Power Ranking zum Basketball-Turnier bei den Olympischen Spielen in Paris: Endlich die erste Medaille für Deutschland?

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Deutschlands Basketballer haben bei Olympischen Spielen noch nie eine Medaille gewinnen können. In Paris könnte das diesmal anders werden - doch die Konkurrenz für Dennis Schröder und Co. ist groß. SPOX nimmt die zwölf Teams unter die Lupe: Wie stehen die deutschen Chancen? Das Power Ranking.

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Das Basketballturnier der Herren könnte bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris eines der Highlights werden. Der Titelverteidiger aus dem USA tritt mit voller Kapelle an, die Fans dürfen sich also auf Superstars wie LeBron James oder Stephen Curry freuen. Gleichzeitig hat die internationale Konkurrenz aber enorm aufgeholt und könnte den großen Favoriten ernsthaft in Bedrängnis bringen: Von Serbien mit NBA-MVP Nikola Jokic über die starken Kanadier mit Shai Gilgeous-Alexander bis hin zu Gastgeber Frankreich mit dem kommenden Megastar Victor Wembanyama - sie alle wollen im Kampf um Gold mitreden.

Und dann ist da natürlich auch noch Weltmeister Deutschland: Dennis Schröder, Franz Wagner und Co. wollen beweisen, dass der WM-Titel 2023 auf den Philippinen keine Eintagsfliege war. Die Form stimmt, die Vorbereitung lief gut. Am 27. Juli steigt das Team von Bundestrainer Gordon Herbert gegen Japan ins Turnier ein.

Zwölf Teams sind am Start, die drei Gruppen der Vorrunde werden in Lille ausgespielt. Danach geht es ab dem Viertelfinale um alles, der Kampf um Gold findet schließlich am 10. August in Paris statt.

SPOX nimmt die Mannschaften im großen Power Ranking unter die Lupe: Welches Team ist kaum mehr als Kanonenfutter? Wer kann für eine Überraschung sorgen? Und wie stehen die Chancen auf deutsches Edelmetall?

Basketball bei den Olympischen Spielen in Paris: Mannschaften, Gruppen, Spieler und Zeitplan

Basketball bei den Olympischen Spielen in Paris: Die Gruppen

Gruppe AGruppe BGruppe C
AustralienFrankreichSerbien
GriechenlandDeutschlandSüdsudan
KanadaJapanPuerto Rico
SpanienBrasilienUSA
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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 12: Japan

Weltrangliste: Platz 26

WM 2023: Platz 19

Stars: Rui Hachimura (Los Angeles Lakers), Yuta Watanabe (Chiba Jets Funabashi)

Ein paar Spieler kennt man aus der NBA, der Rest spielt in Japan oder in den USA auf dem College. Bei der WM im vergangenen Jahr gab es Klatschen gegen Deutschland (63:81) und Australien (89:109), Platz 19 reichte als bestes Asien-Team dennoch für die Qualifikation. Acht Spieler der WM sind wieder dabei, in der Vorbereitung war man gegen das DBB-Team (83:104) und Serbien (100:119) chancenlos. Es wäre eine Überraschung, sollte Japan in den Gruppenspielen wirklich konkurrenzfähig sein: Nach eigener Aussage ist ein Platz unter den ersten Acht das Ziel.

Von ein paar Spielern könnte man in der kommenden NBA-Saison womöglich noch etwas hören: Die Guards Yuki Kawamura und Keisei Tominaga unterschrieben in der Offseason nicht-garantierte Verträge bei den Memphis Grizzlies und Indiana Pacers und hoffen darauf, sich für Spielzeit empfehlen zu können.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 11: Puerto Rico

Weltrangliste: Platz 16

WM 2023: Platz 12

Stars: Jose Alvarado (New Orleans Pelicans), Tremont Waters (Gigantes de Carolina)

Der Inselstaat ist zum ersten Mal seit 2004 wieder bei den Olympischen Spielen vertreten. Möglich machte es ein etwas überraschendes 79:68 gegen Litauen im Finale eines Qualifikationsturniers. Alvarado erzielte dabei 23 Punkte, Waters (spielte in der NBA für die Celtics, Raptors und Wizards) steuerte 18 Zähler bei. Die beiden Guards werden es auch in Lille richten müssen, denn unter dem Korb ist das Team recht schmal auf der Brust: Mit George Conditt IV hat man gerade mal einen Spieler im Kader, der größer ist als 2,03 Meter. In der Vorbereitung verlor man gegen Kanada, Australien und Griechenland, gegen Letztere aber immerhin nur knapp (65:67).

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 10: Brasilien

Weltrangliste: Platz 12

WM 2023: Platz 13

Stars: Gui Santos (Golden State Warriors), Raul Neto (zuletzt Fenerbahce), Bruno Caboclo (Partizan), Alexey Borges (Crailsheim Merlins)

Die Dribbler vom Zuckerhut waren in Sachen Top-Talent in der Vergangenheit schon stärker besetzt. Gui Santos ist der einzige Spieler in einem NBA-Kader, ein paar andere haben immerhin NBA-Erfahrung. Aber auch ohne die ganz großen Stars putzte man im entscheidenden Quali-Spiel in Riga die Letten mit 94:69.

In einer Gruppe mit Deutschland und Frankreich sind die Brasilianer ganz klar dritte Kraft, dennoch stehen die Chancen gut, sich als Gruppendritter fürs Viertelfinale zu qualifizieren. Ein Sieg gegen Japan könnte dafür schon ausreichen. Dem mittlerweile 41-jährigen Altmeister Marcelinho Huertas wär's zu gönnen!

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 9: Südsudan

Weltrangliste: Platz 33

WM 2023: Platz 17

Stars: Marial Shayok (Shandong Hi-Speed Kirin), Carlik Jones (Zhejang Golden Bulls), Wenyen Gabriel (Vaqueros de Bayamon)

Unglaublich, was der frühere Bulls-Star Luol Deng in seiner Heimat aufgebaut hat. Der 39-Jährige ist nicht nur Verbandspräsident, sondern aktuell auch Assistant Coach, und hat die jüngste Nation der Welt (unabhängig seit 2011) sensationell zu den Olympischen Spielen geführt. "Ich hätte nicht gedacht, dass wir das so schnell schaffen. Das ist verrückt", sagt Deng, der das Team anfangs auch finanzierte.

Möglich machte die Qualifikation der COVID-bedingte Rückzug Algeriens von Afrobasket: Der Südsudan rutschte in die Quali, schaffte es so zur WM 2023 in den Philippinen und qualifizierte sich dort als bestes afrikanisches Team für Olympia. Was das Team im besten Fall drauf hat, zeigte die knappe 100:101-Niederlage vor wenigen Tagen gegen die haushoch favorisierten US-Boys. In dieser Form könnte man als erstes Team aus Afrika in einer K.o.-Runde weiter Geschichte schreiben.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 8: Griechenland

Weltrangliste: Platz 14

WM 2023: Platz 15

Stars: Giannis Antetokounmpo (Milwaukee Bucks), Nick Calathes (AS Monaco), Georgios Papagiannis (AS Monaco)

Als sich die Griechen mit einem 80:69 über Kroatien zum ersten Mal seit 2008 für die Olympischen Spiele qualifizierten, konnte Giannis die Tränen nicht mehr zurückhalten: Einen größeren Moment hätte es für den "Greek Freak" kaum geben können - man erinnere sich nur an Dirk Nowitzki bei den Spielen 2008. Wie Dirk damals wird auch Giannis diesmal bei der Eröffnungsfeier die Fahne tragen - und auch auf dem Parkett so ziemlich alles richten müssen, wenn man das bisherige beste Ergebnis eines fünften Platzes übertrumpfen will. Die Gruppe mit Kanada, Spanien und Australien hat es in sich ...

Griechenland bietet eine erfahrene Truppe auf. Angeführt wird sie vom legendären Vasilis Spanoulis, Head Coach seit Oktober 2023. Bitter: EuroLeague-Champion und Final-Four-MVP Kostas Sloukas von Panathinaikos fehlt verletzt. So wird es Antetokounmpo in seinem ersten großen Turnier seit der WM 2019 richten müssen.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 7: Spanien

Weltrangliste: Platz 2

WM 2023: Platz 9

Stars: Rudy Fernández (Real Madrid), Sergio Llull (Real Madrid), Santi Aldama (Memphis Grizzlies)

2008 und 2012 holte die goldene spanische Generation jeweils Silber bei den Olympischen Spielen. Diese Zeiten sind längst vorbei: In Tokio scheiterte man im Viertelfinale, bei der WM 2023 verpassten die Iberer das Viertelfinale. Gerade mal zwei Spieler im Kader waren letzte Saison in der NBA vertreten, die lebenden Legenden Fernández und Llull sind mittlerweile 39 bzw. 36 Jahre alt. Dahinter gibt es noch die Hernangómez-Brüder, aber das war es dann auch. Der Respekt vor dem erfahrenen und gut gecoachten Team ist immer noch groß, aber selbst Rang sieben könnte hier noch zu großzügig sein.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 6: Australien

Weltrangliste: Platz 5

WM 2023: Platz 10

Stars: Josh Giddey (Chicago Bulls), Dante Exum (Dallas Mavericks), Joe Ingles (Minnesota Timberwolves), Josh Green (Charlotte Hornets), Patty Mills (Miami Heat)

Vor drei Jahren konnten die Aussies in Tokio die Bronzemedaille gewinnen. Das wäre diesmal schon eine gehörige Überraschung, vor allem nach dem Verpassen der K.o.-Runde bei der WM 2023, als es Pleiten gegen Deutschland und Slowenien setzte. Acht Spieler des damaligen Kaders sind dabei, und überhaupt sind die meisten Namen im Kader aus der NBA bekannt, vom jungen Dyson Daniels aus Atlanta bis zu Matthew Dellavedova, der mit mittlerweile 33 Jahren für Melbourne United aufläuft.

Es fehlt der ganz große Superstar, außerdem ist man auf der Center-Position hinter Jock Landale (Houston Rockets) sehr dünn besetzt. Die Teamchemie soll es bei den Aussies richten, dafür wurden im letzten Monat stolze acht Vorbereitungsspiele absolviert. Die Formkurve zeigt klar nach oben: Gegen die USA verlor man am Ende knapp (92:98), anschließend gab es Siege über Serbien, Puerto Rico und Frankreich.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 5: Kanada

Weltrangliste: Platz 7

WM 2023: Platz 3

Stars: Shai Gilgeous-Alexander (Oklahoma City Thunder), Jamal Murray (Denver Nuggets), RJ Barrett (Toronto Raptors), Dillon Brooks (Houston Rockets), Lu Dort (Oklahoma City Thunder)

Oha, Kanada! Gerade mal zwei Spieler stehen nicht bei NBA-Teams unter Vertrag (Khem Birch und Melvin Ejim), der Rest des Kaders kann sich sehen lassen. Gerade im Backcourt, wo mit SGA und Murray zwei fantastische Closer lauern, die ein Spiel zu jeder Zeit an sich reißen können. Kanada war immer das Olympia-Team der Zukunft, doch diese Zukunft ist jetzt - würde ich sagen, wenn die Qualität unter dem Korb nicht so stark nachlassen würde. Ursprünglich hatte ich die Kanadier sogar vor den Serben, aber Birch, Dwight Powell und Kelly Olynyk als Center-Optionen gegen Jokic, Wembanyama, Embiid und Co? Autsch ...

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 4: Serbien

Weltrangliste: Platz 4

WM 2023: Vizeweltmeister

Stars: Nikola Jokic (Denver Nuggets), Bogdan Bogdanovic (Atlanta Hawks), Nikola Milutinov (Olympiakos), Vasilije Micic (Charlotte Hornets)

Diese Serben sind schwierig einzuschätzen: Auf der einen Seite holte das Team auf den Philippinen ohne Nikola Jokic Silber und hat jetzt den wohl besten Spieler der Welt wieder mit an Bord. Auf der anderen Seite sind die folgenden Teams einfach noch ein bisschen tiefer besetzt. In der Vorbereitung gab es Siege gegen Frankreich und Griechenland sowie klare Niederlagen gegen die USA und Australien, aber dabei wurden jeweils auch Spieler geschont. Insofern sind die Serben eine kleine Wundertüte.

Wenn Jokic unter dem Korb dominiert und Bogdanovic von draußen die Dreier einschweißt, kann Serbien jeden Gegner schlagen. Es ist auch nicht so, als würde der FIBA-Basketball Jokics Stärken irgendwie großartig negieren. Trotzdem wird es mit einer Medaille diesmal nicht klappen.

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 3: Deutschland

Weltrangliste: Platz 3

WM 2023: Weltmeister

Stars: Dennis Schröder (Brooklyn Nets), Franz und Moritz Wagner (Orlando Magic), Daniel Theis (New Orleans Pelicans), Andreas Obst (Bayern München)

Dieses deutsche Team macht einfach Spaß! Der sensationelle WM-Titel 2023 wurde natürlich auch ermöglicht durch das C-Team der Amerikaner, aber wie die Truppe von Gordon Herbert die damalige Leistung seitdem bestätigt, ist einfach nur fantastisch. Dass man auch gegen einen der besten Olympia-Kader der Geschichte (!) absolut mithalten kann, zeigte sich am Montagabend, als nur LeBrons Heldentaten einen Sieg im Testspiel gegen die USA verhinderten.

Es hat sich absolut gelohnt, den Kader von damals erneut aufzubieten: Schröder und Franz Wagner gehen als Stars voran, unter dem Korb hat Herbert jede Menge Optionen - und Andi Obst verwandelt sich mit dem Adler auf der Brust regelmäßig in Stephen Curry. Kaum zu glauben, aber wenn Deutschland ohne Medaille aus Paris abreisen sollte, dann wäre das in diesen Tagen eine Enttäuschung. Und das gegen die besten Teams der Welt in ihrer absoluten Bestbesetzung!

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 2: Frankreich

Weltrangliste: Platz 9

WM 2023: Platz 18

Stars: Victor Wembanyama (San Antonio Spurs), Rudy Gobert (Minnesota Timberwolves), Nicolas Batum (LA Clippers), Evan Fournier (Detroit Pistons)

Haarscharf landen die Gastgeber in diesem Ranking vor Weltmeister Deutschland, schlicht und ergreifend aufgrund des Heimvorteils, der in der K.o.-Runde womöglich auch den einen oder anderen Referee beeinflussen könnte. Das DBB-Team ist definitiv gefestigter und deshalb konstanter, aber das Potenzial der Franzosen ist noch ein kleines bisschen größer.

Das liegt natürlich hauptsächlich an "Alien" Victor Wembanyama, der die Weltbühne nutzen könnte, um endgültig das zukünftige Gesicht seines Sports zu werden. Damit es im Verbund mit dem klassischen Center Gobert funktioniert, muss Wemby konstant von außen treffen - aber wenn das aufgeht, wird mit der Equipe Tricolore nicht gut Kirschen essen sein. Fragezeichen gibt es hinter dem alternden Backcourt, außerdem gab es in der holprigen Vorbereitung zuletzt vier Niederlagen in Folge gegen Olympia-Teilnehmer. Und trotzdem: Wemby ist einfach sooooo gut!

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Olympia, Basketball Power Ranking - Platz 1: USA

Weltrangliste: Platz 1

WM 2023: Platz 4

Stars: LeBron James (Los Angeles Lakers), Stephen Curry (Golden State Warriors), Kevin Durant (Phoenix Suns), Joel Embiid (Philadelphia 76ers), Anthony Edwards (Minnesota Timberwolves), Jayson Tatum (Boston Celtics), Anthony Davis (Los Angeles Lakers)

Natürlich mussten die US-Boys auf dem Platz an der Sonne landen. Was diesen Kader so unglaublich gut und auf dem Papier eigentlich unschlagbar macht, haben wir hier ausführlich erläutert. Wenn dann LeBron James mit 39 Jahren so groß aufspielt wie zu seinen besten Zeiten, führt an den Amerikanern kein Weg vorbei. Head Coach Steve Kerr hat die Qual der Wahl: Wenn die Starter mal nicht funktionieren, richtet es eben der zweite Anzug. Wenn die Offense mal nicht klickt, richtet es eben die Defense.

Und doch sind leise Zweifel erlaubt. Ganz so überragend lief die Vorbereitung nämlich nicht, selbst wenn alle Spiele gewonnen wurden. 101:100 gegen den Südsudan, 92:88 gegen Deutschland, auch Serbien hielt eine Halbzeit mehr als gut mit. Was auffällt: Die Gegner nehmen deutlich mehr Dreier - klar, gegen diese Super-Athleten lässt es sich sehr schwer zum Korb ziehen. Umgekehrt aber treffen die US-Superstars von der FIBA-Dreierlinie bisher nicht wirklich gut. 10:7 führte der Südsudan bei den verwandelten Triples, Deutschland sogar 13:6. Es könnte ein Spiel in der K.o.-Runde kommen, in dem ein solcher Rückstand am Ende den Unterschied macht.