NBA

High Five für Dummies

Von Martin Gödderz
Yao Ming (2. v.l.) musste als Rookie viel lernen, ordentliche High Fives gehörten auch zum Programm
© getty
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Glücksfee Ray Patterson: Die Lottery wurde erst nach dem legendären NBA-Draft 1984 eingeführt. Zwischen 66 und 84 wurde aber per Münzwurf entschieden, welches der beiden schlechtesten Teams der abgelaufenen Saison den ersten Pick erhalten sollte.

Der Experte für diesen sogenannten "Coin Flip"? Ray Patterson. Als Bucks-Präsident gewann dieser den Münzwurf, der Milwaukee einen gewissen Lew Alcindor als First-Pick einbrachte. Der wurde als Kareem Abdul-Jabbar bekanntermaßen zu einer der größten Legenden des Sports. Doch damit nicht genug: Später, als Präsident und General Manager der Rockets, angelte sich Patterson gleich zwei erste Picks hintereinander.

Pattersons Erfolgsrezept: Der Sohn irischer Einwanderer begab sich stets einen Abend vor dem Münzwurf, der in New York abgehalten wurde, mit den Verantwortlichen seines Teams nach Manhattan in das Irish Pub "Jimmy Weston". Dort wurden nicht nur reichlich Irish Whiskeys getrunken. Die Delegation erhielt von Bar-Besitzer Jimmy Weston persönlich auch noch eine Uhr mit irischen Münzen auf jedem Stundenzeiger.

Diese wurde dann mit zum Münzwurf gebracht und schien zu funktionieren. 1983 und 1984 durften die Rockets dank Pattersons glücklichem Händchen nach erfolgreichem Münzwurf an erster Stelle draften. Sie holten sich 1983 Ralph Sampson und ein Jahr später keinen Geringeren als Hakeem Olajuwon. Ein Jahr darauf wurde der Münzwurf zum Leidwesen von Ray Patterson abgeschafft.

"Bitte nicht Vancouver": Ob ein Spieler nun an erster oder an 15. Stelle gezogen wird, seine Reaktion im Green Room sieht zumeist gleich aus. Ein junger Mann umarmt seine gesamte Familie, zieht sich die Cap seines neuen Teams auf, schlendert freudestrahlend zur Bühne und erzählt dann, wie glücklich er sei, die Chance in der NBA zu erhalten.

So hätte im NBA Draft 1999 normalerweise auch Steve Francis reagieren sollen, als er schon an zweiter Stelle von den aufstrebenden Vancouver Grizzlies gezogen wurde. Doch Francis war eher wenig amüsiert darüber, plötzlich in ein ganz fernes Land, fernab aller Medien und weit weg von seiner Heimat Takoma Park in Maryland wechseln zu müssen.

Die meisten Spieler denken sich diesen Teil nur, doch Francis ließ seinen Gefühlen einfach freien Lauf und drückte seine bittere Enttäuschung offen aus. Er schüttelte den Kopf, er schaute zu Boden und immer wieder zog er die Mundwinkel nach unten.

Er hatte doch so fest damit gerechnet an erster Stelle von den Chicago Bulls gezogen zu werden. Der nächste Jordan wollte er werden, eine Dynastie aufbauen, gar nicht fern von seiner Heimat. Und dann das: Vancouver. Auf der Bühne angekommen nahm er verbittert den Handschlag von Stern entgegen und meinte: "Hoffentlich wache ich morgen wenigstens glücklich auf." Tat er nicht, noch vor Saisonbeginn wechselte er nach Houston.

Ein Zeichen des Respekts: Wir schreiben den 27. Juni 2013. Fast 30 Jahre nach seinem ersten NBA-Draft tritt Commissioner David Stern ab. Zu seinem letzten Draft erscheint Hakeem Olajuwon in exakt dem Outfit, das er 1984 trug, als er den ersten Handschlag der Ära Stern erhielt.

Während Olajuwon den langjährigen NBA-Boss noch über den grünen Klee lobte, gab es vom Publikum in Brooklyn die obligatorischen Buh-Rufe für einen Commissioner, der in seiner langen Amtszeit zwar sehr viel bewegt hatte, jedoch nie so richtig mit den Fans warm geworden war.

Doch Stern trug es mit Humor. Er schien jeden einzelnen Buh-Ruf zu genießen. Dabei grinste der abtretende Chef ein wenig in sich hinein und meinte dann nur lapidar: "Ich sollte unsere internationalen Zuschauer vielleicht noch aufklären: Die Buh-Rufe sind hier ein Zeichen des Respekts."

Immerhin dafür erntete Stern viele Lacher, aber noch mehr Buh-Rufe in Brooklyn. Das Twitter-Universum war jedenfalls begeistert vom "Lord of the Trolls".

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