These: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
Philipp Dornhegge: Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass LeBron der mit Abstand beste Basketballer auf dem Planeten ist. Doch die Serie von sechs Spielen in Folge mit jeweils mindestens 30 Punkten und einer Wurfquote von über 60 Prozent beeindruckte mich nur mittelmäßig. Ich habe den Eindruck, dass Medien wie "ESPN" derzeit alles zu tun, um Miami und speziell LeBron ins gute Licht zu rücken, weil sie wissen, dass sie mit ihnen die meiste Kohle scheffeln können. Eine Ausnahme ist Michael Wilbon. Er hatte zu Michael Jordans 50. Geburtstag einen Text geschrieben, um alles ins rechte Maß zu setzen. Jordan hatte 1989 in einer 11-Spiele-Spanne 10 Triple-Doubles. Oscar Robertson legte in einer Saison im Schnitt ein Triple-Double auf. Oder Wilt Chamberlain machte in 20 Spielen 70 Punkte im Schnitt. Das sind alles Zahlen, die LeBrons Leistung relativieren. Das kickt mich nicht besonders.
Frank Buschmann: Das stimmt, es wird viel zu aufgeblasen und ein Theater gemacht, ohne sich anzuschauen, wie die Zahlen wirklich zustande kommen bei LeBron. Ist er denn so unglaublich stark? Individuell und physisch dürfte er der aktuell Beste sein. Aber Basketball ist mehr als das. Und das muss er immer noch unter Beweis stellen - trotz der Championship im Vorjahr. Es passte, dass Jordan zuletzt ankam und sagte, dass für ihn Kobe der beste Spieler ist, weil die Anzahl der Titel die persönlichen Stats schlagen. Das finde ich auch. Schaut Euch an, wie Jordan damals gesamte Playoff-Serien dominiert hat. Wie er immer wieder in der Crunchtime für die Punkte gesorgt hat. Das ist eine andere Qualität, Punkt. Vielleicht kommen bei LeBron noch einige Meisterschaften hinzu, aber derzeit hat er eben nur den einen Ring. Es hat sich insgesamt leicht gebessert, aber ich habe immer noch genügend Spiele in Erinnerung, in denen er non-existent war. Dafür wird er mir zu sehr gehypt. Macht ihn bloß nicht zu groß. Er ist sehr gut - aber in der Liga gab es schon bessere.
Haruka Gruber: Da möchte ich nachhaken: Wir sollten LeBrons Streak nicht unterschätzen. Bei den sechs Spielen mit den 30 Punkten und 60 Prozent Wurfquote ging es nicht gegen Laufkundschaft. Die Gegner hießen unter anderem Houston, L.A. Clippers, L.A. Lakers und Portland. Und in Oklahoma City hätte er die Serie fortgesetzt, wenn er nicht unnötig kurz vor dem Ende einen Dreier genommen hätte, der vorbeiging. Daher: Sportlich ist der Hype gerechtfertigt wegen der jüngsten Serie. Aber auch, weil er sich einen zuverlässigen Dreier aneignete und spätestens in den Finals 2012 bewies, tougher geworden zu sein. Aber mich stört weiter eine Sache an ihm besonders: die Attitüde. Er ist so Ich-fixiert, dass er nicht versteht, wie gewisse Aussagen rüberkommen. Wie seine Antwort auf die Frage, ob er nicht mehr Titel bräuchte, um die Stufe von Jordan und Kobe zu erreichen. Da führte er allen Ernstes die früheren Bulls-Rollenspieler Jud Buechler und Bill Wennington an, die jeweils drei Meisterschaften gewonnen hatten, und argumentierte, dass sie ja nicht besser wären als die titellosen Patrick Ewing und Reggie Miller. Sprich: Er selbst lasse sich nicht an den gewonnen Championship messen. Das ist sein gutes Recht - aber das kam schon wieder so überhöht und selbstverliebt rüber, dass es schwer fällt, ihn in welcher Art auch immer zu bewundern.
Dornhegge: Selbst sportlich ist er noch nicht über jeden Zweifel erhaben. Haruka sagt, dass er tougher geworden ist. Aber unter dem Strich bleibt: Jordan stand in 6 NBA-Finals und gewann 6 Titel. LeBron stand in 3 NBA-Finals und verlor 2 davon. Und er war in entscheidenden Spielen häufig komplett unsichtbar. Das sind Fakten, die seine Leistungen einschränken.
Florian Regelmann: Ich möchte es klar definieren: LeBron muss vier oder fünf Titel gewinnen, um überhaupt in einem Satz mit Jordan genannt werden zu dürfen. Generell geht mir das Gehype auf die Nerven, aber die Aufregung um LeBron stört mich besonders. Phil hat als Beispiel schon Oscar Robertson aufgeführt: Er hat die Saison über 31 Punkte, 12,5 Rebounds und 11,4 Assists gemacht. Natürlich hinken historische Vergleiche, aber wenn Robertson zuhause sitzt und hört, wie die 6 Spiele von LeBron einen Hype auslösen, schüttelt er wohl nur den Kopf. LeBron ist der beste Spieler der Welt. Aber, um eine provokante These nachzuschieben: Für mich ist LeBron nicht der MVP der Saison. Für mich ist der MVP der beste Spieler beim besten Team, und der heißt Tony Parker. Im Schatten von LeBron spielt er eine unglaubliche Saison. Ich weiß, dass LeBron zum MVP gewählt wird. Parker jedoch geht in der Diskussion viel zu sehr unter.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche