"Ich frage mich seit Jahren, woran es liegt, dass die Bundeskanzlerin beim Fußball immer in der Kabine zu finden ist", sagte der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft auf Anfrage des SID: "Beim Bahnradfahren, Reiten oder Hockey hab ich sie noch nie gesehen."
Die Abwesenheit der Spitzenpolitiker habe zwar keine Auswirkungen auf die Leistungen in Rio de Janeiro, doch verpassten sie durch ihre Abwesenheit ein "deutliches Statement" und es zeige "ein bisschen die fehlende Wertigkeit, die den Olympischen Spielen im Vergleich zu einer Fußball-EM oder -WM gegeben wird", ergänzte Fürste: "Das ist traurig, und die Athleten hier hätten es genauso verdient."
Bei anderen Nationen habe er einen anderen Status der Olympiateilnehmer festgestellt: "Der holländische König ist mit dem Fahrrad durchs Dorf gefahren und hat die Sportler begrüßt", sagte Fürste, für den es aber im Endeffekt "wichtigere Themen" gebe. "Die Sportler jeden Tag zu sehen und sich gegenseitig zu Topleistungen zu pushen, ist Motivation genug", sagte der 31-Jährige.
"Nicht zufrieden mit der Politik"
Bob Hanning, Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB), hatte die Diskussion am Mittwoch angestoßen. "Wir sind mit der Politik nicht zufrieden. Dass keiner aus der Führungsriege den Weg nach Rio findet, ist respektlos den Sportlern gegenüber", hatte er am Mittwoch gesagt. Als Konsequenz sagte der 48-Jährige einen Termin am 16. August im deutschen Generalkonsulat in Rio ab.
Bundespräsident Joachim Gauck, der am Auftaktwochenende die deutschen Sportler besuchen wollte, hatte seine Reise nach Rio wegen einer Zahnoperation abgesagt. Der für den Sport zuständige Innenminister Thomas de Maizière verzichtete mit Verweis auf die "vielfältigen aktuellen Herausforderungen" in Deutschland auf einen Besuch der Mannschaft in Brasilien. Verteidigungsministerin von der Leyen, die mit ihrem Ministerium zahlreiche Olympia-Sportler fördert, hatte ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel keine Rio-Reise geplant.