Es hat ein wenig gedauert mit der ersten deutschen Medaille, aber wenn im Rodeln am zweiten Tag die erste Entscheidung fällt, ist Deutschland zum Glück ja auf der sicheren Seite. Da muss nicht gezittert oder auf Leistungsexplosionen gehofft werden, da ist völlig klar: Der Loch macht das schon.
"Das ist überwältigend, einfach nur geil. Das waren perfekte zwei Tage", erklärte ein völlig losgelöster Loch nach seinem beeindruckenden Sieg.
Zu mehr als einmal Edelmetall reichte es aus deutscher Sicht am Sonntag nicht, denn sowohl im Biathlon als auch im Skispringen gab es Enttäuschungen. Nach den schwachen Leistungen der Männer konnten auch Andrea Henkel und Co. im Sprint nichts reißen. Keine einzige Medaille in den Sprintrennen bei Winterspielen ist die schlechteste deutsche Biathlong-Leistung - ever ever ever. Seit der Einführung 1980 gab es das nämlich überhaupt nicht. Und jetzt in Sotschi reichte es nicht mal für einen Top-10-Platz. Bitter.
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"Ohne den Fehler würde es ganz anders aussehen. Im Verfolger lasse ich den Fehler einfach weg, dann passt das schon", meinte Evi Sachenbacher-Stehle, die auf Rang 11 noch am besten abschnitt. Im Skispringen verspielte Severin Freund durch einen Sturz im ersten Durchgang alle Chancen, beim Sieg des Polen Kamil Stoch landete Andreas Wellinger als bester DSV-Adler auf Platz sechs.
Grund zur Ekstase hatten unsere Nachbarn. Österreich darf sich über einen neuen Abfahrts-Olympiasieger mit dem überraschenden Namen Matthias Mayer freuen, Langlauf-Star Dario Cologna sorgte für Jubelstürme in der Schweiz.
Wie es am dritten Tag (6.30 Uhr im LIVE-TICKER) weitergeht? Es stehen die nächsten fünf Entscheidungen auf dem Programm - und Deutschland muss voll und ganz auf Maria Höfl-Riesch in der Super-Kombi setzen.
Die Entscheidungen des Tages:
Wettbewerb | Entscheidung |
Ski alpin/Abfahrt, Männer | Sensation! Österreicher Mayer holt Gold |
Snowboard/Slopestyle, Frauen | Anderson sorgt für nächsten US-Triumph |
Langlauf/Skiathlon, Männer | Cologna schreibt Langlauf-Märchen |
Eisschnelllauf/3000 m, Frauen | Pechstein geht leer aus - Wüst-Sieg |
Biathlon/Sprint, Frauen | Historischer Kuzmina-Sieg - DSV schwach |
Rodeln/Einzel, Männer | GOLD! Loch absolut unschlagbar! |
Eiskunstlauf/Eistanz, Team | Erstes Gold für Russland |
Skispringen/Normalschanze, Männer | Stoch überragend - Freund stürzt |
Was sonst noch wichtig war:
Eishockey: Bis zur 45. Minute führten die DEB-Mädels dank einer überragenden Viona Harrer im Tor (33 Saves) mit 1:0 gegen Russland, dann kam der Einbruch. Iya Gavrilova (45.), Olga Sosina (49./53.) und Yekaterina Smolentseva (50.) sorgten mit vier Toren innerhalb von acht Minuten für die Wende. Aus deutscher Sicht war ein kurioses Eigentor, das es ja im Eishockey nicht gibt, letztlich der Genickschlag. Im nächsten Gruppenspiel gegen Schweden am Dienstag muss jetzt ein Sieg her, sonst war es das mit der Chance auf ein K.o.-Duell. Schweden mühte sich gegen Japan zu einem 1:0-Sieg.
Ski alpin: Am Montag soll Maria Höfl-Riesch Gold in der Super-Kombi holen, ihr Verhältnis zur modifizierten Olympia-Abfahrt ist aber weiter ausbaufähig. Im vierten Trainingslauf belegte die Doppel-Olympiasiegerin von Vancouver mit 1,18 Sekunden Rückstand auf die Österreicherin Nicole Hosp den sechsten Rang. Hosp muss nach den Eindrücken als Topfavoritin für die Kombi angesehen werden. Derweil ist Tina Weirathers Start in der Abfahrt fraglich. Die Liechtensteinerin hat sich im Training ersten Diagnosen zufolge eine Schienbeinkopfprellung zugezogen.
Rodel: Nach Felix Loch planen wir natürlich schon die nächsten Goldmedaillen im Sanki Sliding Center. Natalie Geisenberger dominierte auch die letzten beiden Trainingsläufe vor dem Wettkampf am Montag und Dienstag mit jeweils mehr als drei Zehntelsekunden Vorsprung auf die Konkurrenz. Bei Tatjana Hüfner ist dagegen brutal der Wurm drin. Die Olympiasiegerin belegte nur die Plätze 10 und 24, im letzten Durchgang hatte sie sogar mehr als 1,7 Sekunden Rückstand auf Geisenberger. Mit einem Doppelsieg wird das wohl nichts. Bei den Doppelsitzern war im Training wie erwartet der Bayern-Express mit Tobias Wendl/Tobias Arlt eine Klasse für sich.
Mann des Tages: Felix Loch
Ganz Österreich liegt sich in den Armen und feiert den ersten Abfahrts-Olympiasieger seit Fritz Strobl 2002. Dass Matthias Mayer vorher in einer Abfahrt noch nie besser als auf Platz fünf war? Geschenkt. Wir gönnen es Euch und hoffen, dass Ihr damit auch das Antoine-Deneriaz-Drama überwunden habt.
Die Schweiz hat dank Dario Alonzo Cologna auch Grund zum Jubeln. Vor 90 Tagen lag der Schweizer mit kaputtem Sprunggelenk im Krankenhaus, jetzt krönte er sich in Sotschi zum Skiathlon-König und weinte bei der Blumenzeremonie hemmungslos. Auch Cologna ist klar einer der Männer des Tages.
Aber für uns gibt es an diesem Tag natürlich nur einen Helden: Rodel-Gott Felix Loch. Wenn es links und rechts Enttäuschungen setzt, ist auf Loch eben Verlass. Lauf 2: Bahnrekord. Bääm. Lauf 3: Bahnrekord: Bääm. Lauf 4: Bestzeit. Bääm. So macht das ein vierfacher Einzel-Weltmeister und jetzt Doppel-Olympiasieger. Wie oft wird der eigentlich noch Olympiasieger? Loch ist ja erst 24. Wir rechnen: 28. Passt. 32. Passt. 36. Passt auch noch. 40. Könnte auch gehen...
Frau des Tages: Justyna Kowalczyk
Ladies and Gentlemen, hier kommt die toughste Frau der Winterspiele: Justyna Kowalczyk! Die Polin, die am Samstag im Skiathlon Sechste geworden war, bestätigte auf ihrer Facebook-Seite, dass sie sich vor Sotschi einen Fußbruch zugezogen hatte.
Ihre Message: "Hier das Röntgenbild von meinem Fuß - ein vielschichtiger Bruch. Viele Grüße an alle 'Experten'". Kowalczyk will aber auf jeden Fall weitermachen. "Beruhigt euch, ich laufe weiter!" Starke Frau!
Sprüche des Tages:
"1:0 für die deutschen Mädchen. Deutlicher Fehler bei unseren, aber lasst uns nicht so streng mit ihnen sein." (Der russische Eishockey-Kommentator nach dem Führungstreffer der DEB-Mädels)
"Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn man statt einer Bibliothek mit russischen Büchern eine Sporthalle ins Olympische Dorf gebaut hätte." (Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster auf die Frage, wie sich seine Springer die Zeit vertreiben)
"Das ist wie beim Hahnenkamm-Rennen in Kitzbühel. Zuerst siehst du nichts, dann taucht einer hinter dem Hügel auf, dreht sich wie ein Artist und setzt auf. Spektakulär." (Franz Beckenbauer schaut jetzt Slopestyle)
"Sie ist mein Foto und ich bin der Rahmen." (Der türkische Eiskunstläufer Alper Ucar über seine Partnerin Alisa Agafonova).
"So richtig gecheckt habe ich's erst bei der Siegerehrung, als die mich plötzlich als Olympiasieger aufgerufen haben." (Abfahrts-Olympiasieger Matthias Mayer, Österreich)
"Ich bin mit dem Bode Lift gefahren und er hat mir gesagt, er ist brutal nervös." (Mayer über das enttäuschende Abschneiden von Favorit Miller)
"Ich habe alles gegeben. Platz vier ist natürlich scheiße." (Claudia Pechstein über ihren 3000m-Lauf)
Zahlen des Tages:
0 Abfahrts-Podestplätze hatte Matthias Mayer vor seinem Olympiasieg zu Buche stehen. Macht ja nichts, jetzt hat er Gold.
1 Athletin hat es seit dem 9. Februar 2014 geschafft, einen Olympiasieg in der gleichen Disziplin zu wiederholen. Ihr Name: Anastasia Kuzmina.
6 Mal in Folge hat Armin Zöggeler nach seiner Bronzemedaille von Sotschi jetzt in der gleichen Disziplin eine Medaille gewonnen. Natürlich ist das Rekord. Der 40-jährige Südtiroler ist einfach der Wahnsinn.
12,7 Punkte Vorsprung hatte Kamil Stoch bei seinem Olympiasieg. Auf der Normalschanze!
15 Jahre alt ist Russlands Eiskunstlauf-Sternchen Yulia Lipnitskaya. Und sie lieferte auf dem Weg zu russischem Team-Gold eine überragende Vorstellung ab. Die Folge: Standing Ovations von Mr. Putin und dem kompletten Publikum.
17 lautete die Endplatzierung für Langlauf-Superstar Petter Northug im Skiathlon. Der Norweger ging komplett blau und kam völlig entkräftet ins Ziel.
42 Jahre alt ist Albert Demchenko. Der Russe war nicht nur zum siebten Mal bei Olympischen Spielen dabei (den Rekord teilt er sich mit Japans Skisprung-Oldie Noriaki Kasai), er ist mit 42 jetzt der älteste Medaillengewinner in einer Individual-Disziplin bei Winterspielen aller Zeiten. Den Rekord hielt vorher der britische Skeleton-Racer John Crammond, aufgestellt 1948 in St. Moritz.
2022 will Skilanglauf-Königin Marit Björgen vielleicht immer noch dabei sein. Die Norwegerin hat angekündigt, noch etwas länger weitermachen zu wollen. Eine Teilnahme bei den Winterspielen 2018 und 2022 sei denkbar, meinte die 33-Jährige. Wenn es nach der Konkurrenz geht, dürfte Björgen wohl sofort in Ruhestand gehen.
Name des Tages: Silje Norendal
Der estische Skispringer Siim-Tanel Sammelselg hätte gute Chancen gehabt, wenn er in der Quali am Samstag nicht schon gescheitert wäre. Rodler Bruno Banani aus Tonga, der eigentlich Fuahea Semi heißt, wäre jetzt die einfache Wahl an dieser Stelle gewesen.
Aber dann hätte das hübscheste Gesicht der Winterspiele keinen Platz gefunden - und das geht klarerweise gar nicht. Silje Norendal galt im Snowboard-Slopestyle als Mitfavoritin, aber in Sotschi wollte es einfach nicht so recht klappen. Nur Rang 11.
Mach Dir nichts draus, liebe Silje. Du brauchst gar keine Medaille. Denk einfach an dein Lebensmotto. "Lächle die Welt an und die Welt wird zurücklächeln."