SPOX: Herr Curry, Ihr Vater war 16 Jahre lang in der NBA, Ihre Mutter Volleyball-Spielerin. Gab es da im Hause Curry eigentlich jemals einen Zweifel daran, dass Sie Profi-Sportler werden?
Stephen Curry (lacht): Es stimmt schon: Solange ich mich erinnern kann, war ich immer von Sport umgeben. Nicht nur Basketball, ich habe alles mögliche gemacht. Aber wenn dein Vater so lange in der NBA spielt, dann wird man als Kind natürlich ein Teil davon.
SPOX: Wann war Ihnen klar, dass es in Richtung NBA geht?
Curry: Mit 13 habe ich angefangen, mich komplett auf Basketball zu konzentrieren. An die NBA habe ich da allerdings noch nicht gedacht. Ich hatte nur die High School im Kopf, wollte dort auf hohem Niveau spielen, um ein College-Stipendium zu bekommen. Das war alles, was ich mir damals vorgenommen hatte.
SPOX: Wenn schon nicht die NBA - gab es damals dann wenigstens einen anderen Traumjob? Astronaut? Rennfahrer? Irgendwas?
Curry: Nicht wirklich. Die einzige Sache, für die ich mich damals sonst noch interessierte - und auch heute interessiere - ist Golf. Ich liebe Golf. Wenn ich nicht Basketball spielen würde, dann würde ich vermutlich irgendwas auf dem Golfplatz machen.
SPOX: Interessant. Wenn Stephen Curry also nicht NBA-Profi wäre, dann würde er heute irgendwo in einem Golfcart seine Runden drehen?
Folge NBA.de bei Twitter - wie Dirk Nowitzki!
Curry: Ja, absolut. Ich würde vermutlich irgendwo Golf spielen, unterrichten oder sonst irgendwas in der Industrie machen. Ich finde den Sport sehr faszinierend.
SPOX: Logische Folge-Frage: Was ist Ihr Handicap?
Curry: Zwei. Ich habe in der High School schon viel gespielt. Das hat geholfen. Und ich bin in der Off-Season viel auf Promi-Turnieren unterwegs. Es geht also.
SPOX: Am College haben Sie sich dann aber doch auf Basketball konzentriert - und im Hauptfach Soziologie studiert. Wie passte das in den Karriere-Plan?
Curry: Es war das Studienfach, das mir die größte Vielfalt bot. Die Hintergründe zwischenmenschlicher Beziehungen ergründen, soziale Probleme und Trends erkennen, das kann immer hilfreich sein. Ich muss aber zugeben, dass ich keine Ahnung habe, zu welchem Beruf mir das Studium am Ende verholfen hätte. Es hat mir aber einfach Spaß gemacht, neue Leute zu treffen und mich mit ihnen auseinanderzusetzen.
SPOX: Das scheint auch heute noch so zu sein. Jedenfalls wenn man sich Ihre diversen Social-Media-Aktivitäten so anschaut. Da sind Sie und Ihre Familie sehr offen...
Curry: Meine Familie ist ein bisschen verrückt - so sind wir nun mal. Egal ob wir komische Tanz-Videos drehen, oder uns gegenseitig Streiche spielen: Wir nehmen uns regelmäßig auf die Schippe und haben Spaß daran. Und seit es Social Media gibt, können wir die Fans auch daran teilhaben lassen. Das ist ganz selbstverständlich für uns.
Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den LEAGUE PASS
SPOX: Für Sie sind Facebook und Twitter also ein privater Spaß - und nicht eine Marketing-Maßnahme, bei der man sich ständig produzieren muss?
Curry: Man muss sich selbst treu bleiben, das ist für mich der Schlüssel. Wenn ich irgendetwas witzig finde, dann poste ich das. Ich versuche mich nicht krampfhaft zu verstellen, denn das kann ganz gewaltig nach hinten losgehen. Wenn ich etwas machen will, dann mache ich das und denke nicht erst groß über mögliche Reaktionen nach.
SPOX: Ist es dabei dann nicht schwer, den Schalter umzulegen: Vom privaten Spaß und Kumpel-Typ auf volle Konzentration im Game-Mode?
Curry: Man muss das streng trennen. Wenn ich zu Hause bin, dann genieße ich die Zeit mit meiner Familie. Ich bringe die Emotionen von der Arbeit nie mit nach Hause. Erst wenn ich mich ins Auto setze und zum Team fahre, dann schalte ich um. Dann tweete ich auch immer "Lock in!" Das ist das Zeichen, dass ich alles andere ausblende.
SPOX: Ist es nicht trotzdem schwierig, auf dem Feld respektiert zu werden, wenn einen die Leute immer mit den lustigen Videos und Werbespots in Verbindung bringen?
Curry: Nicht für mich. Sobald ich auf dem Feld stehe, nehme ich eine komplett andere Persönlichkeit an. Dann bin ich extrem konzentriert, verbissen und erfolgshungrig. Du brauchst einen Killerinstinkt. Wenn Du den hast, dann respektieren das deine Kollegen und Gegenspieler. Einige Spieler unterstützen das eben mit einer verbitterten Miene, ich habe lieber ein Lachen auf dem Gesicht und feiere ein bisschen, wenn es angebracht ist.
SPOX: Haben Sie eigentlich eine bestimmte Routine, die Sie vor dem Spiel durchgehen?
Curry: Sagen wir es mal so: ich habe bestimmte Tendenzen. Ich passe auf, dass ich ausreichend Schlaf bekomme, dass ich richtig esse. Solche Dinge.
Curry erklärt seinen Wurf: The Perfect Three
SPOX: Keine bestimmten Rituale? Aberglauben? Talismane im Schuh?
Curry: Naja, ein paar Dinge gibt es da schon. Ich versuche zum Beispiel immer im gleichen Bus zur Arena zu fahren. Seit dem College binde ich mir außerdem die Schuhe immer auf die gleiche Art und Weise zu: von links nach rechts. Das gleiche gilt für alle anderen Accessories, die ich trage. Das hilft mir, mich zu konzentrieren.
SPOX: Gilt das gleiche auch für ihre intensive Wurf-Routine vor dem Spiel?
Curry: Ja. Ich versuche einfach, alle möglichen Situationen, die im Spiel vorkommen können, schon mal zu simulieren. Da kommen dann 100 bis 150 Würfe zusammen. Das ist mehr als viele meiner Kollegen machen, aber es hilft mir dabei, mich für das Spiel aufzulockern. Es ist ein Ritual, das ich seit meiner zweiten NBA-Saison so durchziehe.
SPOX: Ist es nicht schwierig, diese Balance zwischen "mit allen Mitteln gewinnen" und "Spaß am Spiel" nicht aus den Augen zu verlieren?
Curry: Für viele Leute ist das bestimmt so. Spiele gewinnen und um den Titel spielen sind natürlich sehr wichtig für mich und das Team. Am Ende des Tages ist Basketball aber auch nur ein Spiel und man sollte es nicht zu verbissen sehen.
SPOX: Das lässt sich natürlich leicht sagen, wenn es gut läuft. Wo liegen Ihrer Meinung nach die Gründe für den Erfolg der Warriors?
Curry: Vieles hängt mit der Erfahrung zusammen, die wir mittlerweile haben. Unsere Truppe ist nun - abgesehen vom Trainer - bereits seit einigen Jahren zusammen. Da hat sich vieles eingespielt. Wir haben viel gelernt, besonders in den Playoffs. Was wir jetzt sehen, ist der logische nächste Schritt, den wir jetzt gehen müssen.