Die deutschen Rodler fahren zum Saisonstart mal wieder alles in Grund und Boden. Doch Georg Hackl geht trotzdem in den Attacke-Modus über. Noriaki Kasai ist nicht kleinzukriegen und SPOX kämpft für Miriam Gössners Playboy-Fotos. Außerdem: eklige Miller-Time und Eva-Maria Brems erstes Mal.
Tops
Alter schützt vor Weltcup nicht: 42 Jahre und 176 Tage. In diesem Alter sollte man sich vielleicht über späten Nachwuchs freuen. Oder man befindet sich in einer kleinen Midlife-Crisis. Oder man orientiert sich beruflich neu, wie es heutzutage so schön heißt.
Aber mit 42 Jahren und 176 Tagen ein Skisprung-Event zu gewinnen? Nicht irgendwie bei den Senioren, sondern ganz offiziell im Weltcup? Gegen Konkurrenten, die seine Kinder sein könnten? Ach, irgendwas muss in Noriaki Kasais Essen gewesen sein, als er vor langer, langer Zeit auf der japanischen Insel Hokkaido aufwuchs.
Denn auch im stolzen Alter zeigt die Legende den jungen Hüpfern, wie es geht: In Kuusamo baute er mit dem Gewinn eines Weltcupsspringens seinen Altersrekord aus und schrieb mal wieder Geschichte.
Sein Erfolgsrezept? Relativ simpel: "Ich habe einfach nur Vertrauen in mich selbst, mentale Stärke, einen guten Sprungstil und viel Erfahrung." Zumindest gab er zu, doch wenigstens ein bisschen überrascht zu sein, wie gut er mit den jungen Athleten noch mithalten könne - über 22 Jahre nach seinem ersten WM-Titel im Skifliegen.
Und ein Ende ist noch nicht in Sicht: Kasai kündigte bereits an, 2018 bei Olympia an den Start gehen zu wollen. Die Aura des 42-Jährigen färbt derweil schon jetzt intensiv ab.
Den Sieg in Finnland musste sich Kasai mit dem punktgleichen Olympiasieger Simon Ammann teilen, der mit seinen 33 Lenzen ebenfalls schon einiges auf dem Buckel hat. "Das Bild von dieser Siegerehrung wird als eines der wenigen Platz an meiner Wohnzimmerwand finden", grinste Ammann anschließend.
Rodeln? Läuft bei uns! Die Langeweile-Diskussion in der Fußball-Bundesliga ist ja momentan mal wieder in vollem Gange. Doch liebe kickende Zunft, was sollen denn eigentlich die Rodler sagen, die nicht Schwarz-Rot-Gold tragen?
Am Wochenende startete die Saison in Innsbruck-Igls. Und wie sollte es auch anders sein, gab es mal wieder deutsche Siege en masse. Bei den Damen gewann Natalie Geisenberger vor Dajana Eitberger und Tatjana Hüfner. Das Quartett rundete Anke Wischnewski als Vierte ab.
"Schön, wenn ich wieder das Gefühl habe und weiß, dass ich es kann", so Geisenberger, die im ersten Lauf prompt einen Bahnrekord aufgestellt hatte. Was sich dabei wohl die Gegnerinnen denken?
Auch die Männer ließen sich natürlich nicht lumpen: Toni Eggert und Sascha Benecken waren bei den Doppelsitzern nicht zu schlagen, während Olympiasieger Felix Loch das Einsitzer-Rennen für sich entschied. Also Friede, Freude, Eierkuchen? Nicht ganz, aber dazu mehr bei den Flops.
Brems erstes Mal: Schien- und Wadenbeinbruch im April 2010. Kein Ticket für die Heim-WM 2013. Kein Ticket für Olympia 2014. Es gibt einfachere Jahre für eine Sportlerin, das gab zuletzt auch Eva-Maria Brem zu: "Ich habe damals wohl auch die eine oder andere Bar in Innsbruck aufgesucht."
Doch jetzt scheint das alles vergessen zu sein. Am Wochenende erlebte die Österreicherin ihr persönliches Happy End. Beim Riesenslalom in Aspen holte sie sich den ersten Weltcupsieg ihrer Karriere. "Ich freue mich irrsinnig, es war so ein langer Weg bis hier her", schluchzte die 26-Jährige anschließend. Man kann nur hoffen, dass sie jetzt bis zur WM im Februar fit und vor allem verletzungsfrei bleibt.
Ferstl feiert auf Facebook: Nein, ein 14. Platz ist eigentlich nichts, das in irgendeiner Form unter den Tops zu finden sein sollte. Betrachtet man allerdings die Speed-Auftritte der deutschen Herren in den gefühlt letzten 100 Jahren, ist klar: Die Top-15-Platzierung bei der ersten Abfahrt der Saison sowie das Erreichen der halben WM-Norm kann für Josef Ferstl durchaus als Erfolg gewertet werden.
"Das war gut, weil wir gesehen haben, dass wir eigentlich mit gar nicht überragenden Leistungen, sondern normalen Leistungen, relativ gute Chancen haben, in die Punkte zu fahren", betonte Bundestrainer Mathias Berthold.
Ferstl selbst hatte ohnehin etwas zu feiern. Nachdem das Ergebnis feststand, postete er ein Foto auf Facebook, um seinen 1000. Fan in dem sozialen Netzwerk zu begrüßen und schrieb dazu: "Yeahhh, die 1000er Marke geknackt. Vielen Dank an euch alle! Ihr seid die Besten!"
Rydzek sieht Gelb: Frenzel-Mania? Von wegen! Beim ersten Weltcup der neuen Saison stahl Johannes Rydzek dem Dominator des letzten Jahres die Show und feierte den Sieg beim Weltcup-Auftakt der Nordischen Kombinierer in Kuusamo. Und das bedeutet gleichzeitig: Gelbes Trikot!
Ob es Rydzek unbedingt so spannend machen wollte, steht natürlich auf einem anderen Blatt. Am Ende betrug der Vorsprung auf den Zweitplatzierten Österreicher Bernhard Gruber genau eine Sekunde. "Das war ein hartes Stück Arbeit. Die Strecke verlangt einem alles ab. Aber es hat gereicht, ich bin überglücklich", betonte der Oberstdorfer anschließend.
Küng zeigt doppelt Flagge: Die Suche ist vorbei. Monatelang war Patrick Küng auf der Jagd nach einem potentiellen Sponsor. Und was präsentierte er uns bei der Abfahrt in Lake Louise? Auf seinem Helm prangte die Flagge des Fürstentums Lichtenstein - und das als Schweizer.
Klingt komisch, hat aber durchaus einen bemerkenswerten Hintergrund. Küng wirbt damit für die schweizerisch-liechtensteinische Kooperation "Küng & Friends". Diese kümmert sich um den Ski-Nachwuchs. "Jetzt ist der richtige Moment gekommen, um mein Nachwuchsprojekt zu lancieren, das ich schon länger im Hinterkopf hatte." Ab sofort wird es buchstäblich seinen Kopf zieren.
Tops: Kasais Rekord, Ferstls Party auf Facebook und der doppelte Küng
Flops: Hackls Attacke, eine nordische Gottheit und Kritik am Playboy
Flops
Deutschlands Langläufer: 1:10 Minuten können im Langlauf eine ganze Ewigkeit sein - bei Rennen über 15 Kilometer sind sie es in jedem Fall. Leider war genau das der Rückstand auf Sieger Iivo Niskanen, mit dem der beste deutsche Läufer Tim Tscharnke beim Weltcup im finnischen Ruka ins Ziel einlief - als 28. Wirklich besser wurde es danach nicht, Josef Wenzl belegte den 85., Sebastian Eisenlauer den 89. Platz.
Die Rücktritte der drei Dinosaurier Axel Teichmann, Tobias Angerer und Jens Filbrich haben beim DSV-Team ein brutales Loch hinterlassen, auch wenn Bundestrainer Frank Ullrich nicht müde wird, zu betonen: "Es ist nicht so, dass wir jetzt vor dem Nichts stehen. Mit Tim Tscharnke, Hannes Dotzler oder Thomas Bing haben wir Leute im Kader, die sich schon einige Jahre im Schatten der Arrivierten entwickeln konnten und durchaus auch schon Erfolge vorweisen können."
Das Ziel? Bis Olympia 2018 mit neuen Talenten eine schlagkräftige Truppe aufbauen. Es dürfte ein langer Weg zurück werden.
Ausgeschrubbt: Im Gegensatz zu den Frauen haben die deutschen Curling-Männer die Qualifikation für die WM 2015 in Kanada verpasst, bei der EM setzte es auch im zweiten Entscheidungsspiel eine Pleite. Jetzt stehen schwere Zeiten bevor. "Die Jungs haben einfach zu viele Chancen nicht genutzt. Wir brauchen jetzt ein wenig Abstand, um das zu analysieren", gab ein konsternierter Bundestrainer Thomas Lips zu.
Ähnlich schlimm wie die sportliche Pleite könnte bald auch der Blick aufs Finanzielle werden: Den Curlern droht aufgrund des anhaltenden sportlichen Misserfolges die Streichung eines Großteils der Förderung durch den Deutschen Olympischen Sportbund. "Wir sind in gänzlicher Ungewissheit", gab Verbands-Sportdirektor Rainer Nittel zu.
Der Skisprung-Albtraum: Rukatunturi. Was sich wie eine Gottheit aus der nordischen Mythologie anhört, ist in Wirklichkeit der Name der Skisprungschanze in Kuusamo. Aber das ändert nichts an ihrer offensichtlichen Wankelmütigkeit.
Am Wochenende bekam das auch der eine oder andere Skispringer zu spüren. Beispiel Nummer eins: Andreas Wellinger geriet nach dem Absprung wegen einer Böe aus der Balance und prallte mit dem Rücken spektakulär am Hang auf.
Beispiel Nummer zwei: Beim Slowenen Anze Lanisek ging kurz vor der Landung die linke Bindung auf - er knallte mit dem Gesicht voran auf. Zumindest blieben beide mehr oder weniger unverletzt. Und trotzdem sind die Adler wohl nicht ganz so unglücklich darüber, dass sie zumindest für die nächsten zwölf Monate nicht mehr auf den Rukatunturi-Bakken müssen.
Kritik am Playboy: In Sotschi war sie wegen ihrer schweren Rückenverletzungen nicht dabei. Deswegen ist es doch mehr als verständlich, dass sich Miriam Gössner einen Zeitvertreib suchte. Wie zum Beispiel ein Playboy-Shooting.
SPOX kann das komplett nachvollziehen, Felix Neureuther sicherlich auch. Nur Michael Greis fand die ganze Aktion offenbar nicht ganz so lustig. "Ich find's schade, dass so irgendwie die Überschrift 'Sexy statt Sotschi' hängenbleibt", monierte Ex-Olympiasieger in der "Abendzeitung".
"Die Verletzung hat sie Olympia gekostet, das war tragisch. Olympia bleibt für ein Leben lang, die Fotos sind schnell vergessen bei der Inflation derer, die sich ausziehen. Ich finde, man sollte über Leistung für Aufsehen sorgen, nicht, indem man die Hosen runterlässt. Aber das muss jeder selbst wissen."
ÖSV-Damen vs. Streik: Tja, warum sollte es Leistungssportler auch anders ergehen als dem Otto Normalverbraucher. Weil die Lufthansa-Piloten mal wieder eine kleine Revolution starteten, sitzen die ÖSV-Damen in Denver fest.
Noch läuft die fieberhafte Suche nach Ersatzflügen über Boston oder New York. "Ich hoffe doch, dass ich bald mal wieder zu Hause sein kann. Wir waren eh lange genug in Übersee", klagte Kathrin Zettel. Einzig Madame Brem, bekanntermaßen ein Top des Wochenendes, grinste weiterhin wie auf einem guten Trip durch die Gegend: "Natürlich will ich auf schnellstem Weg heim. Aber nach diesem Wochenende lässt mich selbst eine Flugabsage kalt."
Why, Bode, Why? Ein Rennen ohne Bode Miller ist ein verschenktes Rennen. Okay, das mag ein bisschen übertrieben sein, und die Nachtclubs müssen wohl eh schon seit längerer Zeit ohne ihn auskommen, selbst ein Miller wird schließlich älter.
Und trotzdem gehört Bode einfach zum Ski-Zirkus wie Einfädler zum Slalom. Das dachte sich auch der US-Boy und sorgte in der letzten Woche auch abseits der Piste für ein paar Schlagzeilen. Der Grund: Miller postete nach seiner überstandenen Rücken-OP ein Bild bei Instagram, auf dem kleine, blaue Brocken zu sehen sind, die die Ärzte infolge seines vermeintlichen Bandscheibenvorfalls entfernt hatten.
Wirbelsäulen-Spezialist Stu McGill erklärte gegenüber der "Men's Health", dass die Wirbelsäule durch die enormen Belastungen stark gekrümmt sei, aus dem Inneren der Bandscheibe sei deshalb eine Gelee-artige Masse ausgetreten. Miller selbst nahm es aber ganz locker und scherzte: "Das haben sie aus meinem Rücken herausgeholt. Der Arzt hat mir geraten, das nicht zu essen." Damit er nicht auf weitere "interessante" Ideen kommt, heißt es hoffentlich bald wieder: Miller-Time - und zwar auf Skiern!
Rodeln? Läuft bei uns nicht! Wenn man keine Probleme hat, dann macht man sich einfach welche. Das kann zwischen den Zeilen passieren, oder ganz hinterlistig. Oder man geht wie Georg Hackl vor.
Der Co-Trainer des deutschen Teams haute im "Bayerischen Rundfunk" ordentlich auf den Tisch und teilte vor allem gegen Tatjana Hüfner aus. "Den Weg über die öffentlichen Medien zu nehmen, ohne dass man sich in der Mannschaft darüber unterhält, das ist schon irgendwie ein abartiges Verhalten", schimpfte die Rodel-Legende.
Doch was war eigentlich passiert? Hüfner hatte unmittelbar nach dem Olympiarennen in Sotschi den Vorwurf gegen den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) erhoben, es bestehe eine Ungleichbehandlung zwischen den Berchtesgadener Athleten um Olympiasiegerin Geisenberger und den in Oberhof trainierenden Rodlern. Quasi Bayern gegen Ostdeutschland.
Danach beendete man diesen Nebenkriegsschauplatz eigentlich und einigte sich darauf, das Thema ruhen zu lassen. Aber wenn dem Bayer an sich etwas auf der Seele brennt, dann muss das raus. Hackl, die Zweite: "Tatjana steht mit ihrer Meinung alleine als Störfaktor da." Ach, Franz Josef Strauß - Gott hab' ihn selig - wäre stolz auf ihn gewesen.
Tops: Kasais Rekord, Ferstls Party auf Facebook und der doppelte Küng
Flops: Hackls Attacke, eine nordische Gottheit und Kritik am Playboy