SPOX: Moritz, Sie haben mit Louisville einen der Favoriten aus dem NCAA Tournament geworfen und hatten daran mit Career High 26 Punkten (9/13 FG) großen Anteil. War es das Matchup, das Frühstück, die Tagesform? Oder wie erklären Sie Ihre herausragende Leistung?
Moritz Wagner: Es lief einfach bei mir. Man weiß halt nie, wer einen guten Tag hat. Von den fünf Jungs, die starten, kann jeder explodieren. Dieses Mal war ich es. Der Start war super, ich hatte ein paar einfache Körbe zu Beginn und dadurch hatte ich das Selbstbewusstsein, das ich brauchte, um dann auch die schwierigeren Würfe zu nehmen. Zusammenfassend könnte man sagen: Es war schon ein recht guter Tag. (lacht)
SPOX: So richtig gerechnet hat damit irgendwie niemand, schließlich lief bei Ihnen im Spiel zuvor gegen Oklahoma State nicht viel zusammen. War das eine besondere Motivation?
Wagner: Stimmt, wir haben gegen Oklahoma State zwar gewonnen, aber ich persönlich war nicht so aggressiv. Die Mentalität ist wirklich wichtig. In dem Spiel hat einiges nicht geklappt und ich habe mich davon recht schnell frustrieren lassen. Da macht der Kopf dann zu und dann kann es natürlich erst recht nicht klappen. Daher war es wichtig, dass ich mich gegen Louisville wieder auf das Positive fokussiert und schlechte Aktionen direkt abgehakt habe. Ich habe einfach mit einem Lächeln auf den Lippen gespielt und das hatte sicherlich Einfluss auf meine Leistung.
SPOX: Emotionen waren bei Ihnen gerade während der starken Performance eine Menge zu sehen. Wie schwer ist es für Sie, die richtige Balance zwischen Motivation und Übereifer zu finden?
Wagner: Ehrlich gesagt, ist das für mich wirklich nicht leicht. Ich würde sogar sagen, es war lange eines meiner größten Defizite. Als Motivation sind Emotionen natürlich hilfreich, gerade auf so einer großen Bühne wie beim NCAA Tournament. Aber wenn es ins Negative umschlägt, kann das auch das gesamte Team runterziehen. Und einen selbst erst recht. Ich bin immer noch im Lernprozess und habe noch einen langen Weg vor mir. Aber ich habe mich in der Hinsicht schon verbessert und freue mich, wenn ich dem Team Energie geben kann. So wie gegen Louisville.
SPOX: Gibt es jemanden, dem Sie in Sachen Einsatz und Mentalität besonders nacheifern?
Wagner: Ich war schon immer ein großer Fan von Kevin Garnett. Seine mitreißende Art auf dem Feld hat mich fasziniert. Es ging ihm nie primär darum, wie viel er scort oder wie viele Rebounds er holt. Sondern darum, was er dem Team mit seiner Intensität und seiner Einstellung geben kann. Diese Energie, dieses Feuer - da möchte ich auch hinkommen. Auch wenn wir uns spielerisch jetzt nicht besonders ähnlich sind.
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SPOX: Sie haben sich selbst einmal mit Grayson Allen verglichen. Macht es Ihnen Spaß, in fremden Hallen der Staatsfeind Nummer Eins zu sein?
Wagner (lacht): Also schön ist es jetzt nicht immer. Aber ich genieße es schon. Ich bin jemand, der sehr extrovertiert ist und spielt, das ist mir bewusst. Und das spiegelt sich manchmal in der Stimmung der Fans wider. Aber mir ist egal, was andere von mir denken. So lange wir gewinnen und erfolgreich sind.
SPOX: Hat es Druck von der Mannschaft genommen, dieses Jahr vom Setzungs-Komitee nur als 7-Seed eingestuft zu werden?
Wagner: Ich bin generell kein Fan dieser ganzen Einteilung, das ist mir zu amerikanisch. Die guten Teams werden hochgespielt, andere, meist kleinere, runter. Und es gab bisher noch kein Jahr, in dem sich am Ende auch genau die Teams durchgesetzt haben, das Seeding also berechtigt war. Ich verstehe ja, dass die Thematik gerade in den USA Stories produziert, aber wir als Team sehen uns nicht als 7-Seed. Ich will das Ding gewinnen. Genau wie jeder andere aus dem Team. Deshalb fahren wir dort hin. Denn jeder, der dabei ist, hat die Möglichkeit dazu. Es ist egal, gegen wen wir spielen. Es geht vielmehr um uns. Wir wollen uns die nächsten 40 Minuten verdienen. Und das geht nur mit einem Sieg.
SPOX: Mitte Februar waren Ihre Aussichten auf die Teilnahme am March Madness mit einer Bilanz von 17-10 nicht wirklich rosig, nun steht das Team plötzlich im Sweet 16. Was ist in diesen letzten Wochen passiert?
Wagner: Das ist schon verrückt. Wir sind diese Saison durch ein paar Täler gegangen und hatten zwischenzeitlich eine harte Zeit. Wir wussten, dass wir mit dem Rücken zur Wand standen, da wir noch nicht genug Siege gegen starke Teams auf dem Konto hatten, um ins Tournament zu kommen. Jedes Spiel war ein Must-Win, doch dann haben wir erst in Overtime gegen Minnesota und dann durch einen späten Gamewinner gegen Northwestern verloren. Das war definitiv ein Weckruf. Und dann hat es auf einmal Klick gemacht. Beim Big Ten Tournament griffen plötzlich alle Rädchen ineinander, wir haben ein Spiel nach dem anderen gewonnen und den Titel geholt. Das war ein Wahnsinns-Gefühl.