SPOX: Haben Sie die Probleme überrascht?
Heynen: Wir haben vorher jedenfalls nicht erwartet, dass wir solche Probleme überhaupt bekommen würden. Die Schwierigkeiten, die in diesen Spielen zum Vorschein kamen, sind in der Vorbereitung nicht aufgetreten. Bei der WM hatten wir zum Beispiel im Vorfeld Rückschläge. Ich mag es nicht, wenn es keine Probleme gibt.
SPOX: An den Gegnern kann es nicht gelegen haben. Die hatten es in sich.
Heynen: Wir haben vor der EM gezielt versucht, gegen sehr gute Mannschaft zu spielen und es ist uns dennoch nicht gelungen, die Schwachstellen offenzulegen. Wenn dann während eines Turniers plötzlich Probleme auftreten, wird es kritisch. Oft sind es dann viele kleine Dinge, die falsch laufen und sich am Ende addieren. Es ist uns außerdem nicht gelungen, jeden Spieler im entscheidenden Moment in die perfekte Form zu bekommen. Wir waren wohl zu früh zu gut.
SPOX: Nach dem EM-Aus sprachen Sie von einer "kleinen Delle".Wie aber soll der Glaube an die eigene Stärke den Weg zurück in die Köpfe Ihrer Spieler finden?
Heynen: Im ersten Moment dachte ich, dass sich die EM zum Problem für die Olympia-Quali entwickeln könnte. Nach den letzten Nächten sehe ich das allerdings anders. Vielleicht war es gar nicht so schlecht. Wir waren vor der EM zu überzeugt von uns, waren zu positiv eingestellt. Deshalb kann es im Endeffekt sogar sehr wertvoll sein, was in Bulgarien passiert ist.
SPOX: Ein Weckruf zur rechten Zeit also?
Heynen: Das Auftreten bei der EM hatte nicht das Feuer, nicht die 100 Prozent, die wir beispielsweise letztes Jahr bei der WM an den Tag gelegt haben. Das waren vielleicht 90 Prozent - und dafür zahlt man auf diesem Niveau eben sofort den Preis. Wichtig ist, dass jetzt die richtigen Schlüsse gezogen werden. Ich werde mit jedem Spieler das persönliche Gespräch suchen und schauen, wie sie sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln.
SPOX: Wie sieht der Plan bis zur Qualifikation aus?
Heynen: Soviel gibt es gar nicht zu tun. Es sind nur noch etwa neun Wochen, bis es in Berlin um die Olympiateilnahme geht. Das ist ein sehr begrenztes Zeitfenster. Wenn wir wieder als Team zusammenkommen, dann haben wir genau zehn Tage Zeit für die Vorbereitung. Zehn Tage sind nichts. Das Einzige, was ich also in der nächsten Zeit machen kann, ist mich mit den Spielern auszutauschen und ihre Form zu beobachten. Wir können kein neues Konzept mehr entwickeln oder übermäßig viel trainieren. Wir müssen einfach wieder das nötige Gefühl als Mannschaft bekommen und dann in den zehn Tagen reinhauen.
SPOX: Haben Sie in diesem Zusammenhang personelle Änderungen im Kopf?
Heynen: Die Frage kommt etwas zu früh. Ich habe immer gesagt, dass ich eine Gruppe von 20 Leuten habe, die sich einen Platz im Kader erspielen können. Daran hat sich nichts geändert. Ob sich im Kader nun ein oder zwei Plätze ändern, kann ich jetzt noch nicht abschätzen. Man weiß nie, ob Verletzungen eine Rolle spielen oder wie es um die Form einzelner Spieler bestellt ist. Tiefgreifende Änderung wird es aber auf keinen Fall geben.
SPOX: Die Quali findet in Berlin statt. Bauen Sie auch ein bisschen auf den Heimvorteil?
Heynen: Absolut. Wenn man das Publikum hinter sich hat, dann gibt das immer noch ein paar Prozent extra. Diese zusätzliche Energie kann letztlich den Unterschied ausmachen. Ich bin zum Beispiel überzeugt, dass wir auf neutralem Boden gegen Bulgarien als Sieger vom Feld gegangen wären. In Berlin wollen wir dies nun zu unserem Vorteil nutzen. Wir sind unheimlich froh, dass das Turnier dort stattfindet.
SPOX: Christoph Daum ließ seine Profis damals über Glasscherben laufen, auch Sie sind für Ihre unkonventionellen Methoden bekannt. Dürfen sich Ihre Spieler deshalb auch vor der Qualifikation auf etwas gefasst machen?
Heynen: Dafür dürfte der Zeitraum leider zu knapp sein. (lacht) Solche Dinge erfordern Zeit, zielen eher auf langfristige Wirkung ab. Die nötige Zeit haben wir aber vor Berlin nicht. Deshalb wird die Vorbereitung eher konventionell ausfallen. Wirklich darüber nachgedacht habe ich allerdings noch nicht, auch plane ich solche Sachen nie. Der Zeitpunkt muss einfach stimmen.
Seite 1: Heynen über die Enttäuschung, das Niederlande-Spiel und Bulgarien
Seite 2: Heynen über mentale Probleme, einen Weckruf und die Olympia-Qualifikation