Spieler des Jahres: Mesut Özil
Normalerweise kommt man hier kaum an einem Spieler aus der Meistermannschaft vorbei. Eden Hazard wurde im Frühjahr zum Spieler des Jahres gewählt und wäre im Regelfall in dieser Kategorie ein legitimer Kandidat. Jedoch konnte kein Chelsea-Spieler die Form aus der letzten Saison halten, Hazard ist in der aktuellen Spielzeit noch ohne einen einzigen eigenen Treffer. Um den Titel zu gewinnen, waren auch die tragende Stützen der hellblauen Torfabrik aus Manchester wie Sergio Agüero oder Yaya Toure zu häufig verletzt.
Özil dagegen hat es als oft gescholtene Filigrantechniker im Kalenderjahr 2015 allen gezeigt. Bereits in der Rückrunde erlebte der deutsche Nationalspieler einen enormen Formanstieg und bereitete allein im Frühjahr 13 Ligatreffer vor. Außerdem verteidigte er mit Arsenal den Titel im FA Cup.
Der Deutsche schaffte es, die Form mit in die neue Saison zu nehmen und stand bereits an Silvester bei 17 Torvorbereitungen. Die Gunners wurden gerade wegen den Leistungen des Spielmachers "Kalendermeister" des Jahres 2015 und stehen in der aktuellen Saison an der Tabellenspitze. Möglicherweise klappt es dann im Mai auch endlich mit der ersten "richtigen" Meisterschaft seit 2004 für Arsenal, dank dem "Zauberer von Öz".
Trainer des Jahres: Claudio Ranieri
Als der Trainerstuhl bei Leicester City im Sommer 2015 vakant war, wurden viele Kandidaten gehandelt. Dass es letztendlich der italienische Haudegen wurde, überraschte dann so ziemlich jeden. Zuvor war Ranieri als griechischer Nationaltrainer tätig, mit dem Team stand er auf dem letzten Platz der Qualifikationsgruppe und hatte jüngst mit 1:2 daheim gegen Zypern verloren.
Viele Leicester-Fans fürchteten, dass der hart erkämpfte Klassenerhalt aus der Vorsaison wertlos sein könnte. Etwas anderes als Abstiegskampf schien für die Truppe sowieso nicht möglich. Ein halbes Jahr später grüßt der Aufsteiger der Saison von Platz 2. Mit elf Siegen, sechs Remis und nur zwei Niederlagen hat Ranieri die Erwartungen vollkommen übertroffen. Eine Weile stand das Team sogar an der Tabellenspitze.
Von seinem legendären wie auch exzentrischen Vorgänger Nigel Pearson, der die Foxes in der Vorsaison sensationell rettete, redet keiner mehr rund um das King Power Stadium. Das dürfte der größte Beweis für die bisher herausragende Arbeit von Ranieri in Leicester sein.
Mannschaft des Jahres: Leicester City
Nigel Pearson stand mit den Foxes noch im März auf dem letzten Tabellenplatz. Nach einer überragenden Aufholjagd in den letzten Spielen der Saison konnte sich der Klub noch sensationell retten und Pearson wurde zum Trainer des Monats gewählt. Nach Saisonende sorgte die Vereinsführung für einen Hammer und entließ Pearson.
Der erfolgreiche, wie auch streitbare Coach war mit seinen ständigen Ausfällen gegenüber Journalisten nicht mehr tragbar für den Verein. Sein Nachfolger Claudio Ranieri vertraute weiter dem Stamm aus der Vorsaison um Torhüter Kasper Schmeichel, Kapitän Wes Morgan oder "Herzstück" Danny Drinkwater und ergänzte ihn um Spieler wie Shinji Okazaki oder Christian Fuchs.
Dazu kam vor allem der Durchbruch zweier Offensiv-Akteure: "Varez"! James Vardy (der in elf aufeinanderfolgenden Spielen traf - PL-Rekord!) und Riyad Mahrez trafen nahezu Woche für Woche und stehen zum Jahresende bei 15 bzw. 13 Treffern. Leicester City feierte Silvester auf dem zweiten Tabellenplatz - vor dem Meister Chelsea und den Manchester-Klubs! Sensationeller Klassenerhalt, Umbruch auf der Trainerbank und Überraschungsteam der Vorrunde - der Klub hat sich diesen Titel allemal verdient.
Tor des Jahres: Charlie Adam
4. April 2015, Stamford Bridge. Chelsea empfängt Stoke City. Der Tabellenführer aus London führt standesgemäß und typisch mit 1:0, als Charlie Adam den Ball am Mittelkreis in der eigenen Hälfte erhält. Das schottische Äquivalent zu Ingo Anderbrügge schaut kurz auf und sieht, dass Thibault Courtois zu weit vor seinem Kasten steht.
Aus 60 Metern zieht Adam mit seiner berüchtigten linken Klebe ab und schafft es, den belgischen Nationalkeeper zu überraschen. Der Ball wird immer länger, Courtois fliegt, aber vergebens. Er berührt den Ball lediglich kurz mit den Fingerspitzen, bevor er zum Entsetzen aller Chelsea Fans im Netz landet. Selten schoss es eine Gastmannschaft ein schöneres Tor an der Bridge.
Shootingstar des Jahres: Harry Kane
Zugegen, es wirkt fast schon ein wenig blasphemisch hier nicht an James Vardy zu denken. Allerdings berücksichtigen wir hier das komplette Kalenderjahr 2015 und deswegen kommt man nicht an dem "Hurri-Kane" aus dem weißen Teil von Nord-London vorbei. Nachdem er sich Ende des Jahres 2014 einen Stammplatz bei Tottenham erkämpft hatte, explodierte er förmlich.
Bereits am 1. Januar legte Kane mit einem Doppelpack beim 5:3-Sieg über Chelsea furios los. Am Ende der Runde stand er bei 21 Ligatreffern und egalisierte in seinem ersten Jahr als Stammkraft den Klubrekord von Vereinslegenden wie Sheringham, Klinsmann oder Bale.
Darüber hinaus wurde er zum besten Jungprofi und in das Team des Jahres gewählt, das Debüt in der englischen Nationalmannschaft ließ auch nicht lange auf sich warten. Auch in der aktuellen Saison hat der Stürmer bereits elf Mal genetzt, somit kommt er insgesamt auf 27 Premier-League-Tore im Kalenderjahr 2015.
Abschied des Jahres: Steven Gerrard
Im Winter 2014 gab der große Steve G. bekannt, dass er ab Sommer in der MLS auflaufen würde. Somit stand auch fest, dass der große Liverpool-Kapitän, Herz und Seele des Klubs, auch irgendwie als Unvollendeter gehen würde: Er konnte nicht den ersten Meistertitel seit 1989 für den mittlerweile ehemaligen Rekordmeister holen.
Trotzdem wird er nicht allein wegen der legendären "Nacht von Istanbul" mit dem Triumph in der Königsklasse 2005 in den Herzen der Fans bleiben. Dafür sprechen 26 Jahre im Klub (17 davon als Profi), über 700 Spiele und etliche, traumhafte Tore für seine Reds. Dazu kommen einige Triumphe im FA-Cup, League Cup sowie dem UEFA-Cup.
Ein solcher Spieler sollte einen tollen Abgang bekommen. Leider wurde in diesem Fall nichts daraus. Liverpool spielte in den letzten Wochen der vergangenen Saison seinen schlechtesten Fußball. Der Frust machte sich auch beim Kapitän bemerkbar. Im Hass-Derby gegen Manchester United schmorte er erst auf der Bank, wurde zur Halbzeit eingewechselt und flog nach nur 33 Sekunden wegen einer Tätlichkeit vom Platz. Sein letztes Premier-League-Spiel verlor Gerrard bei Stoke City mit 1:6.
Umso schöner die jüngsten News: Vor kurzem verkündete Gerrard als Co-Trainer zu seinem LFC zurückkehren zu wollen. Man geht eben niemals so ganz.
Pirat des Jahres: Slaven Bilic
Cool, cooler, Slaven. West Ham United wollte im Sommer frischen Wind auf seiner Trainerposition und setzte auf den Kroaten, der privat mit Ohrring und Fähigkeiten an der Gitarre besticht. Der Hamburger SV soll den Übungsleiter einst gerade wegen diesem Erscheinungsbild abgelehnt haben.
West Ham spielte unter Bilic seine beste Vorrunde der vergangenen Jahren und ist in unmittelbarer Schlagdistanz zu den Europa League Plätzen. Dabei enterten die Hammers jedes Stadion der Spitzenteams: 2:0 bei Arsenal, 3:0 bei Liverpool, 2:1 bei Manchester City.
Wären solche Ausreißer wie das 3:4 im Heimspiel gegen Bournemouth oder eine Serie von sechs Unentschieden im November nicht gewesen, stünde West Ham zur Zeit wohl mindestens auf einem Champions-League-Platz.
Heilsbringer des Jahres: Jürgen Klopp
Zugegeben, es gab sicher schwierigere Jobs als das Erbe von Brendan Rodgers anzutreten (man frage mal bei David Moyes nach), der in seinen letzten Wochen im Amt vor allem durch den Twitter-Spaßaccount Deluded Brendan von sich Reden machte. Dennoch war der Hype an der Anfield Road in den ersten Oktober-Tagen kaum zu greifen.
Jeder Schritt von Klopp wurde begleitet und dokumentiert, #kloppforthekop war einer der meist verwendeten Hashtags landesweit in den sozialen Netzwerken und der vom ehemaligen BVB-Trainer geprägte Begriff "Gegenpressing" fand sogar Einfall in den englischen Sprachgebrauch.
Zu Beginn seiner Amtszeit feierte er darüber hinaus bei Chelsea (3:1) und ManCity (4:1) zwei fulminante Auswärtssiege, welche die Erwartungshaltung in den Himmel schießen ließ. Manche LFC-Fans träumten gar schon von der Meisterschaft. Die nächsten Wochen zeigten jedoch auf, dass es bis dahin noch ein weiter Weg sein würde. Auch wurde aufgrund der vielen Verletzten bereits Kritik an Klopps Trainingsmethoden geäußert. Dennoch: Auch nach drei Monaten ist die "Kloppmanie" in Liverpool ungebrochen.