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Den Bock endlich umstoßen

Kris Bryant (l.) und Jon Lester - führen sie die Cubs in die Playoffs?
© getty
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Die Kasse wird klingeln

So spielten die Superstars bei den Red Sox, Yankees und Dodgers ein munteres Bäumchen-wechsel-dich, während die Cubs auf ihrer Kriegskasse saßen - und lieber zunächst einmal in Wrigley investierten. Das 1914 erbaute Stadion mit den ikonischen Efeu-Outfield-Wänden bietet ringsum nur wenig Platz. So wenig, dass die Dächer der umliegenden Häuser an Zuschauer vermietet werden. So wird jeder Ausbau zum Verhandlungsmarathon. Im September wurde schließlich ein 575 Millionen teuer Rundumschlag begonnen: Neue Bleachers, mehr Luxus, riesige Videoleinwände - und eine Menge Platz für neue Werbebanden.

Ist dieses für vier Jahre veranschlagte Projekt erst einmal beendet, soll der Rubel rollen. Und dann gibt es ja noch die TV-Verträge. Wer in den letzten Jahren das Glück hatte, die eigenen Rechte neu an den Meistbietenden zu vergeben, konnte sich über Milliardeneinnahmen freuen, teilweise mehrere hundert Millionen Dollar pro Jahr. Das Kuchenstück der Cubs, die in Sachen Payroll vor Epstein zum guten Mittelfeld gehörten, ist da bedeutend kleiner. Noch.

Denn 2019 laufen die Verträge aus, es kann neu verhandelt werden - oder es kommt zum teameigenen Network. Sollte die TV-Blase bis dahin nicht geplatzt sein, dürften die Rechte der Cubs ebenfalls zehnstellige Summen erzielen. Epstein, weiß, was die Stunde dann geschlagen hat: "Wenn wir erst einmal einen TV Deal unterschreiben und Wrigley renoviert haben, werden wir die finanzielle Flexibilität haben, um - ganz ehrlich - alles zu tun, was wir wollen."

Erste Ausrufezeichen

Oben mitspielen wollen die Cubs aber nicht erst 2019. Schon vor der Saison hat man mit zwei aggressiveren Moves gezeigt, dass die Jahre der vornehmen Zurückhaltung schon jetzt vorbei sein könnten. Mit Jon Lester holte man in der Offseason nicht nur irgendeinen Pitcher, sondern ein World-Series-würdiges Ass. Für sechs Jahre und schlappe 155 Millionen Dollar.

"Ich mag seine Arroganz", erklärte Lester, der auch bei einem World-Series-Contender hätte unterschreiben können. "Ich mag, dass er an das glaubt, was er tut. Und wenn du nicht daran glaubst, ist ihm das ziemlich egal." Lester muss wissen, wovon er redet - immerhin feierte er an der Seite von Epstein schon einen Titel in Beantown.

Neben dem Ass wurde auch noch der passende Skipper in den Dugout gelotst. Als Joe Maddon, langjähriger Erfolgstrainer der Tampa Bay Rays, im Oktober nach neun Jahren seine Ausstiegsklausel zog, fackelte Epstein nicht lange: Manager Rick Renteria wurde nach nur einem Jahr wieder vor die Tür gesetzt, wenige Tage später unterschrieb Maddon einen 25-Millionen-Dollar-Kontrakt.

Bei den Rays hatte der 61 Jahre alte Trainerfuchs bewiesen, sich trotz eingeschränkter finanzieller Möglichkeiten und jungen Spielern konstant an der Spitze halten zu können. Diese jungen Spieler wird er nun auch in Wrigley vorfinden. Und möglichst schnell besser machen.

"Wir sind all in"

Die Zukunft ist also angebrochen bei den "Lovable Losers". Das Front Office ist perfekt besetzt. Der richtige Manager ist geholt. Das Ass steht auf dem Mound. Die Spielstätte wird erneuert, das Fernsehen winkt in naher Zukunft mit den Dollarbündeln. "Wir sind all in", verkündete Epstein zu Saisonbeginn. Nichts wird uns daran hindern, die Cubs weiter zu verstärken und in eine Position zu bringen, in der wir Jahr für Jahr um den Titel mitspielen."

Auf dem Feld lassen sich weitere Früchte der harten Arbeit erkennen. Mit Anthony Rizzo (8 HR, .344 AVG) hat man einen der besten jungen First Basemen der Liga in den eigenen Reihen, dazu kommt der talentierte Shortstop Starlin Castro oder Catcher Miguel Montero. Alle noch lange für wenige Dollars unter Kontrolle des Teams.

Und alle verblassen unter dem Heiligenschein von Kris Bryant, dem womöglich größten Talent des Sports derzeit. Der 23 Jahre alte Third Baseman prügelte schon im vergangenen Jahr in der Minor League die Füllung aus dem Ball - und zeigte nach seinem Call-Up Mitte April nur kurz Anpassungsschwierigkeiten (vier Homeruns in den letzten acht Spielen). Zusammen mit Rizzo bildet er die neuen "Bash Brothers" und könnte die Mitte des Lineups über Jahre besetzen.

Es kann nur besser werden

Noch könnte das Pitching insgesamt etwas besser sein (4.08 ERA), oder auch die Defense des jungen Teams. Der eine oder andere etablierte Superstar fehlt ebenfalls. Aber mit einem Verhältnis von 21-16 winkt endlich wieder einmal eine positive Bilanz - und hinter den St. Louis Cardinals (25-12) mindestens eine gute Chance auf eine Wild Card. Es ist eine kleine Drohung an die Konkurrenz, wenn Epstein sagt: "Das wird nicht unser bestes Team sein. Das wissen wir."

Wie gut ein Team auch sein mag: Im Baseball ist eine Championship nur bedingt planbar - sonst hätten die Dodgers im vergangenen Herbst den Titel gefeiert, und nicht die Giants. Das weiß auch Epstein. Aber: "Ich denke, wir haben eindeutig genug Talent, um oben mitzuspielen." Abkürzungen werde es keine mehr geben, betont Epstein. Aber das Schlimmste scheint überstanden. Und vielleicht auch bald der "Curse of the Billy Goat".

Seite 1: Mit Epstein gegen den Fluch

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