Point Guard Raymond Felton glänzte als Spielgestalter und erzielte neben 23 Punkten (10/17 FG) sieben Assists, wobei er sich keinen einzigen Ballverlust leistete. Allerdings verletzte er sich gegen Ende der Partie an der linken Hand, am späten Sonntagabend wurde eine Knochenstauchung diagnostizier. Felton droht eine Pause: "Die Hand ist geschwollen und schmerzt." Pablo Prigioni ist aktuell der einzige gesunde Point Guard, den die Knicks zur Verfügung haben.
J.R. Smith dagegen erlebte einen gebrauchten Abend und erzielte lediglich 4 Punkte (1/11 FG). Rasheed Wallace stand insgesamt eine Minute auf dem Feld. In dieser schaffte er es allerdings, sich zwei technische Fouls einzuhandeln.
Bei den Phoenix Suns legte Center Marcin Gortat ein starkes Double-Double (18 Punkte, 8/11 FG, 10 Rebounds) auf. Besonders von der Bank erhielt er viel Unterstützung. Sebastian Telfair (11 Punkte), P.J. Tucker und Jared Dudley (je 10) punkteten zweistellig. Shannon Brown (17 Punkte, 4 Rebounds, 5 Assists) spielte vor allen Dingen in der zweiten Hälfte stark auf.
Reaktionen:
Tyson Chandler (New York Knicks): "Wir sind dabei, jedes Spiel zuhause zu gewinnen. Oder wir versuchen es zumindest. Die Mannschaften, die hierher kommen, müssen es fühlen, dass sie woanders hingehen müssen, um etwas zu gewinnen."
Raymond Felton (New York Knicks): "Wir hätten das Spiel schon früher im letzten Viertel klar machen müssen. Aber sie haben weitergekämpft. Ich musste einfach immer aggressiv bleiben, dann kann ich auch Würfe für Melo, Novak oder Tyson Chandler ermöglichen. Ich habe aufgepasst in der Offensive, dass die Suns keine Möglichkeit kriegen, einfache Punkte in der Transition zu machen. Ich wurde zwischen einem anderen Spieler eingeklemmt. Ich habe große Schmerzen an meinem Daumen."
Alvin Gentry (Trainer Phoenix Suns): "Sie sind die Hölle eines Basketball-Teams. Das denke ich wirklich. Wenn jetzt noch Iman Shumpert und Amare Stoudemire zurückkommen, sind sie so gut wie jedes andere Team."
Der Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Die Suns treten mit ihrer seit sieben Spielen unveränderten Starting Five im Madison Square Garden an: Dragic, Brown, Beasley, Morris, Gortat. Luis Scola und Jared Dudley damit wieder von der Bank. Die Knicks müssen weiterhin auf den an Rückenproblemen leidenden Jason Kidd verzichten. Es beginnt die Starting Five, die zuletzt die Wizards wegfegte: Felton, Brewer, Anthony, Thomas, Chandler.
5.: Nach ausgeglichenem Beginn legen die Knicks los und starten einen 10:0-Lauf in den letzten zwei Minuten. Chandler scheint überall auf dem Feld zu sein: Offensiv-Rebound, Assist, Slam-Dunk. Anthony versenkt seinen ersten Dreier des Spiels. Die Suns wirken leicht paralysiert. 18:6 Knicks.
11.: Rasheed Wallace ist in Rage! Er foult Scola, als dieser zum Korb ziehen will. Danach schlägt er noch einmal nach ihm und erhält sein erstes technisches Foul. Sheed wäre aber nicht Sheed, wenn er das jetzt akzeptieren würde. Wild gestikulierend beschwert er sich bei den Schiedsrichtern. Als Dragic den fälligen Freiwurf danebensetzt brüllt Wallace: "Der Ball lügt nicht!"Das hat das zweite technische Foul und den Feldverweis zur Folge. Zwei Securitys müssen Wallace aus der Halle führen. Damit hat er seinem Team einen Bärendienst erwiesen. 24:20 Knicks.
18.: Wow! Was für ein Putback-Dunk von Chris Copeland! Der Ex-BBL-Star sieht Spielzeit, weil Wallace ja bereits draußen ist. Nach einem vergebenen Anthony-Dreier kommt Copeland von hinten angeflogen, überspringt den verdutzten Michael Beasley und haut den Ball in den Ring. Copeland hat schon acht Punkte auf dem Konto. Karrierebestwert in der NBA. 42:31 Knicks.
24.: Zum Ende der ersten Hälfte ziehen die Knicks noch einmal richtig weg. Gerade Anthony trifft aus allen Lagen. Der Knicks-Star schon mit 17 Punkten. Kurz vor dem Buzzer trifft Dragic noch den offenen Dreier. Der ist geschenkt, weil die Knicks mit den Köpfen schon in der Kabine scheinen. 59:42 Knicks.
29.: Gerade ist es ein ausgeglichenes Basketballspiel mit der kleinen Randnotiz, dass die Knicks die ganze Zeit mit ungefähr 20 Punkten führen. New York lässt Phoenix nicht herankommen. Anthony und Chandler mit Blocks und insbesondere Anthony mit wichtigen Dreier. So steht es 74:56 für die Knicks.
35.: Die Suns treffen in der Offensive relativ viel. Insbesondere Shannon Brown läuft hier gerade heiß. Dennoch stimmt in der Defense nur wenig. Ständig ehalten die Knicks freie Positionen, insbesondere an der Dreierlinie. Es sollte sich in der Liga mittlerweile herumgesprochen haben, dass die Knicks Dreier treffen können. 84:72 Knicks.
36.: 12 Sekunden noch im dritten Viertel zu spielen. Anthony treibt den Ball nach vorne. Muss man noch schreiben was passiert? Körpertäuschung. Dreier. Drin. 89:72 Knicks.
42.: Wird das jetzt doch noch einmal eng? Die Knicks treffen gar nichts mehr und wirken in der Defense schläfrig. Erst trifft Telfair den Dreier in der Transition. Dann drückt Dudley von der Dreierlinie ab und trifft. Aber Chandler setzt auf der anderen Seite einen Statement-Dunk. 93:85 Knicks.
45.: Die MVP-Rufe werden lauter. Anthony wird beim Versuch zu dunken gestört, verwandelt aber die beiden fälligen Freiwürfe und wird von den Fans gefeiert. Die Knicks sind wieder etwas weggezogen. 99:87 Knicks.
Der Star des Spiels: Carmelo Anthony. Der Small Forward erlebte keinen außerordentlich guten Shooting-Abend und verwandelte lediglich 11 seiner 27 Wurfversuche. Was Anthony aber in dieser Saison ausmacht, ist, dass er auch in anderen Bereichen glänzt. Er holte zwei spektakuläre Blocks und war in der Mann-gegen-Mann-Verteidigung sehr präsent. Er deckte wahlweise Morris, Beasley oder Scola - sie alle hatten Probleme. Zwar war er auch für über die Hälfte aller Knicks-Turnover (4 von 7) verantwortlich, dennoch war Anthonys Schussauswahl nicht schlecht, es fiel einfach nicht alles. Umso beeindruckender, dass Anthony bei perfekter Freiwurfquote (8 von 8) auf 34 Punkte und die beste Plus-Minus-Statistik (+16) kommt. Auch sehr stark: Felton und Chandler.
Der Flop des Spiels: Michael Beasley. Als Beasley 2008 an zweiter Stelle gedraftet wurde, sahen einige Scouts große Ähnlichkeiten zu Anthony. Beasley hat einen guten Wurf von der Nahdistanz bis zum Dreier, er kann zum Korb ziehen und hat eigentlich auch die körperlichen Voraussetzungen, ein guter Verteidiger zu sein. An manchen Tagen ist Beasley auch genau dieser Spieler. Leider passiert das viel zu selten. Gegen die Knicks schmiss er schon im ersten Viertel sein Stirnband weg und erhielt ein technisches Foul. Im Anschluss schlich er mehr über das Feld, traf zwar akzeptable 40 Prozent aus dem Feld, zeigte aber keinerlei Präsenz auf dem Court. Folglich hatte er auch die mit Abstand schlechteste Differenz (-20) aller Spieler. Diese Unkonstanz macht Beasley zu schaffen.
Analyse: Sein Teamkollege Raymond Felton redete noch besänftigend auf ihn ein, doch das brachte nichts mehr. Schon längst schien Rasheed Wallace in einem Tunnel zu sein. Nur einige Sekunden nach seiner Einwechslung fand er sich in heftigen Diskussionen mit den Schiedsrichtern wieder, die ihm völlig zurecht nach einem unnötigen Nachfassen ein technisches Foul gegeben hatten. Wallace war außer sich, er beruhigte sich nicht mehr. Und als er sein zweites technisches Foul kassierte, stampfte er wütend aus der Halle.
Doch die Knicks spielten weiter, als wäre nichts geschehen. Es ist bezeichnend für das Team in dieser Saison. Die Knicks lassen sich durch nahezu keinerlei Begleitumstände aus der Fassung springen. Als man dachte, dass die Knicks jetzt mit den Big Men der Suns Probleme bekommen würden, da ohne Wallace ein zweiter großer Spieler neben Chandler fehlte und Methusalem Kurt Thomas nicht mehr für 40 Minuten zu gebrauchen ist, sprang einfach das restliche Team ein.
Allen voran Chris Copeland, der Wallace ersetzte und in nur 10 Minuten auf 8 Punkte, 3 Rebounds, 2 Assists, 1 Steal und 1 Block kam. Das funktionierte aber auch deshalb so gut, weil Raymond Felton unglaublich sicher und ruhig agierte, weil Tyson Chandler durch zahlreiche Hustle-Plays das Team mitzog und auch weil Anthonys Körpersprache stimmte.
Beeindruckenderweise hatten die Knicks zur Pause weitaus mehr Rebounds (25:18) gesammelt als die Suns, und das obwohl New York zu den schlechtesten Rebound-Teams der Liga gehört. Am Ende war die Reboundstatistik zwar fast ausgeglichen, aber insbesondere die Offensiv-Rebounds (16:11 Knicks) brachten New York sehr wichtige Second-Chance-Punkte, die die Knicks besonders gerne per Dreier nutzten. 12 von 29 Dreierversuchen fanden ihren Weg ins Ziel.
Dass die Knicks, die über weite Teile des Spiels 15 bis 20 Punkte Vorsprung hatten, am Ende doch noch einmal zittern mussten, lag weniger daran, dass sie plötzlich schlampig verteidigten oder sich zu viele Ballverluste leisteten: Sie schossen einfach zu schlecht. Es wollte nicht mehr viel fallen. Lediglich 35 Prozent der Würfe fanden das Ziel.
Am Ende spielten die Knicks das Spiel aber souverän nach Hause. In der gesamten zweiten Hälfte leisteten sie sich lediglich einen Turnover, über das gesamte Spiel gesehen sieben, die Suns 17. Die nächsten Heimgegner der Knicks lauten Nuggets und Lakers. Das wird ein weiterer Belastungstest für die bis dato weiße Weste. Vor allem wenn Felton ausfallen sollte.
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