These: Mirotic ist der wahre Rookie of the Year
Stefan Petri: Ganz ehrlich: Als ich die These gesehen hab, war meine Antwort eigentlich schon klar. Nein. Vielmehr hab ich mich gefragt, ob nicht ein gewisser Bulls-affiner Kollege die Frage irgendwie in die Triangle geschmuggelt hat. Aber dann hab ich ein bisschen recherchiert - und ich muss zugeben: Nikola Mirotic hat gute Argumente in der Hinterhand. Er hat einen fantastischen März gespielt, ist praktisch der Go-to-guy der Bulls und nicht mehr aus der Crunchtime im vierten Viertel wegzudenken. Mehr Punkte, Rebounds, Assists und Blocks als Wiggins, wenn man die Zahlen auf 36 Minuten hochrechnet. Und da ist die Krux: Man muss seine Zahlen hochrechnen, er spielt ja nicht einmal 20 Minuten pro Partie. In seiner begrenzten Einsatzzeit spielt er richtig gut, keine Frage, und er kann ja auch nichts dafür, dass sein Team im Frontcourt so gut besetzt ist, aber das ist mir doch ein bisschen wenig. Was machen wir, wenn in der nächsten Saison ein Rookie, z.B. für die Warriors, nur zehn Minuten spielt, aber in diesen richtig gut? Irgendwo hört es dann auf, und in meinen Augen sollte der Rookie of the Year schon rund 30 Minuten pro Spiel abreißen. Deshalb: Mirotic ist nicht der Rookie of the Year, aber in einer anderen Situation hätte er es womöglich werden können.
Max Marbeiter: Klar Stefan, man kann mir jetzt mangelnde Objektivität vorwerfen und ich möchte Andrew Wiggins' Leistung sicher nicht schmälern. Sein Spiel ist eines Nummer-1-Picks definitiv würdig. Wiggins hat sich zusehends gesteigert, dazu diese spielerische Eleganz. Andrew Wiggins wäre ein verdienter Rookie of the Year, keine Frage. Und dennoch geht meine Stimme virtuell an Mirotic. Verglichen mit seinen Jahrgangskollegen ist er wie ein Mann unter Jungs. Sein Spiel kommt für einen Rookie unheimlich ausgereift daher. Natürlich leistet auch er sich Fehler, aber Mirotic war einen Monat lang im Stande, ein Team, das mitten im Playoff-Rennen ist, offensiv zeitweise zu tragen. Ohne zwei der besten Spieler dieses Teams. Das habe übrigens nicht ich mir ausgedacht, sondern Jimmy Butler. Der lobte Mirotic nach seiner Verletzung für dessen Leistung im März. Für 20,8 Punkte und 7,6 Rebounds. Einen nicht unwesentlichen Teil seiner Zähler erzielte Mirotic dabei ausgerechnet in der Crunchtime, eigentlich kein Ort für Rookies, oder aber von der Linie. Denn Mirotic weiß, wie man zu Freiwürfen kommt. Er spielt unheimlich clever und hat das Spiel verstanden. Mittlerweile gewöhnt er sich sogar ein wenig daran, auf der Drei zu verteidigen, was den Bulls eine zusätzliche Option verleiht - wenngleich es natürlich ein wenig eigenartig anmutet, wenn Mirotic einen Terrence Rose um diverse Screens herum verfolgt. Nun bleibt Wiggins der bessere Defender, doch Mirotic hat sich gesteigert. Das Rennen ist knapp, aber Threekola hätte es verdient.
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Bryce Taylor: Mirotic ist unglaublich gut. Wir haben vergangene Saison ja gegen ihn und Real gespielt. Seine Vielseitigkeit ist schon beeindruckend. Er kann ziehen, werfen, ist groß, kann rebounden und Würfe blocken. Ich dachte erst, dass er defensiv auf der Drei Probleme haben könnte, aber, wie Max schon sagt, hat er sich da bereits verbessert. Uns hat Mirotic damals dominiert. Sein Basketball-IQ ist immens. Außerdem war ich von seiner Größe beeindruckt, als ich ihn zum ersten Mal vor mir sah. Mirotic ist wirklich riesig. Man konnte definitiv sehen, dass er es in der NBA packen wird. Und jetzt spielt er in letzter Zeit auch wirklich richtig gut und ist, ganz nebenbei, Teamkollege von Aaron Brooks, mit dem ich drei Jahre lang auf dem College in Oregon gespielt habe. Deshalb sind die Bulls eines der Teams, die ich am intensivsten verfolge. Und wie gesagt Mirotic hatte einige richtig gute Spiele. Dazu spielt er "bedeutenden" Basketball, denn die Bulls werden in die Playoffs einziehen. Deshalb kann man mit Blick auf die zweite Saisonhälfte auch definitiv für Mirotic argumentieren. Er ist zudem ja auch kein ganz normaler Rookie. Er hat sich in der Euroleague auf höchstem Niveau bewiesen. Das ist etwas völlig anderes als College-Basketball. Viele kommen ja schon mit 19 vom College in die NBA. Mirotic ist älter, hat mehr Erfahrung. Er wird sicher einige Stimmen bekommen. Am Ende hatte Andrew Wiggins für mich das konstantere Jahr. Deshalb denke ich, dass er es am Ende wird.
Marc-Oliver Robbers: Ich habe ja in der vorletzten Triangle auf die Mütze bekommen, weil ich den Rookie-Jahrgang als enttäuschend bezeichnet habe. Dabei bleibe ich auch weiterhin. Stand heute konnte er die Erwartungen nicht erfüllen. Die Gründe sind vielschichtig, aber hier nicht das Thema. Auch von Wiggins hatte ich anfangs mehr erwartet. Natürlich hieß es, dass er noch roh ist und Zeit braucht, um sich in der NBA zurechtzufinden, aber in einem Timberwolves-Team, in dem er Narrenfreiheit besitzt, hatte ich gedacht, dass er schneller durchstarten wird. Ich freue mich für ihn, dass er es jetzt gepackt hat. Einen Typen wie Wiggins wollen die Leute sehen. Spektakel, Athletik, gute Defense. Sein Privatduell mit Rudy Gobert in dieser Woche war ein Genuss. Allein aufgrund dieses Entertainment-Faktors würde ich Wiggins immer Mirotic vorziehen. Denn sind wir mal ehrlich, die NBA ist eine große Show und die Awards sind häufig auch eine reine Sympathiewahl. Ein Typ, der einem 2,20-Meter-Center ins Gesicht dunkt, hat da immer bessere Chancen als ein Power Forward, der seriös seine Jumper durch die Reuse jagt. Die Nowitzki-Ausnahme lasse ich nicht gelten. Der war 2007 bzw. 2011 so dominant, dass niemand an ihm vorbei konnte. Also bei aller Klasse von Mirotic ist er für mich chancenlos. Für den Award sind nun mal nicht allein die Zahlen maßgeblich.
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