Die Teilnehmer im Überblick
Sergey Karjakin (28)
Das russische Wunderkind verließ bereits nach der zweiten Klasse die Schule und erhielt zu Hause Privatunterricht, denn für Ablenkung war keine Zeit: Karjakin sollte sein enormes Potenzial vollends in den Schachsport investieren. Dies zahlte sich aus: Mit 12 Jahren krönte sich Karjakin zum bis heute jüngsten Großmeister aller Zeiten.
Die große Stärke des gebürtigen Ukrainers liegt in seinem sachlichen, objektiven Spielstil. Selten sieht man ihn überhastete Züge ausführen, die in Fehlern resultieren. Einzig sein limitiertes Eröffnungsrepertoire wird ihm gelegentlich zum Verhängnis. Nach dem hauchdünn verlorenen WM-Finale 2016 war Karjakin automatisch wieder für das Kandidatenturnier gesetzt und gehört ohne Frage zum Kreis der ganz großen Favoriten.
Levon Aronian (35)
Der Sohn eines Physikers bezeichnete sich selbst mal als "Spezialisten für Explosionen" - was sich auch in seinem Spielstil wiederfindet. Die Nummer sechs der Welt liebt die chaotischen, verzwickten Stellungen, aus denen er sich nur mittels seiner Genialität herauswinden kann.
Der Sieg im Weltpokal 2017 sicherte ihm die Teilnahme am Kandidatenturnier, viele Experten räumen ihm durchaus Chancen ein. Nachdem der humorvolle Armenier erst mit 23 Jahren sein volles Potenzial auf großer Bühne zeigte, entwickelte sich sein Spiel stetig weiter. Durch sein stark verbessertes Eröffnungsspiel wird er im Kampf um den WM-Titel als Carlsens größter Konkurrent angesehen. "Carlsen hat unseren Kampfgeist entfacht", sagte er einmal im SPOX-Interview.
Nach drei Goldmedaillen bei Schacholympiaden (2006, 2008 und 2012), hat der 35-Jährige in seiner Heimat Armenien bereits jetzt Legendenstatus erreicht. Mit der Krönung zum Weltmeister würde sich Aronian wohl für immer unsterblich machen.
Ding Liren (25)
Der Chinese ist ein wahrerer Frühstarter. Mit gerade einmal vier Jahren erlernte er das Schachspielen und triumphierte im Jahr darauf bei der chinesischen U6-Meisterschaft. Danach ging Ding Lirens (Liren ist übrigens der Vorname, Ding der Nachname) Karriere steil nach oben, auch wenn er international noch nicht die ganz großen Einzelerfolge ausweisen kann. "Nur" drei Chinesische Meisterschaften stehen ihm zu Buche.
Aufsehen erweckte der 25 Jahre alte Jura-Student aber mit dem zweiten Platz im Weltpokal 2017, der ihm schließlich auch die Qualifikation für das Kandidatenturnier sicherte. Als erster Chinese überhaupt in einem Kandidatenturnier, möchte der bescheidene Weltranglistenelfte, der großer Fan von Bayern München ist, die Überraschung schaffen und zur Weltmeisterschaft fahren. Ihm ist jedoch bloß eine Underdog-Rolle zuzuschreiben.
Shakhriyar Mamedyarov (32)
Mamedyarov wuchs in einer richtigen Schachfamilie auf, seine beiden Schwester Zeinham und Turkan sind ebenfalls erfolgreiche Großmeisterinnen. Der Aserbaidschaner war schon in früher Jugend erfolgreich und ist der einzige Spieler, der zwei Mal die Junioren-Weltmeisterschaft gewinnen konnte. Wenn er mal nicht Schach spielt, findet man ihn übrigens auf der Bowling Alley.
Berüchtigt ist der 32-Jährige für seinen aggressiven Spielstil und seine Risikobereitschaft, der in den letzten Monaten kaum ein Gegner gewachsen war. Bezeichnend dafür ist der erste Platz im FIDE Grand Prix 2017, den er drei starken Auftritten in Schardscha, Moskau und Genua verdankt. Gleichbedeutend mit diesem Triumph war die Qualifikation für das Kandidatenturnier.
Mamedyarov spielt derzeit ohne Frage das beste Schach seiner Karriere. Eine akteulle Elo-Zahl von 2809 setzen ihn auf Platz zwei der Weltrangliste, womit er sich im Kreis der Favoriten auf die WM-Teilnahme wiederfindet.