These: Den Spurs gelingt der Repeat
Florian Regelmann: Auf den ersten Blick wirkt ein Repeat gerade auch in dieser Saison ja so brutal schwer. Erst der unfassbare Schmerz in den Finals 2013, dann das unfassbare Hoch mit der Championship und der vollendeten Mission in der letzten Saison - es ist ja nur normal, dass man danach in ein mentales Tief fallen könnte. Aber der entscheidende Punkt ist: Die Spurs sind kein normales Team. Die Spurs sind vor allem in puncto Charakter so einzigartig, dass es da überhaupt keinen Letdown geben wird. Im Gegenteil. Gregg Popovich wird den Repeat-Gedanken als Motivation nutzen. Dazu kommt mit Ettore Messina ein neuer Impuls von Außen, der dem Team guttun wird. Es war in den Tagen von Berlin schon eindrücklich zu sehen, wie groß der Respekt von Popovich vor Messina ist, Pop hat sogar gewitzelt, dass Messina ihm schon gesagt habe, was er alles ändern müsste in der Spurs-Offense. Tony Parker und Manu Ginobili haben sich den Sommer mal ausgeruht, auch das wird der Mannschaft logischerweise helfen. Die Bank wird wieder die beste der Liga sein, auch weil jetzt wahrscheinlich Cory Joseph der nächste ist, der vor dem größeren Durchbruch steht. Und wer soll die Spurs denn bitte schlagen? OKC hat Thabo Sefolosha durch Anthony Morrow ersetzt, herzlichen Glückwunsch. Das reicht nicht, um die Spurs zu schlagen. Im Osten ist gar kein Team reif genug für den Titel. Ja, San Antonio schafft den Repeat.
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Sean Elliott: Absolut, ich stimme Florian zu! Ich glaube, dass wir das schaffen können. Wir haben letztes Jahr so gut gespielt und so viel Selbstbewusstsein daraus gezogen, in welcher Art und Weise wir Miami besiegt haben. Wenn man die Jungs fragt, sagt dir jeder, dass sie das Ding eigentlich schon im Jahr davor hätten gewinnen müssen. Das Team ist nahezu unverändert und das ist vor dieser Saison fast einzigartig. Viele Teams haben das nicht geschafft und mussten wieder kräftig umbauen. Wir bringen die gleichen Jungs zurück, daher ist es für uns viel leichter, wieder reinzufinden und in den Rhythmus zu kommen, den man braucht, um erfolgreich zu spielen. Ich gehe daher davon aus, dass wir wieder ein großartiges Jahr haben. Wenn es dann in die Playoffs geht, kommt unsere Zeit. Wir waren da schon so oft und wissen, wie wir erfolgreich sein können. Diese Erfahrung fehlt vielen anderen Teams. Es steht mich außer Frage, bleiben wir gesund, können wir den Repeat definitiv schaffen.
Max Marbeiter: Da bin ich hin und her gerissen. Gegen die Spurs zu wetten, bringt erfahrungsgemäß ja relativ wenig. Unmöglich ist der Repeat deshalb sicher nicht, aber es wird deutlich schwerer als im Vorjahr. Glasklarer Top-Favorit sind die Spurs für mich jedenfalls nicht. Sie werden weiter den schönsten Basketball spielen, sind sicher auch mindestens eines der besten Teams der Liga, nur fehlt diesmal die bittere Niederlage im Nacken - und damit vielleicht auch die letzten paar Prozent. Zudem hat sich die Konkurrenz einfach enorm verstärkt. Über die Cavs wurde ja bereits genug gesagt, doch auch Chicago traue ich mit einem fitten Derrick Rose einiges zu. Und da ist ja auch noch der Westen. OKC und die Clippers haben spielerisch zwar nicht die großen Veränderungen hinter sich, sind allerdings um einige Playoff-Erfahrungen reicher. Speziell die Clippers halte ich im zweiten Jahr unter Doc Rivers für sehr gefährlich. Zumal das Theater um Donald Sterling überstanden ist und es das bittere Zweitrundenaus zu rächen gilt. Zudem kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sich das Alter bei Tim Duncan und Manu Ginobili langsam aber sicher bemerkbar macht. Im System der Spurs wirkt sich das natürlich weniger aus als beim durchschnittlichen NBA-Team, aber es könnte ein Faktor werden. Andererseits erwarte ich von Kawhi Leonard dank der starken Finals noch mal eine Steigerung. Und wer weiß, was sich Coach Pop so alles ausgedacht hat. Die Spurs zählen definitiv zu den absoluten Favorit, wenn mich jetzt festlegen muss, sage ich aber: Der Meister kommt diesmal nicht aus San Antonio.
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Marc-Oliver Robbers: Das ist ja das Schöne an den Spurs. Sie fliegen immer etwas unter dem Radar. Niemand hat sie wirklich auf dem Zettel und am Ende stehen sie dann doch wieder mindestens in den Conference Finals. Aktuell reden wieder alle nur von LeBron James und den Cavaliers. Ich habe auch jahrelang den Fehler gemacht, die Rechnung ohne die Spurs zu machen. Mittlerweile bin ich aber geläutert. Auch auf das Gerede über das Alter von Duncan und Ginobili gebe ich nichts. Das gibt es jedes Jahr aufs Neue, nur werden alle immer wieder eines Besseren belehrt. Pops Minuten-Management für seine Spieler ist überragend und das System der Spurs so stark, dass das zeitweise Schonen der Stars überhaupt nicht ins Gewicht fällt. Natürlich haben die Spieler gerade aus der schmerzlichen Niederlage 2013 ihre Motivation gezogen, viel dramatischer konnte man schließlich nicht verlieren. Doch jetzt haben eben diesen Repeat vor Augen. Eine Sache, die ihnen noch nie gelungen ist und die selbst einen alten Hasen wie Popovich noch antreibt. Ich sehe kein Team im Westen, das wirklich stärker ist. Und da muss ich auch Max widersprechen. Kevin Durant hin oder her, so lange OKC nicht richtig Geld in die Hand nimmt, um auch mal eine vernünftige Bank zu haben, werden sie mit dem Titel nichts zu tun haben. Auch die Clippers sehe ich da nicht. Es fehlt denen einfach an Cleverness und Erfahrung. Dann noch eher Dallas. Sie haben ein Team voll mit Veteranen, die San Antonio schon im Vorjahr kräftig geärgert haben. Aber lassen wir das, es machen eh die Spurs.
These 1: Den Spurs gelingt der Repeat
These 2: Die Cavaliers sind das beste Team der NBA
These 3: Die Sacramento Kings gewinnen mindestens 40 Spiele