Nach der dritten Enttäuschung im dritten Rennen war es um Lindsey Vonn geschehen. Der Versuch, die Tränen zu verbergen, misslang gründlich. Sie schluchzte.
"Es ist meine Heim-WM, das ist enttäuschend, für mich, meine Familie und die Fans", sagte sie, "ich habe viele Erwartungen, und ich habe mein Bestes versucht, sie zu erfüllen. Aber ich habe es nicht getan." Dann ging Vonn. Ihr Knie schmerzte. Ihre Schritte waren schwer.
Immerhin ein Mal Bronze
Zweimal Gold, das war ihr Anspruch. Im Super-G wurde es Bronze, immerhin, aber trotzdem zu wenig für sie. In der Abfahrt belegte sie Rang fünf. In einem Akt der Verzweiflung startete sie in der Super-Kombination, sie wollte ein "Wunder" vollbringen, wie sie angekündigt hatte. Es wurde ein Desaster: In der Abfahrt für die Amerikanerin miserabel, im Slalom schied sie aus. Vonn (30) war mit den Nerven am Ende.
"Ich dachte", sagte sie schluchzend, "ich hätte eine Chance auf eine Medaille. Die letzten zwei Tage Slalom waren gut." Doch sie hatte sich, der Öffentlichkeit und wem auch immer da wohl etwas vorgemacht. Slalom war in den beiden vergangenen Jahren nicht mehr ihr Ding gewesen. Und dann diese Piste, diese vermaledeite Piste namens "Raptor". "Ich werde aus diesem Berg einfach nicht schlau ", sagte Vonn.
Vonn mit Knieproblemen
Den Riesenslalom, hatte Vonn gesagt, wolle sie noch bestreiten. Aber wird sie das wirklich? Ihr Knie, sagte sie, "tut sehr weh". Und in Wahrheit hätte sie am Donnerstag wohl auch keine Chance. Den letzten Riesenslalom, den sie im Weltcup fuhr, gewann Vonn. Doch das ist zwei Jahre her. Ob sie aus der Super-Kombi etwas mitnehmen könne, wurde sie gefragt. Antwort: "Nicht wirklich. Ich will diesen Tag nur so schnell wie möglich vergessen."
Michaela Kirchgasser aus Österreich, die hinter der Ski-Königin Tina Maze aus Slowenien und ihrer Mannschaftskollegin Nicole Hosp die Bronzemedaille in der Super-Kombination gewann, glaubte eine einfache Erklärung für das Scheitern von Vonn zu wissen: "Sie hat sich selbst einen gewissen Druck gemacht. Sie wollte es besonders gut machen." Was Vonn erreicht habe, sei trotzdem "sensationell", ergänzte Kirchgasser: "Sie hat doch eine Medaille."
Maze: Die "One-Woman-Show"
Maze (31), die diese Ski-WM in Vail und Beaver Creek mit einer Silber- und nun zwei Goldmedaillen zunehmend als One-Woman-Show gestaltet, behauptete, sie wisse "genau, wie man sich fühlt, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat." Aber, "das hat jede von uns schon mal mitgemacht", ergänzte sie wenig mitfühlend. Maze und Vonn, muss man dazu wissen, sind nicht die besten Freundinnen.
Was Vonn sich erträumte, gelingt Maze derzeit mit bemerkenswerter Souveränität. Silber im Super-G. Gold in der Abfahrt, in der sie auch Olympiasieger von Sotschi ist. Nun Gold in der Super-Kombi.
"Es war schon viel Druck da", sagte die Slowenin. Sie ist nun mal, seit dem Rückritt von Titelverteidigerin und Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch (2010 und 2014) die beste Allrounderin. Das weiß Maze auch selbst: "Wenn ich nicht gewonnen hätte, wäre es komisch gewesen."
Gar nicht komisch wäre es, würde sie nun auch in Riesenslalom und Slalom eine Medaille gewinnen - in beiden Disziplinen hat sie in diesem Winter schon im Weltcup gewonnen. Noch keine Frau hat fünf Einzel-Medaillen bei einer WM geholt. "Ich weiß, ich kann es schaffen", sagte sie selbstbewusst, "auch, wenn es nicht einfach ist." Nur zur Teilnahme am Team-Wettbewerb am Dienstag war sie nicht zu bewegen: "Es ist schon verrückt genug, was ich tue."
Die alpine Ski-WM im Überblick