Alberto Contador hat gewankt. Der Spanier ist aber nicht gefallen.
In einem packenden Fernduell mit Andy Schleck beseitigte der Pistolero die letzten Zweifel am Gesamtsieg der 97. Tour de France.Contador: "Musste alles geben"
Contador baute im 52 km langen Kampf gegen die Uhr von Bordeaux nach Pauillac seinen Vorsprung in der Gesamtwertung vor Schleck auf 39 Sekunden aus und hat seinen dritten Tour-Sieg nach 2007 und 2009 praktisch sicher.
"Ich bin sehr glücklich. Es war sehr schwierig. Ich musste noch einmal alles geben", sagte Contador, der für den viertknappsten Toursieg in der 97-jährigen Geschichte der Rundfahrt sorgen wird. Am spannendsten war es 1989, als der Amerikaner Greg LeMond am Ende acht Sekunden vor dem Franzosen Laurent Fignon lag.
Contador siebter Sieger ohne Tageserfolg
Kurios: Exakt 39 Sekunden waren es auch, die Schleck bei seiner Ketten-Panne auf der 15. Etappe auf Contador verloren hatte.
Sollte beim Schaulaufen auf den Champs-Elysees nichts Unvorhergesehenes mehr passieren, dann wird Contador als siebter Fahrer in die Geschichte der Tour eingehen, der die Große Schleife ohne einen Etappensieg gewinnt.
Martin: "Cancellara eine Klasse für sich"
Unterdessen musste sich Tony Martin wie schon beim Prolog dem Schweizer Fabian Cancellara geschlagen geben und belegte Platz zwei.
"Cancellara ist eine Klasse für sich. Ich weiß nicht, wo ich Zeit liegen gelassen habe", sagte Martin. "Im Vergleich zu letztem Jahr habe ich im Zeitfahren einen großen Schritt gemacht. Irgendwann packe ich ihn vielleicht."
Die frühen Starter wie Martin oder Cancellara hatten aber auch den Vorteil der günstigeren Bedinungen. Die Favoriten mussten sich mit wesentlich mehr Gegenwind zurechtfinden.
Bester Tag aus deutscher Sicht
Martin fehlten zum größten Erfolg seiner Karriere nur 17 Sekunden. Bei der ersten Zwischenzeit hatte der Columbia-Profi noch neun Sekunden vor dem Olympiasieger gelegen, danach drehte Cancellara aber auf.
Den aus deutscher Sicht besten Tag krönte Ex-Weltmeister Bert Grabsch aus Wittenberg als Dritter mit 1:48 Minuten Rückstand. Trotz der beiden Podiumsplätze am vorletzten Tag geht die Tour sehr wahrscheinlich erstmals seit fünf Jahren ohne deutschen Etappensieg zu Ende.
Mentschow überholt Sanchez
Schleck musste sich ebenfalls endgültig geschlagen geben, doch der Luxemburger lieferte Contador noch einen großen Kampf. Auf den ersten Kilometern verringerte er den Rückstand auf Contador von acht auf sechs Sekunden, ehe die Kräfte nach der Hälfte des Rennens nachließen.
Wie im Vorjahr wird Schleck als Zweiter eine Stufe unter Contador auf dem Podium in Paris stehen. Platz drei in der Gesamtwertung sicherte sich Denis Mentschow. Der Russe überflügelte durch ein klasse Zeitfahren den Spanier Samuel Sanchez, der sich mit Gesamtrang vier zufrieden geben muss.
Kampf um Grün
Nur ein schwerer Sturz kann Contador nun noch vom Tour-Thron stoßen. Vor der Schlussetappe nach Paris ist somit lediglich der Kampf um das Grüne Trikot des besten Sprinters noch nicht entschieden.
In dieser Wertung führt Alessandro Petacchi mit 213 Punkten knapp vor Thor Hushovd (203) und Mark Cavendish (197). Das Bergtrikot ist indes an Anthony Charteau vergeben.
Armstrong erteilt sich Maulkorb
Lance Armstrong landete bei seinem letzten Tour-Zeitfahren weit hinter Cancellara. Platz 67 mit 7:05 min Rückstand hieß es am Ende für den einstigen Patron.
Unmittelbar nach der Frankreich-Rundfahrt reist der Amerikaner in seine Heimat, wo er sich mit den Doping-Vorwürfen seines früheren Teamkollegen Floyd Landis und der daraus resultierenden Ermittlung der US-Behörden auseinandersetzen muss.Vielleicht war der 38-Jährige nach dem Zeitfahren auch deshalb so kurz angebunden. Ohne mit den Journalisten zu sprechen, verließ Armstrong Pauillac in einem grauen Van.
Finale auf den Champs-Elysees
Die letzte Etappe für Armstrong und die 97. Tour führt am Sonntag über 102,5 km von Longjumeau auf die Champs-Elysees in Paris.
Auf der Tour d'Honeur wird das Gelbe Trikot traditionell nicht mehr attackiert.
Die Trikotträger nach der heutigen Etappe:
Gesamtwertung: Alberto Contador (AST)
Sprinter: Alessandro Petacchi (LAM)
Bester Jungprofi: Andy Schleck (SAX)
Bergtrikot: Anthony Charteau (BTL)