Washington Nationals (95-67) - Los Angeles Dodgers (91-71)
Ausgangslage:
Als einer der großen Favoriten gestartet, wurden die Washington Nationals dieser Rolle gerade innerhalb der eigenen National League East auch gerecht und ließen nie einen Zweifel daran, wer diese Division am Ende gewinnen würde. Der ärgste Verfolger, die Mets, lief schließlich mit acht Spielen Rückstand ein und verlor letztlich in der Wild Card.
Die Los Angeles Dodgers hingegen darf man durchaus als Überraschungsteam bezeichnen, denn obwohl sie die mit Abstand höchsten Gehaltsausgaben aller Teams in der MLB aufwiesen - mehr als 300 Millionen Dollar - wurde der Kader vielerorts als nicht stark genug angesehen. Hinzu kamen personelle Probleme in allen Mannschaftsteilen. Über-Pitcher Clayton Kershaw etwa fiel lange Zeit mit Rückenproblemen aus, während Exzentriker Yasiel Puig aufgrund von Formschwankungen gar ins Minor-League-Team geschickt wurde, Anfang September aber seinen Weg zurück in den Big-League-Club fand.
Beide Teams verbindet derweil die Playoff-Bilanz der letzten Jahre. Die Nationals, die schon in ihrer Zeit als Montreal Expos wenig erfolgreich im Oktober unterwegs waren, haben auch in Washington bislang noch kaum etwas gerissen - der East-Titel war erst der dritte seit dem Umzug nach DC. Die Dodgers wiederum warten seit 1988 auf einen Erfolg im Fall Classic. Und angesichts der Ausgaben wäre dieser bitter nötig.
Players to watch:
Womit hat Second Baseman Daniel Murphy die Nationals am ehesten von einer Verpflichtung im letzten Winter überzeugt? Mit seiner Playoff-Produktion! Der Ex-Met schlug sieben Homeruns im letzten Oktober und war damit maßgeblich daran beteiligt, die "Amazin's" in die World Series zu führen. In dieser Saison bestätigte er seine Schlagkraft und schlug 25 Long Balls in der Saison - die meisten seines Teams! Stellt sich also die Frage, ob er seinen heißen Herbst des Vorjahres wiederholen kann.
Einer wird dies ganz besonders verhindern wollen, nämlich Pitching Ace Kershaw. Er war aufgrund von Rückenproblemen lange außer Gefecht, gewann aber dennoch zwölf Spiele in der Saison und scheint gewappnet für die NLDS. In den Playoffs sah Baseballs wohl bester Pitcher unserer Zeit allerdings meist nicht ganz so dominant aus. Die allgemeine Theorie besagte, dass er vielleicht in der Regular Season jeweils zu viel gepitcht hätte. In den vergangenen sechs Jahren durchbrach er fünf Mal die 200-Inning-Grenze deutlich. Diese Saison jedoch kam er gerade mal auf 149, was ihm nun vielleicht sogar zugutekommen könnte - ausgeruht ist er jetzt allemal.
Entscheidend werden könnte derweil die Pitching-Konstellation. Während Spiel 1 mit Kershaw und Max Scherzer hochklassig besetzt sein dürfte, ist auf Seiten der Nationals noch alles offen.
Die Dodgers werden in Spiel 2 und 3 auf Rich Hill und Rookie Kenta Maeda setzen, bei den Nats dagegen stehen hier derzeit nur Fragezeichen. Grund dafür ist die Verletzung von Stephen Strasburg, der wohl in diesem Jahr nicht mehr zurückkehren wird. Folglich steht Manager Dusty Baker hier vor einer größeren Herausforderung.
Prognose:
Das Gesetz der Serie muss in dieser Serie ausgehebelt werden, denn beide können nicht schon wieder zum Auftakt der Playoffs verlieren! Vom Papier her sind die Nationals besser besetzt, doch die Dodgers haben einen ausgeruhten Clayton Kershaw. Dem setzen die Nats aber Max Scherzer entgegen. Die volle Distanz ist also zu erwarten, doch am Ende setzen sich knapp die Dodgers durch, da ihre Pitching-Situation einfach klarer ist. Dodgers in 5.
Chicago Cubs (103-58) - San Francisco Giants (87-75)
Ausgangslage:
Das Team of Destiny gegen den Trend, der ganz sicher der Freund der San Francisco Giants ist. Die Chicago Cubs bestätigten ihre beeindruckende Vorsaison und setzten im zweiten Jahr unter Manager Joe Maddon noch einen drauf: Sie gewannen die meisten Spiele in der MLB und die meisten seit den New York Yankees 2009, die damals die World Series gewannen.
Mit den meisten Siegen hat man natürlich keine Mühe, die eigene Division zu gewinnen. Die Cubs hatten diesen Part bereits früh im September eingetütet und ließen danach den Fuß auf dem Gas. Folglich wurde der Rest der NL Central förmlich deklassiert: die St. Louis Cardinals hatten am Ende 17 1/2 Spiele Rückstand, die Pittsburgh Pirates sogar 25!
Die San Francisco Giants wiederum gingen den steinigen Weg über die Wild Card, nachdem man sich bis zum Schluss mit den Dodgers um die West duellierte, mit besserem Schlussspurt für den Erzrivalen. In der Wild Card legte man sein Schicksal in die fähigen Hände von Postseason-Legende Madison Bumgarner, der die New York Mets beeindruckend niedermähte. Den Rest besorgte Conor Gillaspie mit einem späten Homerun, der den Unterschied machte.
Die Cubs warten seit 1908 auf einen World-Series-Erfolg und standen zuletzt 1945 überhaupt im Herbstklassiker. Seither griff der "Curse of the Billy Goat", den ein Zuschauer aussprach, dem es verweigert wurde, seinen Ziegenbock mit ins Wrigley Field zu bringen. Nun gilt es, den Fluch ein für alle mal zu beenden. Doch Vorsicht: Die Giants gewannen in den letzten drei geraden Jahren jeweils den Titel, nämlich 2010, 2012 und 2014 - und 2016 ist an sich ja auch ein ziemlich gerades Jahr ...
Players to watch:
Auf dem Papier haben die Cubs keine Schwäche. Sie können alles gut. Will man dennoch einen Spieler herauspicken, ist dies Third Baseman Kris Bryant. Der letztjährige Rookie des Jahres führte die Cubbies in Homeruns an, während sein Gegenüber im Diamanten, Anthony Rizzo, die meisten RBI beisteuerte. Beide haben im Übrigen den exakt gleichen Schlagdurchschnitt (.292). Dieses Team ist so gut aufgestellt, dass selbst der Ausfall von Outfielder Kyle Schwarber, der ebenfalls eine Offensivwaffe ist, nicht weiter ins Gewicht fiel.
Die Giants kommen derweil seit jeher vom Pitching und verfügen mit Bumgarner, Johnny Cueto und Jeff Samardzija über eine großartige Top-3. Dahinter steht ein Bullpen, der gerade in den Playoffs meist sehr effektiv auftrat und das lag nicht zuletzt am stets guten Händchen von Manager Bruce Bochy, der scheinbar immer die richtigen Entscheidungen trifft.
Aber auch das Pitching der Cubs soll nicht unerwähnt bleiben: Chicago hatte das große Glück, dass die komplette Starting Rotation über das gesamte Jahr hinweg fast ausnahmslos zusammenblieb. Keiner der fünf Starter ließ im Schnitt mehr als vier Runs zu, bei zweien lag der ERA sogar im niedrigen 2er-Bereich. Der letztjährige Cy-Young-Gewinner Jake Arrieta bestätigte seine Vorsaison zwar nicht ganz, war aber immer noch sehr gut. Die beste Leistung muss allerdings Jon Lester attestiert werden, der mit den Red Sox schon zweimal die World Series gewann. Im Bullpen wartet dann nicht zuletzt mit Aroldis Chapman ein äußerst dominanter Closer.
Will man indes bei den Giants einen Offensivspieler hervorheben, wird dies nicht ganz so einfach. Der Star ist unzweifelhaft Catcher Buster Posey, doch ansonsten ist man sehr breit aufgestellt und hatte in den vergangenen geraden Jahren schon die Tendenz, in den wichtigen Situationen irgendeine Lösung zu finden - und sei es mit einem Einwechselspieler.
Prognose:
Die Cubs fühlen sich an wie das Team of Destiny. Es hat den Anschein, dass dieses Jahr ihr Jahr wird. Doch der Fluch ist stark. Ebenso stark ist das Gesetz der Serie und in einem geraden Jahr war den Giants seit 2010 nicht mehr beizukommen. Wer das anzweifelt, frage bei den New York Mets nach. Diese Serie geht über die volle Distanz, am Ende mit einem ganz knappen Erfolg für ... die Giants, weil die Serien halten und Bumgarner mit kurzer Pause am Ende auch Spiel 5 dominieren wird. Giants in 5.
Die MLB-Playoffs im Überblick