MLB

AL-MVP? "Es kann nur einen geben"

Aaron Judge wird vom SPOX-Panel einhellig als MVP angesehen
© getty
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2. Die Homeruns fliegen wieder durch die Stadien, nachdem zuletzt die Pitcher dominiert hatten. Wie ist das zu erklären?

Stefan Petri (SPOX): Es ist sicherlich kein Zufall, dass im Juni insgesamt 1101 Homeruns geschlagen wurden - so viele, wie noch nie in einem einzelnen Monat überhaupt. Ich glaube, das liegt an verschiedenen Faktoren. Zum einen drängen gerade eine Menge vielversprechender Talente in die Major League: Aaron Judge, Cody Bellinger und wie sie alle heißen. Gleichzeitig bewegt sich das Spiel - nicht dramatisch, aber statistisch signifikant - weiter in Richtung der "3 true outcomes": Walk, Strikeout, Homerun. Diese drei Ergebnisse eines At-Bats nehmen immer weiter zu - und so steigen natürlich auch die Homeruns. Vielleicht stellen die Spieler ihre Herangehensweise auch um und schwingen nur noch aus den Schuhen. Und dann gibt es auch Spieler, die eine Veränderung beim Baseball festgestellt haben wollen, auch wenn die Liga das dementiert ... Fest steht: Wir sehen endlich wieder mehr Runs. Was ja nicht automatisch schlecht sein muss.

Donald Lutz (MLB-Profi): Ich glaube auch, dass viele Spieler wieder versuchen, mehr "auf den Zaun" zu schwingen, da es in den letzten paar Jahren öfters erwähnt wurde, dass sich das Spiel verändert hat, da es keine Steroide mehr im Baseball gibt. Aber manche Spieler erkennen auch, dass es okay ist, wenn man zum Beispiel mit einem .240er Average spielt und 20 oder 30 Homeruns haut und dann immer noch einen guten Vertrag bekommen kann. Besonders in diesem Jahr gibt es ein paar Rookies, die sehr viel Power-Potenzial haben und eine Chance bekommen, jeden Tag zu spielen und das sieht man jetzt, indem sie alles aus dem Park hämmern. Nächstes Jahr könnte sich das auch alles wieder ändern, da man über die Zeit ihre Schwächen sucht und die Jungs dann dementsprechend attackiert. Es ist quasi ein kleines Katz-und-Maus-Spiel. Der eine sucht die Schwächen und wenn er sie gefunden hat, muss der andere sich wieder anpassen.

Marcus Blumberg (SPOX): "Die Bälle sind juiced", wird immer wieder gern behauptet. Doch was heißt das überhaupt? Diese Behauptung gab es auch schon Ende der 90er Jahre, als im Grunde jeden Tag Homerun Derby zwischen Mark McGwire und Sammy Sosa war. Doch wie wir heute ziemlich genau wissen, waren es damals nicht (nur) die Bälle, die juiced waren ... Doch ich will hier auch niemandem ohne Beweise Doping unterstellen. Also orientiere ich mich eher am Fortschritt der Technik. Statcast hat eine Statistik, die sich "Hit Angle" nennt. Homeruns werden naturgemäß mit einem steileren Winkel geschlagen als Line Drives. Und nun gibt es nicht wenige Spieler, die speziell darauf hinarbeiten, ihren Schwung steiler zu machen - um mehr Homeruns zu schlagen. Paradebeispiel dafür ist sicher Daniel Murphy von den Nationals, der seit seiner letzten Mets-Saison massiv bei den Homeruns zugelegt hat - dank einer Anpassung seines Hit Angles. Zudem ist es in der Tat keine Schande mehr, nahe der Mendoza Line (.200) zu schlagen und eine Tonne an Strikeouts zu sammeln - wenn man entsprechend viele Long Balls fabriziert.

Ryan Fagan (Sporting News): Ich habe ehrlich gesagt aktuell keine Erklärung dafür. Ja, es gibt Gerüchte, dass die Bälle "juiced" sind - auf welche Weise auch immer - aber die MLB-Oberen wehren sich vehement dagegen, dass sich in diesem Jahr irgendetwas in dieser Hinsicht geändert hätte. Aber irgendwas scheint sicherlich anders. Die Spieler haben insgesamt 1101 Homeruns im Juni geschlagen, die meisten überhaupt in einem Monat in der Geschichte des Baseballs (die alte Bestmarke lag bei 1069 im Mai 2000). Aber für einen Jungen wie Aaron Judge kommt die Power nicht überraschend, er ist fast zwei Meter groß und hat fast 300 Pfund an Muskelmasse, aber wenn ein 1,78 Meter großer Utility-Infielder wie Scooter Gennett vier Homeruns in einem Spiel schlägt, dann fühlt sich das zumindest mal fragwürdig an.