Es war mal wieder jede Menge los beim Draft 2014. Adam Silver beeindruckte bei seinem Debüt, die "Sources" spielten verrückt und Andrew Wiggins leuchtete im Dunkeln. Während LeBron James und die Chicago Bulls ihre Wunschspieler bekamen, gingen die Deutschen leer aus - und Zach LaVine fluchte vor sich hin.
Der ganz normale Wahnsinn
Es gibt Drafts, da hat man im Vorfeld zumindest ein bisschen Klarheit. Wer als klarer First Pick gilt (wie zum Beispiel 2012 mit Anthony Davis), zwischen welchen Spielern die Entscheidung fallen wird (wie 2007 mit Greg Oden und Kevin Durant), so etwas. Vor dem gestrigen Draft wusste man nicht einmal, ob die Cavaliers ihren First Pick überhaupt behalten würden.
Noch eine halbe Stunde, bevor Adam Silver Andrew Wiggins aufs Podium bat, machten Gerüchte die Runde, der Pick könnte doch noch nach Philadelphia wandern. Für den Fall, dass Cleveland seinen Pick behielte, herrschte in der Fachwelt ebenfalls Uneinigkeit. Wiggins, Parker, Exum, vielleicht sogar doch Embiid? Die Experten twitterten sich die Fingerkuppen wund, in Berufung auf die allseits beliebten "Sources".
Wenn man bedenkt, dass gestern auch noch darüber spekuliert wurde, ob beispielsweise Kevin Love in einen Draft-Night-Trade involviert werden würde, verlief die ganze Angelegenheit doch ziemlich gemäßigt. Auch weil Cleveland darauf verzichtete, nach Anthony Bennett den nächsten Schocker auszupacken.
Der Draft im RE-LIVE zum Nachlesen
Sicher, dass Aaron Gordon vor Dante Exum gepickt wurde, war schon eine kleine Überraschung. Ansonsten waren jedoch überwiegend "logische" Picks dabei, die großen Blockbuster-Trades blieben aus. Und Adrian Wojnarowski twitterte nach dem Draft: "Sieht so aus, als hätte Philadelphia nie wirklich versucht, den No.1-Pick zu bekommen." "Per league sources", versteht sich.
Ein neues Gesicht...
...ist Adam Silver eigentlich nicht mehr. Dennoch war der gestrige sein erster Draft als Commissioner, und die Stimmung war eine völlig andere. Während sich Vorgänger David Stern regelmäßig in den Buhrufen des Publikums suhlte, wurde der neue Mann mit warmem Applaus begrüßt. Sein guter Start, unter anderem in der Causa Donald Sterling, hat merklich Eindruck hinterlassen.
Am Abend konnte Silver seiner Vita eine große Geste hinzufügen. Als er zwischen dem 15. und dem 16. Pick den Namen von Isaiah Austin aufrief, war dies ohne Frage der Moment des Drafts. Der Baylor-Center, der seine Karriere aufgrund des Marfan-Syndroms kürzlich vor ihrem richtigen Beginn beenden musste, war sichtlich bewegt und umarmte den Commissioner unter Tränen.
"Dass ich hier überhaupt eingeladen wurde, zeigt, was für ein toller Mensch Commissioner Silver ist. Ich kann Ihnen allen gar nicht genug danken", sagte Austin unter dem tosenden Applaus des Publikums. Auch Kevin Durant und viele andere lobten Silver via Twitter für die beeindruckende Geste.
Die Buhs, die bisher für Silvers Vorgänger reserviert waren, bekamen nun übrigens die Cleveland Cavaliers ab. Gut, wer zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren den ersten Pick sein Eigen nennt, wird das verschmerzen können.
Ein königlicher Anzug
Apropos First Pick. Was Andrew Wiggins gestern anhatte, fiel ins Auge und hätte wohl auch im Dunkeln geleuchtet. Ein schwarzer Tuxedo mit weißen Blümchenmustern, Fliege, schwarze Schuhe ohne Socken - in Sachen schräger Style ist Wiggins schon jetzt auf einer Stufe mit Russell Westbrook, Dwyane Wade und wie sie alle heißen. Designer Waraire Boswell erklärte den Ursprung des Outfits vor kurzem gegenüber "Women's Wear Daily" wie folgt.
"Es ist super-exklusiv, normalerweise für europäische Königsfamilien, die damit in den Urlaub fahren oder einen Country Club besuchen", so Boswell, "Ich garantiere, dass niemand auch nur etwas Ähnliches anhaben wird." Da hat er nicht übertrieben.
Greek-Freak-Invasion
Nach Giannis ist nun auch Thanasis Antetokounmpo im Draft gezogen worden, wenn auch nur in der zweiten Runde. Und als beide gemeinsam von dannen zogen, kündigte der "Original" Greek Freak an: "Wir sind in vier Jahren wieder hier!" Dann wäre der jüngere Brüder Kostas, der ebenfalls als Riesentalent gilt, 19 Jahre alt. Und Giannis bis dahin wahrscheinlich bei 2,50 m Körpergröße angekommen.
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McBuckets wird Bulle
Ihren Wunschspieler bekamen die Chicago Bulls. Die beiden eigenen Draft Picks wurden abgegeben, dafür kam Doug McDermott aus Denver - ein Shooter, der den offensiv häufig ziemlich harmlosen Bulls direkt weiterhelfen sollte. Ganz zu schweigen von den Marketing-Möglichkeiten eines Duos Doug McBuckets und Jimmy Buckets.
Interessant ist zudem aus Sicht der Bulls, dass sie mit Anthony Randolph eine Sign-and-Trade-Möglichkeit hinzugewonnen haben. Und da statt zwei nun nur ein Rookie bezahlt werden muss, ist auch im Hinblick auf Carmelo Anthony Cap Space frei geworden. Win-Win also für die Windy City.
Kein Glück für die Deutschen
Niels Giffey, Johannes Voigtmann, Philipp Neumann, Kevin Bright, Maxi Kleber - sie alle warteten vergeblich darauf, dass ihr Name aufgerufen wurde. Das war allerdings auch keine wirklich große Überraschung. Und dass man sich auch über die Summer League für ein NBA-Team empfehlen kann, hat Elias Harris im letzten Jahr klar gezeigt. Verzagen ist also nicht angesagt. Bei Giffey gibt es natürlich auch die Chance, dass sein Kumpel Shabazz Napier bei den Heat ein gutes Wort für ihn einlegt...
Ein Geschenk für LeBron
A propos Napier. LeBron James hatte sich schon während des Final Fours als großer Fan des Einsers geoutet und nicht hinter dem Berg damit gehalten, dass sich seine Heat doch bitteschön um ihn bemühen sollten. Gesagt, getan. Miami fädelte einen Deal mit den Hornets ein, um sich die Dienste von Napier zu sichern - wohl auch als Zeichen an soon-to-be Free Agent LeBron.
Der twitterte seine Zustimmung noch am Abend und verleitete das Front Office Miamis damit vermutlich zu euphorischen High Fives. Und Napier? Der hofft natürlich, dass er mit LeBron dann auch tatsächlich zusammen spielen wird.
"Es ist das verrückteste Gefühl überhaupt, weil er einer der besten Spieler der Welt ist. Es ist überragend, dass er mein Talent kennt und glaubt, dass ich ihm helfen kann", so Napier. Direkt bei ihm gemeldet hat sich LeBron allerdings noch nicht. "Er hat meine Nummer nicht." Leuchtet ein.
LaVine flucht vor sich hin
Als Zach LaVines Name aufgerufen wurde, hielt die Kamera natürlich drauf - und erwischte den Guard bei einer Lippenbewegung, die doch extrem nach "F*** me" aussah. Natürlich dachten erst einmal alle, das liege daran, dass er soeben von den Minnesota Timberwolves gepickt wurde. Nicht eben das Traumziel aller Spieler, schließlich liebt nicht jeder Schnee und eisige Kälte.
Es war jedoch nicht das Team, das LaVine fluchen ließ. "Nein, nein, ich bin überglücklich", versicherte der 19-Jährige später, "ich bin ein emotionaler Typ. Ich habe mein ganzes Leben lang auf diesen Moment gewartet, da überkamen mich die Emotionen einfach. Ich habe dann nur irgendwas vor mich hingemurmelt..."
Ähnliche Szenen spielten sich übrigens bei Joel Embiid ab - als sein Name verlesen wurde, blickte der Big Man ziemlich gelangweilt in die Kamera. Die Auflösung folgte aber auf dem Fuße: Das Bild kam verzögert an. Wenig später sah man Embiid dann auch jubeln.
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