M wie Mahner: Zuletzt empfahl Lothar Matthäus dem kriselnden BVB einen "Typen wie Sammer", eben "einen Mahner". Viele Kritiker haben sich ja in den letzten Jahren am Sportvorstand des FC Bayern abgearbeitet und die Frage gestellt: Was macht der eigentlich? Sammer hat die Diskussion lange über sich ergehen lassen, in den letzten Wochen und vor allem seit seiner Vertragsverlängerung bis 2018 aber seine Rolle mehrfach klar umrissen. Sein Aufgabengebiet aufs Mahnen zu reduzieren, hält er für "zu billig" und "lächerlich". Die Titelsammlung seit Amtsantritt spricht ohnehin für ihn: 2x Meister, 2x DFB-Pokalsieger, 1x Champions-League-Sieger, 1x Weltpokalsieger, 1x europäischer Supercupsieger, 1x deutscher Supercupsieger.
N wie Neuzugänge: Kauft der FC Bayern Borussia Dortmund kaputt? Mit Robert Lewandowski kam nach Mario Götze der zweite Spieler direkt vom BVB. Noch keine unverschämte Anzahl, problematisch würde es aber spätestens mit Marco Reus (siehe Kindergarten). Aber was soll eigentlich Bayer Leverkusen sagen? Das musste in der Vergangenheit immer wieder Spieler nach München ziehen lassen und vor der Saison wechselten auch Sportmanager und Kaderplaner Michael Reschke sowie Leistungsdiagnostiker Holger Broich an die Isar. Die Bayern bleiben das attraktivste Ziel in Deutschland. Deshalb haben auch Sebastian Rode und Sinan Kurt diesen Weg gewählt. Mit den Spaniern Juan Bernat und Xabi Alonso (siehe Xabi Alonso) haben die Münchner ohnehin Volltreffer gelandet. Auch Pepe Reina ist als Nummer zwei eine ausgezeichnete Wahl. Und Medhi Benatia? Der muss in den großen Spielen noch zeigen, ob er 28 Millionen Euro wert war.
O wie Osterhase: Ist laut Uli Hoeneß ja bekanntlich kein Weihnachtsmann - und umgekehrt. Aber wer zweifelt nach dieser Hinrunde noch ernsthaft an der 25. deutschen Meisterschaft? Also.
P wie Präsident: 1593 Mitglieder waren zur außerordentlichen Mitgliederversammlung am 2. Mai gekommen - und sie wurden noch einmal Zeuge einer denkwürdigen Rede von Uli Hoeneß. Nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung (siehe Titz, Andrea) am 14. März war Hoeneß bereits von allen Ämtern zurückgetreten. Jetzt holte er zum großen Gegenschlag aus. Er sprach von Hass, Häme und Pranger. Die Verantwortlichen und Mitglieder würdigten den Macher des FC Bayern, der in seiner Rede den nachhallenden Satz sagte: "Das war's noch nicht!" By the way: Karl Hopfner wurde mit 99,6 Prozent der Stimmen (5 Nein-Stimmen, 1 Enthaltung) zum neuen Präsidenten des FC Bayern gewählt.
Q wie Quacksalber: Verzeihung! Nicht, dass wir Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfarth mit diesem Begriff charakterisieren wollen, aber beim Buchstaben "Q" muss man auch mal improvisieren. Und Trainer Guardiola war zumindest nicht immer gut zu sprechen auf den beim FC Bayern heiligen Medizinmann. Guardiola wünscht sich einen Arzt, der immer auf dem Trainingsgelände ist, der dem Trainer zuarbeitet und ihm keine Ratschläge erteilt. Auf jeden Fall lässt er seinen Lieblingsschüler Thiago Alcantara lieber bei Dr. Ramon Cugat in Barcelona behandeln.
R wie Rhythmus: Den haben die Bayern im April leichtfertig verschenkt, als Guardiola die Meisterschaft nach dem feststehenden Titel für beendet erklärte und als Strafe Niederlagen gegen den FC Augsburg, Borussia Dortmund und Real Madrid kassierte (siehe Scheiße).
S wie Scheiße: 0:4! Dahoam! Gegen Real Madrid! Dabei hatten die Königlichen doch schon immer die Hosen voll, wenn sie das Ortsschild Münchens nur gesehen haben. Aber an diesem Abend war alles anders. Es war eine historische Demütigung im eigenen Stadion. Zwei Kopfballgegentore durch Sergio Ramos machten schnell klar, dass das 0:1 aus dem Hinspiel nicht mehr aufgeholt werden konnte. "Ich habe mich geirrt, Mann. Ich habe mich total geirrt. Das ist eine große Scheiße. Die größte Scheiße, die ich als Trainer je gemacht habe", sagt Guardiola über diesen Tag. So steht es im Buch "Herr Guardiola", das das erste Jahr des Trainers in München nachzeichnet. Schon direkt im Anschluss an die Partie hatte Guardiola die Schuld für das Ausscheiden auf seine Kappe genommen. In weiten Teilen wurde diese PK als Eingeständnis interpretiert, dass der nach dem Hinspiel kritisierte Ballbesitzfußball gescheitert sei. Aber das Gegenteil war der Fall. "Am wichtigsten Tag des Jahres habe ich mich selbst verraten", sagt Guardiola.
T wie Titz, Andrea: Lady in Red, Lady im Leoparden-Mini, Lady mit dem Schlangenhautmuster. Die Gerichtssprecherin des Landgerichts München Andrea Titz sorgte Anfang des Jahres für reichlich Gesprächsstoff in den bunten Blättern. Darf die das überhaupt? Was sie auf jeden Fall darf, Urteile der Öffentlichkeit präsentieren. So auch im Fall Hoeneß (siehe Präsident). Drei Jahre und sechs Monate Haft wegen Steuerhinterziehung.
U wie Uberráchend: Lieblingswort des Trainers Pep Guardiola in seiner zweiten Saison (zuvor: super). Wahlweise einzusetzen sind hier die Namen der Gegner, der eigenen Spieler, des Sportvorstands (siehe Mahner), dem Weihnachtsessen der eigenen Mutter. Alles uberráchend (deutsch: überragend), weniger vielleicht die medizinische Abteilung (siehe Quacksalber).
V wie Vater, Heiliger: Ehre, wem Ehre wie gebührt. Papst Franziskus (Vize-Weltmeister mit Argentinien, Vize-Klubweltmeister mit San Lorenzo, Anm. d. Red.) empfing den FC Bayern im Vatikan zu einer Privataudienz, wobei man nach der 7:1-Gala der Münchner am Tag zuvor beim AS Rom nicht ganz sicher sein konnte, wer hier eigentlich, wem eine Audienz gewährte. Auf jeden Fall hatten Kapitän Philipp Lahm und Kollegen wie die gefühlt tausend Mannschaften vorher ein Trikot für den Pontifex als Geschenk dabei. Anders als der Lokalrivale 1860, der Franziskus einige Wochen zuvor bei einer Generalaudienz noch schnell einen Mitgliedsantrag unterjubelte, verzichteten die Bayern auf diese Gabe. Es reichte auch ohne den Heiligen Vater zur neuen Rekordmarke von 251.315 Mitgliedern - Weltrekord!
W wie Wachsfigur: Er hat den Libero wieder salonfähig gemacht und das Torwartspiel auf eine neue Ebene gehoben. Bei der Wahl zum Weltfußballer hat er es neben Cristiano Ronaldo und Lionel Messi unter die letzten drei geschafft. Und stellvertretend für die Weltmeister wurde Manuel Neuer bei Madame Taussauds in Berlin als Wachsfigur ausgestellt.
X wie Xabi Alonso: Königstransfer kurz vor Ende der Transferperiode - auch weil das sonst mit dem X wieder so ein Gfrett (bayerisch für Plage, Mühe, Schinderei) geworden wäre. Bestimmt seitdem das Spiel der Bayern, stellte gegen Köln mit 216 Ballaktionen einen Bundesligarekord auf, schoss einen Freistoß unter der Mauer durch ins Tor und spricht auch schon uberráchend deutsch. Wartet aber noch auf sein erstes Tor aus der eigenen Hälfte. Wird aber kommen. Sicher.
Y wie Yankee und Yuan: Deutschland ist den Bayern mittlerweile zu klein. Neue Märkte heißt das Zauberwort. Und deshalb haben die Bayern jetzt auch ein Büro in New York und sind im Sommer für ein paar Tage durch die USA getourt. Für das Spiel in Portland wurden sogar die Weltmeister eingeflogen. Hin und zurück in 34 Stunden - inklusive Schweinsteiger-Verletzung. Nächstes Jahr geht's nach China, da sind auch noch ein paar Yuan abzuschöpfen.
Z wie Zugvogel: Paul Breitner hat das natürlich verstanden: "Wenn Real Madrid dich haben will, bekommen sie dich auch." Jupp Heynckes sieht das anders: "Ich hatte ihm geraten, beim FC Bayern zu bleiben." Auf jeden Fall hat sich Toni Kroos für Real Madrid entschieden, weil er eine "neue Herausforderung" suchte. Dass er sich durch das angebotene Gehalt zur Vertragsverlängerung nicht genügend wertgeschätzt fühlte, dürfte auch noch ein Punkt gewesen sein. Außerdem habe es mit "ein, zwei Verantwortlichen" (siehe Präsident) nicht so gepasst. Für die Bayern war es das erste Mal seit Owen Hargreaves 2007 (Manchester United) und Michael Ballack 2006 (FC Chelsea), dass sie einen Spieler gehen lassen mussten, den sie eigentlich halten wollten.