Verlierer des Jahres: Jose Mourinho
Der Meistertrainer als Verlierer des Jahres? Das ist wirklich sehr schwer hinzubekommen, aber wenn einer es schaffen kann, dann natürlich The Special One. Im Mai hatte er Chelsea zur ersten Meistertitel seit dem Jahr 2010 geführt, insgesamt war dies bereits seine dritte bei den Blues.
Im August verlängerte er seinen Vertrag vorzeitig, die Premier League fürchtete sich bereits vor der sich anbahnenden Dynastie der 1:0-Siege. Dann kam Eva Carneiro.
Nach dem Saisonauftakt ärgerte Mourinho sich öffentlich über die Teamärztin, die bei einer Verletzungsunterbrechung früh auf den Platz lief. Die dadurch losgetretene Kontroverse ließ Chelsea allerdings über die nächsten Wochen und Monate nicht mehr zur Ruhe kommen. Leistungsträger aus der Titelsaison wie Eden Hazard (Englands Fußballer des Jahres 2014/15) oder Cesc Fabregas wirkten, als hätten sie ihre mittelmäßig talentierten Cousins geschickt.
Mourinho kämpfte, spielte seine ganze Palette an Rollen durch: The Good Guy ("Mein Team hat unglaublich gekämpft. Sie haben für ihren Trainer gespielt!") sowie The Bad Guy ("Mein Team hat mich verraten. Ich hatte sie perfekt vorbereitet!") kamen zum Einsatz. Es sollte nichts mehr ändern. Auf Platz 15 liegend wurde der Meistercoach kurz vor Jahresende entlassen. Abfindung: rund 50 Millionen. Eigentlich schwer da von einem Verlierer zu sprechen.
Werbespot des Jahres: Bastian Schweinsteiger
"Lass die anderen sich verändern und bleib so wie du bist!" Der Sänger singt den langsamen Song, Bastian Schweinsteiger zieht seine Kopfhörer auf und blickt in Gedanken aus dem Flugzeug. Mit soviel Pathos verabschiedete sich der Ur-Bajuwar von seinem FC Bayern.
Allerdings nur in einem Werbespot, welcher ausgerechnet noch an dem Tag veröffentlicht wurde, als sein Wechsel zu Manchester United fest stand. Auch sonst hat der DFB-Kapitän in England mit widrigen Begleitumständen zu kämpfen. Während der englische Fan als Prototyp eines Mittelfeldspielers immer noch einen Steven Gerrard oder Frank Lampard in ihren Mittzwanzigern sieht, wird "Mr. Calm" in der öffentlichen Wahrnehmung zu sehr seinem Spitznamen gerecht. Selbst United-Größen wie Paul Scholes sahen in seinem Spiel zu viele Sicherheits- und Rückpässe.
Als Schweinsteiger wegen einer Tätlichkeit nachträglich für drei Spiele gesperrt wurde, war er dann einfach nur ein "Dirty Schwein". Sein sportlicher Wert ist dennoch unbestritten: United verlor alle drei Spiele während seiner Abwesenheit.
Wortschöpfer des Jahres: Sam Allardyce
"Verweichlichter Deutscher!" So sprach Big Sam über Big Jürgen, weil dieser sich wegen einer Fouls echauffierte. Dieses war im übrigen derart brutal, dass selbst Walter Frosch (Ruhe in Frieden!) daraufhin eine Rote Karte gefordert hätte.
Für Sam, über den The Special One einst sagte, dass er mit ihm niemals einen Streit anfangen wollte, waren das natürlich nur Peanuts. So schoss er daraufhin gegen die ganze Bundesrepublik. Was sind wir Deutsche auch verweichlicht!
Wir trauen ganz melancholisch immer noch der Möglichkeit hinterher, den weltweit ersten metrosexuellen Mann zu stellen, anstatt einfach nur den Weg zurück zur Pickelhaube zu finden. Daraufhin erstmal ein Tässchen Tee und ein bisschen One Republic. Becks approves.
Flop des Jahres: Angel di Maria
"Die Nummer 7 bei Manchester United bedeutet große Verantwortung. Aber das weiß er", sprach niemand geringeres CR7, als sein damaliger Real-Teamkollege Angel di Maria nach England wechselte.
Nach einem starken Beginn, begann dessen Stern in Old Trafford bei Louis van Gaal rapide zu sinken. Etliche Systemänderungen, kleinere Verletzungen und dazu ein Einbruch im Mietshaus ließen die Form des Argentiniers vollkommen verschwinden. Sein Platzverweis im FA Cup, als er den Schiedsrichter nach ein Gelben Karte an die Schulter fasste, ließ seinen Klub ausscheiden und kostete ihn wohl die Karriere bei United.
Nach dem Versprechen "im zweiten Jahr voll anzugreifen", kam der Dribbler wegen "Passschwierigkeiten" nie auf der US-Tour im Sommer an. Stattdessen wechselte Di Maria zu Paris St. Germain. Ein United-Fan urteilte abschließend bei Twitter: "Es wird ihn niemand vermissen. Sogar Michael Owen trug die Nummer 7 mit mehr Würde." Autsch.
Fax des Jahres: David de Gea
Das war ärgerlich für die Red Devils. Nachdem man in jüngerer Vergangenheit sowieso genug andere (Trainer-)Probleme hatte, kommen schon wieder diese schnöseligen Galacticos und wollen den besten Spieler aus dem Klub. Wie schon einst Beckham oder Ronaldo. Deshalb war man im Sommer gerüstet.
Am Deadline Day sollte der Wechsel nach Madrid im Austausch für eine schicke Summe und Real-Torwart Keylor Navas eigentlich zustande kommen. Dummerweise trudelte das Fax der Engländer erst kurz vor der Frist um Mitternacht in Spanien ein, die Papiere konnten daraufhin nicht mehr rechtzeitig bearbeitet werden.
Und hier der geniale Trick: die Dokumente waren wohl auch noch passwortgeschützt (Wir hätten es mal bei "davestays" versucht). De Gea blieb jedenfalls in Manchester und die beiden Klubs gaben giftpfeilgetränkte Pressemitteilungen zu dem Vorgang heraus. Eine Woche später verlängerte der Torwart seinen ursprünglichen bis Sommer 2016 laufenden Vertrag bum drei Jahre
Rede des Jahres: Louis van Gaal
"Sie müssen das richtig betonen: Louis - Van - Chaaaal." So knackig stellte sich der niederländische Übungsleiter einst im Sommer 2009 in München vor. Von dieser Art hat der Coach in den letzten Jahren wenig eingebüßt. Mit unzähligen Millionen schusterte sich van Gaal in Manchester sein Team zusammen und schien im Frühling belohnt zu werden: United ging auf einmal auf Tuchfühlung zum Titelrennen.
Zwei Wochen und drei Niederlagen später hatte sich das Thema erledigt. Die Vorgänge um dieses weniger beeindruckende Finish legte Louis dann bei der Abschlussfeier den Klubs offen.
Nachdem er erst mal alle Anwesenden freundlich um Ruhe gebeten hatte ("Hallo! Hallo! Hey! [Pause mit grimmigem Gesichtsausdruck] Pay attention to the manager!") legte Louis so richtig los und ergötzte sich in seiner Rede an der seiner Meinung nach hervorragenden Rückrunde. Viele Anwesende waren erstaunt und überrascht, wie knapp United am Titel eigentlich wirklich vorbeigeschrammt war.
Selbst der häufig eingeblendete Co-Trainer Ryan Giggs wirkte irritiert. Selbst der Abgang war spektakulär: Nachdem er von einem erheiterten Publikum verabschiedet wurde, kehrte King Louis noch mal auf die Bühne zurück um einen Applaus für die Saxophon-Spielerin einzufordern ("Fantastic! Give her a big applause!"). Große Redner haben eben ein Gespür für die besonderen Momente.
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