schumacher 2008 sein erstes offizielles Motorradrennen. "Der Hype damals war groß", erinnert sich Dieter Junge, Sportleiter des veranstaltenden ADAC: "Es ist schön, dass sein Sohn jetzt hier ist." Die neue ADAC-Nachwuchsserie Formel 4 hat in Oschersleben vor den Toren Magdeburgs ihren ersten offiziellen Testtag, und das Interesse an Mick Schumacher, dem prominentesten Namen im 42-köpfigen Fahrerfeld, ist riesig.
Großes Medieninteresse
Zu riesig, findet Sabine Kehm, seit 15 Jahren engste Mitarbeiterin und Vertraute von Michael Schumacher. Sie ist an Micks Seite und versucht, alles ein bisschen abzuschwächen. "Ich möchte gerne dafür werben, die Erwartungen an Mick nicht allzu hoch zu schrauben", sagt sie: "Es ist sein Einstiegsjahr in den Formel-Sport, alles ist neu für ihn, er muss so viel lernen." Sie bittet deshalb darum, den blonden Jungen erst in Ruhe die Erfahrung sammeln zu lassen, "die er auf der Rennstrecke braucht, und die medialen Erfahrungen ein bisschen zurückzustellen".
Der Wunsch ist verständlich, die Umsetzung dürfte schwer werden. Egal, was Mick Schumacher an diesem Tag macht, die Kameras sind dabei. Er bleibt stumm, nur bei der Konversation mit seinem Renningenieur ist etwas von ihm zu hören. Ansonsten sitzt er ruhig in seinem Auto mit der Startnummer 25, er wirkt gelassen, sehr gelassen für einen 16-Jährigen, doch der Schein kann bekanntlich auch trügen. "Ich denke, er wird den Helm heute aufbehalten", sagt Sabine Kehm dazu, und sie lächelt ein bisschen.
Nun also steht der Sohn auf dem Sprung, sich in der Formel-Szene einen Namen zu machen. Als Erster rollt Mick Schumacher auf die Strecke, nach einer Runde ist er wieder an der Box, zwei, drei kurze Ansagen, dann geht es weiter. Irgendwann geht sein Renningenieur an die Boxenmauer: "Mick 4L" steht auf der Tafel, die er raushält - noch vier Runden, dann soll Schumacher junior in die Box.
Die Startnummer 25 kommt rein, ein Mechaniker beugt sich tief ins Cockpit und lauscht den Worten des Fahrers. Ein Laptop wird an das Auto angeschlossen, ein paar Handgriffe, zurück auf die Strecke. Mick drückt aufs Gas, aber der Schnellste ist er nicht. "25 SCM" steht auf dem Zeitenmonitor zunächst an siebter Stelle. "1 MSC", das Kürzel seines Vaters, stand meistens ganz oben.
Formel 1 als Ziel
Dort will Mick auch hin, aber der Weg ist lang. "Natürlich denkt man an die Formel 1, wenn man den Namen Schumacher hört", sagt Sabine Kehm, "und natürlich hat das sicher auch Mick im Hinterkopf. Aber noch einmal: Wir gehen Schritt für Schritt, er muss jetzt erstmal lernen, ein Formel-Auto zu beherrschen."
Das bedeutet im Vergleich zu einem Kart 100 Kilo mehr Gewicht und 130 PS mehr Leistung - kein unerheblicher Unterschied. Zudem ist die Fahrweise in einem Formel-Wagen wegen der freistehenden Räder eine völlig andere. "Man muss ganz sauber fahren und Fremdberührungen vermeiden", erklärt ADAC-Motorsportchef Lars Soutschka. Alles in allem eine große Aufgabe für den "kleinen" Schumacher. Da darf man dann auch schon mal den Helm aufbehalten.