Tadej Pogacar schlug ein wenig ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen - dann ließ er sich von seiner Verlobten Urska im Ziel von Oudenaarde herzen. In beeindruckender Manier hatte sich der slowenische Radstar den nächsten großen Traum erfüllt und erstmals in seiner illustren Karriere die prestigeträchtige Flandern-Rundfahrt gewonnen.
Der zweimalige Tour-Sieger vom UAE Team Emirates setzte sich nach einem spektakulären Sturzfestival beim Frühjahrsklassiker im Solo durch und verwies seinen favorisierten Rivalen Mathieu van der Poel (Niederlande) auf den zweiten Rang. Dritter wurde der dänische Ex-Weltmeister Mads Pedersen im Sprint.
"Es ist fantastisch. Ich werde diesen Tag nie vergessen", sagte Pogacar, der als erst dritter Tour-Sieger in Flandern triumphierte: "Ich wusste, dass ich es im Solo versuchen musste - das war der einzige Weg. Ich bin sehr stolz."
Der 24-Jährige setzte rund 18 km vor dem Ende die entscheidende Attacke, ließ van der Poel stehen und flog auch am bis dahin in Führung liegenden Pedersen vorbei. Der dritte große Mitfavorit Wout van Aert aus Belgien hatte im Dreikampf bereits 10 km zuvor abreißen lassen müssen und wurde am Ende Vierter. Nils Politt (Bora-hansgrohe) fuhr ein aktives Rennen, der deutsche Meister verpasste als 20. aber ebenso die angepeilten Top Ten wie DSM-Fahrer John Degenkolb, der als bester Deutscher 19. wurde.
Massensturz bei Flandern-Rundfahrt: Peter Sagan muss aufgeben
Gestartet worden war die 107. Auflage der "Ronde" am Vormittag in Brügge. Über 273 km galt es beim zweiten Monument der Radsport-Saison insgesamt zu bewältigen - mit mehr als 3000 Höhenmetern und jeder Menge Kopfsteinpflaster-Passagen.
Jonas Rutsch vom Team EF Education-EasyPost gehörte lange Zeit der Fluchtgruppe des Tages an, deren Besetzung sich immer wieder änderte. Sie fuhr zeitweise über sechs Minuten Vorsprung heraus und wuchs auf bis zu 20 Fahrer an, ehe die Favoriten aufschlossen.
140 km vor dem Ziel kam es zu einem Massensturz, bei dem rund 40 Fahrer zu Fall kamen - darunter auch van Aert und der französische Topfahrer Julian Alaphilippe, die aber glimpflich davon kamen. Schlimmer erwischte es unter anderem Ex-Weltmeister Peter Sagan, den der Sturz zur Aufgabe zwang.
Der Pole Filip Maciejuk, der die chaotische Situation durch eine unkontrollierte Fahrweise fahrlässig verursacht hatte, selbst aber unversehrt davon kam, wurde aus dem Rennen genommen. Auch zuvor und im Anschluss kam es auf den engen nordbelgischen Straßen immer wieder zu heftigen Stürzen.