Shawn Marion war mit 18 Punkten in 23 Minuten der beste Werfer bei den Mavs, er hatte aber keinerlei Unterstützung. Zweistellig scorten nur noch gerade so Chris Kaman (10), Dominique Jones (10) und Vince Carter (10).
Schlaglichter: Carmelo-Anthony-Show geht weiter
Wie nach dem Spiel bekannt wurde, haben die Mavs auf ihre Point-Guard-Probleme reagiert und sich mit Veteran Derek Fisher auf einen Vertrag geeinigt. Dallas muss noch einen Spieler aus dem Kader entlassen, um Platz für den 38-Jährigen zu schaffen. Fisher spielte in der letzten Saison für die L.A. Lakers und Oklahoma City Thunder (6,3 Punkte in 22 Minuten in den Playoffs) - er geht in seine 17. NBA-Saison.
Die Bulls auf der anderen Seite meldeten sich gut zurück, nachdem sie zuletzt gegen Milwaukee eine 27-Punkte-Führung auf dramatische Art und Weise verspielt hatten. Chicagos Topscorer war Luol Deng mit 22 Punkten. Nate Robinson erzielte 14 Punkte und Joakim Noah füllte das Boxscore mit 13 Punkten, 10 Rebounds, 5 Assists und 3 Blocks.
Die Reaktionen:
Rick Carlisle (Trainer Dallas): "Wie wir das Spiel angefangen haben, hat mir sehr gut gefallen. Aber dann sind sie wieder heran gekommen und in Führung gegangen. Unsere Antwort darauf war nicht gut. Es gibt keine Entschuldigungen. Es war das zweite Spiel in zwei Tagen, aber wir müssen einfach einen besseren Job machen. Wir müssen jetzt eine kollektive Toughness zeigen. Wir kommen in eine wirklich schwierige Phase des Spielplans, da wird nichts leicht für uns. Wir müssen diese Herausforderung annehmen."
... über die Fisher-Verpflichtung: "Die Point-Guard-Position ist momentan eine Herausforderung für uns. Ich glaube, dass Derek uns weiterhelfen kann."
Tom Thibodeau (Trainer Chicago): "Unsere Bank war großartig. Und unsere Starter haben für einen guten Start gesorgt, wir haben jeden gebraucht. Wir haben aber auch Glück gehabt, das muss man auch sagen. Bei den Mavs haben Collison und Dirk gefehlt und sie haben vor 24 Stunden noch gespielt. Mayo ist außerdem etwas angeschlagen mit seinem Knöchel."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Tipoff: Schlechte News für Dallas: Collison fällt wegen eines verstauchten rechten Mittelfingers kurzfristig aus. Dominique Jones startet zum zweiten Mal in Folge auf der Point-Guard-Position. Mayo, Marion, Crowder und Kaman bleiben in der ersten Fünf. Bei den Bulls alles wie erwartet: Es beginnen Hinrich, Hamilton, Deng, Boozer und Noah.
7.: Im United Center gibt es sofort ein Turnover-Festival zu beobachten. Nach gerade mal der Hälfte des ersten Viertels haben beide Teams schon je 5 Ballverluste auf dem Konto. Dallas offensiv mit einem sehr guten Start (7/10 FG) - Marion, Kaman und Dominique Jones finden immer wieder den Weg zum Korb. 14:11 Mavs.
12.: Dallas war nach einem Murphy-Dreier zwischenzeitlich auf 8 weg (19:11), aber Chicago beendet das Viertel mit einem 13:4-Run. In den letzten Sekunden trifft der bis jetzt überragende Deng (12) den Stepback-Jumper. 24:23 Bulls. Auffällig: Chicago stand bereits achtmal an der Linie, Dallas dagegen noch ohne einzigen Freiwurf.
18.: Nate Robinson killt die Mavs! Der kleine Backup-Point-Guard reißt das Spiel an sich. Erst als Assistgeber und jetzt auch als Scorer. Vorhin hatte Robinson schon ein Dreipunktspiel, jetzt haut er den Dreier rein. Chicago mit einem irren 30:9-Run. 41:28 Bulls. Timeout Carlisle.
23.: Defensiv ist das so lausig, was die Mavs spielen. Robinson mit seinem nächsten Assist, diesmal auf Noah. Ganz einfacher Driving-Layup. 57:38 Bulls. Jetzt sind es schon fast 20 Punkte Vorsprung.
31.: Die Mavs gehen in der zweiten Halbzeit mit viel mehr Intensität zur Sache, aber im Prinzip wehrt sich hier nach wie vor nur einer: Shawn Marion. Marion ist der einzige Maverick, der offensiv stattfindet (7/9 FG), und hinten blockt er Dengs Layup-Versuch weg und nimmt gegen Boozer das Offensiv-Foul auf. 70:54 Bulls.
36.: Dallas hätte wirklich alle Chancen gehabt, um noch mal heranzukommen. Bei Chicago geht lange auch nicht mehr viel zusammen, aber die Mavs treffen absolut nichts. In den letzten sechseinhalb Minuten des Viertels bringen die Mavs gerade mal ein Field Goal zustande. Fast vier Minuten lang bleiben sie sogar ganz ohne Punkt. Deng dann mit einem wichtigen Dreier aus der Ecke. Vor dem Schlussviertel heißt es: 77:58 Bulls.
41.: Bulls-Topscorer Deng macht im Gegensatz zum Go-to-Guy der Mavs (Mayo) ein sehr gutes Spiel. Der Forward trifft mit ablaufender Shotclock den langen Jumper und steht bei 21 Punkten. Chicago ist mit 22 Zählern vorne. 88:66. Timeout Dallas.
47.: Die Bulls-Fans wollen die 100-Punkte-Marke fallen sehen (gibt ein Sandwich umsonst) und ihr Wunsch wird erfüllt. Teague mit dem Pass auf Mohammed - Slam-Dunk! Noch mal ein Highlight zum Abschluss. 101:72 Bulls.
Der Star des Spiels: Nate Robinson. Die Bank war in den letzten Jahren eine der ganz großen Stärken der Bulls. Stichwort: Bench Mob. Jetzt ist allerdings nur noch Taj Gibson von dieser Gruppe übrig. Bei der Niederlage gegen die Bucks wurden die Bulls-Reservisten (56:10 Bucks) komplett an die Wand gespielt, aber gegen Dallas war Chicagos Second Unit ganz entscheidend am Sieg beteiligt. Robinson, der ohnehin eine gute Saison spielt (11,3 Punkte), fungierte dabei als hervorragender Quarterback. Er spielte extrem kontrolliert und fand die richtige Mischung aus Scoring (14 Punkte, 5/6 FG, 2/2 Dreier) und Playmaking (6 Assists). Aber auch Gibson, Jimmy Butler und Marco Belinelli hatten ihren Anteil am Sieg. Insgesamt steuerte die Bank der Bulls 50 Punkte bei - der Plus-Minus-Wert der zweiten Fünf lag am Ende bei +127. Auch stark: Deng und Noah mit einem erneut formidablen All-Around-Game.
Der Flop des Spiels: O.J. Mayo. Der Topscorer der Mavs (20,8 Punkte) hat ein paar Probleme mit seinem Knöchel und steckt in seiner ersten kleinen Krise in Dallas. In den letzten drei Spielen ist seine Leistung immer schlechter geworden. 13 Punkte (5/15 FG) gegen die Lakers, 11 Punkte (4/10) gegen die 76ers - und diesmal waren es sogar nur noch 4 Pünktchen (2/9 FG). Erst zum zweiten Mal in seiner Karriere erzielte Mayo 4 oder weniger Punkte, obwohl er mindestens 30 Minuten auf dem Feld stand. Mayo ist mit 43 Dreiern in der Saison immer noch die Nummer 2 der NBA hinter Ryan Anderson (Hornets), aber momentan fällt von Downtown nichts mehr rein (1/10 in den letzten drei Spielen). Insgesamt ist das Three-Point-Shooting der Mavs, am Anfang der Saison noch eine große Stärke, brutal in den Keller gegangen. Nach der 5/19-Performance gegen Philly war es in Chicago noch einen Tick schlechter (4/18).
Analyse: "Wir werden weiter Anpassungen vornehmen, bis wir ein Team finden, das Defense spielen will. Unsere Jungs sollten in der Lage sein, besser zu verteidigen. Es ist im Moment nicht gut." Es war ein Zitat von Mavs-Boss Mark Cuban nach der Niederlage in Philadelphia.
Besser wurde es in Chicago aber in keinerlei Hinsicht. Nicht in der Defense, die vor allem im vorentscheidenden zweiten Viertel (19:34, 18:2-Run der Bulls) ganz alt aussah und zum wiederholten Male 100 Punkte zuließ. Und schon gar nicht in der Offense. Nach 8 Minuten hatten die Mavs 19 Punkte erzielt. In den folgenden 40 Minuten waren es dann nur noch schlappe 59. Und selbst das wurde nur durch die Garbage-Time noch etwas geschönt.
Es war nicht nur Mayos Schuld. Abgesehen von Marion (7/11) gab es praktisch nur Ausfälle. Kaman: 4/14. Crowder: 1/7. Carter: 3/10. Beaubois: 2/7. Brand: 1/4. Dallas schoss als Team grauenvolle 34,6 Prozent aus dem Feld (Chicago: 49 Prozent), es war der schlechteste Wert der Saison.
Turnover waren wieder ein Problem und auch die Rebounding-Schwäche (44:30-Rebounds Bulls) wurde um das nächste Kapitel erweitert. Zur Halbzeit hatten die Mavs nicht einen einzigen Spieler mit mehr als 2 Rebounds in ihren Reihen, Kaman hat nach seinem 17-Rebound-Spiel gegen Golden State in den letzten vier Spielen zusammen nur 16 Rebounds gesammelt.
Nach der sechsten Niederlage im achten Auswärtsspiel stehen die Mavs bei einer 7-9-Bilanz. Warum das auch bemerkenswert ist? Seit dem Ende der Saison 1999-2000, als sie zum letzten Mal die Playoffs verpassten, hatte Dallas nicht mehr zu einem späteren Zeitpunkt der Saison eine negative Bilanz.
Es ist zwar noch viel zu früh für Panik, aber der Fisher-Deal ist ganz klar aus der Verzweiflung heraus geboren. Darren Collison war nach seinem überragenden Saisonstart zuletzt eine einzige Enttäuschung. Dominique Jones wollten die Mavs eigentlich vor der Saison traden, jetzt war er schon zweimal der Starting-Point-Guard. Delonte West, der sicher hätte helfen können, wollte Dallas nicht mehr im Team haben. Und über Roddy Beaubois spricht aktuell kaum jemand mehr.
Dallas kann nur hoffen, dass Fisher a la Jason Kidd für dringend benötigte Stabilität und Leadership auf der Point-Guard-Position sorgt. Mit einem Heimspiel gegen Detroit am Samstag gibt der Spielplan den Mavs jetzt eine kleine Verschnaufpause, danach wird es aber ab kommenden Mittwoch mit drei Auswärtsspielen (Clippers, Suns, Rockets) innerhalb von vier Tagen schon wieder hart.
Der NBA-Spielplan im Überblick