NBA

"Cuban war immer sehr aggressiv"

Von Marc-Oliver Robbers, Max Marbeiter und Stefan Petri
In der aktuellen Ausgabe der Triangle Offense diskutiert Bryce Taylor mit den SPOX-Redakteuren
© getty
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These: Die Mavs brauchen einen Neuanfang

Petri: Neuanfang? Ich würde es so formulieren: Dallas muss sich neu orientieren. Butter bei die Fische: Wenn nicht wirklich alles klappt, wenn kein Wunder geschieht, dann wird man in den Playoffs dieses Jahr keine besonders große Nummer sein. Nowitzki sieht zum ersten Mal in seiner Karriere im wahrsten Sinne des Wortes "alt" aus. Aber: Für einen wahren Neuanfang ist es zu früh, denn das würde - und das hat Cuban immer betont - bedeuten: Mindestens eine Saison in der Lottery, und zwar richtig weit unten. Dafür ist das Team aber noch zu gut, und das würde er Dirk auch nicht antun wollen. Also heißt es, das Team mit dem vorhandenen Cap Space ansprechend neu aufzustellen. Tyson Chandler halten, erneut eine gute und billige Bank aufstellen, Rondo lebewohl sagen und irgendwie einen starken Point Guard auftreiben - und dann überlegen, wieviel Monta Ellis wert ist. Zum Favoriten wird man es sicherlich in der nächsten Saison auch nicht bringen, aber noch würde ich das Team nicht abschreiben. Die Mavs waren in der Vergangenheit ja schließlich auch immer wieder für einen überraschenden Move gut.

Taylor: Kommt schon, irgendwie macht es doch immer den Anschein, als wären die Mavs ein, zwei Moves davon entfernt, wieder Meister werden zu können. Seit sie das Team nach der Meisterschaft auseinandergerissen haben, gelingt das aber nicht wirklich. Dallas hat immer ein gutes Team, kann jeden schlagen. Wenn ich mir die Mavs ansehe, kann ich aber einfach nicht sagen, dass sie in diesem Jahr den Titel holen werden. Ob man deshalb gleich den Rebuild einleiten muss, weiß ich allerdings nicht. Ich denke, sie können einige Assets bewegen, die sie eine Stufe anheben würden, womit sie wiederum ein Contender wären. Die Mavs sollten das Team definitiv nicht auseinander reißen. Natürlich wird es aber interessant, zu sehen, was mit Monta Ellis passiert. Dirk ist in den letzten Jahren seiner Karriere und für mich ist Ellis keiner, um den herum man ein Team aufbauen kann. Ich sehe in ihm eher einen Benchscorer wie Jamal Crawford. Wenn er auf der Zwei startet, brauchst du wiederum einen Small Forward, der Plays laufen und für andere kreieren kann. Sie haben das Geld, Mark Cuban war immer sehr aggressiv. Die Mavs sind nah dran, müssen jetzt aber etwas tun. Das wird interessant.

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Robbers: Die Mavs sind mir ja irgendwie ein Rätsel. Die können an einem Abend jedes Team der Liga schlagen und einen Abend später gegen ein Lottery-Team untergehen. Dabei sollte man meinen, dass sie so viel Erfahrung besitzen, dass solche Ausreißer eben nicht passieren. Defensiv gehören sie bekanntlich nicht zu den Premiumteams und der unfassbare offensive Flow vom Saisonanfang ist seit der Verpflichtung von Rajon Rondo auch nicht mehr so vorhanden. Die Verpflichtung könnte sich im Nachhinein echt als Fehler herausgestellt haben. Coach Carlisle hat es bislang nicht geschafft, Rondo so einzusetzen, dass er mit Ellis harmoniert. Dass er zudem kein einfacher Charakter ist, kommt noch hinzu. Es würde mich nicht wundern, wenn Rondo nach der Saison wieder das Weite sucht. Und das käme ja schon einem Neuanfang gleich. Zumal ich mir auch vorstellen könnte, dass Ellis nach der Saison aus seinem Vertrag aussteigt - neuer TV-Vertrag ein Jahr später hin oder her. Ich bin da ganz bei Bryce. Es ergibt für die Mavs keinen Sinn, das Team um Ellis aufbauen zu wollen. Zum Franchise-Player taugt er nicht, aber irgendein Team wird sich schon finden, das anderer Meinung ist. Dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob Dallas einen Neuanfang braucht, dann müssen sie zwangsläufig wieder neu aufbauen. Wie gut das nach 2011 funktioniert hat, wissen wir alle.

Marbeiter: Die Frage ist doch nicht, ob die Mavs neu anfangen sollten, sondern wieso sie es plötzlich tun sollten. Oder hat Mark Cuban bei Euch den Anschein erweckt, als wäre er bereit, sein Team auseinanderzureißen, um noch einmal ganz von vorne zu beginnen? Bryce sagt es ja, Cuban war immer sehr aggressiv. Und das wird er auch bleiben. Deshalb ergibt es für mich auch wenig Sinn, über derlei Dinge zu spekulieren. Klar sind Dirk und Chandler nicht mehr die Jüngsten, aber speziell Nowitzki rückt ja gerade bereitwillig ins zweite Glied. Vielleicht wäre er sogar bereit, von der Bank zu kommen, sollte es Cuban gelingen, LaMarcus Aldridge im Sommer irgendwie von einer Rückkehr in seine Heimatstadt zu überzeugen. Unwahrscheinlich, ich weiß, zumal das Ganze finanziell wohl nur schwer zu stemmen wäre und Aldridge wohl in Portland bleiben wird. Im Endeffekt soll das Gedankenspiel nur zeigen, dass für Teams, die bereits Potenzial besitzen, immer die Möglichkeit besteht, sich qualitativ hochwertig zu verstärken. Die Mavs sind für mich eher ein Team für den sanften Umbruch. Sicher ist allerdings, dass Dallas etwas tun muss. Auch da stimme ich Bryce zu. Und auch ich habe meine Zweifel, ob sich um Monta Ellis und Chandler Parsons ein Contender aufbauen lässt.

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