"Cuban war immer sehr aggressiv"

Marc-Oliver RobbersMax MarbeiterStefan Petri
01. April 201516:56
In der aktuellen Ausgabe der Triangle Offense diskutiert Bryce Taylor mit den SPOX-Redakteurengetty
Werbung

Müssen die Dallas Mavericks einen Neuaufbau einleiten? Hat Stephen Curry den MVP-Titel bereits in der Tasche? Sind die San Antonio Spurs wieder in Meisterform? Und ist Nikola Mirotic der wahre Rookie of the Year? Die SPOX-Redakteure Marc-Oliver Robbers, Max Marbeiter und Stefan Petri diskutieren mit Bayern-Kapitän Bryce Taylor.

SPOX

These: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Stefan Petri: Ganz ehrlich: Als ich die These gesehen hab, war meine Antwort eigentlich schon klar. Nein. Vielmehr hab ich mich gefragt, ob nicht ein gewisser Bulls-affiner Kollege die Frage irgendwie in die Triangle geschmuggelt hat. Aber dann hab ich ein bisschen recherchiert - und ich muss zugeben: Nikola Mirotic hat gute Argumente in der Hinterhand. Er hat einen fantastischen März gespielt, ist praktisch der Go-to-guy der Bulls und nicht mehr aus der Crunchtime im vierten Viertel wegzudenken. Mehr Punkte, Rebounds, Assists und Blocks als Wiggins, wenn man die Zahlen auf 36 Minuten hochrechnet. Und da ist die Krux: Man muss seine Zahlen hochrechnen, er spielt ja nicht einmal 20 Minuten pro Partie. In seiner begrenzten Einsatzzeit spielt er richtig gut, keine Frage, und er kann ja auch nichts dafür, dass sein Team im Frontcourt so gut besetzt ist, aber das ist mir doch ein bisschen wenig. Was machen wir, wenn in der nächsten Saison ein Rookie, z.B. für die Warriors, nur zehn Minuten spielt, aber in diesen richtig gut? Irgendwo hört es dann auf, und in meinen Augen sollte der Rookie of the Year schon rund 30 Minuten pro Spiel abreißen. Deshalb: Mirotic ist nicht der Rookie of the Year, aber in einer anderen Situation hätte er es womöglich werden können.

Max Marbeiter: Klar Stefan, man kann mir jetzt mangelnde Objektivität vorwerfen und ich möchte Andrew Wiggins' Leistung sicher nicht schmälern. Sein Spiel ist eines Nummer-1-Picks definitiv würdig. Wiggins hat sich zusehends gesteigert, dazu diese spielerische Eleganz. Andrew Wiggins wäre ein verdienter Rookie of the Year, keine Frage. Und dennoch geht meine Stimme virtuell an Mirotic. Verglichen mit seinen Jahrgangskollegen ist er wie ein Mann unter Jungs. Sein Spiel kommt für einen Rookie unheimlich ausgereift daher. Natürlich leistet auch er sich Fehler, aber Mirotic war einen Monat lang im Stande, ein Team, das mitten im Playoff-Rennen ist, offensiv zeitweise zu tragen. Ohne zwei der besten Spieler dieses Teams. Das habe übrigens nicht ich mir ausgedacht, sondern Jimmy Butler. Der lobte Mirotic nach seiner Verletzung für dessen Leistung im März. Für 20,8 Punkte und 7,6 Rebounds. Einen nicht unwesentlichen Teil seiner Zähler erzielte Mirotic dabei ausgerechnet in der Crunchtime, eigentlich kein Ort für Rookies, oder aber von der Linie. Denn Mirotic weiß, wie man zu Freiwürfen kommt. Er spielt unheimlich clever und hat das Spiel verstanden. Mittlerweile gewöhnt er sich sogar ein wenig daran, auf der Drei zu verteidigen, was den Bulls eine zusätzliche Option verleiht - wenngleich es natürlich ein wenig eigenartig anmutet, wenn Mirotic einen Terrence Rose um diverse Screens herum verfolgt. Nun bleibt Wiggins der bessere Defender, doch Mirotic hat sich gesteigert. Das Rennen ist knapp, aber Threekola hätte es verdient.

Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den reduzierten LEAGUE PASS

Bryce Taylor: Mirotic ist unglaublich gut. Wir haben vergangene Saison ja gegen ihn und Real gespielt. Seine Vielseitigkeit ist schon beeindruckend. Er kann ziehen, werfen, ist groß, kann rebounden und Würfe blocken. Ich dachte erst, dass er defensiv auf der Drei Probleme haben könnte, aber, wie Max schon sagt, hat er sich da bereits verbessert. Uns hat Mirotic damals dominiert. Sein Basketball-IQ ist immens. Außerdem war ich von seiner Größe beeindruckt, als ich ihn zum ersten Mal vor mir sah. Mirotic ist wirklich riesig. Man konnte definitiv sehen, dass er es in der NBA packen wird. Und jetzt spielt er in letzter Zeit auch wirklich richtig gut und ist, ganz nebenbei, Teamkollege von Aaron Brooks, mit dem ich drei Jahre lang auf dem College in Oregon gespielt habe. Deshalb sind die Bulls eines der Teams, die ich am intensivsten verfolge. Und wie gesagt Mirotic hatte einige richtig gute Spiele. Dazu spielt er "bedeutenden" Basketball, denn die Bulls werden in die Playoffs einziehen. Deshalb kann man mit Blick auf die zweite Saisonhälfte auch definitiv für Mirotic argumentieren. Er ist zudem ja auch kein ganz normaler Rookie. Er hat sich in der Euroleague auf höchstem Niveau bewiesen. Das ist etwas völlig anderes als College-Basketball. Viele kommen ja schon mit 19 vom College in die NBA. Mirotic ist älter, hat mehr Erfahrung. Er wird sicher einige Stimmen bekommen. Am Ende hatte Andrew Wiggins für mich das konstantere Jahr. Deshalb denke ich, dass er es am Ende wird.

Marc-Oliver Robbers: Ich habe ja in der vorletzten Triangle auf die Mütze bekommen, weil ich den Rookie-Jahrgang als enttäuschend bezeichnet habe. Dabei bleibe ich auch weiterhin. Stand heute konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Die Gründe sind vielschichtig, aber hier nicht das Thema. Auch von Wiggins hatte ich anfangs mehr erwartet. Natürlich hieß es, dass er noch roh ist und Zeit braucht, um sich in der NBA zurechtzufinden, aber in einem Timberwolves-Team, in dem er Narrenfreiheit besitzt, hatte ich gedacht, dass er schneller durchstarten wird. Ich freue mich für ihn, dass er es jetzt gepackt hat. Einen Typen wie Wiggins wollen die Leute sehen. Spektakel, Athletik, gute Defense. Sein Privatduell mit Rudy Gobert in dieser Woche war ein Genuss. Allein aufgrund dieses Entertainment-Faktors würde ich Wiggins immer Mirotic vorziehen. Denn sind wir mal ehrlich, die NBA ist eine große Show und die Awards sind häufig auch eine reine Sympathiewahl. Ein Typ, der einem 2,20-Meter-Center ins Gesicht dunkt, hat da immer bessere Chancen als ein Power Forward, der seriös seine Jumper durch die Reuse jagt. Die Nowitzki-Ausnahme lasse ich nicht gelten. Der war 2007 bzw. 2011 so dominant, dass niemand an ihm vorbei konnte. Also bei aller Klasse von Mirotic ist er für mich chancenlos. Für den Award sind nun mal nicht allein die Zahlen maßgeblich.

Seite 1: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Seite 2: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Seite 3: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Seite 4: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Seite 5: Die Spurs sind wieder in Meisterform

SPOX

These: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Petri: Neuanfang? Ich würde es so formulieren: Dallas muss sich neu orientieren. Butter bei die Fische: Wenn nicht wirklich alles klappt, wenn kein Wunder geschieht, dann wird man in den Playoffs dieses Jahr keine besonders große Nummer sein. Nowitzki sieht zum ersten Mal in seiner Karriere im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aus. Aber: Für einen wahren Neuanfang ist es zu früh, denn das würde - und das hat Cuban immer betont - bedeuten: Mindestens eine Saison in der Lottery, und zwar richtig weit unten. Dafür ist das Team aber noch zu gut, und das würde er Dirk auch nicht antun wollen. Also heißt es, das Team mit dem vorhandenen Cap Space ansprechend neu aufzustellen. Tyson Chandler halten, erneut eine gute und billige Bank aufstellen, Rondo lebewohl sagen und irgendwie einen starken Point Guard auftreiben - und dann überlegen, wieviel Monta Ellis wert ist. Zum Favoriten wird man es sicherlich in der nächsten Saison auch nicht bringen, aber noch würde ich das Team nicht abschreiben. Die Mavs waren in der Vergangenheit ja schließlich auch immer wieder für einen überraschenden Move gut.

Taylor: Kommt schon, irgendwie macht es doch immer den Anschein, als wären die Mavs ein, zwei Moves davon entfernt, wieder Meister werden zu können. Seit sie das Team nach der Meisterschaft auseinandergerissen haben, gelingt das aber nicht wirklich. Dallas hat immer ein gutes Team, kann jeden schlagen. Wenn ich mir die Mavs ansehe, kann ich aber einfach nicht sagen, dass sie in diesem Jahr den Titel holen werden. Ob man deshalb gleich den Rebuild einleiten muss, weiß ich allerdings nicht. Ich denke, sie können einige Assets bewegen, die sie eine Stufe anheben würden, womit sie wiederum ein Contender wären. Die Mavs sollten das Team definitiv nicht auseinander reißen. Natürlich wird es aber interessant, zu sehen, was mit Monta Ellis passiert. Dirk ist in den letzten Jahren seiner Karriere und für mich ist Ellis keiner, um den herum man ein Team aufbauen kann. Ich sehe in ihm eher einen Benchscorer wie Jamal Crawford. Wenn er auf der Zwei startet, brauchst du wiederum einen Small Forward, der Plays laufen und für andere kreieren kann. Sie haben das Geld, Mark Cuban war immer sehr aggressiv. Die Mavs sind nah dran, müssen jetzt aber etwas tun. Das wird interessant.

Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den reduzierten LEAGUE PASS

Robbers: Die Mavs sind mir ja irgendwie ein Rätsel. Die können an einem Abend jedes Team der Liga schlagen und einen Abend später gegen ein Lottery-Team untergehen. Dabei sollte man meinen, dass sie so viel Erfahrung besitzen, dass solche Ausreißer eben nicht passieren. Defensiv gehören sie bekanntlich nicht zu den Premiumteams und der unfassbare offensive Flow vom Saisonanfang ist seit der Verpflichtung von Rajon Rondo auch nicht mehr so vorhanden. Die Verpflichtung könnte sich im Nachhinein echt als Fehler herausgestellt haben. Coach Carlisle hat es bislang nicht geschafft, Rondo so einzusetzen, dass er mit Ellis harmoniert. Dass er zudem kein einfacher Charakter ist, kommt noch hinzu. Es würde mich nicht wundern, wenn Rondo nach der Saison wieder das Weite sucht. Und das käme ja schon einem Neuanfang gleich. Zumal ich mir auch vorstellen könnte, dass Ellis nach der Saison aus seinem Vertrag aussteigt - neuer TV-Vertrag ein Jahr später hin oder her. Ich bin da ganz bei Bryce. Es ergibt für die Mavs keinen Sinn, das Team um Ellis aufbauen zu wollen. Zum Franchise-Player taugt er nicht, aber irgendein Team wird sich schon finden, das anderer Meinung ist. Dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob Dallas einen Neuanfang braucht, dann müssen sie zwangsläufig wieder neu aufbauen. Wie gut das nach 2011 funktioniert hat, wissen wir alle.

Marbeiter: Die Frage ist doch nicht, ob die Mavs neu anfangen sollten, sondern wieso sie es plötzlich tun sollten. Oder hat Mark Cuban bei Euch den Anschein erweckt, als wäre er bereit, sein Team auseinanderzureißen, um noch einmal ganz von vorne zu beginnen? Bryce sagt es ja, Cuban war immer sehr aggressiv. Und das wird er auch bleiben. Deshalb ergibt es für mich auch wenig Sinn, über derlei Dinge zu spekulieren. Klar sind Dirk und Chandler nicht mehr die Jüngsten, aber speziell Nowitzki rückt ja gerade bereitwillig ins zweite Glied. Vielleicht wäre er sogar bereit, von der Bank zu kommen, sollte es Cuban gelingen, LaMarcus Aldridge im Sommer irgendwie von einer Rückkehr in seine Heimatstadt zu überzeugen. Unwahrscheinlich, ich weiß, zumal das Ganze finanziell wohl nur schwer zu stemmen wäre und Aldridge wohl in Portland bleiben wird. Im Endeffekt soll das Gedankenspiel nur zeigen, dass für Teams, die bereits Potenzial besitzen, immer die Möglichkeit besteht, sich qualitativ hochwertig zu verstärken. Die Mavs sind für mich eher ein Team für den sanften Umbruch. Sicher ist allerdings, dass Dallas etwas tun muss. Auch da stimme ich Bryce zu. Und auch ich habe meine Zweifel, ob sich um Monta Ellis und Chandler Parsons ein Contender aufbauen lässt.

Seite 1: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Seite 2: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Seite 3: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Seite 4: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Seite 5: Die Spurs sind wieder in Meisterform

SPOX

These: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Marbeiter: Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass immer noch keiner so recht weiß, was er mit den Hawks anfangen soll. Der ungeschlagene Januar war schon etwas ganz Besonderes - und das ist der Punkt. Etwas Besonderes sollte nicht zum Maßstab werden. Deshalb sind die Niederlagen zuletzt auch zu verschmerzen. Zumal auch Atlanta einige Verletzte zu ersetzen hatte und gegen drei Topteams ran musste. Dazu hatten sie den Osten so früh faktisch für sich entschieden, dass sie am Ende vielleicht doch nicht alles aus sich herausholten. Mutmaßung, klar, und es gibt auch keine Garantie, dass man plötzlich wieder besser spielt. Aber so wenig ich im Januar bereit war, die Hawks zum Topfavoriten zu erklären, so wenig bin jetzt bereit, sie abzuschreiben. Das wäre dann nämlich schon die zweite Mutmaßung. Auch wenn sich Atlanta seit Januar in beinahe allen Kategorien deutlich verschlechtert hat. Interessanterweise bricht jedoch nicht die offensive Effizienz am dramatischsten ein, defensiv haben die Hawks deutlicher nachgelassen, erlaubten im März pro 100 Possessions 104,6 Punkte. Auf die Saison gesehen wären damit nur sieben Teams schwächer als Atlanta. Gegen die Bucks sah die Defense jedoch schon wieder bedeutend besser aus, die Rotationen stimmten, das Doppeln funktionierte. Am Ende werden die Hawks aber wohl nur schwer noch mal an die Leistungen aus dem Januar heranreichen, womit ihre beste Zeit tatsächlich vorbei wäre. Vielleicht waren die Hawks da aber auch einfach zu gut.

Petri: Der Zauber ist irgendwie verflogen, ja. Kein Zweifel, das Team ist immer noch richtig stark. Aber die Kantersiege, die Golden State etwa im Westen regelmäßig auflegt, die fehlten zuletzt. Vielleicht ist die Luft etwas raus, nachdem der Top Seed ja schon lange eigentlich sicher war. Vielleicht will man sein Blatt noch nicht zeigen, vielleicht sind es die Verletzungen, vielleicht die regelmäßigen Pausen für die Starter. Kann alles noch klappen. Aber gegen die Top-Teams hat man zuletzt verloren, die Cavs haben die Favoritenrolle inne. Zurecht. Immerhin: Das Restprogramm ist ein netter Aufgalopp in die Postseason, und in Runde eins sollte man auch noch keine Probleme haben. Vielleicht findet man in Atlanta im Verlauf der nächsten Wochen das Mojo wieder, aber an die NBA Finals glaube ich nicht mehr.

Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den reduzierten LEAGUE PASS

Robbers: Ich glaube ja, dass da mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Auf der einen Seite konnte es so einfach nicht weitergehen. Das war gerade am Anfang des Jahres so beängstigend stark. Mittlerweile haben sich die anderen Teams besser auf die Hawks eingestellt. Alles andere wäre auch ein Armutszeugnis für die Liga. Max und Stefan hatten ja bereits angesprochen, dass es ein paar Verletzte gab und das frühe Festzurren des Top Seeds sicher nicht dazu beigetragen haben, weiter auf dem Niveau zu performen. Daher hat es mich nicht verwundert, dass Atlanta zuletzt einige Pleiten kassiert hat. Dazu sollte man die These nicht nur vom Hawks-Standpunkt sehen. Die Herrlichkeit ist in erster Linie vorbei, weil sie jetzt mit den Cavaliers einen ernsthaften Konkurrenten haben. Cleveland hat sich mittlerweile gefunden und geht für mich als bestes Ostteam in die Playoffs. In den Conference Finals können sie das Ganze dann für uns beantworten.

Taylor: Man darf nicht vergessen, Atlanta hatte einfach einen Wahnsinnsstart, hat unglaublich geworfen, den Ball unglaublich gut bewegt. Sie haben tatsächlich fast wie die Spurs gespielt. Die Philosophie ist ja sehr ähnlich. Die Plays, die sie laufen, sind großartig. Allein, wenn man sieht, wie sie Kyle Korver immer wieder schnelle, offene Würfe verschaffen. Nach dem Postentry setzen sie kleine Flare-Screens. Es sind nur kleine Kniffe, die ihm die Würfe verschaffen. Das sind richtig gute Plays, die du nicht wirklich oft siehst, obwohl sie eigentlich nicht mal allzu kompliziert sind. Dazu die Bewegungen, wie sie die Defense in die falsche Richtung locken - das ist schon sehr cool zu sehen. Ob sie ein Contender sind, weiß ich nicht, aber sie sind definitiv ein gefährliches Team. Es wird auf jeden Fall interessant sein, wer zur richtigen Zeit sein Maximum erreicht. Obwohl Golden State momentan richtig dominiert, fragt man sich doch auch bei den Warriors immer wieder, ob sie das über die gesamten Playoffs durchhalten können.

Marbeiter: Was hältst du eigentlich von der These, dass den Hawks der Go-to-Guy fehlt?

Taylor: Das ist situationsbedingt. Du brauchst nicht einen, der dich durch ein ganzes Spiel trägt. Aber du brauchst schon ein, zwei, die das Spiel in den letzten zwei Minuten oder im letzten Viertel übernehmen können. Du musst wissen, wem du den Ball gibst, wer in den entscheidenden Momenten scort. Ist das Paul Millsap oder ein Pick-and-Roll mit Teague, bei dem er für sich oder jemand anderen kreiert? Die Möglichkeiten haben die Hawks. Die Spurs habe ich ja schon angesprochen: Sie spielen zwar starken Teambasketball, haben eben auch Tony Parker und Manu Ginobili, der ebenfalls ein sehr guter Playmaker aus dem Dribbling heraus ist. Du brauchst die richtigen Elemente. Dann ist ein Star im Team auch überschätzt.

Seite 1: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Seite 2: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Seite 3: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Seite 4: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Seite 5: Die Spurs sind wieder in Meisterform

SPOX

These: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Petri: Um es kurz zu machen: Ja. Das Ding ist durch. LeBron wird nicht gewinnen. Westbrook wird nicht gewinnen. Und Harden? Die Tatsache, dass Houston tatsächlich den Two-Seed erreichen kann, ist schon unfassbar. Und der Bärtige spielt sensationell. Also wenn die Rockets am Ende hinter den Warriors landen, hat er noch eine Chance. Es wird aber nicht reichen, denn der MVP-Award geht am Ende eben doch meistens an den besten Spieler des besten Teams, und das ist Curry. Da sind die individuellen Stats gar nicht mehr so entscheidend. Golden State hat wieder eine massive Serie am Laufen, alles riecht derzeit nach mindestens 66 Siegen, wenn nicht sogar mehr. Und wenn ein Team eine derartige Bilanz hinlegt - und dazu noch einen unglaublich würdigen Kandidaten wie Steph in seinen Reihen hat - dann findet man dort am Ende eben auch praktisch immer die Hardware.

Marbeiter: Das sehe ich nicht so, Stefan. Wenn man sich die allgemeine Diskussion ansieht, ist doch eigentlich genau das Gegenteil der Fall. Curry hat mittlerweile gefühlt das schlechteste Standing all jener, die gemeinhin nicht als bester Spieler des Planeten gelten. Westbrook trägt die Thunder ohne Durant und legt Triple-Doubles am Fließband auf. Harden trägt die Rockets ohne Howard. Und Curry? Curry ist einfach nur der beste Spieler des besten Teams der Liga. Keine Kunst. Kürzlich habe ich allerdings die Shooting Stats der Herren Curry, Westbrook, Harden und Paul - den man übrigens gern in die Diskussion aufnehmen darf, ohne rot zu werden - seit dem All-Star Break gesehen. Und Steph kratzt fast an den 50-50-90. Das sind unfassbare Zahlen. Dazu die 63,2 Prozent Dreier aus der vergangenen Woche. Curry hat sich noch mal gesteigert. Der Einzige, der in Sachen Quote in der zweiten Saisonhälfte ansatzweise mithalten kann, ist Chris Paul. Nicht Westbrook. Nicht Harden. Aber das ist natürlich egal, weil die Warriors als Team ja so gut sind. Immerhin haben sie bereits jetzt 60 Spiele gewonnen. Curry spielt also herausragend, das Team spielt herausragend - und das ist das größte Gegenargument? Moment, es gibt ja noch all jene, die behaupten, die Rockets stünden mit Curry nicht dort, wo sie mit Harden stehen. Das gleiche gilt natürlich auch für OKC und Westbrook. Die These hast du ja in unserem MVP-Panel vertreten. Das kann durchaus sein, am Ende sind es dennoch Mutmaßungen. Ich bin allerdings kein Freund solcher Hypothesen. Sie sollten nicht als Fakt verkauft und schon gar nicht als valides Argument angeführt werden, wenn es um den wertvollsten Spieler der Association geht. Für mich ist das MVP-Rennen definitiv nicht entschieden, aber Curry verdient den Award.

Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den reduzierten LEAGUE PASS

Taylor: Für mich sollte Curry MVP werden. Ich bin einfach kein Harden-Fan. Also nicht falsch verstehen: Er ist extrem talentiert und das respektiere ich, in meinen Augen macht er defensiv aber immer noch zu wenig. Ich fühle mich einfach nicht wohl bei dem Gedanken, in einigen Jahren auf die Geschichte zurückzublicken, und dort James Harden als MVP zu sehen - obwohl er statistisch eine großartige Saison spielt und die Rockets nach Dwight Howards Ausfall trägt. Aber die Warriors spielen einfach eine solch dominante Saison und Curry ist der Fixpunkt. Er gibt dem Team so viel. Deshalb sollte man ihm den Award verleihen. Russell Westbrook hat zwar auch Argumente, aber OKC ist auf Rang acht für mich einfach nicht weit genug oben.

Robbers: Harter Tobak, Bryce. Ich bin sicher auch kein Harden-Fan, aber es ist schon krass, wie er die Rockets durch die Saison gebracht hat. Das hätte ich ihm nie im Leben zugetraut. Als Howard das erste Mal länger ausfiel, bin ich von einem ähnlichen Absturz wie bei den Thunder ausgegangen. Aber kommen wir zur eigentlichen These und da glaube ich nicht, dass Curry schon einen Platz in seiner Vitrine freiräumen kann. Es gibt für alle vier Kandidaten gute Argumente und dass häufig Chris Paul und Anthony Davis noch in der Diskussion auftauchen, zeigt, dass selbst die Kandidatenanzahl nicht fix ist. Und diese unterschiedlichen Ansichten und Interpretationen darüber, was einen MVP wirklich ausmacht, werden sich auch auf die Stimmenvergabe auswirken. Ich glaube, dass es eine der knappsten Entscheidungen in der Geschichte geben wird. Aber das ist doch super.

Seite 1: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Seite 2: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Seite 3: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Seite 4: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Seite 5: Die Spurs sind wieder in Meisterform

SPOX

Die Spurs sind wieder in Meisterform

Taylor: Es klingt ein wenig platt, aber die Spurs darfst du einfach nie abschreiben. Sie besitzen Erfahrung, Talent, werfen gut und wissen einfach, wie man den Job erledigt. Klar ist der Westen hart, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass in den Playoffs irgendjemand gegen die Spurs spielen möchte. Zumal ich aus eigener Erfahrung mittlerweile sagen kann, dass es definitiv ein Vorteil ist, wenn du bereits einen Titel gewonnen hast. Wir bei Bayern sind noch nicht so weit, aber du weißt einfach, wie du in gewissen Situationen reagieren musst, dass du dich auch nicht ausruhen darfst, wenn du in einer Serie 2:0 führst. Dann versucht der Gegner erst recht, seine letzte Chance zu nutzen. Das Mentale hilft am meisten. San Antonio hat zudem immer noch eine gute Balance. Sie haben Danny Green, Kawhi Leonard und Patty Mills, die das Team ausbalancieren und Energie bringen. Am Ende des Spiels können sie sich dann auf Pick-and-Rolls zwischen Tony Parker und Tim Duncan verlassen oder Duncan im Post anspielen. Sie wissen einfach, wie es läuft. Was sie vergangene Saison in den Finals gespielt haben, war einfach herausragend. Miami hatte nicht den Hauch einer Chance. Das hat einem auch wieder den Wert von wirklich gut ausgespieltem Teambasketball gegenüber Isolationbasketball gezeigt. Da musst du dich ständig auf Eins-gegen-Eins-Situationen von ein, zwei, drei Jungs verlassen. Und im Gegensatz dazu San Antonios großartiger Transitionbasketball, das Ballmovement, Backscreens, Backcuts. Das war Wahnsinn.

Marbeiter: Es sieht tatsächlich mal wieder ganz danach aus. Eigentlich ist es kaum zu glauben, aber die Spurs haben einen herausragenden März hingelegt. 114 Punkte schenkten sie ihren Gegnern pro 100 Possessions ein und liegen damit 8,5 Zähler über ihrem Saisonschnitt. Das schreit förmlich nach Meisterform. Für mich spielen da zwei Faktoren eine ganz entscheidende Rolle. Da wäre zum einen Tony Parker, der seinen Drive rechtzeitig vor den Playoffs wiedergefunden zu haben scheint und im März durchschnittlich wieder starke 18,4 Punkte auflegte. Und wie Bryce schon sagt, ist Parker ungemein wichtig für San Antonios Offense. Der ganz große Schlüssel ist meiner Meinung nach aber Kawhi Leonard. Dessen komplizierte Handverletzung hat den Spurs im Saisonverlauf ebenso geschadet wie dem Finals MVP selbst. Leonards Defense, seine Athletik, sein Einsatz - all das fehlte San Antonio. Nun scheint er aber wieder ganz der Alte zu sein. Und die Spurs profitieren. Ungemein sogar. Das Net Rating ohne Leonard liegt lediglich bei 0,5 Punkten, mit ihm bei 10,8. Das ist kein geringfügiger Unterschied, das ist einer der Unterschiede zwischen Meisterform und solidem Playoffteam.

Alle Spiele live! Hol Dir jetzt den reduzierten LEAGUE PASS

Robbers: Ich weiß, ich sollte es nicht tun und habe mir eigentlich geschworen, es nie wieder zu tun, aber ich schreibe die Spurs trotzdem für dieses Jahr ab. Das liegt aber nicht an San Antonio selbst - zumindest nicht hauptsächlich. Ich glaube, dass die Konkurrenz in diesem Jahr einfach noch ein Stück besser ist als im Vorjahr. Die Warriors sind ein ganz anderes Kaliber und auch Houston und die Clippers machen in ihrer jetzigen Form einen besseren Eindruck. Memphis und Portland sollte man auch nicht vergessen. Die ersten sechs Teams können alle in die Finals kommen. Zudem ist die Situation einfach eine andere als noch im letzten Jahr. San Antonio war von den so unglücklich verlorenen Finals dermaßen angestachelt, sie wollten unbedingt Rache nehmen. Dieser Ansporn ist jetzt nicht mehr vorhanden. Natürlich ist der Repeat ein tolles Ziel, weil die Spurs es noch nie geschafft haben, aber vom Kopf her ist das eine ganz andere Nummer, als wenn du eigentlich schon den Titel sicher hast und dann so dramatisch verlierst wie San Antonio 2013.

Petri: Moment, Olli! 13-3 in den letzten 16 Spielen. Siege über die Hawks, Thunder, Mavs, Grizzlies zuletzt. Tony Parker ist wieder das wuselige Paint-Monster, Kawhi macht in der Defense die Gegner frisch, das Ball Movement flutscht... Sagen wir es mal so: Die Spurs sind auf dem Weg zur Topform, absolut. Meisterform? Sorry, soweit gehe ich nicht. Abgesehen davon, dass wir eine solche Demonstration wie in den Finals 2014 vielleicht nie wieder erleben werden. Die Warriors sind in Meisterform. Die Cavaliers auch. Gegen beide Teams hat man das letzte Duell verloren - und die Stars werden eben nicht jünger, auch wenn es aussieht, als hätten Gregg Popovich und sein Team manchmal aus der Quelle der ewigen Jugend genascht. Also: Wenn Meisterform mit dem Gewinn der Trophy gleichzusetzen ist, sehe ich sie nicht. Was aber nicht heißt, dass sich der Westen nicht gaaaaaanz warm anziehen sollte...

Seite 1: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year

Seite 2: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Seite 3: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei

Seite 4: Das MVP-Rennen ist längt zu Gunsten Currys entschieden

Seite 5: Die Spurs sind wieder in Meisterform

Alle Spieler von A-Z