Armstrong: "Meine Tour ist beendet"

Von Torsten Adams / sid
Lance Armstrong (l.) und Alberto Contador fuhren 2009 noch zusammen beim Team Astana
© Getty

Andy Schleck hat auf der Etappe nach Avoriaz ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und Alberto Contador abgehängt (das Ergebnis der 8. Etappe). Derweil erlebte Lance Armstrong den bittersten Tag seiner sportlichen Karriere.

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Nie hat der Satz "heute kann die Tour nicht gewonnen, aber verloren werden" so gepasst wie auf dem achten Tagesabschnitt. Die Hochgebirgsetappe hinauf nach Avoriaz sollte der bitterste Tag in der sportlichen Karriere von Lance Armstrong werden.

Als sich der 38-Jährige mit schwerem Tritt und zerfetztem Trikot zur Skistation hinaufgequält hatte, war sein Traum vom großen Coup bereits zerplatzt. Der achte Toursieg ist für den einstigen "Tourminator" endgültig außer Reichweite.

Armstrong: "Ein schwarzer Tag"

Satte 11:45 Minuten hinter dem Tagessieger Andy Schleck trudelte der RadioShack-Kapitän über die Ziellinie. "Das war ein schwarzer Tag, ein rabenschwarzer. Ich konnte am vorletzten Berg nicht mithalten. Das hat sehr weh getan", sagte der sichtlich gezeichnete Armstrong.

Die Farce begann für den Amerikaner bereits bei Rennkilometer sechs, als ein Footon-Fahrer wegen einer Unaufmerksamkeit einen Sturz mehrerer Fahrer hervorrief. Darunter auch Armstrong.

Sturz mit 65 km/h

51 Kilometer vor dem Ziel hing er sich an einer Verkehrsinsel auf und schlug nach eigener Aussage mit rund 65 km/h auf dem Asphalt auf. Mit zerfetzter Rückennummer machte sich Armstrong im Windschatten seiner Teamkollegen auf den Weg zurück ins Feld.

Zu allem Überfluss musste Armstrong am vorletzten Anstieg abermals vom Rad steigen, weil ein Euskaltel-Fahrer vor ihm seinen Verpflegungsbeutel nicht greifen konnte und zu Fall kam.

Der 38-Jährige schüttelte nur noch mit dem Kopf und lächelte gequält. Man hatte den Eindruck, am liebsten wolle er sein Rad nun über die Barriere feuern.

Das Gesamtklassement: Evans im Gelben Trikot

Schleck attackiert am Schlussanstieg

Doch auch ohne die Stürze wäre Armstrong wohl nicht imstande gewesen, dem hohen Tempo der Favoritengruppe zu folgen. Am Schlussanstieg machte Astana ordentlich Dampf. Durch die Tempoarbeit von Alberto Contadors Helfern bröckelte die Gruppe zusehends.

Rund zehn Fahrer konnten noch folgen, bevor Schleck rund zwei Kilometer vor dem Ziel zur Attacke blies. Contador musste den Luxemburger ziehen lassen, kam zusammen mit Cadel Evans, Ivan Basso und sechs weiteren Anwärtern auf die Top Ten zehn Sekunden später ins Ziel.

Armstrongs Kampfeswille gebrochen

Es dauerte knapp zwölf Minuten, bis der gedemütigte Armstrong die Skistation erreichte. Der Kampfeswille, der den Texaner all die Jahre ausgezeichnet hatte, war endgültig gebrochen. "Meine Tour ist beendet", sagte er nach dem Rennen. "Aber ich werde weiterfahren und meine letzte Tour genießen."

Schadenfreude über Armstrongs Desaster wollte bei Schleck nicht aufkommen. "Es tut mir leid für ihn. Er hatte sich auf seiner letzten Tour viel vorgenommen. Ich habe großen Respekt vor ihm", meinte der Luxemburger.

Gerdemann und Martin frustriert

Ein Debakel erlebten auch die beiden deutschen Hoffnungen im Gesamtklassement. Linus Gerdemann konnte seine gute Form der vergangenen Tage nicht bestätigen und kam mit 22:04 Minuten Rückstand ins Ziel.

Gleiches gilt für Tony Martin, der die hohen Erwartungen nicht erfüllte und weit zurückfiel. "Ich muss jetzt genau analysieren, wo ich in der Vorbereitung Fehler gemacht habe. Ich hatte schon die ganze Tour über schwere Beine", räumte Martin frustriert ein.

Evans neuer Mann in Gelb

Durch das Ausscheidungsfahren wurde das Klassement ordentlich durcheinandergewirbelt. Neuer Führender ist Cadel Evans. Der BMC-Kapitän liegt 20 Sekunden vor Schleck und 61 Sekunden vor Contador.

Bester Deutscher ist Andreas Klöden mit 5:39 Minuten Rückstand auf Platz 21. Armstrong belegt Rang 39 - 13:26 Minuten hinter Evans. Eine halbe Ewigkeit.

Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:

Gesamtwertung: Cadel Evans (BMC)

Sprinter: Thor Hushovd (CTT)

Bester Jungprofi: Andy Schleck (SAX)

Bergtrikot: Jerome Pineau (QST)

Auf Seite 2 gibt's das Rennen im Re-Live zum Nachlesen