Freitagnacht wird der neuste Jahrgang von Legenden in die "Naismith Memorial Basketball Hall of Fame" aufgenommen. Grund genug, um auf die berühmtesten Reden ihrer Vorgänger zurückzublicken. Mit dabei: Der weinende Rodman, der Sprüche klopfende Barkley und die bizarre Rede des besten Spielers aller Zeiten.
Charles Barkley (Aufnahme: 2006)
Charles Barkley machte seinem Ruf bei seiner Rede aller Ehre. Der "Round Mound of Rebound" machte diverse Scherze, zeigte sich charismatisch und dankte jeder Person, die für seine Karriere wichtig war - kurz, er lieferte genau die Art von Rede, die man sich bei der Aufnahme in die Hall of Fame erhoffen würde.
Er adressierte seine Familie und den Wandel, den sie im Zuge seiner Karriere durchlebt hat - "früher mussten wir Sandwiches mit Mayonnaise essen, jetzt können wir uns Filet Mignon bestellen." Seiner Tochter dankte er auf die ihm eigene Art dafür, dass sie keinen Freund hatte - "sonst wäre ich jetzt im Knast und könnte hier nicht diese Rede halten."
Seinem College dankte er und lieferte gleichzeitig die Erklärung für seine eher schwachen akademischen Leistungen: "Ich liebte das College, ich hasste nur die Schule." Und natürlich ging es auch um die wichtigsten Teamkollegen während seiner NBA-Karriere, wie Julius Erving, Moses Malone oder Dan Majerle.
Auch seiner letzten NBA-Station, den Houston Rockets, widmete er ein paar Sätze: "Sie haben mich immer noch wie einen All-Star behandelt, obwohl ich überhaupt nicht mehr spielen konnte." Er habe die Zeichen der Zeit erkannt, als er während der Spieler so viele Pump Fakes machen musste, dass er "dreimal die Woche zum Chiropraktiker musste."
Den runden Abschluss lieferte folgende Aussage: "Ich sage den Leuten immer: 'Ich bin über 40 Jahre alt und ich musste noch nie richtig arbeiten. Und um ehrlich zu sein will ich das auch nie.'" Dass er auch seinen heutigen Job als Experte nicht unbedingt als Arbeit ansieht, kann man bei "Inside the NBA" ja sehr deutlich sehen.
Dennis Rodman (Aufnahme: 2011)
"The Worm" war als Paradiesvogel bekannt, als Partylöwe mit dem nicht wirklich dezenten Hang zum Wahnsinn. Als er 2011 in einem extravaganten Outfit die Bühne betrat, sah es zunächst aus, als würde er diesem Ruf entsprechen. Doch es sollte ganz anders kommen.
Zum Anfang war Rodman dermaßen emotional, dass er kaum sprechen konnte. Was er von sich gab, waren eher Krächzlaute aus Worte, immer wieder wurde er zudem von Heulkrämpfen geschüttelt. Doch nicht nur der Auftritt, auch das, was er sagte, war außergewöhnlich.
Rodman dankte der NBA im Allgemeinen und sagte, dass er "an jedem anderen Ort der Welt tot, Drogendealer oder obdachlos" hätte sein können. Vor allem seinen Ex-Coaches Phil Jackson und Chuck Daly gegenüber zeigte er sich dankbar dafür, dass sie nicht "nur das Arschloch", sondern auch das Individuum Rodman gesehen hätten und für ihn echte Vaterfiguren gewesen wären.
Zum Abschluss sprach er extrem offen über seine schwierige Beziehung zu seiner Mutter und gelobte, endlich ein besserer Sohn und ein besserer Vater für seine Kinder werden zu wollen. In ihrer Ehrlichkeit und Emotionalität wohl eine der denkwürdigsten Hall-of-Fame-Reden überhaupt.
Kevin McHale (Aufnahme: 1999)
Kevin McHale galt schon zu aktiven Zeiten als einer der witzigsten NBA-Spieler, die team-internen Trashtalk-Duelle der Boston Celtics zwischen Larry Bird, Bill Walton, Danny Ainge und ihm waren legendär. Auch seine Aufnahme in die Hall of Fame erinnerte phasenweise an einen Celebrity Roast auf "Comedy Central".
Vor allem der im Publikum anwesende Walton bekam sein Fett weg. "Als ich ein Kind war, hing ein Poster von ihm an meiner Wand. So alt ist der schon!" McHale machte sich danach vor allem über Waltons ideologischen Wandel lustig - "als ich ihn kennen lernte, hatte er diese wilde Hippie-Mähne und sah aus, als hätte er den Verstand verloren. Jetzt hat er die Volldrehung gemacht - und ist Republikaner."
Natürlich bedankte sich der frühere Celtic aber auch bei Walton und vielen anderen wie Bird oder Robert Parish. Oder bei Cedric Maxwell, der dem Rookie McHale damals das Geheimnis verriet, wie man Dr. J defensiv stoppt: "Such' dir einen Feuerlöscher und knock' ihn damit aus. Das müsste funktionieren."
Die allermeisten Scherze machte er allerdings immer noch über sich selbst: über sein Spiel, seine Ehrfurcht vor Red Auerbach und die Angst, von seinem großen Bruder verhauen zu werden. An der Seite seiner fünf Kinder wurde er zum Ende hin dann doch noch ernst und dankte allen, die seine Karriere möglich gemacht hatten.
Michael Jordan (Aufnahme: 2009)
Als Michael Jordan 2009 in die Hall of Fame aufgenommen wurde, war sich der Großteil der NBA-Welt bereits einig darüber, dass er der beste Basketballer aller Zeiten war. Doch MJ selbst war offensichtlich der Ansicht, der ganzen Welt genau das noch einmal vor Augen führen zu müssen. Seine Rede wurde zu einer der bizarrsten, die die "Hoop Hall" jemals gesehen hat.
Er verbrachte 23 Minuten damit, jeden Menschen, der ihn jemals herausgefordert oder verärgert hatte, aufzulisten und zu betonen, wie er es jedem einzelnen gezeigt hat. Dean Smith, Doug Collins, Jerry Reinsdorf, Pat Riley, Isiah Thomas, Larry Bird, Magic Johnson, George Gervin, Jeff van Gundy... Als wäre es nötig gewesen, machte er sich über jeden Einzelnen lustig, der seine Großartigkeit jemals in Frage gestellt hatte.
Viele lachten über einige der Anekdoten, die MJ zum besten gab, schreckten bei anderen allerdings verwundert hoch. Bei all der Verbitterung, die Jordan durchblicken ließ, wirkte es teilweise, als hätte er nicht so ziemlich jeden möglichen Titel gewonnen, sondern wäre immer wieder gescheitert - und zwar aufgrund seiner Gegner, nicht wegen sich selbst.
In den 23 Minuten sagte Jordan sechsmal "Danke", einmal war das Wort sarkastisch an die Hall of Fame gerichtet, "weil sie die Ticketpreise angehoben haben." Zum Vergleich: David Robinson sagte das Wort bei seiner Rede in sieben Minuten 17mal.
Der legendäre Ehrgeiz von Jordan war an diesem Abend plötzlich ganz offen zu sehen, und es war kein schöner Anblick. Elf Jahre nach seiner letzten Meisterschaft schien Jordan immer noch nicht loslassen zu können. Be like Mike? Nicht an diesem Abend.
Magic Johnson (Aufnahme: 2002)
Vielleicht das perfekte Beispiel für eine Rede, wie sie sein sollte. Einer der absolut besten Spieler aller Zeiten, der die Bühne betrat und demütig denjenigen Personen dankte, die während seiner beispiellosen Karriere und darüber hinaus wichtig für ihn waren. Emotional, ohne kitschig zu wirken. Authentisch.
Vorgestellt wurde Magic - wie sollte es anders sein - von seinem ewigen Rivalen und guten Freund Larry Bird. Der startete seine Laudatio mit einem Hinweis an die Fans der Boston Celtics: "Es ist an der Zeit, die Waffen niederzulegen." Dieser Abend sollte Magic gehören und auch die größten Rivalen sollten an diesem Tag ihren Respekt zollen.
Als Magic selbst das Mikrophon an sich nahm, dankte er Bird dafür, dass er ihn über die Jahre immer motiviert hatte, seinen Teammates, seinen Coaches, dem mittlerweile verstorbenen Lakers-Besitzer Dr. Jerry Buss, und auch Pat Riley, den er als "einen meiner besten Freunde auf der Welt" bezeichnete.
Danach kam seine Familie an die Reihe, die ihn gerade im Zuge seiner HIV-Infektion immens unterstützt hatte - die emotionalste Aussage des Abends war an seine Frau Cookie gerichtet: "Du bist der einzige Grund, warum ich elf Jahre später immer noch lebe."
Man nahm es Johnson ab, wie er das sagte; die ganze Rede über merkte man, wie dankbar er für sein Leben und die Personen darin war. Und wie viel ihm der Sport Basketball über die Jahre bedeutet hatte. Und so passte auch der an die Fans gerichtete Abschluss: "Ich hoffe, ihr hattet über die Jahre genauso viel Spaß an meiner Karriere wie ich."