Gewichtheben: 1x Gold, 1x Silber
Erst mal müssen unsere litauischen Freunde getröstet werden. Weil Aurimas Didzbalis zu sehr in der Apotheke seines Vertrauens genascht hat, ist Litauens größte Medaillenhoffnung nicht in London dabei. Solche Probleme haben wir natürlich nicht. Und dank Julia Rohde wissen wir auch endlich: Gewichtheben kann sexy sein. Kein Scherz. Vergesst schwitzende Gewichtheberinnen, die nebenberuflich im Nachmittagsprogramm von "RTL" und Co. auftreten. Allein deswegen holt sie mindestens Silber.
Ihr Pendant bei den Männern? Logisch, Matthias Steiner. Okay, der wiegt keine 53 Kilogramm, und durch ihn wurde Gewichtheben auch nicht richtig sexy. Aber er ist Olympiasieger. Sein Erfolg in Peking inklusive Jubel mit dem Foto seiner verstorbenen Frau ließ selbst die Härtesten nicht kalt. Allerdings hatte er in der Vorbereitung Probleme mit einem Hexenschuss. "Er ist längst nicht dort, wo er 2008 war. Wer von Matthias 460 kg im Zweikampf verlangt, verlangt auch ein 11:0 im Endspiel der Fußball-EM", dämpfte Bundestrainer Frank Mantek die Erwartungen. SPOX sagt trotzdem: Mach' es noch einmal, Matze!
Handball:
Hm, gleicher Fall wie beim Basketball. Noch so eine Sportart, bei der wir nicht vertreten sind und damit nicht wie in Peking in der Vorrunde ausscheiden können. Woran denkt man bei Handball und Olympia zuerst? Viele werden wahrscheinlich noch den Sound des Pfostens im Ohr haben, als Stefan Kretzschmar 2000 im Sydney-Viertelfinale gegen Spanien in der letzten Minute zur tragischen Figur wurde und Rotz und Wasser heulte. Und dann Franzi van Almsick kennen lernte und feststellte, dass sie auch gut zusammen Rotz und Wasser heulen könnten. Auch legendär: 2004. Wieder Deutschland-Spanien. Wieder Viertelfinale. Wieder Drama. 30:30 nach der 2. Verlängerung. Kretzschmar (immer dieser Kretzsche!) verwirft den ersten Siebenmeter, aber dank Super-Hero Henning Fritz gibt's den Sieg und später Silber. Ohne Deutschland - als ob das aktuell einen Unterschied machen würde - gibt's in London noch mal Gold für die Franzosen.
Hockey: 1x Gold, 1x Bronze
Mannschaft können wir in London zwar fast gar nicht, Hockey ist aber sowohl bei Männlein als auch bei Weiblein so richtig unser Ding. Vorausgesetzt, wir kommen mit dem bösen blauen Rasen und den grell pinken Umrandungen des Feldes klar, ohne sofort zu erblinden, werden das zwei Medaillen. Vor allem die Männer sind on fire und holen wieder Gold. Sieg im letzten Test gegen die starken Niederländer - wenn das kein gutes Omen ist! Die Frauen schaffen Bronze. Ihnen hat der Sieg zuletzt im Vier-Nationen-Turnier in Bremen bestimmt das nötige Selbstbewusstsein gegeben.
Judo: 1x Gold, 1x Silber, 3x Bronze
Nach seiner blamablen Vorstellung bei "Schlag den Raab" traut man Olympiasieger Ole Bischof eigentlich nicht mehr viel zu. Dass der Judoka in seinem Sport aber nicht viel verlernt hat, zeigte er bei der EM, oder auch beim Grand Slam in Paris. In London geht es für ihn erneut aufs Podium. Er ist aber nicht die einzige Medaillenhoffnung. Auch bei den Damen rechnet man sich einiges aus. Alle fünf Teilnehmerinnen wollen Edelmetall mit nach Hause bringen, bei dreien klappt's auch. "Natürlich werde ich zu den olympischen Spielen jetzt nicht hinfahren und sagen, eine Teilnahme ist alles, sondern ich möchte dort eine Medaille holen, und je schöner die Medaille glänzt, desto besser für mich", sagt Schwergewicht Andreas Tölzer und wird bei den Jungs 100kg+ Olympiasieger.
Kanu: 4x Gold, 3x Silber, 2x Bronze
Wenn wir in Deutschland traditionell etwas können, dann paddeln. Wie immer reist unser Team als haushoher Favorit auf mehr als eine Goldmedaille an. Grande Dame Katrin Wagner-Augustin nimmt im K1 und im K4 Anlauf auf ihre Goldmedaillen Nummer fünf und sechs. In beiden Rennen ist sie selbstverständlich favorisiert. Aber auch andere Boote wie der K2 der Damen, der K1 der Herren mit Max Hoff oder der K4 der Herren - auch mit Max Hoff - wecken berechtigte Hoffnungen auf den Olympiasieg. Im Kanu kann so richtig viel gehen. Außer vielleicht im Wildwasser, da wäre jede Medaille schon ein Erfolg.Leichtathletik: 3x Gold, 4x Silber, 5x Bronze
4 x 100 m: Anne Cibis, Leena Günther, Tatjana Lofamakanda Pinto und Verena Sailer - hübscher kann frau eine Olympiamedaille nicht gewinnen. Die Europameisterinnen werden davon profitieren, dass die Topfavoritinnen aus den USA die Staffel verlieren und die Ukraine mindestens einen Wechsel verpatzt. Hinter Jamaika gibt es Silber für die deutsche Mannschaft.
Diskus: Robert Harting wird das Ding rocken. Klare Sache. Das kann nicht mal Ahmadineschads "Special One" Ehsan Hadadi verhindern. Nadine Müller fabriziert zwei ungültige Versuche, ehe sie doch noch den Sprung auf Rang drei schafft.
Stabhochsprung: Björn Otto (5,92 m) und Malte Mohr (5,91 m) belegen in der Jahresweltbestenliste die Ränge 2 und 3, dennoch ist Mohr in der derzeitigen Verfassung nichts als ein Nervenbündel. Nur der Franzose Renaud Lavillenie sprang mit 5,97 Metern bei der EM in Helsinki in diesem Jahr höher als die Deutschen. Doch der Topfavorit leistete sich in Monaco ebenso wie Mohr den Salto nullo. Der Weg für Otto scheint frei, zumal er zuletzt im kühlen Helsinki mit persönlicher Bestleistung die perfekte Generalprobe feierte. Für die Silberne ist bei den "Stabis" natürlich Martina Strutz zuständig. Zweite bei der WM in Daegu, Zweite bei der EM in Helsinki, noch Fragen? Silke Spiegelburg, die Strutz am Samstag in Monaco mit 4,82 m den deutschen Rekord entriss, wird den Medaillensatz komplettieren.
Weitsprung: Sebastian Bayer ist on fire. Mit seinem Satz auf 8,34 m im vierten und letzten Versuch von Helsinki gewann der Bremer nicht nur den EM-Titel. Er bewies nach zwei ungültigen Sprüngen auch beste Nerven im kühlen Finnland. Christian Reif (sprang auch schon 8,26 m) hat Überraschungspotenzial.
50 km Gehen: Andre Höhne peilt den Doppelstart an. Der Pechvogel der Großevents - kollabierte beispielsweise 2007 bei der WM in Osaka auf Rang vier liegend im Stadion wenige Meter vor der Ziellinie - ist noch ohne große internationale Medaille, wird aber in seinem letzten großen Wettkampf die überfällige Plakette in bronze einheimsen.
Kugelstoßen: David Storl hat sie alle locker im Griff? Alle? Nicht ganz. Leider wird Christian Cantwell aus den USA als Einziger die 22 Meter knacken. Storl muss sich nach WM- und EM-Gold mit Silber begnügen
Zehnkampf: Pascal Behrenbruch ist heiß drauf, es den Kritikern im DLV zu beweisen. Nach EM-Gold in Helsinki springt, sprintet und wirft sich der Wahl-Este erneut aufs Podest, Silber ist möglich. Nur Neu-Weltrekordler Ashley Eaton (USA) ist in einer eigenen Klasse unterwegs und knackt erneut die 9000 Zähler.
Speer: Wie lautet ein bewährtes Speerwurf-Gesetz? Immer, wenn es darauf ankommt, haben Barbora Spotakova und Marina Abakumova die Nase vor Christina Obergföll. So auch in London.
Hammer: Betty Heidler hat ihre Bauchlandung von der EM nach eigenem Bekunden gut verdaut. An Aksana Miankova und der ewigen Tatyana Lysenko wird die Deutsche dennoch nicht vorbei kommen.
Seite 1: Von Badminton bis Fußball