27 Mal Gold! Wenn das kein Fest wird...

SPOX
23. Juli 201223:40
Zwei potenzielle deutsche Medaillenkandidaten in London: Britta Heidemann und Robert Hartingspox
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In Peking 2008 holten deutsche Olympioniken 16 Goldmedaillen. Diesmal sollen es bitte schön mehr werden. SPOX lehnt sich in seiner Medaillenprognose aus dem Fenster und sagt: Wir bekommen 27 Olympiasieger.

So genannte Experten haben gesprochen: Deutschland holt laut deren Hochrechnung in London 17 Mal Gold - eine mehr als in Peking - und insgesamt 56 Medaillen.

Schön und gut, aber wir von SPOX sind in den kommenden zwei Wochen Patrioten und daher in unserer Prognose deutlich optimistischer. Laut unserer zugegebender Maßen wohlwollenden Einschätzung sind 27 Olympiasiege drin. Wir rechnen zudem mit 23 Mal Silber und 32 Mal Bronze. Macht insgesamt 82 Mal Edelmetall.

Dazu muss natürlich alles ziemlich optimal laufen, aber wer weiß? Und wenn es am Ende 20 Olympiasieger sind, sind wir alle sicher auch sehr zufrieden.

Wir haben uns jede einzelne Sportart in alphabetischer Reihenfolge vorgenommen und die Starterlisten nach deutschen Medaillenkandidaten durchforstet. Realistische Chancen haben sie auf dem Papier alle, jetzt müssen sie es in London nur noch auf den Punkt hinbekommen. SPOXGetty

Badminton: 1x Silber

Juliane Schenk ist dran. Nach zwei Erstrunden-Pleiten bei ihren bisherigen Olympiateilnahmen mag das komisch klingen. China, Malaysia, Südkorea, Indonesien. Höchstens mal Dänemark. Das sind die Nationen, die die Medaillen traditionell unter sich ausmachen. Schenks Super-Series-Sieg in Singapur Ende Juni aber spricht Bände, sie ist die erste Deutsche, der dieses Kunststück gelang. In der Weltrangliste inzwischen Sechste, hat sie vier der fünf Besserplatzierten schon geschlagen. Bei der Generalprobe in der olympischen Wembley Arena gewann sie 2011 WM-Bronze. Und ihre Auslosung ist ein Traum, das Halbfinale allemal drin. Europameister Marc Zwiebler hat dagegen lediglich Außenseiterchancen.

Basketball:

Vor vier Jahren führte Dirk Nowitzki das deutsche Olympia-Team als Fahnenträger ins Stadion, heute liegt er daheim auf der Couch und denkt weiter darüber nach, wie bedingt cool es sein wird, bis zum Karriereende jedes Jahr in der ersten Playoff-Runde mit Dallas auszuscheiden. Das DBB-Team hat die Quali verpasst. Schade. So kann Deutschland nicht wie in Peking die höchste Niederlage des olympischen Basketball-Turniers kassieren. 57:106 gegen die USA. Hier noch mal die Starting Fives vom 49-Punkte-Thrashing. USA: Jason Kidd, Kobe Bryant, Carmelo Anthony, LeBron James und Dwight Howard. Schland: Steffen Hamann, Demond Greene, Sven Schultze, Dirk Nowitzki und Chris Kaman. In London wird das Dream Team wieder Gold holen, im Finale gibt's ein 97:84 gegen Spanien. Topscorer: James (31). Bronze holt sich Frankreich.

Beachvolleyball: 1x Silber

Vier deutsche Pärchen haben den Sprung in den olympischen Sand gepackt, eine Medaille ist angesichts der Qualität Pflicht. Die Europameister Julius Brink/Jonas Reckermann haben das größte Potenzial, Reckermanns Schulterverletzung sorgt jedoch für ein ebenso deutliches Fragezeichen hinter ihrer Form. Olympia ist gerade einmal das sechste Turnier seit der Zwangspause. Jonathan Erdmann und Kay Matysik haben eine ordentliche Saison hinter sich, übernehmen aber klar eine Außenseiterrolle.

Auf Deutschlands bestes Frauen-Duo Sara Goller/Laura Ludwig warten zunächst lösbare Aufgaben. Sie verpatzten die Generalprobe beim Grand Slam in Klagenfurt mit Rang neun so deutlich, dass es fast schon wieder für London hoffen lässt. Katrin Holtwick und Ilka Semmler müssen sich schon in der Vorrunde mit den Weltmeisterinnen Larissa und Juliana messen. Allerdings kommen zwei Teams pro Gruppe direkt weiter, auch die Drittplatzierten können sich noch für die erste K.o.-Runde qualifizieren.

Bogenschießen:

Eine deutsche Problemdisziplin. Wir sind nicht so wirklich Bogenschießen. Im Einzel sind nur Elena Richter und Camilo Mayr am Start, eine Medaillenchance besteht NICHT. Noch schlimmer sieht es mit den Mannschaften aus. Im Quali-Turnier crashten die deutschen Frauen in Runde eins gegen Georgien raus, die deutschen Männer wurden vom Iran weggeschossen. Wer könnte Bogenschütz-König von London werden? Ganz heiße Medaillenkandidaten sind der Koreaner Dong-Hyun Im, US-Boy Brady Ellison und Khairul Anuar Mohamad aus Malysia. Auch bei den Frauen regiert vor allem Korea.

Boxen: 2x Bronze

Elf Mal Gold, 14 Mal Silber und 22 Mal Bronze - was war Deutschland doch für eine Boxnation. Für London konnten sich gerade mal noch vier Boxer qualifizieren. Patrick Wojcicki (Weltergewicht), Stefan Härtel (Mittelgewicht), Enrico Kölling (Halbschwergewicht) und Erik Pfeifer (Superschwergewicht) wollen trotzdem nicht ohne Medaille nach Hause kommen. "Zwei Medaillen wären ideal, aber wir sind da sehr zurückhaltend. Man braucht auch Glück bei der Auslosung. Ich denke aber, dass alle vier Sportler dazu in der Lage sind", so DBV-Präsident Jürgen Kyas. In diesem Sinne: Erik Pfeifer holt Bronze wie bei der letzten WM, dazu gibt's eine Überraschung durch Enrico Kölling.

Fechten: 1x Gold, 1x Silber, 2x Bronze

Mit der Planche ist das immer so eine Sache. Da kann eine Menge richtig laufen und es hagelt Medaillen, oder es geht eben alles schief und die Deutschen gehen leer aus. Na ja, so schlimm wird es schon nicht werden, denn die Medaillenchancen sind durchaus zahlreich. Heißeste Tipps sind die Mannschaften im Säbel und Florett der Herren und im Degen der Damen. Gerade bei den Mädels haben einige etwas zu beweisen. Imke Duplitzer nach ihrer verbalen Keule gegen alles und jeden im Vorfeld und Peking-Olympiasiegerin Britta Heidemann nach einer unterirdischen Saison. Bei den Herren heißen die Leistungsträger und Hoffnungen im Einzel Peter Joppich, Benjamin Kleibrink (beide Florett) und Nicolas Limbach (Säbel). Wir sagen mal, die Degen-Mädels und die Säbel-Herren holen etwas, im Einzel kommen Limbach und Kleibrink durch. Vier Medaillen - das wäre sehr gut.

Fußball

Männer: Nachdem sich das deutsche U-21-Team um Kapitän und Weltklasseverteidiger Mats Hummels bereits im August 2010 von Kolbeinn Sigthorssons und Alfred Finnbogasons Island 1:4 abfieseln ließ und dadurch erneut die Quali verpasste (das letzte Mal war man 1988 qualifiziert und holte mit illustren Namen wie Wolfram Wuttke, Armin Görtz oder Gerhard Kleppinger Bronze), führt wohl kein Weg an den Brasilianern vorbei. Die Zauberer vom Zuckerhut wollen mit Nationaltrainer Mano Menezes endlich den letzten Titel holen, der noch in der üppigen Trophäensammlung der Selecao fehlt. Hulk, Neymar, Thiago Silva oder Pato sollen dabei richten, was längst überfällig ist und zwischen Manaus und Rio als Majestätsbeleidigung aufgefasst wird. Doch aufgepasst! Auch Spanien ist am Start und wie es ausging, wenn die Iberer in den letzten Jahren bei Turnieren ihr Können zeigten, ist hinlänglich bekannt. Egal ob EM, WM, nochmal EM, U-19-EM oder was auch immer: die Dauer-Tikitakernde Furia Roja scheint derzeit auf erste Plätze abonniert. Hoffnung machen lediglich die schwedischen U-19-Mädels, die im EM-Finale am vergangenen Samstag als erste den roten Titelreigen galant abgrätschten. Außenseitertipps: Mexiko (Grund: eingespielte, hungrige Mannschaft), Uruguay (Grund: Luis Suarez und Edinson Cavani am Start), Großbritannien (Grund: Come on, Ryan Giggs!)

Frauen: Als wäre es nicht schon Skandal genug, dass Birgit Prinz nach ihrem Karriereende erstmals ein olympisches Frauenfußballturnier verpassen wird, hat sich der sichere Bronze-Abonnent der letzten drei olympischen Spiele dank der grandiosen Heim-WM 2011 gar nicht mal qualifiziert. "Das bedeutet, dass wir nun eineinhalb Jahre Zeit haben, um uns auf die EM 2013 vorzubereiten", freute sich Bundestrainerin Silvia Neid über die zusätzliche Vorbereitungszeit auf das nächste Großereignis in Schweden. Super. Die 48-Jährige weiter: "Dass wir nicht bei Olympia dabei sind, wird der Entwicklung im Frauenfußball nicht schaden." Nein, dem Frauenfußball wird dies nicht schaden, aber dafür dem deutschen Medaillenspiegel. Achja, Finaltipp: irgendwas mit Brasilien und den Vereinigten Staaten.

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Gewichtheben: 1x Gold, 1x Silber

Erst mal müssen unsere litauischen Freunde getröstet werden. Weil Aurimas Didzbalis zu sehr in der Apotheke seines Vertrauens genascht hat, ist Litauens größte Medaillenhoffnung nicht in London dabei. Solche Probleme haben wir natürlich nicht. Und dank Julia Rohde wissen wir auch endlich: Gewichtheben kann sexy sein. Kein Scherz. Vergesst schwitzende Gewichtheberinnen, die nebenberuflich im Nachmittagsprogramm von "RTL" und Co. auftreten. Allein deswegen holt sie mindestens Silber.

Ihr Pendant bei den Männern? Logisch, Matthias Steiner. Okay, der wiegt keine 53 Kilogramm, und durch ihn wurde Gewichtheben auch nicht richtig sexy. Aber er ist Olympiasieger. Sein Erfolg in Peking inklusive Jubel mit dem Foto seiner verstorbenen Frau ließ selbst die Härtesten nicht kalt. Allerdings hatte er in der Vorbereitung Probleme mit einem Hexenschuss. "Er ist längst nicht dort, wo er 2008 war. Wer von Matthias 460 kg im Zweikampf verlangt, verlangt auch ein 11:0 im Endspiel der Fußball-EM", dämpfte Bundestrainer Frank Mantek die Erwartungen. SPOX sagt trotzdem: Mach' es noch einmal, Matze! SPOXGetty

Handball:

Hm, gleicher Fall wie beim Basketball. Noch so eine Sportart, bei der wir nicht vertreten sind und damit nicht wie in Peking in der Vorrunde ausscheiden können. Woran denkt man bei Handball und Olympia zuerst? Viele werden wahrscheinlich noch den Sound des Pfostens im Ohr haben, als Stefan Kretzschmar 2000 im Sydney-Viertelfinale gegen Spanien in der letzten Minute zur tragischen Figur wurde und Rotz und Wasser heulte. Und dann Franzi van Almsick kennen lernte und feststellte, dass sie auch gut zusammen Rotz und Wasser heulen könnten. Auch legendär: 2004. Wieder Deutschland-Spanien. Wieder Viertelfinale. Wieder Drama. 30:30 nach der 2. Verlängerung. Kretzschmar (immer dieser Kretzsche!) verwirft den ersten Siebenmeter, aber dank Super-Hero Henning Fritz gibt's den Sieg und später Silber. Ohne Deutschland - als ob das aktuell einen Unterschied machen würde - gibt's in London noch mal Gold für die Franzosen.

Hockey: 1x Gold, 1x Bronze

Mannschaft können wir in London zwar fast gar nicht, Hockey ist aber sowohl bei Männlein als auch bei Weiblein so richtig unser Ding. Vorausgesetzt, wir kommen mit dem bösen blauen Rasen und den grell pinken Umrandungen des Feldes klar, ohne sofort zu erblinden, werden das zwei Medaillen. Vor allem die Männer sind on fire und holen wieder Gold. Sieg im letzten Test gegen die starken Niederländer - wenn das kein gutes Omen ist! Die Frauen schaffen Bronze. Ihnen hat der Sieg zuletzt im Vier-Nationen-Turnier in Bremen bestimmt das nötige Selbstbewusstsein gegeben.

Judo: 1x Gold, 1x Silber, 3x Bronze

Nach seiner blamablen Vorstellung bei "Schlag den Raab" traut man Olympiasieger Ole Bischof eigentlich nicht mehr viel zu. Dass der Judoka in seinem Sport aber nicht viel verlernt hat, zeigte er bei der EM, oder auch beim Grand Slam in Paris. In London geht es für ihn erneut aufs Podium. Er ist aber nicht die einzige Medaillenhoffnung. Auch bei den Damen rechnet man sich einiges aus. Alle fünf Teilnehmerinnen wollen Edelmetall mit nach Hause bringen, bei dreien klappt's auch. "Natürlich werde ich zu den olympischen Spielen jetzt nicht hinfahren und sagen, eine Teilnahme ist alles, sondern ich möchte dort eine Medaille holen, und je schöner die Medaille glänzt, desto besser für mich", sagt Schwergewicht Andreas Tölzer und wird bei den Jungs 100kg+ Olympiasieger.

Kanu: 4x Gold, 3x Silber, 2x Bronze

Wenn wir in Deutschland traditionell etwas können, dann paddeln. Wie immer reist unser Team als haushoher Favorit auf mehr als eine Goldmedaille an. Grande Dame Katrin Wagner-Augustin nimmt im K1 und im K4 Anlauf auf ihre Goldmedaillen Nummer fünf und sechs. In beiden Rennen ist sie selbstverständlich favorisiert. Aber auch andere Boote wie der K2 der Damen, der K1 der Herren mit Max Hoff oder der K4 der Herren - auch mit Max Hoff - wecken berechtigte Hoffnungen auf den Olympiasieg. Im Kanu kann so richtig viel gehen. Außer vielleicht im Wildwasser, da wäre jede Medaille schon ein Erfolg.

Leichtathletik: 3x Gold, 4x Silber, 5x Bronze

4 x 100 m: Anne Cibis, Leena Günther, Tatjana Lofamakanda Pinto und Verena Sailer - hübscher kann frau eine Olympiamedaille nicht gewinnen. Die Europameisterinnen werden davon profitieren, dass die Topfavoritinnen aus den USA die Staffel verlieren und die Ukraine mindestens einen Wechsel verpatzt. Hinter Jamaika gibt es Silber für die deutsche Mannschaft.

Diskus: Robert Harting wird das Ding rocken. Klare Sache. Das kann nicht mal Ahmadineschads "Special One" Ehsan Hadadi verhindern. Nadine Müller fabriziert zwei ungültige Versuche, ehe sie doch noch den Sprung auf Rang drei schafft.

Stabhochsprung: Björn Otto (5,92 m) und Malte Mohr (5,91 m) belegen in der Jahresweltbestenliste die Ränge 2 und 3, dennoch ist Mohr in der derzeitigen Verfassung nichts als ein Nervenbündel. Nur der Franzose Renaud Lavillenie sprang mit 5,97 Metern bei der EM in Helsinki in diesem Jahr höher als die Deutschen. Doch der Topfavorit leistete sich in Monaco ebenso wie Mohr den Salto nullo. Der Weg für Otto scheint frei, zumal er zuletzt im kühlen Helsinki mit persönlicher Bestleistung die perfekte Generalprobe feierte. Für die Silberne ist bei den "Stabis" natürlich Martina Strutz zuständig. Zweite bei der WM in Daegu, Zweite bei der EM in Helsinki, noch Fragen? Silke Spiegelburg, die Strutz am Samstag in Monaco mit 4,82 m den deutschen Rekord entriss, wird den Medaillensatz komplettieren.

Weitsprung: Sebastian Bayer ist on fire. Mit seinem Satz auf 8,34 m im vierten und letzten Versuch von Helsinki gewann der Bremer nicht nur den EM-Titel. Er bewies nach zwei ungültigen Sprüngen auch beste Nerven im kühlen Finnland. Christian Reif (sprang auch schon 8,26 m) hat Überraschungspotenzial.

50 km Gehen: Andre Höhne peilt den Doppelstart an. Der Pechvogel der Großevents - kollabierte beispielsweise 2007 bei der WM in Osaka auf Rang vier liegend im Stadion wenige Meter vor der Ziellinie - ist noch ohne große internationale Medaille, wird aber in seinem letzten großen Wettkampf die überfällige Plakette in bronze einheimsen.

Kugelstoßen: David Storl hat sie alle locker im Griff? Alle? Nicht ganz. Leider wird Christian Cantwell aus den USA als Einziger die 22 Meter knacken. Storl muss sich nach WM- und EM-Gold mit Silber begnügen

Zehnkampf: Pascal Behrenbruch ist heiß drauf, es den Kritikern im DLV zu beweisen. Nach EM-Gold in Helsinki springt, sprintet und wirft sich der Wahl-Este erneut aufs Podest, Silber ist möglich. Nur Neu-Weltrekordler Ashley Eaton (USA) ist in einer eigenen Klasse unterwegs und knackt erneut die 9000 Zähler.

Speer: Wie lautet ein bewährtes Speerwurf-Gesetz? Immer, wenn es darauf ankommt, haben Barbora Spotakova und Marina Abakumova die Nase vor Christina Obergföll. So auch in London.

Hammer: Betty Heidler hat ihre Bauchlandung von der EM nach eigenem Bekunden gut verdaut. An Aksana Miankova und der ewigen Tatyana Lysenko wird die Deutsche dennoch nicht vorbei kommen.

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Moderner Fünfkampf: 1x Gold

Da ist wohl jemand im Olympia-Fieber. Lena Schöneborn fliegt extra für die Eröffnungsfeier kurz nach London. Aber als Titelverteidigerin kann man sich das schon mal leisten. Und dass sie bei der WM im Mai nur Fünfte wurde, war natürlich alles Taktik. Ganz sicher. Weitere Gründe, warum es wieder Gold wird? Um die Attraktivität zu erhöhen, werden die Disziplinen Schießen und Laufen als Kombination absolviert, ähnlich dem Sommerbiathlon. Deutschland, Lena, Biathlon - da war doch was... SPOXGetty

Radsport: 4x Gold, 1x Silber, 1x Bronze

Hinterraddefekt, Kahnbeinbruch, Abreise - für Tony Martin war die diesjährige Tour de France ein einziges Trauerspiel. Dafür holt der 27-Jährige im Einzelzeitfahren überlegen die Goldmedaille. Während sich die Kollegen noch in Frankreich den Wolf abstrampeln, kann Martin in aller Ruhe und mit einer Hand die Strecke abradeln und schon die Siegesfeier planen. Judith Arndt macht es ihm bei den Frauen gleich und kann sich danach entspannt in den Ruhestand verabschieden.

Im Straßenrennen profitiert Andre Greipel von seiner Super-Tour-Form und sprintet aufs Podium. Auch mit den Mountainbikern um Olympiasiegerin Sabine Spitz ist zu rechnen. Diesmal vielleicht nicht wieder mit Gold, aber wir setzen sie mal auf Silber. Im Bahnrennen geht einiges. Unsere Teamsprinter sind heiße Favoriten. Stefan Nimke, Maximilian Levy und Rene Enders sowie unsere Weltrekord-Mädels Kristina Vogel und Miriam Welte setzen wir mal beide auf Gold. Im neuen Omnium-Mehrkampf geht vielleicht auch was, aber das schauen wir uns erstmal an.

Reiten: 2x Gold, 3x Silber, 1x Bronze

Klare Sache, hier muss was gehen. Vor allem in der Vielseitigkeit sind sowohl im Einzel als auch in der Mannschaft zwei Medaillen Pflicht. Eigentlich sogar Gold. Michael Jung reist immerhin als Welt- und Europameister an. Am Tag der Entscheidung wird er 30 Jahre alt - mit seinem Super-Wallach Sam wird er zu Gold reiten. In der Dressur sieht das deutsche Team doch ganz anders aus als gedacht. Kein Wunderpferd Totilas. Keine Isabell Werth. Dafür aber drei starke Debütantinnen. Vor allem für Helen Langehanenberg mit ihrem 12-jährigen Westfalen Damon Hill liegt eine Medaille absolut drin. Hauptkonkurrentinnen: Charlotte Dujardin (GBR) und Adelinde Cornelissen (NED). Aber auch Kristina Sprehe hat Medaillen-Potenzial. In der Equipe sind Deutschlands Dressur-Reiter ohnehin seit 1984 bei Olympischen Spielen ungeschlagen. Bei den Springreitern wartet Deutschland seit Ulrich Kirchhoff (mit Jus de Pommes) 1996 auf eine Einzel-Goldmedaille, ob es diesmal klappt? Schwierig. Janne-Friederike Meyer ist auf Lambrasco (Spitzname: Mops) auf jeden Fall nicht chancenlos.

Ringen: 1x Silber

Wir haben nur vier Ringer am Start, aber jeder, den man fragt, setzt sich eine Medaille als Ziel. Klingt doch super, hat nur bei den letzten Spielen höchst selten geklappt. 2008 holte Mirko Englich im Schwergewicht im griechisch-römischen Stil völlig überraschend Silber, sonst ging aber nichts. Mit Alexandra Engelhardt hat die einzige Starterin leider das Problem, dass ihre eigentliche Gewichtsklasse bis 51 kg nicht olympisch ist. Sie muss sich auf 48 kg runterhungern. Versuchen Sie das mal! Von daher setzen wir darauf, dass doch eher einer unserer starken Männer durchkommt. Ob nun Tim Schleicher, Frank Stäbler oder Nick Matuhin - das soll uns egal sein. Macht es wie einst Englich, Jungs!

Rudern: 3x Gold, 1x Silber, 2x Bronze

Wir sagen nur: Achter! Der holt Gold, überhaupt keine Frage. Der ist seit 34 Rennen - ach, gefühlt sind es 100 - ungeschlagen und müsste schon fast kentern, um uns nicht mit Gold zu beglücken. Bockstark, die Jungs! Auch sonst dürfen wir uns im Rudern auf einige Medaillenchancen freuen. Der Doppelzweier der Männer mit Eric Knittel und Stephan Krüger hat ebenso Goldchancen wie die Doppelvierer bei Männern und Frauen. Und wer weiß? Vielleicht kommt ja sogar Marcel Hacker im Einer mal durch und holt eine Medaille.

Schießen: 1x Gold, 2x Bronze

Zwei Namen, die seit gefühlt 80 Jahren für das deutsche Schießen bei Olympia stehen. Ralf Schumann und Sonja Pfeilschifter. Doch während Schumann bei seinen fünf (!) bisherigen Teilnahmen schon so allerhand gewonnen hat - unter anderem Gold in Seoul 1988 (!), Barcelona 1992 und Athen 2004 - und eine verdammte Legende ist, ist Pfeilschifter leider eine tragische Figur. Seit 2000 war sie jedes Mal ein heißer Tipp auf die erste deutsche Medaille bei den Spielen, geholt hat sie nie etwas. Diesmal ist sie dran, im Dreistellungskampf. Sonja, wir glauben an dich! Sie holt Bronze, Schumann nach Silber in Peking diesmal wieder Gold. Und dann ist da ja noch Beate Gauß. Die hat als Welt- und Europameisterin in der Luftgewehr-Mannschaft auf sich aufmerksam gemacht - und durch ihre Nacktfotos im Playboy...

Schwimmen: 2x Gold, 2x Silber, 2x Bronze

Es kann nur besser werden. Bis auf Britta Steffens Sternstunden und den Sportskameraden Lurz über 10 Kilometer hätte der DSV 2008 die Badehosen vielleicht besser zuhause gelassen. Mickrige drei Medaillen hat das deutsche Team aus Peking mitgebracht. Das muss sich ändern. Ansonsten schicken wir Paul Biedermann wie einst Thomas Rupprath in den Dschungel, Steffen löst Torben Hoffmann bei "Sky Sport News HD" ab und muss von der Kuhfladenweitwurf -WM berichten und Thomas Lurz darf sich vor der Küste Italiens um gestrandete Schiffe kümmern.

Mit dieser Drohung im Nacken läuft aber alles wie geschmiert. Das deutsche Traumpaar darf sich eine Gold-, eine Silber- sowie eine Bronzemedaille in die heimische Vitrine stellen. Dazu krönt Freiwasser-Ikone Lurz seine Karriere mit dem lang ersehnten Olympiasieg und in den Staffeln gibt's auch noch zweimal Edelmetall.

Segeln: 1x Gold, 1x Silber, 1x Bronze

"Schlechtes Essen - und die Frauen sehen noch schlimmer aus als hier." Starboot-Segler Frithjof Kleen hat sich vor dem Start schon mal beim Gastgeber beliebt gemacht. Nach null Medaillen in Athen und einmal Edelmetall in Peking wird es in London, ähm, in Weymouth noch besser laufen. Das junge deutsche Team hat viele Chancen. Medaillenkandidaten: RS:X-Surfer Toni Wilhelm, Lasersegler Simon Grotelüschen, RS:X-Surferin Moana Delle (hot!), Kathrin Kadelbach/Friederike Belcher im 470er, die 49er-Crew Tobias Schadewaldt/Hannes Baumann und eben unser Freund der englischen Mädels mit seinem Partner Robert Stanjek. Ausbeute: Ein komplette Medaillensatz. Internationaler Segel-Superstar ist übrigens der Brite Ben Ainslie. Er könnte mit seinem vierten Olympiasieg zum erfolgreichsten Olympia-Segler überhaupt aufsteigen.

Synchronschwimmen:

Wer ist Niklas Stoepel? Richtige Antwort: Deutschlands einziger Wasserballett-Akteur vom FS Bochum. Warum er das macht, wissen wir nicht. Klar ist nur, dass Männer eh nicht zugelassen sind im Synchronschwimmen und deutsche Mädels darin irgendwie auch nicht Olympia-Tauglichkeit besitzen. Gold wird hier wohl wie praktisch immer an Russland gehen. Wen es interessiert: Das Traumduett bilden Natalia Ischenko und Svetlana Romashina.

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Taekwondo: 1x Silber

Public Viewing für ein Taekwondo-Event? Sachen gibt's... In Arnsberg ist genau so etwas angedacht. Mit Helena Fromm hat die Stadt aber auch ein ganz heißes Eisen im Feuer. Das deutsche Mini-Team mit Fromm und Sümeyye Manz zählt zu den Medaillenanwärtern. Da müsste also was gehen. Eine Medaille ist auf jeden Fall drin, am Ende wird es wohl Silber. Und wenn's doch nicht klappt, wird Fromm wenigstens nicht nass. Vor der Reise nach England gab's vom Arnsberger Bürgermeister schließlich einen Regenschirm. SPOXGetty

Tennis: 1x Silber, 1x Bronze

Florian Mayer muss sich vom Turniersieg in Kitzbühel erholen und hat keine Zeit für die Olympischen Spiele. Tommy Haas hätte gerne gespielt, darf aber nicht (DOSB raus!) und muss stattdessen die Citi Open in Washington spielen. Hart. Trotzdem wird es zwei deutsche Medaillen zu bejubeln geben. Und zwar Bronze für Angie Kerber, und Überraschungs-Silber für das Männer-Doppel Christopher Kas/Philipp Petzschner. Das haben Nicolas Kiefer und Rainer Schüttler 2004 immerhin auch hinbekommen. Wobei man an dieser Stelle noch mal sagen muss: War das 2004 unfassbar? Oder war das unfassbar? Das Doppelfinale ging überhaupt erst um kurz vor 23 Uhr los, weil Fernando Gonzalez im Match um Bronze erst mit 16:14 im 3. Satz gegen Taylor Dent (!) gewonnen hatte. Dann führten Kiefer/Schüttler gegen Gonzalez/Massu bei 2-1-Satzführung im Tiebreak 6:2 und haben keinen dieser verdammten vier Matchbälle verwandeln können. SPOX fühlt übrigens mit Donald Young. Der US-Boy reist mit einer 2-17-Bilanz 2012 und einem Losing-Streak von 13 Matches in Folge nach London. Brutal, welches Selbstvertrauen der Junge haben muss...

Tischtennis: 1x Gold, 1x Bronze

"Ein Mann gegen ein ganzes Kommando. Wer glauben Sie ist dieser Mann? Gott?" Ganz so schlimm wie im Stallone-Klassiker "Rambo 3" ist es nicht. Aber Timo Boll muss wohl einige Kerzen anzünden, um der chinesischen Terrorherrschaft ein Ende zu setzen. Da hilft es leider auch wenig, wenn man die Generalprobe verletzt abbrechen muss. Aber wie sagt man so schön: Auf eine verpatzte Generalprobe folgt eine gelungene Premiere. Langsam wird's schließlich Zeit für die erste Olympia-Einzelmedaille. Für Gold reicht's nicht, aber einen der Zhan-Ma-Xu-Jackie-Chan-Dynastie wird er im Spiel um Platz drei schon knacken. Dafür schockt Deutschland im Mannschaftswettbewerb ganz China und holt Gold. Für den entscheidenden Punkt sorgt Steak-Liebhaber Dimitrij Ovtcharov.

Triathlon: 1x Bronze

Steffen Justus ist in der Form seines Lebens und holt sich bei den Männern Bronze hinter Alistair und Jonathan Brownlee. Olympiasieger Jan Frodeno holt diesmal leider nichts. Von Verletzungen geplagt, ist ihm als CDU-Anhänger auch das Siegergen verloren gegangen. Bei den Frauen sorgt Anne Haug für ein Ausrufezeichen und kann danach ihre Schulden bei den Eltern, die "einen stolzen vierstelligen Betrag dazuschießen mussten", zurückzahlen.

Turnen: 1x Gold, 3x Bronze

Eine Info vorneweg: Turnen ist nicht mehr nur Fabian Hambüchen. Wenn es dumm läuft, ist Turnen in London sogar alles andere als Fabian Hambüchen. Nach seinem Achillessehnenriss 2011 war lange unsicher, ob er überhaupt fit wird für London. Aber seine letzten Tests waren vielversprechend. Wenn er seine Nerven diesmal im Zaum hat, kann am Reck etwas gehen. Eine der schwersten Übungen der Welt hat er drauf - theoretisch. Aber weil wir Patrioten sind, sagen wir ganz klar: Hambüchen macht's!

Sehr gute Medaillenchancen, aber zuletzt gesundheitliche Probleme, hat Philipp Boy. Tritt er jedoch in Bestform an, ist er im Mehrkampf ein heißer Kandidat. Mehrkampf ist auch für das Team das große Stichwort. Bronze ist möglich, wenn Hambüchen, Boy und der Dritte im Bunde, Barren-Spezialist Marcel Nguyen, gut drauf sind. Mehr nicht, da müssten sich schon mehrere Chinesen und Japaner die Knochen brechen.

Bei den Damen ruhen die etwas vageren Medaillenhoffnungen auf den Oldies Oksana Chusovitina und Anna Dogonadze auf dem Trampolin. Nicht verpassen sollte man die junge Elisabeth Seitz. Sehr süß und talentiert - aber eine Medaille wäre von der 18-Jährigen noch etwas zu viel verlangt. Ach ja, Rhythmische Sportgymnastik gibt es auch noch. Richtige Chancen haben wir da nicht, aber ein 18-Jähriges Küken namens Regina Sergeeva. Die hat sich zur Volljährigkeit mal eben ein Nackt-Shooting im Playboy geschenkt.

Volleyball:

Der Jubel bei der deutschen Nationalmannschaft war Anfang Juni riesengroß. In Berlin hatten die Männer um Georg Grozer das Qualifikationsturnier gewonnen. Dabei gelang dem Team von Bundestrainer Vital Heynen in einem Fünf-Satz-Krimi der Sieg über den WM-Zweiten Kuba. Eine Macht im Volleyball.

Dem gewachsenen Selbstvertrauen zum Trotz lehrt die Liste der deutschen Gruppengegner im olympischen Turnier das Fürchten. Los geht es mit Mitfavorit Russland, es folgen Olympiasieger USA, Europameister Serbien, Tunesien und Weltmeister Brasilien. Mit einem Sieg über die Afrikaner und eines der Schwergewichte ist in dieser schier unmenschlichen Gruppe A Platz vier und damit der Viertelfinal-Einzug drin. Alles weitere wäre Zugabe, schon die Halbfinal-Teilnahme käme einer Sensation gleich.

Die Frauen haben sich - wie so viele deutsche Ballsportmannschaften - nicht für London qualifiziert.

Wasserball:

Erstmals seit 2000 fehlt Deutschland wieder beim Wasserball-Turnier. Die Männer scheiterten beim Quali-Turnier nach einem 4:6 (trotz 3:0-Führung) gegen Mazedonien. Goldtipps: Italien bei den Männern. China bei den Frauen. Jetzt spielen chinesische Frauen schon saugeil Wasserball. Sachen gibt's.

Wasserspringen: 2x Bronze

Wenn das mal nicht nach einem Plan klingt. "Ich hätte schon gern eine andere Farbe. Aber da müssten die Chinesen schon alle Schnupfen bekommen", so Patrick Hausding, der 2008 Silber geholt hat, zu seinen Medaillenhoffnungen. Das sollte beim typisch englischen Wetter ja wohl zu schaffen sein. Also liebe Chinesen: Viele schöne Fotos beim Sightseeing machen, dann klappt's auch mit der Erkältung. Am Ende springt zweimal Bronze raus.

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London 2012: Alle Entscheidungen im Überblick