Vor dem nächsten Auftritt Frank Buschmanns als SPOX-Kommentator (Mavs vs. Lakers, So. ab 19 Uhr im LIVE-STREAM bei SPOX) ist es Zeit für eine neue Triangle Offense. Kultfigur Buschmann diskutiert mit Philipp Dornhegge, Haruka Gruber und Florian Regelmann die aktuellen Themen: Haben die Mavs mit Chris Kaman einen Fehler gemacht? Sollte Dwight Howard bei den Lakers verlängern? War LeBron James' Streak etwa überschätzt? Und wer ist eigentlich die Sensation der Saison? Dazu: Die Frage nach dem nächsten deutschen NBA-Spieler.
These: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
Florian Regelmann: Der größte Fehler der Franchise-Geschichte war es, Tyson Chandler gehen zu lassen. Im Vergleich ist Chris Kamans Verpflichtung, ob nun ein Fehler oder nicht, nur sehr geringfügig. Grundsätzlich möchte ich eine Lanze für Kaman brechen. Ich verstehe nicht, was Dallas mit ihm macht. Er gehört offensiv weiterhin zu den besten Centern der NBA, nach dem Punkteschnitt hochgerechnet auf 48 Minuten ist er gleichauf mit Chris Bosh. Trotzdem startete zuletzt, bei allem Respekt vor Energizer-Fähigkeiten, ein Bernard James und Kaman war vor seiner Verletzungspause plötzlich auch mal nur noch dritter Center. Oder Kaman wird in der Crunchtime komplett gebencht. Hallo? Das verstehe ich nicht! Wenn ich Kaman wäre, hätte ich keine große Lust mehr auf die Mavs. Das deutete er in einigen Aussagen ja schon an.
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Frank Buschmann: Ich muss mich anschließen. Kaman ist eine Offensivwaffe mit Centerbewegungen, die in der NBA selten sind. Dass er nicht die Physis besitzt und nie ein Defensivtier wird, darf einen nicht überraschen. Genauso wenig, dass er nicht die Rolle von Chandler übernehmen kann. Ich will dem großen Blonden nicht zu nahe treten, aber Chandler war der Schlüssel für die Championship. Dennoch fand ich, dass Kaman zu holen gegeben den Umständen im Sommer kein schlechter Move war. Nur: Es scheint ein großes Missverständnis zu sein.
Haruka Gruber: "Gegeben den Umständen" ist genau die richtige Formulierung. Wenn man sich die Free-Agent-Klasse von 2012 anschaut, wüsste ich nicht, wen die Mavs sonst hätten verpflichten sollen, nachdem es mit Dwight Howard nicht geklappt hatte. Ömer Asik und Roy Hibbert waren zu teuer. Ian Mahinmi ist kein Starter, das bewies er in Dallas bereits. Robin Lopez wäre im Nachhinein interessant gewesen, er spielt in New Orleans sehr ordentlich. Andererseits: Ob ein Robin Lopez wirklich Dallas deutlich besser machen würde als Kaman, zweifele ich mal an. Die viel interessantere Frage bei Kaman: Welchen Plan verfolgt Coach Rick Carlisle? Vor allem zu Saisonstart ließ er extrem schnell spielen, was so gar nicht zu Kaman passt. Oder warum wird Kaman in den entscheidenden Situationen so selten eingebunden? Er und Dirk Nowitzki passen zumindest offensiv ganz gut zusammen.
Philipp Dornhegge: Ich bin kein großer Kaman-Fan und ich glaube nicht, dass er eine Zukunft in Dallas hat. Mein Eindruck: Sobald er den Ball bekommt, schmeißt er ihn sofort auf den Korb, egal von wo, egal wie. Und seine Verteidigung ist nicht top, das wissen wir alle. Daher verstehe ich es komplett, dass Carlisle ihn und Dirk in der Crunchtime nicht gemeinsam spielen lassen kann, weil sie nass gemacht werden würden. Vor allem gegen Teams mit einem kleinen, wendigen Power Forward. Da rotieren sie nicht schnell genug und können keine Help Defense geben. Trotzdem fand ich im Sommer die Entscheidung richtig, weil Kaman nur einen Ein-Jahres-Vertrag bekam und die Saison schon von vornherein verschenkt war. Im Rückblick wäre aber Robin Lopez natürlich die Klassen bessere Wahl gewesen. Er hat sich in New Orleans toll entwickelt. Er ist ein bulliger Spieler mit gutem Rebounding, ordentlichem Wurf und dem einen oder anderen Low-Post-Move. Und vor allem: Er benötigt lange nicht so oft den Ball in der Hand wie Kaman, um zu seinen Punkten zu kommen.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche
These: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
Haruka Gruber: Wenn Howard in L.A. bleibt, kann er dank des Mantelvertrags mehr verdienen als anderswo sonst. Vom finanziellen Aspekt abgesehen macht eine Vertragsverlängerung allerdings keinen Sinn - weder für ihn, noch für die Lakers. Vielleicht raufen sich alle zusammen, dennoch bleibt es Fakt, dass Howard und der Rest des Teams spielerisch nicht zusammenpassen. Und in der nächsten Saison bleibt der Großteil des aktuellen Teams. Kobe Bryant und Steve Nash bleiben, Pau Gasol dürfte nach der Verletzung nicht tradebar sein und Metta World Peace kündige bereits an, dass er seine Player Option ziehen will im sicheren Wissen, dass er nirgendwo sonst seine 8 Millionen Dollar bekommen wird. Daher sollte Howard seine Zeit nicht verschwenden und sich einen neuen Klub suchen. Warum nicht Dallas? Mark Cubans Track Record am Free-Agent-Markt ist zwar verheerend, aber ich könnte mir vorstellen, dass seine Zurückhaltung im derzeitigen Tradefenster etwas damit zu tun hat, dass er Howard signalisieren will: "Ich schenke diese Saison ab und setzte alles auf dich!" Und Howard wird selbst nur zu genau wissen, dass er mit Dirk den perfekten Frontcourt-Partner hätte. Dazu mit O.J. Mayo, sollte er zu halten sein, eine sehr ordentliche dritte Option.
Philipp Dornhegge: Ich verstehe, dass jede Franchise hinter ihm her ist. Er ist in der Verteidigung immer noch überragend und genau der Typ, den Dirk an die Seite gestellt werden sollte. Er braucht nicht viele Würfe, auch wenn er hier und da vielleicht mal einen unglaublich schlechten Hakenwurf nimmt. Mit ihm, Dirk, Mayo und zwei, drei weiteren Shootern wäre Dallas gut zusammengestellt. Zumal Carlisle einer der drei besten Coaches der Liga ist, unter dem die Teamchemie in der Regel stimmt. Und Cuban ist ein Besitzer, den jeder Star mag. Jedoch bleiben die Lakers eine gute Option für Howard. Der Tod von Besitzer Jerry Buss wirft Fragen auf, seine Kinder erledigen bekanntlich ihren Job nur mittelmäßig. Dennoch stimmt das Paket: In L.A. wird Howard am besten bezahlt, hat Rampenlicht, Werbeverträge und Highlife in Kalifornien. Ab 2014 steht nur noch Nash unter Vertrag und relative Würste wie Chris Duhon oder Steve Blake können endlich abgegeben werden. Spätestens dann können Howard und die Lakers einen Neubeginn einleiten.
Florian Regelmann: Zum einen: Haruka unterschätzt das Thema Geld. Die NBA wird regiert von Business-Entscheidungen - und sollte Howard nicht bei den Lakers verlängern, könnte er bis etwa 30 Millionen Dollar verlieren. Zum anderen: Sollte Howard trotzdem sagen, dass er lieber mit Freunden als mit Feinden spielen will, ist Dallas nicht die erste Wahl. Ich glaube, dass die Hawks einen viel größeren Reiz ausüben. Atlanta ist seine Heimatstadt und GM Danny Ferry, einer der besten in der NBA, hat jetzt dank massig Cap Space die Chance, sich ein unglaublich gutes Team zusammenzustellen - vielleicht im Frontcourt mit Howard und Al Horford, der dauerhaft von der Center- auf seine stärkere Power-Forward-Position switchen könnte.
spoxFrank Buschmann: Ich glaube, dass Dallas ihn unbedingt will. Aber ich glaube nicht, dass er nach Dallas gehen wird. Wie Florian richtig sagt: In der NBA geht's um bucks, um Moneten. Und in Los Angeles kann er an sich schon mehr verdienen und ist für die Werbeindustrie interessanter. Daher sind die Lakers die beste Option, unabhängig davon, ob die Mannschaft so identisch bleibt, wie sie jetzt ist. Sollte er sich zu einem Verbleib durchringen, würde ich an seiner Stelle allerdings über die eigene Einstellung nachdenken. Er muss wieder Spaß am Spiel entwickeln, derzeit ist es eher ein Trauerspiel. Was ich mich grundsätzlich frage: Ist Howard überhaupt noch so gut? Ist er noch das Monster von vor drei, vier Jahren? Ich finde es nicht. Vielleicht liegt es am komischen Basketball, den die Lakers spielen. Dennoch ist es erschreckend, was für Backsteine er wirft und wie lustlos er rüberkommt.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche
These: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
Philipp Dornhegge: Wir müssen uns nicht darüber unterhalten, dass LeBron der mit Abstand beste Basketballer auf dem Planeten ist. Doch die Serie von sechs Spielen in Folge mit jeweils mindestens 30 Punkten und einer Wurfquote von über 60 Prozent beeindruckte mich nur mittelmäßig. Ich habe den Eindruck, dass Medien wie "ESPN" derzeit alles zu tun, um Miami und speziell LeBron ins gute Licht zu rücken, weil sie wissen, dass sie mit ihnen die meiste Kohle scheffeln können. Eine Ausnahme ist Michael Wilbon. Er hatte zu Michael Jordans 50. Geburtstag einen Text geschrieben, um alles ins rechte Maß zu setzen. Jordan hatte 1989 in einer 11-Spiele-Spanne 10 Triple-Doubles. Oscar Robertson legte in einer Saison im Schnitt ein Triple-Double auf. Oder Wilt Chamberlain machte in 20 Spielen 70 Punkte im Schnitt. Das sind alles Zahlen, die LeBrons Leistung relativieren. Das kickt mich nicht besonders.
Frank Buschmann: Das stimmt, es wird viel zu aufgeblasen und ein Theater gemacht, ohne sich anzuschauen, wie die Zahlen wirklich zustande kommen bei LeBron. Ist er denn so unglaublich stark? Individuell und physisch dürfte er der aktuell Beste sein. Aber Basketball ist mehr als das. Und das muss er immer noch unter Beweis stellen - trotz der Championship im Vorjahr. Es passte, dass Jordan zuletzt ankam und sagte, dass für ihn Kobe der beste Spieler ist, weil die Anzahl der Titel die persönlichen Stats schlagen. Das finde ich auch. Schaut Euch an, wie Jordan damals gesamte Playoff-Serien dominiert hat. Wie er immer wieder in der Crunchtime für die Punkte gesorgt hat. Das ist eine andere Qualität, Punkt. Vielleicht kommen bei LeBron noch einige Meisterschaften hinzu, aber derzeit hat er eben nur den einen Ring. Es hat sich insgesamt leicht gebessert, aber ich habe immer noch genügend Spiele in Erinnerung, in denen er non-existent war. Dafür wird er mir zu sehr gehypt. Macht ihn bloß nicht zu groß. Er ist sehr gut - aber in der Liga gab es schon bessere.
Haruka Gruber: Da möchte ich nachhaken: Wir sollten LeBrons Streak nicht unterschätzen. Bei den sechs Spielen mit den 30 Punkten und 60 Prozent Wurfquote ging es nicht gegen Laufkundschaft. Die Gegner hießen unter anderem Houston, L.A. Clippers, L.A. Lakers und Portland. Und in Oklahoma City hätte er die Serie fortgesetzt, wenn er nicht unnötig kurz vor dem Ende einen Dreier genommen hätte, der vorbeiging. Daher: Sportlich ist der Hype gerechtfertigt wegen der jüngsten Serie. Aber auch, weil er sich einen zuverlässigen Dreier aneignete und spätestens in den Finals 2012 bewies, tougher geworden zu sein. Aber mich stört weiter eine Sache an ihm besonders: die Attitüde. Er ist so Ich-fixiert, dass er nicht versteht, wie gewisse Aussagen rüberkommen. Wie seine Antwort auf die Frage, ob er nicht mehr Titel bräuchte, um die Stufe von Jordan und Kobe zu erreichen. Da führte er allen Ernstes die früheren Bulls-Rollenspieler Jud Buechler und Bill Wennington an, die jeweils drei Meisterschaften gewonnen hatten, und argumentierte, dass sie ja nicht besser wären als die titellosen Patrick Ewing und Reggie Miller. Sprich: Er selbst lasse sich nicht an den gewonnen Championship messen. Das ist sein gutes Recht - aber das kam schon wieder so überhöht und selbstverliebt rüber, dass es schwer fällt, ihn in welcher Art auch immer zu bewundern.
Dornhegge: Selbst sportlich ist er noch nicht über jeden Zweifel erhaben. Haruka sagt, dass er tougher geworden ist. Aber unter dem Strich bleibt: Jordan stand in 6 NBA-Finals und gewann 6 Titel. LeBron stand in 3 NBA-Finals und verlor 2 davon. Und er war in entscheidenden Spielen häufig komplett unsichtbar. Das sind Fakten, die seine Leistungen einschränken.
Florian Regelmann: Ich möchte es klar definieren: LeBron muss vier oder fünf Titel gewinnen, um überhaupt in einem Satz mit Jordan genannt werden zu dürfen. Generell geht mir das Gehype auf die Nerven, aber die Aufregung um LeBron stört mich besonders. Phil hat als Beispiel schon Oscar Robertson aufgeführt: Er hat die Saison über 31 Punkte, 12,5 Rebounds und 11,4 Assists gemacht. Natürlich hinken historische Vergleiche, aber wenn Robertson zuhause sitzt und hört, wie die 6 Spiele von LeBron einen Hype auslösen, schüttelt er wohl nur den Kopf. LeBron ist der beste Spieler der Welt. Aber, um eine provokante These nachzuschieben: Für mich ist LeBron nicht der MVP der Saison. Für mich ist der MVP der beste Spieler beim besten Team, und der heißt Tony Parker. Im Schatten von LeBron spielt er eine unglaubliche Saison. Ich weiß, dass LeBron zum MVP gewählt wird. Parker jedoch geht in der Diskussion viel zu sehr unter.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche
These: Indiana ist die Sensation der Saison
Florian Regelmann: Sehe ich gar nicht so. Indiana spielt das, was zu erwarten war. Okay, Danny Granger fehlt verletzt, aber dass Paul George zum All Star wird, konnte man erwarten. Die viel größere Sensation sind die Chicago Bulls ohne Derrick Rose und ohne ihren Bench Mob, der sich langsam ausdünnte. Es ist sehr beeindruckend, was Tom Thibodeau, für mich wieder der Coach of the Year, aus der Mannschaft herausholt. Speziell aus Leuten wie Marco Belinelli und natürlich Nate Robinson, die das Wort Defense früher nur aus dem Hörensagen kannten. Generell macht das Front Office einen überragenden Job: Ein Draft-Steal wie Jimmy Butler an Nummer 30 ist kein Zufall. Genauso wenig, dass im gleichen Draft sogar noch Nikola Mirotic gezogen werden konnte. Die Bulls sind für die Zukunft sensationell aufgestellt.
Frank Buschmann: Ich bin stinksauer auf Flo! Ich wollte meine Bulls als die Sensation schlechthin anführen, und dann kommt der Ochse und nimmt mir Chicago weg. Was soll ich da noch erzählen? Wir reden über eine Mannschaft, die auf ihren Franchise Player verzichten muss und dennoch im Osten zu den besten gehört. Bei Indiana bin ich ebenfalls bei Flo: Ich finde es gut, was sie abliefern, aber das bewegt sich alles im Bereich des zu Erwartenden.
Haruka Gruber: So alltäglich sind die Leistungen von Indiana auch nicht! Die Pacers haben mit Danny Granger ihren MVP verloren und sich dennoch im - zugegeben schwachen - Osten vor Teams wie Brooklyn, Atlanta und Boston liegen, ist sehr respektabel. Allerdings muss ich zustimmen: DIE Sensation der Saison sind sie nicht. Vielmehr sind es die San Antonio Spurs. Ich weiß, dass es langweilt, dennoch ist es fantastisch, dass sie die mit weitem Abstand beste Bilanz aller Teams aufweisen. Und dass, obwohl in keinem Spiel seit Anfang Januar bis Mitte Februar wegen Schonung oder Verletzung die Big Three aus Parker, Tim Duncan und Manu Ginobili aufliefen. Nicht hoch genug einzuschätzen ist es, wie die Spurs siegen und siegen - und parallel die Mannschaft der Zukunft formen mit Kawhi Leonard oder Danny Green.
Philipp Dornhegge: Richtig, die Spurs sind die Sensation. Man betrachtet es als Selbstverständlichkeit, dass San Antonio im Westen an eins, zwei oder drei liegt. Dabei vergisst man schnell, welche Verletzungsprobleme sie haben und wie selbstlos alle Spieler bis zur Nummer zehn etwas für das Kollektiv beitragen. Indiana finde ich auch stark. Nur: Die Pacers sind keine Sensation. Ich finde den Kader überragend zusammengestellt, Coach Frank Vogel macht einen exzellenten Eindruck, die Defense muss sich nicht vor den Bulls verstecken, sie spielen nach einer gemeinsamen Identität - und wenn jetzt Granger zurückkommt, muss man schauen, ob es nicht Sinn macht, ihn als Sixth Man zu bringen. Dann wäre die letzte Schwäche, die fehlende Firepower von der Bank, ausgemerzt. Wenn wir schon dabei sind: Die wahre Sensation sind eigentlich die Lakers und die Celtics - weil sie so sensationell schlecht spielen.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche
These: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche
Frank Buschmann: Dennis Schröder ist ein sehr, sehr talentierter deutscher Point Guard, das mal vorweg. Er zeigt tolle Leistungen und ich freue mich schon, ihn bei der EM 2013 in der deutschen Nationalmannschaft zu sehen. Nur: Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass er in näherer Zeit eine Rolle spielen kann für ein NBA-Team. Ich will ihm wirklich nicht zu nahe treten und mir macht es Spaß, ihm zuzuschauen. Aber: Das Talente-Paket von Schröder haben 759 College-Abgänger in jedem Jahrgang. Daher sollte Schröders Fokus auf anderen Dingen liegen: In Braunschweig eine zweite gute BBL-Saison spielen. Bei einem Top-BBL-Team Minuten bekommen. Dann beweisen, ob er auf europäischem Niveau eine Rolle spielen kann. Und erst dann sollte man überlegen, ob er bereit ist für die NBA. Doch dann ist er 25, 26 Jahre alt. Stand jetzt ist es allerdings aberwitzig, über die NBA zu sprechen. Ein Spieler wie Nowitzki ist eine andere Story: ein Jahrhunderttalent mit unfassbaren physischen Voraussetzungen. Da haben die NBA-Scouts sofort ein Auge drauf. Nicht auf einen 1,81 Meter Point Guard aus Deutschland.
Haruka Gruber: Naja, Buschi: So alltäglich ist es nicht, was Schröder kann. Selbst im europäischen Vergleich ist das sehr vorzeigbar: Er kommt vielleicht etwas zu klein und schmächtig daher, aber er ist schnell, kreativ, athletisch, hat ein Auge für den Mitspieler und neuerdings auch einen sehr zuverlässigen Dreier. So eine Mischung ist selten - und das fällt in den USA auf. Er wurde nicht umsonst zum Nike Hoop Summit eingeladen.
Buschmann: Sorry, Haruka, aber da musst Du mir glauben: Wenn Schröder bis 2015 in die NBA wechselt, darfst Du, Haruka, ein Jahr lang auf meine Kosten trinken, wenn wir zusammen rausgehen. Versprochen!
Florian Regelmann: Ich stimme Buschi zu: Man muss sich nur anschauen, wie viele College-Spielmacher das abliefern, was Schröder macht. College ist immer noch der beste Gradmesser - und deswegen sehe ich die größten Chancen bei Elias Harris. Er spielt bei Gonzaga eine starke Saison und die Bulldogs sind landesweit aktuell nicht umsonst auf Platz drei im Ranking. Das Potenzial, ins Final Four zu kommen und sogar das gesamte NCAA-Tunier zu gewinnen, ist vorhanden. Und ein weiter Run ist die beste Gelegenheit, sich ins Schaufenster zu stellen. Zwar steht Harris im Schatten von Kelly Olynyk, eine der Sensationen der College-Saison, aber wenn Gonzaga weit kommt, sehe ich gute Chancen, dass auch Harris gedraftet wird. Ein später Zweitrunden-Pick ist absolut drin. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass wir ihn in der nächsten Saison in einem NBA-Kader sehen.
Haruka Gruber: Ich sehe aber das Problem bei Harris, dass sein schwacher Dreier in dieser Saison ein Red Flag sein wird für die NBA-Teams. Ein Tweener, der am College zwar als Power Forward spielen kann, aber in der NBA als Small Forward spielen muss und einen wackeligen Dreier mitbringt - sehr schwierig. Wenn ich Harris wäre, würde ich mich auf Europa konzentrieren. Gute Vorbereitung mit dem DBB-Team absolvieren, eine gute EM spielen - und dann klopft vielleicht ein gutes Euroleague-Team an. Ich sehe ein Risiko, die Summer League und vielleicht die NBA-Preseason zu absolvieren, und dafür sich nicht voll auf die EM oder eine Zukunft in Europa zu konzentrieren.
Philipp Dornhegge: Wie Haruka sagt: Harris ist zu klein für die Vier, aber für die Drei besitzt er nicht den Wurf und das Ballhandling. Deswegen habe ich schon häufiger Harris mit Ademola Okulaja verglichen - wobei ich bei Okulaja Vorteile sehe, was das Kämpferische anbelangt. Und selbst er schaffte es nie wirklich in die NBA. Daher steht außer Frage, dass Harris niemand für die NBA ist. Viel größere Chancen sehe ich hingegen bei Tim Ohlbrecht. Er spielt in der D-League, lieferte beim All-Star-Game ein Double-Double und die Scouts und Kommentatoren sind ziemlich angetan von ihm. Zugleich sehe ich in der NBA Spieler ohne Basketball-Verstand und Wurf wie Ryan Hollins, der einige Minuten selbst bei den Clippers erhält. Warum sollte Ohlbrecht nicht eine ähnliche Rolle spielen können?
Buschmann: Ich lese auch Wunderdinge über ihn und ich finde es sensationell geil, dass er, der als schwieriger Spieler gilt in Deutschland, diesen Knochenweg D-League geht und belohnt wird. Das Problem: Ich wundere mich, warum er noch nicht von einem NBA-Team angerufen wurde. Ich würde ihm das wünschen.
Gruber: Das stimmt, Ohlbrecht ist einen mutigen Weg gegangen. Aber 13,3 Punkte und 7,3 Rebounds sind auch nicht so überragend, als ob ein NBA-Call-Up selbstverständlich wäre. Daher sehe ich am ehesten einen in der NBA, der noch gar nicht genannt wurde: Tibor Pleiß. Er ist den Weg gegangen, den Schröder noch vor sich hat: Er setzte sich in Bamberg durch, ging zu Caja Laboral und bekommt in seinem Debüt-Jahr in der Euroleague immerhin 15 Minuten im Schnitt, was sehr respektabel ist. Wenn es ihm nächste Saison gelingt, sich als Starter zu etablieren und entsprechende Stats abzuliefern, wird ihn Oklahoma City sicher in die NBA holen. Man darf nicht vergessen: Tibor wurde immerhin schon gedraftet. Schröder ist noch im Stadium von Robin Benzing vor drei, vier Jahren. Er liefert für einen mittelmäßigen BBL-Klub mit 19 Jahren rund 12 Punkte. Nicht mehr und nicht weniger.
Philipp Dornhegge: Wir können uns bei Schröder einigen: Egal ob es was wird mit der NBA oder nicht, wir können uns darauf freuen, dass er dem DBB-Team etwas Attraktives verleihen kann mit seinem fancy Spielstil. Ich glaube, dass er auch für die Außendarstellung dem deutschen Basketball gut tut.
Buschmann: Ich hoffe nur, dass aus ihm kein zweiter Misan Nikagbatse wird.
These 1: Kaman zu holen war ein großer Fehler der Mavs
These 2: Howard sollte nicht bei den Lakers verlängern
These 3: Der LeBron-Hype ist maßlos überzogen
These 4: Indiana ist die Sensation der Saison
These 5: Schröder und nicht Pleiß wird der nächste NBA-Deutsche