NBA

Knicks gewinnen umkämpftes erstes Spiel

Von Martin Gödderz
Paul Pierce (l.) hatte das Nachsehen gegen Jason Kidd (r.) und die New York Knicks
© getty

Im ersten Playoff-Match des Jahres zeigen die New York Knicks und die Boston Celtics gleich einmal eindrucksvoll, was Playoff-Basketball bedeutet. Nach 48 hochspannenden, hart umkämpften und intensiven Minuten gewinnen die New York Knicks mit 85:78 (BOXSCORE). Carmelo Anthony war der Top-Scorer, Mann des Spiels war aber ein Anderer.

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In einem jederzeit offenen Spiel, in dem keines der beiden Teams zu irgendeinem Zeitpunkt mit mehr als acht Punkten Vorsprung führte, war der amtierende Scoring-Champion der regulären Saison, Carmelo Anthony, auch der beste Scorer des Spiels. Auf 36 Punkte (13/29 FG), 6 Rebounds und 4 Steals kam Anthony am Ende.

Sehr stark spielten aber auch die Veteranen Jason Kidd (8 Punkte, 6 Rebounds, 3 Assists, 3 Steals) und Kenyon Martin (10 Punkte, 9 Rebounds, 2 Blocks), der in der Schlussphase den angeschlagenen Tyson Chandler als Center ersetzte. J.R. Smith steuerte 15 Punkte von der Bank aus bei, traf aber nur 7 seiner 19 Wurfversuche.

Bei den Boston Celtics stachen insbesondere Paul Pierce und Jeff Green hervor. Green machte 20 seiner 26 Punkte in der ersten Hälfte, tauchte im zweiten Durchgang aber fast komplett unter und leistete sich neben 7 Rebounds und 3 Blocks auch 6 Turnover. Pierce verlor den Ball ebenfalls sechsmal und war insbesondere in der Crunchtime nicht der gewohnte Rückhalt. Mit 21 Punkten (6/15 FG) und 7 Assists war er aber trotzdem einer der besten Celtics.

Die Bankspieler der Kelten trafen nicht einen Wurf aus dem Feld. Kevin Garnett sammelte zwar 9 Rebounds, hatte aber Probleme mit seinem ansonsten so sicheren Wurf (8 Punkte, 4/12 FG).

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Die Reaktionen:

Carmelo Anthony (New York Knicks): "Es ist ein wundervolles Gefühl, zu wissen, dass wir unserer ersten Sieg der Serie hier Zuhause geholt haben. Es war wirklich wichtig für uns, rauszugehen und uns den ersten Sieg zu holen."

Mike Woodson (Trainer New York Knicks): "Boston kennt Melo und sie haben es so hart wir möglich für ihn gemacht, den Ball im Korb unterzubringen. Er hatte einen guten Start, eine ziemlich schlechte Mitte und dann, als wir die wichtigen Punkte machen mussten, hat er die Plays gemacht, die wir von ihm brauchen. Und ich meine, das ist das, was die Großen tun."

Doc Rivers (Trainer Boston Celtics): "Wir hatten ein paar schlimme Ballverluste heute. Wenn wir diese Turnover in jedem Spiel machen, dann sollten wir diese Spiele verlieren und das haben wir heute auch getan. Wir haben Pässe in den Post von der anderen Seite des Feldes gespielt. Ich meine, das sind einfach keine guten Pässe."

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Vor dem Tip-Off: New York. Madison Square Garden. Knicks gegen Celtics. Kann es einen besseren Start in die Playoffs geben? Nachdem durch Redebeiträge von Paul Pierce und Carmelo Anthony an die Opfer des Bombenanschlags in Boston gedacht wurde, kann es losgehen.

Bei den Gästen beginnt die vermutete Starting Five bestehend aus Bradley, Pierce, Green, Bass und Garnett. Bei den Knicks überrascht Coach Mike Woodson mit der Hereinnahme von Chris Copeland für den verletzten Prigioni. An seiner Seite beginnen Felton, Shumpert, Anthony und der wiedergenesene Chandler.

5.: Die Knicks beginnen das Spiel mit zwei Airballs. Dann allerdings zeigt Anthony direkt mal, wie weit er in den Playoffs kommen will. Die ersten vier Würfe sitzen allesamt. Als er die Knicks per Dreier auf 12:6 in Front bringt, steht der Garden bereits Kopf. Doc Rivers nimmt die erste Auszeit.

10.: Uff! J.R. Smith läuft von der Bank kommend auch direkt mal heiß. Staunend schauen die Celtics zu, wie der potentielle Sixth Man of the Year den Ball spektakulär in die Maschen stopft. Auf der Gegenseite foult Smith Pierce aber beim Korbleger. Der macht das Dreipunkte-Spiel perfekt. 24:22 Knicks.

16.: Was ist nur mit dem Jet los? Jason Terry trifft in der Offensive zwei komplett offene Würfe nicht. Hinten vergisst er, dass er nicht mehr mit Jason Kidd in einem Team spielt und erlaubt diesem zwei offene Dreier. Nach einem kurzen Celtics-Run ist das Momentum wieder bei den Knicks. 37:34 New York.

20.: Die Celtics spielen gerade richtigen guten Offensiv-Basketball. Pierce lenkt das Spiel aus dem Post und spielt erst Garnett per Alley-Oop frei, dann bedient er zweimal den zum Korb ziehenden Bradley. Daneben stellt der bärenstarke Jeff Green die Knicks vor schier unlösbare Probleme. 46:44 Celtics. Ein hautenges Spiel.

27.: Anthony gibt mal weder ein Lebenszeichen ab und verwandelt den völlig offenen Dreier. Die ersten Punkte der zweiten Hälfte. Zuvor haben sich beide Teams zu Beginn der zweiten Hälfte ein Festival der vergebenen Würfe geliefert. 53:52 Celtics.

32.: Jetzt ist hier endgültig Feuer drin! Pierce zieht bereits das dritte Offensiv-Foul. Sein genüssliches Lächeln auf dem Gesicht, als ihn der gesamte Garden dafür ausbuht? Unbezahlbar. Dann aber packt Kenyon Martin einen eindrucksvollen Slam Dunk aus und bringt die Arena zum Kochen, während auf der Gegenseite Courtney Lee rüde von Anthony aus der Luft geholt wird. 62:61 Knicks.

36.: Pierce haut den Dreier rein und plötzlich führen die Celtics nach einem 11:1-Lauf mit sieben Punkten Vorsprung. Die größte Führung überhaupt in diesem Spiel. Auf der Gegenseite antwortet Anthony aber per Fade Away aus dem Post. Mit 70:67 führen die Celtics vor dem letzten Viertel.

43.: Pure Intensität! Die Celtics verteidigen bärenstark, kriegen aber auch nach dem dritten vergebenen Feldwurf hintereinander nicht den Defensiv-Rebound. Courtney Lee spielt den Ball von der Seitenlinie direkt Kenyon Martin in die Hände. Der versenkt den Wurf mit Foul. 74:72 Knicks.

47.: Das war es wohl! Die Celtics treffen gar nichts mehr und leisten sich haarsträubende Turnover in Serie. Terry wirft mal wieder einen Dreier daneben. Auf der Gegenseite nimmt Anthony den langen, langen Zweier und trifft! 83:76 Knicks gut eine Minute vor dem Ende.

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Der Star des Spiels: Kenyon Martin. Natürlich erzielte Carmelo Anthony wieder 36 Punkte und traf einige wichtige Würfe. Doch der Superstar der Knicks erzwang zu viele Würfe und schien sich komplett an der Defensive der Celtics aufzureiben. Das Spiel gedreht hat ein anderer: Kenyon Martin. Mit der Hereinnahme des Big Man kam Feuer ins Spiel der Knicks. Martin brachte den unbändigen Willen und eine große Portion Intensität mit ein.

Seine insgesamt 5 Offensiv-Rebounds taten den Celtics sehr weh, ebenso seine zwei Blocks. An solchen Spielern können sich die manchmal lethargisch wirkenden Smith und Anthony hochreißen. Martin könnte in diesen Playoffs noch ganz wichtig werden. Ein Wunder, dass er nahezu die gesamte Saison lang als Free Agent von keinem Team verpflichtet wurde. Auch stark: Routinier Jason Kidd, der mit seinen Steals und seiner Übersicht das Zepter im letzten Viertel übernahm.

Der Flop des Spiels: Jason Terry. Der einstige Playoff-Held der Mavs zeigte eine absolute Nicht-Leistung an beiden Enden des Feldes. Kein verwandelter Feldwurf bei fünf größtenteils völlig offenen Würfen. Dazu kein einziger Assist als derzeit wohl bester Passing-Guard der Celtics. Der einzige Grund dafür, dass Terry trotzdem 20 Minuten auf dem Feld stand, ist der Mangel an Alternativen.

Defensiv hatte er enorme Probleme mit Jason Kidd, der immer wenn er gemeinsam mit Terry auf dem Feld stand, heiß lief. Ende des dritten Viertels leistete er sich zudem ein unglaublich dämliches Loose-Ball-Foul. Dabei ist Terrys Leistung nicht einmal ein Ausrutscher nach unten, wenn man auf seine Regular Season schaut. Wird der Jet den Schalter in dieser Serie noch einmal umlegen können?

Analyse: Herzlich Willkommen in den Playoffs! Die Knicks und Celtics zeigten gleich im ersten Spiel, dass die NBA in der heißen Phase der Saison angekommen ist. Nachdem sich beide Teams im ersten Viertel noch einen offensiven Schlagabtausch abgeliefert hatten, stieg die Intensität des Spiels spätestens mit dem technischen Foul von Tyson Chandler am Ende des ersten Viertels von Minute zu Minute.

Die Knicks spielten dabei nur ein Viertel lang wie das Team, das in der Schlussphase der Regular Season nahezu jedes Spiel gewann. Das Spacing funktionierte kaum, die Dreier waren kaum herausgespielt, das Ball-Movement eingefroren. Nachdem Bradley im ersten Viertel enorme Probleme mit Anthony hatte, übernahmen Bass und Green in der Folgezeit die Manndeckung des Forwards und legten dem Scoring-Champion Ketten an. Die Folge: Anthony traf nach heißem Start (4/4 FG) nur noch 2 seiner folgenden 11 Wurfversuche.

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Die Knicks-Offensive geriet ins Stocken. Nahezu jeder Spielzug war eine einfache Isolation für den im zweiten und dritten Viertel nahezu gänzlich ineffektiven Anthony, der viele lange Zweier nahm. 26 mal bekam Anthony in der ersten Hälfte den Ball, nur dreimal spielte er ihn wieder ab.

So hatten die Knicks zur Halbzeit auch gerade einmal 7 Team-Assists gesammelt. Die Celtics, bei denen Pierce aufgrund der mangelnden Passfähigkeiten von Bradley und Co immer wieder als Point Forward agierte, dagegen standen da schon bei 15 Assists.

In der Defensive hatte New York vor allen Dingen Probleme mit der Penetration der Celtics. Green, Bradley und Pierce zogen immer wieder mühelos in die Zone und kamen so zu einfachen Korblegern oder Dreipunkte-Spielen. An dieser Stelle wurde deutlich, dass Tyson Chandler nicht wirklich fit ist. Der amtierende Defensive Player of the Year bewegte sich schlecht und wirkte sehr statisch, was sich besonders auf die Defensive der Knicks in der Zone auswirkte. Die verbesserte sich schlagartig mit der dauerhaften Hereinnahme von Hustle-Player Kenyon Martin.

Boston verlor im zweiten Durchgang vollständig seinen Wurfrhythmus. Warfen die Celtics bis zur Pause noch über 52 Prozent aus dem Feld, waren es in der zweiten Halbzeit klägliche 25,9 Prozent. Im letzten Viertel erzielte Boston genauso viele Punkte wie Ballverluste: acht. Das sind vollkommen erschütternde Werte, die mit mehreren Faktoren zusammenhingen.

Auf der einen Seite verbesserte sich die Knicks-Defense mit Kidd (3 Steals) und Martin (2 Blocks) merklich, die Knicks nahmen den Playoff-Kampf in der zweiten Hälfte auf. Auf der anderen Seite trafen die Celtics viele schlechte Entscheidungen. Green traute sich nicht mehr in die Zone und warf nur noch ineffektiv aus der Mitteldistanz. Von der Bank kam keinerlei Hilfe, so dass die Starter am Ende entkräftet waren und sich unnötige Turnover leisteten. Das Assist/Turnover-Verhältnis der Celtics in Halbzeit zwei war furchterregend. 3 Assists standen 11 Ballverluste entgegen.

Das kostete den Celtics letztlich den Sieg gegen offensiv nicht überzeugende Knicks. Die Serie verspricht jedenfalls spannend zu werden, wobei die Knicks einen moralisch unglaublich wichtigen Sieg sammelten und das mit einer bis zum Schluss nicht wirklich gut funktionierenden Offensive. Doch auch die Celtics, die defensiv am absoluten Limit spielten, sollten offensiv noch etwas drauflegen können. So scheint auch das kommende Spiel in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch völlig offen zu sein.

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