These: Die Hawks-Herrlichkeit ist vorbei
Marbeiter: Irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass immer noch keiner so recht weiß, was er mit den Hawks anfangen soll. Der ungeschlagene Januar war schon etwas ganz Besonderes - und das ist der Punkt. Etwas Besonderes sollte nicht zum Maßstab werden. Deshalb sind die Niederlagen zuletzt auch zu verschmerzen. Zumal auch Atlanta einige Verletzte zu ersetzen hatte und gegen drei Topteams ran musste. Dazu hatten sie den Osten so früh faktisch für sich entschieden, dass sie am Ende vielleicht doch nicht alles aus sich herausholten. Mutmaßung, klar, und es gibt auch keine Garantie, dass man plötzlich wieder besser spielt. Aber so wenig ich im Januar bereit war, die Hawks zum Topfavoriten zu erklären, so wenig bin jetzt bereit, sie abzuschreiben. Das wäre dann nämlich schon die zweite Mutmaßung. Auch wenn sich Atlanta seit Januar in beinahe allen Kategorien deutlich verschlechtert hat. Interessanterweise bricht jedoch nicht die offensive Effizienz am dramatischsten ein, defensiv haben die Hawks deutlicher nachgelassen, erlaubten im März pro 100 Possessions 104,6 Punkte. Auf die Saison gesehen wären damit nur sieben Teams schwächer als Atlanta. Gegen die Bucks sah die Defense jedoch schon wieder bedeutend besser aus, die Rotationen stimmten, das Doppeln funktionierte. Am Ende werden die Hawks aber wohl nur schwer noch mal an die Leistungen aus dem Januar heranreichen, womit ihre beste Zeit tatsächlich vorbei wäre. Vielleicht waren die Hawks da aber auch einfach zu gut.
Petri: Der Zauber ist irgendwie verflogen, ja. Kein Zweifel, das Team ist immer noch richtig stark. Aber die Kantersiege, die Golden State etwa im Westen regelmäßig auflegt, die fehlten zuletzt. Vielleicht ist die Luft etwas raus, nachdem der Top Seed ja schon lange eigentlich sicher war. Vielleicht will man sein Blatt noch nicht zeigen, vielleicht sind es die Verletzungen, vielleicht die regelmäßigen Pausen für die Starter. Kann alles noch klappen. Aber gegen die Top-Teams hat man zuletzt verloren, die Cavs haben die Favoritenrolle inne. Zurecht. Immerhin: Das Restprogramm ist ein netter Aufgalopp in die Postseason, und in Runde eins sollte man auch noch keine Probleme haben. Vielleicht findet man in Atlanta im Verlauf der nächsten Wochen das Mojo wieder, aber an die NBA Finals glaube ich nicht mehr.
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Robbers: Ich glaube ja, dass da mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Auf der einen Seite konnte es so einfach nicht weitergehen. Das war gerade am Anfang des Jahres so beängstigend stark. Mittlerweile haben sich die anderen Teams besser auf die Hawks eingestellt. Alles andere wäre auch ein Armutszeugnis für die Liga. Max und Stefan hatten ja bereits angesprochen, dass es ein paar Verletzte gab und das frühe Festzurren des Top Seeds sicher nicht dazu beigetragen haben, weiter auf dem Niveau zu performen. Daher hat es mich nicht verwundert, dass Atlanta zuletzt einige Pleiten kassiert hat. Dazu sollte man die These nicht nur vom Hawks-Standpunkt sehen. Die Herrlichkeit ist in erster Linie vorbei, weil sie jetzt mit den Cavaliers einen ernsthaften Konkurrenten haben. Cleveland hat sich mittlerweile gefunden und geht für mich als bestes Ostteam in die Playoffs. In den Conference Finals können sie das Ganze dann für uns beantworten.
Taylor: Man darf nicht vergessen, Atlanta hatte einfach einen Wahnsinnsstart, hat unglaublich geworfen, den Ball unglaublich gut bewegt. Sie haben tatsächlich fast wie die Spurs gespielt. Die Philosophie ist ja sehr ähnlich. Die Plays, die sie laufen, sind großartig. Allein, wenn man sieht, wie sie Kyle Korver immer wieder schnelle, offene Würfe verschaffen. Nach dem Postentry setzen sie kleine Flare-Screens. Es sind nur kleine Kniffe, die ihm die Würfe verschaffen. Das sind richtig gute Plays, die du nicht wirklich oft siehst, obwohl sie eigentlich nicht mal allzu kompliziert sind. Dazu die Bewegungen, wie sie die Defense in die falsche Richtung locken - das ist schon sehr cool zu sehen. Ob sie ein Contender sind, weiß ich nicht, aber sie sind definitiv ein gefährliches Team. Es wird auf jeden Fall interessant sein, wer zur richtigen Zeit sein Maximum erreicht. Obwohl Golden State momentan richtig dominiert, fragt man sich doch auch bei den Warriors immer wieder, ob sie das über die gesamten Playoffs durchhalten können.
Marbeiter: Was hältst du eigentlich von der These, dass den Hawks der Go-to-Guy fehlt?
Taylor: Das ist situationsbedingt. Du brauchst nicht einen, der dich durch ein ganzes Spiel trägt. Aber du brauchst schon ein, zwei, die das Spiel in den letzten zwei Minuten oder im letzten Viertel übernehmen können. Du musst wissen, wem du den Ball gibst, wer in den entscheidenden Momenten scort. Ist das Paul Millsap oder ein Pick-and-Roll mit Teague, bei dem er für sich oder jemand anderen kreiert? Die Möglichkeiten haben die Hawks. Die Spurs habe ich ja schon angesprochen: Sie spielen zwar starken Teambasketball, haben eben auch Tony Parker und Manu Ginobili, der ebenfalls ein sehr guter Playmaker aus dem Dribbling heraus ist. Du brauchst die richtigen Elemente. Dann ist ein Star im Team auch überschätzt.
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