Teil IV: Stoudemire - Der übeflüssigste Superstar der NBA?
Die dreiköpfige Hydra: Im letzten Spiel bezwang New York mühelos Orlando, weil sich die Magic überfordert zeigten von der schieren Wucht der Knicks. Chandler (21 Punkte) und Melo (20) trafen nach Belieben und bekamen Unterstützung von Amare Stoudemire, der von der Bank kommend alle 7 Würfe für 14 Zähler verwandelte.
"Wenn wir zu dritt auf dem Court stehen, passieren offensiv und defensiv gute Sachen", sagt Anthony. Und doch stellt sich eine Grundsatzfrage nach Stoudemires Perspektive. Sein Selbstverständnis und sein Salär sind die eines Franchise Players - allerdings bleibt er bei aller Effizienz ein Reservist. "Seine Statistiken sind akzeptabel gemessen an den Einsätzen, aber klar ist auch: Er passt nicht hundertprozentig in die auf Ball Movement beruhende Philosophie der Knicks. Er ist ein bisschen wie das fünfte Rad am Wagen", sagt Bauermann.
Denn: So überzeugend er als Sixth Man spielt (12,6 Punkte und 4,3 Rebounds in 22,3 Minuten), ist es angesichts des erfolgreichen Saisonverlaufs schwer vorzustellen, dass Coach Woodson ihn als Power Forward in die erste Fünf bringt und Anthony als Small Forward zurückzieht. Bauermann: "Ich fand Stoudemire als Power Forward immer überbewertet, weil sein Entscheidungsverhalten nicht besonders ausgereift ist und er zu sehr auf eigene Rechnung spielt und die Defense vernachlässigt."
Vielmehr ist er in der jetzigen Rolle wesentlich wertvoller: Als Energizer von der Bank, der zwischen der Center- und Power-Forward-Position pendelt und die gegnerische Second Unit überpowert, sei es durch seine Schnelligkeit oder durch seine neu gelernten Post-Moves. (siehe Diashow).
"Ich sehe Stoudemire am besten, wenn er als Center an der Seite eines vielseitigen Vierers wie Shawn Marion damals in Phoenix und jetzt Anthony in New York aufläuft. Er ist für einen Fünfer unglaublich beweglich, daher ist das seine eigentliche Position", sagt Bauermann. Die Krux: Auf der Fünf spielt mit Chandler der neben Anthony unverzichtbarste Spieler der Knicks.
Demnach verbleibt Stoudemire womöglich bis zum Saisonende auf der Bank. Aber immerhin, merkt Bauermann an: "Anders als früher geht er offenbar sehr professionell mit der Situation um. Das ist ein Verdienst vom Coach und auch von ihm selbst. Das ist die vielleicht wichtigste Erkenntnis."
Teil I: Wie Anthony zum MVP-Kandidaten wurde