NBA

"Wir wissen, wozu wir in der Lage sind"

Von Interview: Dirk Sing
Evan Turner (l.) wurde am 20. Februar von den Philadelphia 76ers zu den Indiana Pacers getraded
© getty

Kurz vor den Playoffs straucheln die Indiana Pacers gewaltig. Am Sonntag haben sie gegen die Oklahoma City Thunder (ab 19.00 Uhr im LIVE-STREAM) die vorletzte Chance, sich in einen Rhythmus zu spielen, bevor die Post-Season beginnt. Doch Evan Turner ist zuversichtlich. Exklusiv bei SPOX spricht der 25-Jährige über die Probleme seines Teams, den Heimvorteil in den Playoffs und wie ähnlich sich die Pacers und Sixers in Wirklichkeit sind.

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SPOX: Herr Turner, am Freitagabend setzte es beim vorläufigen "Showdown" um Rang eins in der Eastern Conference beim amtierenden Meister Miami Heat die nächste Niederlage (86:98). Konkret gefragt: Was ist für die Pacers in diesem Match schief gelaufen?

Evan Turner: Wir haben eigentlich eine recht gute erste Halbzeit gespielt und auch das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Unmittelbar nach der Pause haben wir dann einige Minuten lang überhaupt nicht mehr ins Spiel gefunden, was Miami gnadenlos ausgenutzt hat. Diese Schwächephase hat uns letztlich den Sieg gekostet. Dennoch bin ich der Meinung, dass wir im Vergleich zu unseren vorangegangenen Begegnungen einen deutlichen Schritt nach vorne gemacht haben.

SPOX: Sie haben die Schwächephase zu Beginn des dritten Viertels bereits angesprochen, als Miami mit einem 16:0-Run den Grundstein zu diesem Sieg legte. Warum kollabierte die Offense der Pacers in diesen rund fünf Minuten regelrecht und blieb gänzlich ohne Korberfolg?

Turner: Tja, das ist eine gute Frage. Wir haben uns keine guten Würfe erspielt und die wenigen, die wir bekommen haben, nicht konsequent genutzt. Wobei man aber auch sagen muss, dass die Heat sehr gut verteidigt und dadurch auch den einen oder anderen Ballverlust von uns forciert haben. In dieser Phase kam irgendwie alles zusammen.

SPOX: War diese Niederlage bereits eine Vorentscheidung im Kampf um die "Pole Position" in der Eastern Conference?

Turner: Schwer zu sagen. Fakt ist, dass wir es nun nicht mehr in der eigenen Hand haben. Wir werden auf alle Fälle versuchen, unsere beiden verbleibenden Partien gegen die Oklahoma City Thunder und Orlando noch zu gewinnen. Dann werden wir sehen, wo wir am Ende stehen.

SPOX: Welchen Stellenwert hat denn aus Ihrer Sicht grundsätzlich der erste Platz in der Eastern Conference nach Abschluss der Regular Season, gerade im Hinblick auf den Heimvorteil in den Playoffs?

Turner: Ich denke schon, dass es letztlich keine ganz unerhebliche Rolle spielt. Grundsätzlich ist es in einer Serie sicherlich kein Nachteil, wenn du das erste Match daheim hast. Mit einem Sieg kannst du gleich Selbstvetrauen tanken und den Druck an deinen Gegner weitergeben. Je weiter du dann in den Playoffs kommst, desto entscheidender könnte der Heimvorteil sein.

SPOX: Über weite Strecken dieser Saison sah es danach aus, als würden die Indiana Pacers das Geschehen in der Eastern Conference fast schon nach Belieben beherrschen. Von dieser einstigen Souveränität und Dominanz ist Ihr Team jedoch seit einigen Wochen weit entfernt. Wie erklären Sie sich diesen Einbruch?

Turner: Das hat sicherlich mehrere Gründe. Zum einen haben wir in den vergangenen zehn, zwölf Partien gegen Mannschaften gespielt, die sich im Laufe dieser Saison deutlich verbessert haben. Von dem her sollte man diesen Gegnern schon auch den nötigen Respekt entgegenbringen und deren Leistungen anerkennen. Zum anderen hat aber sicherlich auch dem einen oder anderen unserer Spieler zuletzt etwas die körperliche Frische gefehlt. Gerade unsere Starting Five hat im bisherigen Saisonverlauf schon sehr viele Begegnungen und Minuten absolviert.

SPOX: Dennoch: Nach der 78:91-Niederlage in Washington (28. März) sprach Center Roy Hibbert davon, dass man "einige egoistische Jungs" im Team habe. Können Sie diese Aussage nachvollziehen beziehungsweise bestätigen?

Turner: Nein, das kann ich nicht - und ich glaube auch, dass es Roy so nicht gemeint hat. Dieser Satz ist ihm vielleicht unmittelbar nach dem Match in seiner ersten Enttäuschung herausgerutscht. Das sollte man deshalb nicht zu eng sehen. Ich selbst bin jetzt seit rund sieben Wochen hier und habe diesbezüglich nur gute Erfahrungen gemacht. Wir haben sicherlich keinen einzigen Spieler im Team, der sich über die Mannschaft stellt oder querschießt. Definitiv nicht.

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SPOX: Eine weitere herbe Klatsche folgte dann am 6. April gegen die Atlanta Hawks (88:107). Bereits zur Pause lag man mit 23:55 im Rückstand und traf dabei lediglich 20 Prozent der Würfe aus dem Feld. Wie lässt sich ein solcher Auftritt erklären?

Turner: Sie haben es ja bereits gesagt: Wir haben in den ersten 24 Minuten lediglich 20 Prozent unserer Würfe getroffen. Für uns war es ein schrecklicher Abend, an dem vor allem in der ersten Halbzeit überhaupt nichts funktioniert hat. Atlanta dagegen hat den Ball hervorragend laufen lassen, nahezu jeden Wurf versenkt und sich von Minute zu Minute mehr in einen Rausch gespielt.

SPOX: Nach dieser Partie wurde von vielen Seiten spekuliert, ob die Pacers absichtlich gegen die Hawks verloren hätten, um Atlanta damit "Schützenhilfe" im Kampf um Rang acht in der Eastern Conference zu geben und einem möglichen Erstrunden-Duell in den Playoffs gegen die New York Knicks aus dem Weg zu gehen...

Turner: Ja, dieses Behauptung habe ich in den vergangenen Tagen auch schon mehrfach gehört (lacht). Aber sie ist natürlich absoluter Unsinn. Ich von meiner Seite aus kann behaupten, dass ich immer gewinnen will - egal wann und egal gegen wen! Abgesehen davon muss es uns völlig egal sein, mit welchen Gegnern wir es letztlich in den Playoffs zu tun bekommen. Nicht wir müssen uns nach den Gegnern richten, sondern die Gegner nach uns.

SPOX: Oftmals ist es ja auch so, dass deutliche Niederlagen und deren Folgen durchaus auch eine positive Wirkung auf eine Mannschaft haben können. Um nochmals auf die Schlappe gegen Atlanta zurückzukommen: Wie ist Ihr Team damit umgegangen?

Turner: Ja, das ist richtig. Von dem her war diese deutliche Niederlage vielleicht gar nicht so schlecht. Wir haben uns unmittelbar danach als Mannschaft zusammengesetzt und miteinander gesprochen. Uns ist allen klar, dass wir letztlich wieder zurück zum typischen Pacers-Basketball müssen, der uns stark und erfolgreich gemacht hat.

Seite 1: Die Probleme der Pacers und Heimvorteil in den Playoffs

Seite 2: Über seinen Trade und die hohen Erwartungen in Indiana

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