SPOX: In der DTM scheint es momentan nur um Detailanpassungen zu gehen. Deutlich verbesserungswürdig ist die Formel 1, wenn man den zahlreichen Kritikern Glauben schenkt. Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der "Königsklasse des Motorsports" ein?
Glock: Die eine oder andere Regeländerung war nicht gut. Das missglückte Qualifying-Experiment zeigt das ja auch ganz gut. Es herrscht einfach unheimlich viel Unruhe und ich bin gespannt, wie sich die Formel 1 in Zukunft aufstellen wird. Ich glaube, man hat sich mit dem Motorenkonzept keinen wirklichen Gefallen getan. Die Autos sind immer noch zu leise und ich glaube, die Formel 1 hat dadurch ihre DNA verloren. Ihr Kern ist weg.
SPOX: Kurioserweise redet auch Chefpromotor Bernie Ecclestone seine Rennserie immer wieder schlecht. Die Fahrer hat er kürzlich als "Windbeutel" bezeichnet. Wie würden Sie solchen Vorwürfen kontern?
Glock: Gar nicht, weil Bernie Ecclestone seine Meinung jedes Wochenende ändert. (lacht) Erst war er happy, dass die Fahrer ihre Meinung äußern, dann auf einmal bezeichnet er sie als "Windbeutel". Mich würde das daher relativ wenig interessieren.
SPOX: Apropos "Windbeutel": Auf Ihrer Facebook-Seite sieht man einige Fotos von Ihrem Essen. Käsefondue, Schnitzel, Steak, Eis - alles ist mit dabei. Hat Ihr Team in Zeiten von maximaler Gewichtsersparnis nichts dagegen?
Glock: (lacht) Ich esse nun mal sehr, sehr gerne und meine Frau kocht gut. Wenn es etwas Leckeres auf den Tisch gibt, dann poste ich das auch. Nein, im Ernst: Ich esse gerne gesund und versuche schon seit einiger Zeit, ähnlich wie Nico Rosberg auf eine glutenarme Ernährung zu achten. Das gehört heutzutage dazu.
SPOX: Sebastian Vettel hat mal in einem Interview zugegeben, dass er nicht immer voll konzentriert im Rennauto sitzt, sondern auch mal an den Italiener am Abend denkt. Sie kennen Vettel ganz gut - passt das zu ihm?
Glock: Das überrascht mich nicht. (lacht) Zu seiner Red-Bull-Zeit hat er auch oft auf den Streckenleinwänden mitverfolgt, wer gerade die schnellste Runde fährt. Das kann ich mir also gut vorstellen. Ich kenne das auch. Wenn du gerade in einem Zweikampf bist, dann hast du natürlich keine Gedanken für etwas anderes. Wenn aber vor und hinter dir relativ wenig Trubel ist, gibt's auch mal einen abschweifenden Blick zu den Fans oder wo auch immer hin.
SPOX: In der Formel 1 sind Sie für Jordan, Toyota und Marussia bzw. Virgin an den Start gegangen und standen drei Mal auf dem Podium. Was sind - unabhängig von den großen Erfolgen - die schönsten Erinnerungen an diese Zeit?
Glock: Als Neuling in der Formel 1 war es bei Toyota in so einem großen Team natürlich sehr interessant. Das war eine lehrreiche Zeit. Im Kontrast dazu hat es mir aber auch in einem ganz kleinen Team mit einem geringen Budget viel Spaß gemacht. Ich möchte beides nicht missen.
SPOX: Neben Ihren Podiumsplatzierungen dürfte vielen Fans das Saisonfinale 2008 in Erinnerung geblieben sein. Lewis Hamilton, mit Regenreifen unterwegs, überholte Sie auf nasser Fahrbahn in der letzten Kurve und wurde so noch Weltmeister. Man hat Sie anschließend beschuldigt, ihn mit Absicht durchgelassen zu haben. Wie schwer war diese Zeit für Sie?
Glock: Das war schon hart. Es war schwierig zu verstehen, wie manche Leute das für ein abgekartetes Spiel halten konnten. Wie soll man so eine Story vor dem Rennen miteinander ausmachen? Woher hätten wir wissen sollen, dass es zum Schluss anfängt zu regnen? Das ist völliger Blödsinn. Meine Strategie ging auf. Ich habe für mich und mein Team nichts falsch gemacht. Draußen zu bleiben und nicht auf Regenreifen zu wechseln, war die richtige Taktik. Wir haben dadurch einige Plätze gewonnen. Jedes Mal, wenn es nach Brasilien geht, fällt zwar immer noch mein Name, aber ich bin schon lange darüber hinweg. Es ist passiert und ich kann es nicht ändern.
SPOX: Sie sind jetzt 34 Jahre alt. Haben Sie schon Pläne für die Zeit nach Ihrer aktiven Karriere? In der Vergangenheit waren Sie schon das ein oder andere Mal als TV-Experte zu sehen.
Glock: Ja, das ist auf jeden Fall etwas, was mir Spaß macht. Wenn sich die Möglichkeit ergibt, wäre das sicher eine schöne Alternative.
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