SPOX: Wie sah Ihre Ernährung aus? Haben Sie auch mal Insekten probiert?
Hein: Klar, das gehört dazu. Das finde ich aber auch richtig schön an den Thailändern. Sie sind ein sehr geselliges Volk, alle drei, vier Kilometern ist ein Markt mit unzähligen Essensmöglichkeiten. Ich muss aber zugeben, dass nicht alles zu meiner Leibspeise wurde. Aber ab und zu mal ein paar Insekten, gebraten oder frittiert, können ja nicht schaden. Mal im Ernst: Ob ich jetzt Schweine-Popo esse oder gegrillte Heuschrecken, das ist alles reine Gewohnheitssache.
SPOX: In Thailand sollen Sie aber nicht nur zum Essen eine besondere Beziehung aufgebaut haben. Was hat es mit Ihrer Matratze auf sich?
Hein: Ich bin ein absoluter Perfektionist. Wenn ich noch irgendwie zwei, drei Prozente rausholen kann, mache ich das auch. Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nicht so gut schlafen kann. Also bin ich mit meiner Frau losgefahren und habe mir eine teure Latex-Matratze gekauft. Und seitdem fühle ich mich am Morgen einfach viel besser. Daran sieht man meine Einstellung zum Sport. Ich tue alles für den Erfolg. Deswegen finde ich das Olympische Motto auch schrecklich. Ich will nicht nur dabei sein. Das war schon früher in der Schule so, wenn es hieß: Das ist alles nur ein Spiel. Für mich war es eben immer mehr als das.
SPOX: Diese bedingungslose Leidenschaft erklärt wohl auch, warum Sie Ihren Job bei der Bundespolizei aufgegeben haben, oder? Immerhin waren Sie Beamter auf Lebenszeit.
Hein: Ich musste mich entscheiden: Auf der einen Seite war die berufliche Sicherheit, auf der anderen Seite stand mein Traum. Ich habe mein Leben auf die UFC ausgerichtet. Ich bin kein Workaholic, aber jemand, der die wichtigen Entscheidungen seines Lebens an seinem Traum orientiert. Als ich von meinem Vorgesetzten bei der Polizei vor die Wahl gestellt wurde, entweder Job oder die UFC, war die Entscheidung eigentlich schon gefallen. Ich hätte mir nie verziehen, wenn ich den Schwanz eingezogen hätte.
SPOX: Ihre Schwester dürfte Ihnen für die Verwirklichung Ihres Traumes auch dankbar sein. Immerhin ist sie mittlerweile verheiratet - ausgerechnet mit Drew Dober, dem Sie 2014 in Ihrem ersten UFC-Kampf gegenüberstanden.
Hein: Das stimmt, solche Geschichten schreibt nur der Sport. Manchmal muss man einfach auf sein Bauchgefühl und sein Herz hören. Deswegen habe ich mich eben auch gegen die berufliche Sicherheit entschieden, weil ich überzeugt bin, dass es die richtige Wahl ist, auch wenn ich manchmal vielleicht nicht weiß, warum. Aber ohne meine UFC-Karriere hätte meine Schwester beispielsweise nie Drew kennen gelernt. Meine Mutter hätte es zwar besser gefunden, wenn ich Arzt geworden wäre. Aber wer weiß, vielleicht hätte sie dann keine verheiratete Tochter. (lacht)
SPOX: Lassen Sie uns noch auf zwei Themen zu sprechen kommen, die derzeit die UFC-Szene beschäftigen. Jon Jones musste in Folge mehrerer Vergehen, unter anderem dem Vorwurf der Fahrerflucht, seinen Titel abgeben. Wirft er leichtfertig sein Talent weg?
Hein: Jones ist mit unglaublich viel Talent gesegnet. Sicherlich mit viel mehr als die meisten anderen Kämpfer. Aber er ist nun mal auch ein junger Kerl, der bei weitem noch nicht im echten Leben angekommen ist. Sein Aufstieg ging sehr schnell, vielleicht muss er sich dessen erst mal bewusst werden. Ich war nie ein großer Jon-Jones-Fan, aber ich respektiere ihn und verurteile ihn nicht, auch wenn seine Taten natürlich falsch waren. Und denjenigen, die jetzt mit dem Finger auf ihn zeigen, sage ich: Leute, fasst Euch an die eigene Nase!
SPOX: Für andere Schlagzeilen sorgte das neue Anti-Doping-Gesetz der UFC. Pro Jahr soll es 2750 Tests geben, Sperren bis zu vier Jahren sind offenbar möglich. Wie schätzen Sie die neuen Regeln ein?
Hein: Ich kenne ein ähnliches System schon vom Amateursport, wobei es damals noch strenger war. Wir mussten immer erreichbar sein und Monate zuvor angeben, wo wir sein werden. Darunter hat das Privatleben gelitten. Das neue UFC-Gesetz ist nichtsdestotrotz eine positive Entwicklung. Komplett wird man Doping allerdings nie ausradieren können, auch deswegen, weil jeder immer Superstars haben will, die ihre Gegner dominieren und reihenweise ausknocken. Dasselbe sehen wir ja auch bei Olympia, es soll immer höher, schneller und weiter gehen. Aber es ist zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.
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