Tatjana Maria gegen Jule Niemeier: Ein unerwartetes Duell auf großer Bühne

SID
Tatjana Maria kämpft gegen Jule Niemeier um den Einzug ins Wimbledon-Halbfinale.
© getty

Jule Niemeier und Tatjana Maria: Größer könnten die Unterschiede zwischen den Wimbledon-Überraschungen kaum sein. Sie einen der Respekt und das Ziel Halbfinale.

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Am Morgen des deutschen Wimbledon-Festtags wird Tatjana Maria wieder früh aufstehen. So ist das mit zwei Kindern - irgendwer muss Tochter Charlotte zur Tennisstunde begleiten. An einem anderen Ort in London, in Chelsea am Nordufer der Themse, wird auch Jule Niemeier ihren Routinen nachgehen. Vielleicht bei Instagram die Nachrichten checken, aber auf keinen Fall in die Zeitungen schauen.

"Ich versuche, das komplett auszublenden", sagte Niemeier vor dem Duell der deutschen Überraschungs-Viertelfinalisten am Dienstag: "Ich habe mir noch keinen einzigen Artikel durchgelesen." Auch wenn die Worte zumeist überaus positiv klingen: "Am Ende kann ich mir davon ja auch nichts kaufen."

Und nicht immer stehen so freundliche Zeilen geschrieben wie über Maria, die "Story des Turniers" (Daily Mail). Ab und an drückt sich in einem Lob auch die Verwunderung über den Lauf der Newcomerin aus - und das wenig schmeichelhaft. Niemeier, so schrieb der Telegraph, sei eine "unfassbare Spielerin, von der man sich irgendwie vorstellen kann, dass sie auf dem Münchner Oktoberfest einen Bierkrug hält".

Der Schmerz über das Aus der Lokalheldin Heather Watson, die Niemeier an einem britischen Feiertag schnöde vom 100 Jahre alten Centre Court geschossen hatte, mag dabei eine Rolle gespielt haben. Doch sie sollten sich im Londoner Südwesten an Niemeier gewöhnen, denn wie der Guardian feststellte, passt das Spiel der 22-Jährigen perfekt zum schnellen Rasen.

Tatjana Maria: "Es gibt wichtigere Dinge als Tennis"

Das trifft auch auf die zwölf Jahre ältere Maria zu - und deshalb ist es keine Sensation, dass sich die Nummer 103 und die Nummer 97 der Weltrangliste in diesem späten Stadium des Turniers gegenüberstehen. Unerwartet kommt das Match allerdings schon, Wimbledon hat zweimal Boris Becker gegen Michael Stich und einmal Angelique Kerber gegen Sabine Lisicki gesehen, aber die waren da schon wer auf der Tour.

Niemeier ist dagegen eine Wimbledon-Debütantin, und Maria war bislang nie über die dritte Runde eines der weltweit größten Tennisturniere hinausgekommen, hat im April 2021 ihre zweite Tochter Cecilia zur Welt gebracht und setzt die Prioritäten längst anders. Die tägliche Tennisstunde der achtjährigen Charlotte um 8.30 Uhr in der Trainingshalle von Wimbledon gehört dazu. Erst danach starten Marias Tag und die Vorbereitung auf das (bislang) wichtigste Match ihres Lebens.

"Daran wird sich nichts ändern", sagte Maria, nachdem sie gegen die Lettin Jelena Ostapenko zwei Matchbälle abgewehrt und das nächste Kapitel ihres märchenhaften Abenteuers in Wimbledon geschrieben hatte. Sie könne den erstaunlichen Triumphzug jetzt "vielleicht sogar mehr wertschätzen, weil ich wichtigere Dinge in meinem Leben habe als Tennis."

Wimbledon: BVB-Stars gratulierten Jule Niemeier

Verbissen und vom Erfolg besessen sind sie beide nicht: Die erfahrene Taktikerin aus Bad Saulgau, die mit ihrer Familie längst in Florida wohnt, in direkter Nachbarschaft zu den Williams-Schwestern. Und auch nicht die junge Dortmunderin, die es nach Regensburg verschlagen hat, deren Herz aber noch in der Heimat ist - vor allem bei ihrem BVB.

Der gratuliert regelmäßig, und auch für die Fußballstars der Schwarz-Gelben ist Niemeier mittlerweile ein Begriff. "Ich habe tatsächlich eine Nachricht von Nico Schlotterbeck erhalten", erzählte Niemeier - und Mats Hummels habe sie in einer Insta-Story erwähnt. Das schmeichelt dann selbst ihr.

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