Dass bereits alles auf den Weg gebracht ist - wie das Wall Street Journal zuletzt schrieb - und die französische Hauptstadt den Zuschlag für 2024 erhält, während sich Los Angeles mit dem Trostpreis 2028 begnügen muss, hatte IOC-Präsident Thomas Bach zuletzt etwas brüskiert zurückgewiesen. "Das ist das gute Recht des Wall Street Journal, sich über Dinge Gedanken zu machen, die noch nicht entscheidungsreif sind", sagte der erste deutsche IOC-Präsident.
Mit Spannung wird der Bericht der Arbeitsgruppe erwartet, die Bach extra bezüglich der Doppelvergabe ins Leben gerufen hat. Wie wichtig die Angelegenheit ist, zeigt die Tatsache, dass der IOC-Chef seine Vize-Präsidenten in das Gremium berufen hat. Die Stellvertreter führten Gespräche mit Paris und LA und loteten aus, was beide Städte benötigen, wenn sie sich auf den Deal einlassen.
Tatsächlich scheint man sich in Kalifornien ernsthaft mit dem Szenario beschäftigt zu haben, dass die Pariser Bewerbung für 2024 womöglich die bessere ist. OK-Chef Casey Wasserman jedenfalls zeigte sich am Mittwoch erstmals offen für die Möglichkeit, die Spiele erst 2028 in der US-Metropole auszurichten. "Um es direkt zu sagen: Bei LA 2024 ging es niemals nur um LA oder um 2024. Wir sagten nicht 'LA first' oder 'Jetzt oder nie', weil das nach einem Ultimatum klingt", teilte Wasserman in einem Statement mit.
Olympia-Doppelvergabe möglich, um Länder zu besänftigen
Los Angeles sei aber weiterhin "die ideale Gastgeberstadt für 2024 und ein idealer Partner für die Olympische Bewegung. LA gibt keinen Deut nach", hieß es in einer weiteren Erklärung.
Paris und Los Angeles sind die letzten verbliebenen Kandidaten für Olympia 2024, nachdem zuvor Städte wie Budapest, Rom oder auch Hamburg zurückgezogen hatten. Bach selbst brachte die Idee der Doppelvergabe in die Debatte ein, um nicht mehr "so viele Verlierer zu produzieren". In Zeiten schwindender Kandidaten kann es sich das IOC nicht erlauben, Länder wie Frankreich und USA zu verprellen.
Bis zuletzt hatten beide Städte beteuert, dass ihre Bewerbung nur für 2024 gelte. Paris argumentierte damit, dass man nach 100 Jahren wieder Olympia-Gastgeber sein werde und Zusagen für öffentliche Gelder nur für das Event in sieben Jahren gelten. Das Problem hat Los Angeles nicht, da die Bewerbung der Amerikaner privat finanziert wird. Das könnte sich nun als Nachteil für L.A. erweisen.
Nach der Präsentation der Berichte am Freitag haben die beiden Städte Mitte Juli in Lausanne noch einmal die Chance, sich den IOC-Mitgliedern und den internationalen Verbänden vorzustellen. Die endgültige Entscheidung soll am 13. September auf der 130. IOC-Session in Lima/Peru fallen.
Neben der Doppelvergabe diskutiert die IOC-Exekutive am Freitag auch über das Programm für die nächsten Sommerspiele 2020 in Tokio. Obwohl die nach 1964 zweiten Sommerspiele in Japans Hauptstadt mit Klettern, Karate, Skateboard, Surfen und Baseball/Softball fünf neue Sportarten erhalten, soll die Teilnehmerzahl auf 10.500 Athleten begrenzt sein. Außerdem soll die Frauen-Quote steigen. Auch deshalb wird unter anderem über die Einführung von Mixed-Staffeln in der Leichtathletik sowie im Schwimmen nachgedacht.